Begeisterter Prediger mit Herz für die Ökumene
Speyer (epd). Sein Herz schlägt für die Ökumene. Dieses weite Feld beackert er von Kindesbeinen an - in der Region, in Deutschland und der Welt. Am 1. März geht Kirchenpräsident Christian Schad im Alter von 63 Jahren offiziell in den Ruhestand: Der anstehende Wechsel der Synoden in der pfälzischen Landeskirche und in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) lege es nahe, hier und dort die inzwischen recht zahlreichen Ämter jetzt weiterzugeben, ist er überzeugt.
Ein Leben für die Ökumene? Schads Großeltern mütterlicherseits lebten in einer Mischehe. Seine Mutter wurde evangelisch getauft und seine katholische Großmutter exkommuniziert. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1965) wurde die religiös aktive Großmutter wieder in die Kirche aufgenommen und ging mit ihrem Enkel zum Gottesdienst. Ein Wechsel der Konfession war für sie nie Thema, aber ihr Sohn Horst und ihr Enkel Christian wurden evangelische Pfarrer. „Als Kind bin ich konfessionell zweisprachig aufgewachsen und habe die andere Konfession als Ergänzung erlebt.“
Christian Schad ist am 14. Februar 1958 in der Industriestadt Ludwigshafen als ältester Sohn in einem liberalen Elternhaus geboren. Bis auf die Großmutter war das familiäre Umfeld nicht besonders religiös. Aber mit den Eltern ging er zum Kirchenchor und lernte Kirche als Ort der Geborgenheit erfahren. Er begeisterte sich für den Beruf des Pfarrers. Sein Vater war strikt dagegen. Weshalb übernahm sein ältester Sohn nicht das Kürschnergeschäft? Schließlich wurde der doch eigens auf den Namen des Urgroßvaters und Firmengründers Christian Schad getauft. „Mein Vater fand das gar nicht gut, erst recht nicht Theologie“, sagt Christian Schad heute. Er habe damals gelernt, „den Weg, den ich gehe, eigenständig zu begründen; ein heilsamer Zwang zur Reflexion“. Es sei kein böser Streit gewesen, „aber eine Kontroverse, und als die Entscheidung zur Theologie gefallen war, war die Sache für meinen Vater okay“. Der jüngere Bruder übernahm das Geschäft.
Nach dem Studium in Bethel, Tübingen und Bonn wurde Schad am 19. Mai 1986 in Weingarten als Pfarrer ordiniert, wo er gemeinsam mit seiner Frau bis 1991 Gemeindepfarrer war – verbunden mit der „Studierendenseelsorge“ in Germersheim. Dann folgte eine steile Karriere. Er wurde Referent im Landeskirchenrat in Speyer und dort sogleich mit der Erarbeitung des neuen „Evangelischen Gesangbuchs“ betraut. Dieses Gesangbuch gilt als sein Meisterstück. Sein Chef, Oberkirchenrat Horst Hahn, gab damals schon die Überzeugung kund: „Wenn sie den net zum Kirchenpräsident machen, sinn sie selber schuld.“
Von 1996 bis 1998 folgten drei Jahre als Dozent am Predigerseminar in Landau, um dann unter großem Applaus im November 1998 im Alter von 40 Jahren zum Oberkirchenrat gewählt zu werden. Ähnlich erging es ihm bei seiner Wahl zum Kirchenpräsidenten im Jahr 2008. Der „geborene“ Gegenkandidat, ein Pfälzer Oberkirchenrat, erklärte frohgemut, dass man „auf ein Opfer auch einmal verzichten müsse“ – und Schad erhielt als einziger Kandidat fast alle Stimmen der Synode. 2014 hat ihn die Landessynode mit großer Mehrheit im Amt bestätigt.
Seit November 2013 ist er zudem Vorsitzender der Union Evangelischer Kirchen in der EKD, seit 2016 evangelischer Vorsitzender des Gesprächskreises zwischen Rat der EKD und Deutscher Bischofskonferenz. Er war Delegationsleiter der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa in Rom. 2019 erhielt er die Ehrendoktorwürde der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz, wo er künftig lehren will.
Am ersten Tag seines Ruhestands wird er Präsident des Evangelischen Bundes, ein 1886 in Erfurt gegründetes großes Arbeitswerk der EKD, das sich mit Fragen der Ökumene befasst. Das Werk teilte mit, dass es ihm gelungen sei, eine ökumenisch profilierte Persönlichkeit für die Spitze des Evangelischen Bundes zu gewinnen, die sich national und international im Dialog mit der römisch-katholischen Kirche engagiere. Fahrrad und Wanderschuhe werden noch warten müssen. Christian Schad lebt seinen Glauben und vertraut auf Gott und die Welt.
Autor: Hartmut Metzger