Das Psychosoziale Zentrum Pfalz hat in Ludwigshafen seine Arbeit aufgenommen 

Anlaufstelle für besonders belastete Flüchtlinge

Ludwigshafen (dwp). Als Anlaufstelle für besonders belastete Flüchtlinge hat das Psychosoziale Zentrum (PSZ) Pfalz im Juli in Ludwigshafen seine Arbeit aufgenommen. Träger des Zentrums ist das Diakonische Werk Pfalz. Jetzt gaben die Mitarbeitenden erstmals Einblick in ihre Arbeit und berichteten von ihren Erfahrungen.

Das PSZ ist eine Beratungsstelle für besonders schutzbedürftige und/oder traumatisierte Flüchtlinge: Opfer von Folter und Gewalt sowie schwer psychisch oder körperlich erkrankte Menschen. In Rheinland-Pfalz gibt es fünf solcher Zentren: in Mayen, Altenkirchen, Trier, Mainz und Ludwigshafen. Das PSZ Pfalz in Ludwigshafen ist das einzige Zentrum im Süden des Landes. Bislang haben hier 29 Menschen Hilfe und Unterstützung gesucht. Es besteht bereits eine Warteliste.

„Etwa die Hälfte der zu uns kommenden Flüchtlinge ist traumatisiert und die Landesregierung setzt sich dafür ein, dass diese Menschen professionell behandelt werden, wie es im Übrigen auch die EU-Asylaufnahmerichtlinie fordert. Das Land hat in diesem Jahr zusätzlich 500.000 Euro bereitgestellt, um den Ausbau der psychosozialen Beratung traumatisierter Flüchtlinge zu fördern und damit Einrichtung zweier neuer Beratungszentren in Ludwigshafen und Mainz unterstützt“, erklärt Integrationsstaatssekretärin Margit Gottstein. „Unser Ziel ist es aber, die traumatisierten Flüchtlinge in die Regelversorgung zu bringen.“

„Die Diakonie in Rheinland-Pfalz hat sich seit Jahren für die Schaffung von weiteren Psychosozialen Zentren im Land eingesetzt. Es ist schön, dass unser Engagement nunmehr dazu geführt hat, dass dieses wichtige Angebot für Flüchtlinge nunmehr auch in Ludwigshafen eingerichtete werden konnte. Gerade im Hinblick auf die aktuelle Situation kann dies aber nicht das Ende sein. Deswegen fordern wir das Land eindringlich auf, sich hier auch zukünftig und nachhaltig zu engagieren, damit die Zentren im Lande ihre Arbeit weiter auf- und ausbauen können“, sagt Uli Sextro, landesweiter Referent für Flucht und Migration der Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz.

„An der Schnittstelle zur psychosozialen Beratung bietet das PSZ besonders belasteten Flüchtlingen Beratung im Asylverfahren und zu ausländerrechtlichen Fragen, Krisenintervention, Stabilisierung, psychologische Diagnostik und psychotherapeutische Unterstützung an“, erklärt Brigitte Thalmann, Leiterin der Abteilung Soziales und Freiwilligendienste des Diakonischen Werkes Pfalz und Stellvertreterin des Landespfarrers für Diakonie, Albrecht Bähr. „Der Bedarf ist enorm. Das PSZ ist eine dringend notwendige Ergänzung unseres bereits etablierten Beratungsangebots für Flüchtlinge.“

Betroffene Flüchtlinge werden unabhängig von Nationalität, Aufenthaltsstatus, politischer, ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit beraten und haben keinerlei ausländerrechtliche Restriktionen zu befürchten. Die Beratung ist kostenfrei und unterliegt der Schweigepflicht.

Neben Beratung und Information stehen psychologische Diagnostik und die psychotherapeutische Unterstützung im Vordergrund. Für die Berücksichtigung von traumatischen Störungen im Asylverfahren sind gutachterliche Stellungnahmen notwendig. „Wir streben eine Zusammenarbeit mit ambulanten und stationären Einrichtungen an, weil nur so ansatzweise die Asylbewerber in der Pfalz die notwenige Unterstützung erhalten können“, sagt der Integrationsbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz und der Diakonie Pfalz, Reinhard Schott.

Alle Hilfestellungen dienen dazu, die psychosoziale Situation der stark belasteten Flüchtlinge zu verbessern. „Trotz ihrer enormen Belastungen erkranken aber nicht alle Flüchtlinge und Asylsuchende an einer posttraumatischen Belastungsstörung. Vielen gelingt es aufgrund einer guten psychischen Widerstandsfähigkeit sowie mit Hilfe stabiler Bindungen, ihre schlimmen Erlebnisse mit der Zeit zu verarbeiten und sich gut zu integrieren“, erklärt Beraterin Britta Geburek-Haag. Sie legt deshalb bei ihrer Arbeit viel Wert auf Stabilisierung und Ressourcenstärkung. „Die gute, vertrauensvolle Beziehung zwischen Klientin/Klient und Beraterin/Berater ist dafür eine Grundvoraussetzung.“

Da die Klientinnen und Klienten möglichst in ihrer Muttersprache sprechen sollten, kommt den Sprachmittlern und Sprachmittlerinnen im PSZ ebenfalls eine zentrale Rolle zu. „Sie müssen nicht nur über sehr gute Sprachkenntnisse verfügen, sondern selbst so gefestigt sein, dass sie angesichts der oft schlimmen Inhalte der Gespräche nicht sekundär traumatisiert werden“, erläutert Psychologe Hans Joachim Schmitt. Die Auswahl passender Dolmetscher sowie deren Schulung im Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen sei darum eine wichtige Aufgabe der Psychosozialen Zentren. „Im Moment suchen wir dringend Übersetzer und Übersetzerinnen für Romanes, Albanisch, Tigrinya und Somalisch“, sagt Schmitt.

Kontakt: Psychosoziales Zentrum Pfalz, Wredestraße 17, 67059 Ludwigshafen, Telefon: 0621/49077710, E-Mail: psz-pfalz@diakonie-pfalz.de, www.diakonie-pfalz.de. Sprechzeiten: Montag bis Donnerstag: Termine nach Vereinbarung, Freitag: 10 bis 13 Uhr, offene Sprechstunde ohne Terminvereinbarung.