Treffen der Leitungsgremien der Evangelischen Kirche der Pfalz und des Bistums Speyer 

"Barmherzigkeit kennt keine Obergrenze"

Von links: Domkapitular Peter Schappert, Domkapitular Karl-Ludwig Hundemer, Generalvikar Dr. Franz Jung, Domdekan Dr. Christoph Kohl, Oberkirchenrat Dr. Michael Gärtner, Domkapitular Josef Szuba, Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Weihbischof Ulrich Boom, Domkapitular Franz Vogelgesang, Kirchenpräsident Christian Schad, Oberkirchenrat Gottfried Müller, Weihbischof Otto Georgens, Kirchenrat Wolfgang Schumacher, Ökumene-Referent Dr. Thomas Stubenrauch und Domkapitular Matthias Bender.

Ludwigshafen (is/lk). Am 28. Juni sind die Leitungsgremien der Evangelischen Kirche der Pfalz und des Bistums Speyer zu ihrem jährlichen Austausch zusammengekommen. Im Mittelpunkt des Treffens im Heinrich-Pesch-Haus in Ludwigshafen stand das Thema Barmherzigkeit.

„Barmherzigkeit ist der Schlüssel, um unsere verhärteten Herzen aufzuschließen“, betonte Weihbischof Ulrich Boom aus Würzburg, der als Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ein Impulsreferat hielt. Die Barmherzigkeit umschrieb er als das „Bauchgefühl Gottes“. Barmherzigkeit und Gerechtigkeit stünden nicht im Gegensatz, sondern seien Geschwister: „Gott ist der Vater, der nicht richtet, sondern aufrichtet.“ Seine Barmherzigkeit werde vor allem in Jesus offenbar. Er weise den Menschen „den kleinen Weg zur großen Heiligkeit“. Dabei gehe es vorrangig um Aufmerksamkeit in alltäglichen Dingen, nicht um „große Heldentaten“. Papst Franziskus habe mit dem Stichwort Barmherzigkeit einen „Nerv der Zeit“ getroffen. Angesichts weltweiter Ungerechtigkeiten und Fluchtbewegungen unterstrich Boom: „Barmherzigkeit kennt keine Obergrenze.“

Barmherzigkeit ist ein Schlüsselwort für die Gesellschaft, ein notwendiges Korrektiv zu Tendenzen der Verhärtung und der „Tribunalisierung“: Darin waren sich die Leitungsgremien beider Kirchen einig. Zugleich sei sie ein Anstoß, um über die Gestalt von Kirche nachzudenken. Der Austausch führte zu der Frage, wie nicht nur der einzelne Christ, sondern wie die Kirche als Ganzes barmherzig sein kann.

Im Blick auf den ökumenischen Dialog wurde eine große Nähe zwischen der Barmherzigkeit und dem Kern der Rechtfertigungslehre gesehen. „Die Menschenwürde muss nicht verdient werden, sondern ist ursprünglich gegeben“, hob Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann hervor. Damit stelle das Heilige Jahr der Barmherzigkeit eine gute Brücke zur Erinnerung an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren dar. „Das Reformationsjubiläum im kommenden Jahr wollen wir als Christusfest im ökumenischen Geist begehen“, lud Kirchenpräsident Christian Schad die Christen anderer Konfessionen zum Mitfeiern ein. Dazu werde es eine Reihe von Veranstaltungen geben, unter anderem einen ökumenischen Versöhnungsgottesdienst in der Abteikirche von Otterberg am 12. März 2017 unter dem Leitwort „Healing of memories – Die Erinnerungen heilen“.