Kirchenjubiläen 

Aufgeklärt und von ökumenischer Weite

Aufmerksame Zuhörer: Vortrag von Kirchenpräsident Christian Schad in Kirchheimbolanden.

Architekt Thomas Müller, Beigeordneter Wilfried Pick, Dekan Stefan Dominke, Kirchenpräsident Christian Schad und die Musiker Kerstin Becker, Roland Feix und Martin Reitzig (v.r.).

Gespräch mit Gemeindemitgliedern. Fotos: lk

Kirchheimbolanden (lk). Kirchenpräsident Christian Schad sieht die Reformation erst mit der Einheit der Kirchen in „versöhnter und versöhnender Verschiedenheit“ vollendet. Das Grundanliegen Martin Luthers sei die Reformation der einen Kirche gewesen, sagte Schad in seinem Vortrag „Vom Reformations- zum Unionsjubiläum“ am Freitag in Kirchheimbolanden.

„Was kam, waren die Kirchen der Reformation. Das konnte und kann auf Dauer nicht befriedigen“, führte Schad mit Blick auf den Reformationstag am 31. Oktober aus. Es waren, so der Kirchenpräsident weiter, die Protagonisten der Kirchen-Vereinigung Anfang des 19. Jahrhunderts, die in der Union die Verwirklichung der reformatorischen Idee erblickten. Mit dem Jubiläum „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“ erinnert die Evangelische Kirche der Pfalz in diesem Jahr an diese Vereinigung vormals reformierter und lutherischer Kirchengemeinden 1818.

Das Unionsjubiläum sei – wie bereits das Reformationsjubiläum 2017 – in der pfälzischen Landeskirche geprägt von „ökumenischer Weite“, sagte Schad bei der Feier zur Einweihung der neu gestalteten Innenräume des protestantischen Dietrich-Bonhoeffer-Hauses. „Schon vom 300. Reformationsgedenken im Jahr 1817 waren freilich wichtige innerevangelische Impulse für die Kirchenunion 1818 ausgegangen“, betonte der Kirchenpräsident.

Die kirchengeschichtlichen Ereignisse vor 200 Jahren seien darüber hinaus prägend gewesen für das Selbstverständnis der Protestantischen Landeskirche: Sie ist eine „Beteiligungskirche“ mit presbyterial-synodaler Verfassung. Die von der Aufklärung und dem Rationalismus ausgehenden Bildungsimpulse der damaligen Zeit hätten sowohl in die Kirche als auch in den politischen Raum hineingewirkt, sagte Kirchenpräsident Schad: „Tatsächlich hat die frühe Demokratiebewegung in Deutschland hier einen kräftigen Bundesgenossen gefunden, der das reformatorisch-protestantische Emanzipationspotenzial der früh-liberalen Reformpolitik zuführen sollte.“

„Protestanten glauben aufgeklärt. Sie haben Mut zur Zeitgenossenschaft und lassen Raum für unterschiedliche Frömmigkeitsstile. Dass Aufklärung und Protestantismus, Glaube und Vernunft, Glaube und Verstehen ein intimes Bündnis eingegangen sind, ist bis heute ein hohes Gut. Nur ein aufgeklärter Glaube bewahrt vor Aberglauben, Fundamentalismus und religiösem Fanatismus“, unterstrich Schad: „Das Jubiläum 200 Jahre Pfälzer Kirchenunion bietet vielfältige Gelegenheiten, den ökumenischen und demokratischen Impulsen, die von der Union ausgegangen sind und bis heute ausgehen, nachzudenken.“

Das 1878 erbaute und 1956 von der Protestantischen Kirchengemeinde erworbene Dietrich-Bonhoeffer-Haus in Kirchheimbolanden präsentiert sich nach umfangreichen Renovierungsarbeiten mit neu gestalteten Innenräumen. Ausgestattet mit moderner Technik und einem ansprechenden Beleuchtungskonzept sei das Gemeindehaus nun noch benutzerfreundlicher, freut sich der Dekan des Kirchenbezirks Donnersberg, Stefan Dominke. Musikalisch umrahmten die Feier zur Wiedereröffnung Bezirkskantor Martin Reitzig, Kerstin Becker und Roland Feix.