Auf „Archion“ sind bereits die meisten digitalisierten Kirchenbücher des Zentralarchivs abrufbar 

Alt, aber nicht verstaubt: Tausende Kirchenbücher online

Gabriele Stüber (dritte von links) bei der Freischaltung des Kirchenbuchportals im Kasseler Haus der Kirche. Foto: Landeskirchliches Archiv Kassel

Speyer (lk). Für viele Ahnenforscher sind sie unentbehrlich, seit kurzem haben Interessierte die Möglichkeit, online Familiengeschichte zurückzuverfolgen: Auf dem neuen Kirchenbuchportal www.archion.de können Tausende digitalisierte evangelische Kirchenbücher eingesehen werden. „Die Nutzer erhalten die wichtigsten Informationen zu personengeschichtlichen Daten“, freut sich Gabriele Stüber, Leiterin des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche der Pfalz, über die Freischaltung der Plattform. Stüber ist Aufsichtsratsvorsitzende der Kirchenbuchportal GmbH, die „Archion“ in Zusammenarbeit mit elf evangelischen Landeskirchen entwickelt hat.

Rund 6.000 Amtshandlungsbücher lagern im Archiv der pfälzischen Landeskirche, etwa 5.000 davon sind schon digitalisiert, davon können wiederum rund 3.000 auf www.archion.de eingesehen werden. Bis Ende des Jahres sollen möglichst alle digitalisierten pfälzischen Kirchenbücher online zur Verfügung stehen, sagt Stüber. Weil der Portalbetrieb sich refinanzieren und nicht dauerhaft von Fördergeldern abhängig sein soll, sei die Nutzung des Dienstes gebührenpflichtig. Um das Portal kostendeckend betreiben zu können, braucht es nach Einschätzung der Archivdirektorin 2.000 zahlende Nutzer pro Jahr. Seit dem 20. März, als das Portal offiziell frei geschaltet wurde, hätten sich etwa 1.400 Personen angemeldet.

Langfristig soll sich Archion zu einer Plattform entwickeln, auf der nicht nur Familienforschende, sondern auch andere Nutzergruppen, die an personengeschichtlichen Daten interessiert sind, Informationen und Wegweisung erhalten. „Daher werben wir für Partnerschaften bei anderen Archiven und Kultureinrichtungen, die personengeschichtliches Material aufbewahren. Sie können in Archion eine Visitenkarte einstellen, Metadaten liefern oder Digitalisate zur Verfügung stellen“, so Stüber.

Eine Konkurrenz zum Serviceangebot des landeskirchlichen Zentralarchivs in Speyer, wo Familienforschende vor Ort in Mikrofiches am Bildschirm „blättern“ können, sieht Gabriele Stüber nicht. Vielmehr erhoffe sie sich von „Archion“ eine Entlastung vor allem bei den schriftlichen Anfragen. „An Ahnenforschung Interessierte aus der Region werden weiter zu uns kommen. Der Austausch mit Gleichgesinnten, die Lesehilfe durch unsere Mitarbeiter, wenn es darum geht, alte Dokumente zu entziffern, die ganze Informationsverflechtung – das kann ein Forum nicht ersetzen.“