Konzertante Rundreise mit Stifts- und Bezirkskantor Simon Reichert 

Bachs gesamtes Orgelschaffen im Kirchenbezirk Neustadt

Simon Reichert. Foto: privat

Neustadt (lk). In einem 18 Stationen umfassenden Konzertzyklus wird Simon Reichert, Stifts- und Bezirkskantor in Neustadt, vom 21. Februar bis 27. Dezember 2015 das gesamte Orgel-Schaffen Johann Sebastian Bachs aufführen. Da er am Dienstsitz Stiftskirche derzeit kein Instrument zur Verfügung hat, spielt der mehrfach international ausgezeichnete Organist mit seinem außergewöhnlichen Programm auf Instrumenten im Kirchenbezirk Neustadt. Darunter seien wahre Schmuckstücke, schwärmt der Kantor.

„Ich habe im ganz sprichwörtlichen Sinn in der Not auch die Tugend entdeckt“, sagt Reichert, der in der gerade renovierten Neustadter Stiftkirche noch bis voraussichtlich Mitte 2016 ohne Orgel auskommen muss. Dies sei nicht seine erste „konzertante Rundreise“ durch den Kirchenbezirk, allerdings mit Bachs gesamtem Orgelwerk sicher die umfangreichste und ambitionierteste. Die Attraktivität der sehr zeit- und übungsintensiven Aktion liegt für ihn auf der Hand. Johann Sebastian Bach habe er ganz bewusst ausgewählt. „Da darf man ein breites Interesse beim Publikum voraussetzen, was dem pragmatischen Zweck des Unterfangens sicher dienlich ist: Eine nachhaltige Werbe- und Benefizaktion für die Stiftskirche Neustadt zu sein, die seit dem Abbau der maroden Oberlinger-Orgel ohne Instrument ist.“

Gleichzeitig würden die teils sehr schönen Kirchenräume und wertvollen Instrumente im Kirchenbezirk Neustadt dadurch eine nie gekannte Aufmerksamkeit erfahren. Reichert nennt beispielsweise die historischen „Geib“-Orgeln in Lambrecht und Altdorf, die „Stumm“-Orgel in Haardt, aber auch das moderne, sehr klangvolle Instrument in der Haßlocher Christuskirche (Hartung/Winterhalter). Er beobachte, dass vielfach die Wertschätzung der Gemeindemitglieder für ihre Orgel steige und damit auch das Bewusstsein, dass Pflege und Wartung eines solchen Instruments unerlässlich seien. Ganz am Rande habe das Projekt noch einen ökumenischen Aspekt, denn die beiden schönen Mahler/Seuffert-Orgeln in den katholischen Kirchen von Kirrweiler seien ebenfalls Stationen im Bach-Zyklus. Reichert nutzt auch die mittlerweile engen Kontakte zu den Pfarrern und Organisten vor Ort, um inhaltlich Impulse zu geben und beratend bei der Instrumentenpflege zu helfen.

Hinsichtlich des Zustands der Oberlinger-Orgel hatte Simon Reichert bei seinem Dienstantritt 2009 keinerlei Illusionen. „Eine Renovierung wäre teuer und wenig befriedigend gewesen, darüber herrschte Konsens mit dem Orgelbausachverständigen der Landeskirche, Gero Kaleschke.“ So konzentrierten sich jetzt die vorhandenen Mittel zuzüglich des laufenden Spendenaufkommens auf eine neue Chor-Orgel, die im Sommer 2016 im Nord-Chor der Stiftskirche ihren Dienst aufnehmen soll. Es handele sich dabei um ein Instrument in der barocken Arp-Schnitger-Tradition, bestellt beim holländischen Orgelbauer Bernhardt H. Edskes, mit zwei Manualen und Pedal, 18 Registern, im Cornett-Ton (465 Hz) gestimmt. „Wenn das gestemmt ist, und wir weiter tüchtig ‚Pfeifenpaten‘ werben können, werden wir das nächste Projekt in Angriff nehmen: die große  romantisch-sinfonisch ausgerichtete Orgel für die Empore“, so der Kantor.

Bei dem aufwändigen Orgel-Projekt zähle für ihn außer dem Bemühen, Spendengelder einzuspielen, vor allem der künstlerische Impuls, sagt Reichert. Aber auch pädagogische Komponenten gebe es: „Beispielweise möchte ich durch die chronologische Anordnung die frühen Kompositionen, die ansonsten kaum je zu hören sind, ins rechte Licht rücken. Bachs erste Orgelwerke, mit 15, 16 Jahren komponiert, sind bereits geniale kleine Meisterwerke; und geben Anlass zum Staunen.“

Hinweis: Weitere Informationen zum Bach-Gesamtzyklus unter www.simonreichert.de.