Evangelische Heimstiftung 

Beteiligung ist der beste Kinderschutz

Hier haben Kinderrechte Platz: Heimpädagogium Schillerhain in Kirchheimbolanden. Foto: lk/evh.

 „Kinder über ihre Rechte zu informieren und sie möglichst umfassend an Entscheidungen und Prozessen in der Einrichtung zu beteiligen, ist die beste Möglichkeit, sie zu schützen“, ist Gert Geister, Einrichtungsleiter im Heilpädagogium Schillerhain, überzeugt. Seit gut zwei Jahren hat die Kirchheimbolandener Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung der Evangelischen Heimstiftung Pfalz (EHS) die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen zu einem Schwerpunkt bei ihrer Arbeit gemacht.

Die Idee, Kinder zu beteiligen, gibt es schon lange. Seit 2001 vertritt ein Kinder- und Jugendrat (KJR) die Interessen der jungen Menschen, die im Heilpädagogium Schillerhain betreut werden. Vor zwei Jahren gründet die Einrichtung zudem eine Steuerungsgruppe aus Vertretern der Leitungsebene, der Mitarbeiterschaft aus allen Bereichen und der Kinder und Jugendlichen. Beteiligung sollte laut Gert Geister alle Bereiche der Einrichtung umfassen: „Hier geht es um eine grundsätzliche Haltung und Einrichtungskultur, die die Kinder und Jugendlichen, die Eltern, die Mitarbeitenden oder die Jugendämter, mit denen wir zusammenarbeiten, einbindet.“

Der 16-jährige Guido und der 13 Jahre alte André engagieren sich beide im KJR. „Uns ist es wichtig, dass die Kinder, die auf dem Schillerhain leben, sich äußern und ihre Rechte wahrnehmen können. Wer ein Anliegen hat, kann sich damit jederzeit an uns wenden“, erklären die beiden. „Themen in letzter Zeit waren zum Beispiel Regeln für die Handy-Nutzung, die Möglichkeit von W-LAN auf dem Gelände oder die Gestaltung des Fußballplatzes“, berichten André und Guido. Auf Initiative des KJR habe es im Frühjahr einen Dreck-Weg-Tag in der Einrichtung gegeben.

Der aus acht bis zehn Mitgliedern bestehende KJR wird jedes Jahr von im Heilpädagogium betreuten Kinder und Jugendlichen neu gewählt. Begleitet und unterstützt wird das Gremium von gewählten Vertrauenserziehern und einer Vertreterin der Einrichtungsleitung. „Außerdem hat der KJR in den Wohngruppen darüber informiert, wie die Kinder und Jugendlichen ihre Rechte hier wahrnehmen können“, erzählt André. Zudem bekommen alle neuen Bewohner eine Schulung über Kinderrechte. In den Gruppen gibt es jede Woche ein Gruppengespräch. „Dort wird über Einzelheiten im Alltag der Gruppe geredet, wie Essensplan oder Freizeitaktivitäten, aber auch über Probleme und Dinge, die verbessert werden können“, erläutert Guido.

„Die Gruppengespräche sind ein Herzstück unserer Beteiligungskultur“, ergänzt Gert Geister. „Wir haben dafür einen verbindlichen Leitfaden erstellt, der regelt, dass dort wirklich die Kinder und Jugendlichen mit ihren Themen im Mittelpunkt stehen.“ Sogar bei der Anstellung neuer Mitarbeiter fließen die Eindrücke der Kinder und Jugendlichen mit ein: Ein Leitfaden regelt die Beteiligung der Kinder und Jugendlichen bei den Hilfeplangesprächen mit dem Jugendamt und den Eltern, wo die Entwicklungsziele festgelegt werden. „Wenn Kinder über ihre Rechte Bescheid wissen, schützen sie sich auch besser“, so Geister.

Grundsätzlich gelte in der Einrichtung das Prinzip der offenen Türen: Alle Bewohner können sich zu jeder Zeit an Mitarbeiter, Fachkräfte des Psychologisch-Therapeutischen Dienstes oder die Einrichtungsleitung wenden. Zugleich geht Geisters Blick über die eigene Einrichtung hinaus. Kinder, Jugendliche und Mitarbeitende nehmen schon seit Jahren an den überregionalen Beteiligungswerkstätten teil. Ebenso beteiligt sich die Einrichtung aktiv an der Planung einer landesweiten Interessenvertretung für Kinder und Jugendliche.