Kommentar zu den Reaktionen auf die Pariser Anschläge 

Angst ist der schlechteste Ratgeber

Das war ja klar. Nach den Terroranschlägen von Paris hat es nur wenige Stunden gedauert, bis die sozialen Netzwerke übergelaufen sind von fremdenfeindlichen Äußerungen. Besonders auf die Flüchtlinge haben es viele User abgesehen. „Da sieht man ja, zu was Offenheit und Toleranz führen“ oder „Flüchtlingseinreise sofort stoppen“ – das sind nur zwei der noch relativ harmlosen Kommentare.

Ich finde das erbärmlich. Die Tragödie vom Freitag auszunutzen, um gegen Flüchtlinge zu hetzen und gezielt rechtspopulistische Stimmung zu machen - das schürt bloß Angst. Klar, ein paar Menschen können genau diese aus machtpolitischen Gründen gut gebrauchen. Aber für alle anderen ist sie einer der schlechtesten Ratgeber.

Gott weiß, dass wir Menschen Angst haben. Das gehört sozusagen zu unserer Grundausstattung. Mit ihr hat Gott uns geschaffen. Aber er zeigt uns auch, wie wir mit unserer Angst am besten umgehen können. Im Alten Testament sagt Gott zum Menschen: Fürchte Dich nicht (…) Ich habe dich bei deinem Namen gerufen.

Dass Gott mich mit Namen anspricht, das beinhaltet sein Angebot an mich, mit ihm in Kontakt zu treten. Die Kluft zwischen ihm und mir, die ich manchmal empfinde, zu überwinden. Was zwischen Gott und Mensch funktioniert, das kann auch funktionieren zwischen Mensch und Mensch.

Konkret: Wenn ich erstmal den Namen des Flüchtlings in meiner Nachbarschaft kenne, dann nehme ich ihn war als Menschen. Und wenn ich ihn mit Namen anrede, dann gebe ich ihm die Chance, mir zu antworten und ein Gespräch mit mir zu beginnen. Mir von sich zu erzählen und umgekehrt auch mehr über mich zu erfahren. Kurz gesagt: Wer den Namen eines anderen ruft, der tritt in persönlichen Kontakt mit ihm. Und das wiederum ist auch ein gutes Mittel gegen meine Angst. Landespfarrer Dejan Vilov, Rundfunkbeauftragter beim Saarländischen Rundfunk