Kirchenpräsident und Bischof: Ökumenisches Miteinander stets neu bezeugen 

Aussöhnung ist eine Lebensaufgabe

Otterberg (lk/is). In einem Buß- und Versöhnungsgottesdienst mit rund 900 Besuchern in der Otterberger Abteikirche haben der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad und der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann im Reformationsjahr 2017 die Christen aller Konfessionen dazu aufgerufen, das ökumenische Miteinander immer wieder in konkretem Reden und Tun zu bezeugen.

„Unsere Identität als Christen ist weit mehr als bloß eine abstrakte Idee. Sie muss sich zeigen und bewähren“, sagte Bischof Wiesemann in dem ökumenischen Gottesdienst aus Anlass des Jubiläums 500 Jahre Reformation. Unter dem Titel „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“ gestalteten die Feier außerdem mit: der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen – Region Südwest (ACK), Pastor Jochen Wagner, Erzpriester Georgios Basioudis von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie von Deutschland, Ruth Raab-Zerger als Vertreterin der südwestdeutschen Mennonitengemeinden sowie die Otterberger Pfarrer Achim Dittrich (katholisch) und Harry Albrecht (evangelisch).

Die Bereitschaft, sich zu versöhnen, müsse die Grundhaltung jedes Christen sein, führten Kirchenpräsident Schad und Bischof Wiesemann in ihrer Dialogpredigt aus, in der sie auch persönliche Erfahrungen geglückter und misslungener Gemeinschaft schilderten. „Vorbei sind die Zeiten, in denen wir uns gegenseitig der Gewissheit der Hölle versicherten, statt der gemeinsamen Suche des Himmels. Von gestern ist der Fehlschluss, wonach wir aus dem Anderssein des Anderen nur die Überlegenheit des Eigenen ableiten konnten“, sagte Schad. Wo die Konfessionen im Namen Jesu versammelt seien, sei Gott mitten unter ihnen. „Freuen wir uns an der Vielfalt und demonstrieren wir glaubhaft die Fähigkeit zur Einheit“, so der Kirchenpräsident.

„Wir verschließen die Augen nicht vor dem, weswegen wir in der Vergangenheit aneinander schuldig geworden sind und es bis heute werden“, führte Bischof Karl-Heinz Wiesemann aus. Die Bereitschaft, sich mit den Mitmenschen auszusöhnen, sei indes „mehr als nur ein punktuelles Geschehen. Sie ist eine Lebensaufgabe“. Die bewusste Aufarbeitung negativer Erfahrungen und das vergebende Wort seien heilsam, „weil sie helfen zu überwinden, was unserer sichtbaren Einheit noch im Wege steht“, sagte der Bischof. Das Reformationsjahr diene nicht dazu, Identität durch Abgrenzung zu gewinnen. „Wir feiern nicht uns, sondern Jesus Christus allein. So werden wir unserem gemeinsamen Auftrag gerecht“, erklärten Schad und Wiesemann.

Konkret haben sich in den Kirchengemeinden und Pfarreien bereits viele Menschen aufgemacht, im Laufe des Reformationsjahres 2017 einen ökumenisch-geistlichen Übungsweg gemeinsam zu gehen: Bis jetzt haben sich 26 Gruppen, davon sieben außerhalb der Pfalz, dem bundesweit einzigartigen Projekt unter dem Motto „zusammen wachsen“ angeschlossen. Sie wurden am Sonntag gesegnet und ausgesandt. Der Übungsweg gibt Impulse für persönliche Glaubensübungen und -erfahrungen und nimmt in der Form von Exerzitien im Alltag zentrale Themen der Reformation auf. Der dazu vom Institut für kirchliche Fortbildung bereits in zweiter Auflage herausgegebene spirituelle Leitfaden lade dazu ein, sich offen und neugierig auf den Weg zu machen und „in ökumenischer Gemeinschaft die geistigen Wurzeln, durch die wir zutiefst verbunden sind, zu erkunden“, heißt es im Vorwort.

Musikalisch umrahmten den Gottesdienst ein ökumenischer Projektchor und eine Bläsergruppe unter der Leitung des Bezirkskantors des katholischen Dekanats Kaiserslautern, Siegmar Junker, sowie der Landeskirchenmusikdirektor der Evangelischen Kirche der Pfalz, Jochen Steuerwald, an der Orgel. Die Abteikirche Otterberg gilt als Symbol für ein gelebtes ökumenisches Miteinander in der Pfalz. Jahrhundertelang feierten dort Katholiken und Protestanten ihre Gottesdienste unter einem Dach, aber bis 1979 durch eine Mauer getrennt. Seit 25 Jahren wird sie als Simultankirche von beiden Konfessionen gemeinsam genutzt.

Hinweis: Das Übungsheft „zusammen wachsen. Ökumenisch-geistlicher Weg 500 Jahre Reformation“ kann beim Institut für kirchliche Fortbildung bestellt werden. Es kostet 10 Euro, bei einer Bestellung von zehn Exemplaren 8 Euro und von hundert Exemplaren 6 Euro. Kontakt: Institut für kirchliche Fortbildung, Luitpoldstraße 8, 76829 Landau, Telefon 06341 / 55680571, E-Mail: info@institut-kirchliche-fortbildung.de.