Ökumenische Telefonseelsorge: Einsamkeit ist nicht nur an Weihnachten ein Thema 

Anonym. Kompetent. Rund um die Uhr.

Peter Annweiler

Kaiserslautern (lk). Weihnachten mit der Familie zu feiern, gehört für die meisten Menschen einfach dazu. Wenn aber niemand da ist, mit dem man feiern kann, macht sich gerade an den Feiertagen Einsamkeit bemerkbar. Einsamkeit – das ist auch eines der Themen, die bei der Telefonseelsorge am häufigsten angesprochen werden, meint der evangelische Leiter der Ökumenischen Telefonseelsorge Pfalz, Peter Annweiler. 

„Neben Themen wie Gesundheit, Beziehung und Suizidgedanken ist Einsamkeit ein großes Thema – das aber nicht nur an Weihnachten“, sagte Annweiler. „Vor den Feiertagen häufen sich eher Fälle, in denen gestresste Anrufer Entlastung suchen.“ Darüber zu reden, biete oftmals Hilfe. Auch bei einsamen Menschen könne man im Gespräch nach Möglichkeiten der Alltagsgestaltung suchen, die das Gefühl des Alleinseins lindern. 

„Natürlich wird aber vielen gerade an Weihnachten bewusst, wen sie vermissen, egal ob sie in Trauer sind oder der Kontakt einfach nur abgerissen ist“, erklärt der Seelsorger. Jedoch steige die Anruferzahl an Heiligabend kaum an, eher an den Tagen davor und danach. Die Themen der Anrufe unterscheiden sich nicht sehr von denen anderer Jahreszeiten, doch sie erhalten eine weihnachtliche „Färbung“, meint Annweiler. „Vielfach rufen uns Menschen mit psychischen Erkrankungen an, für die wir außerhalb von Behandlungszeiten wichtige Gesprächspartner sind.“

Die Gespräche bei der Ökumenischen Telefonseelsorge sind beidseitig anonym. Das soll die Hemmschwelle senken und ein Gefühl der Sicherheit geben. „Dennoch gibt es da eine unglaubliche Nähe und Direktheit“, schildert der Pfarrer. „Der Telefonhörer liegt direkt auf dem Ohr, und das Ohr geht sehr weit nach innen.“ Durch diese Direktheit und Anonymität seien die Dialoge bei der Telefonseelsorge meist sehr intensiv. Aber man müsse sich auch als Seelsorger von den Problemen abgrenzen können. 

„Die Gespräche sind so unterschiedlich wie die Menschen, mit denen sie geführt werden“, sagt Annweiler. Gesprächskompetenz sei ebenso wichtig wie die Fähigkeit, die Unterhaltung zu steuern und zu klären, was der Anrufer möchte, ihn wertzuschätzen und Empathie zu zeigen. Für ihn seien die vier Grundsäulen der Telefonseelsorge Dasein, Standhalten, Trösten und Stärken. 

In der Ökumenischen Telefonseelsorge Pfalz arbeiten rund 80 Ehrenamtliche, die dreimal im Monat für je fünf Stunden an den Apparaten sitzen. Die Telefonseelsorge ist 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche besetzt. Die Telefonseelsorge Pfalz führt pro Jahr etwa 10.000 Seelsorge- und Beratungsgespräche. Die durchschnittliche Gesprächsdauer liegt bei 25 Minuten, erklärt Annweiler, der die Telefonseelsorge mit seinen katholischen Kolleginnen Astrid Martin und Ursula Adam leitet. 

Um ehrenamtlicher Telefonseelsorger zu werden, muss eine Ausbildung absolviert werden, die eineinhalb Jahre dauert und in denen 200 Unterrichtsstunden besucht werden müssen. Darin werden Themen behandelt wie beispielsweise Selbsterfahrung, Gesprächsführung und Fragen, die häufig bei der Telefonseelsorge zur Sprache kommen. Nach der Hospitation erfolgt schließlich die Zulassung als Telefonseelsorger. 

„Wünschenswert ist es, wenn unsere Bewerber Lebenserfahrung und Offenheit mitbringen“, sagt Annweiler. Im Bewerbungsgespräch werde auch geprüft, ob der Bewerber oder die Bewerberin sich gut in andere Menschen einfühlen könne. Der Ausbildungskurs wird alle zwei Jahre durchgeführt, der nächste Kurs startet voraussichtlich 2017.

 Hinweis: Die Telefonseelsorge ist bundesweit unter den Rufnummern 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222 erreichbar sowie online zur Chat- und Email-Beratung unter www.telefonseelsorge-pfalz.de.