Kirchenpräsident Christian Schad: Wir müssen nicht auf das Gestern fixiert bleibe 

Aus der Starre zu neuem Leben aufmachen

Mit aufrechtem Gang auch in das Jubiläumsjahr der Reformation (von links): Dekan Markus Jäckle, Kirchenpräsident Christian Schad und Oberbürgermeister Hansjörg Eger. Foto: Landry

Speyer (lk). Christen feiern nach Ansicht von Kirchenpräsident Christian Schad bei jeder Jahreswende auch die Hoffnung auf persönliche Veränderung und Verwandlung, die sie zu dem werden ließen, wozu sie bestimmt seien: „zu Menschen mit aufrechtem Gang und zu freien Geschöpfen unter dem Himmel“. Im Gottesdienst am Altjahresabend in der Speyerer Gedächtniskirche betonte Schad, dass zwar die Hoffnung auf Wandel auch den Zweifel und die Angst kenne und man sich an das, was gewesen sei, klammere, „aber Gott sei Dank müssen wir nicht auf das Gestern fixiert bleiben“.

Aus Ängsten und Sorgen wachse nichts Gutes, erklärte der Kirchenpräsident im Blick auf die Flüchtlingsdebatte und die Diskussionen nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt. Jegliche Form von Menschenverachtung sei inakzeptabel, betonte Schad. Rechtsextreme Ideologen und militante Islamisten strahlten gleichermaßen eine menschliche Kälte aus, die einen frösteln lasse. „Sie säen Zwietracht und verbreiten Lügen, die für viele Menschen nicht mehr von echten Fakten zu unterscheiden sind. Regeln des Anstands, Grundmaßstäbe des menschlichen Umgangs miteinander geraten ins Wanken“, sagte Schad.

Angesichts der Ereignisse und der vielen Hiobsbotschaften des zu Ende gegangenen Jahres falle es mitunter schwer, an Gottes Begleitung und Gegenwart zu glauben. Viele Menschen könnten ihn und seine Beständigkeit dort nicht erkennen, wo unsägliches Leid, wo Krieg und Hass und Feindschaft herrschten. Doch Christus herrsche nicht, indem er „die Strippen zieht. Er ist da, indem er der Bruder der Menschen wird“, erläuterte der Kirchenpräsident.

Während Christus nach den Worten des Hebräerbriefs „gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit“ sei (Hebräer 13,8), gelte für den Menschen, „dass wir noch wandlungsfähig sind, so oft wir uns zu neuen Ufern aufmachen: aus der Ohnmacht in schöpferische Kraft, aus der Wut in neuen Mut, aus Schuld zu praktizierter Vergebung, aus der Starre zu neuem Leben“, sagte Schad.