Ausstellung 

„Als Kinder Auschwitz entkommen“

Professor Nathan bei der Abholung in Frankenthal. Foto: lk/Ulrike Minor.

Das Internierungslager Gurs. Foto: lk/Erhard Wiehn.

Kaiserslautern (lk). Nicht abstrakte Zahlen, sondern eine persönliche Familiengeschichte steht im Fokus der Ausstellung „Als Kinder Auschwitz entkommen“. „Wir wurden dann am späten Abend auf den Güterbahnhof getrieben, durch eine Unterführung, in der die Hitlerjugend der ganzen Stadt Spalier stand, uns verhöhnte, beschimpfte und anspuckte. Wir kamen uns wie der Abschaum der Menschheit vor“ beschreibt Margot Wicki-Schwarzschild ihre Erlebnisse als Neunjährige bei der Deportation aus Kaiserslautern.

Anhand der beispielhaften Geschichte der Familie Schwarzschild hat sich die Künstlerin Monika Kirks mit der komplexen Thematik auseinandergesetzt. Dabei arbeitete sie eng zusammen mit Margot Wicki-Schwarzschild. Entstanden sind 25 Acrylbilder und zugehörige Skizzen, die die Chronologie der Deportation und des erzwungenen Frankreichaufenthalts der Familie illustrieren. Ausgewählte Originaltexte aus den Schilderungen der Geschwister Schwarzschild beleuchten den zeit-und lebensgeschichtlichen Hintergrund der Darstellungen. Zur Ausstellungseröffnung führt die Kunsthistorikerin Claudia Gross in das Werk Kirks ein und in ästhetische Überlegungen sowie den besonderen Blickwinkel der Künstlerin ein.

Die Veranstaltung in der Alten Eintracht (Unionsstraße 2, Kaiserslautern) ist kostenfrei, allerdings wird um Anmeldung mit Angabe der Kontaktdaten bis zum 16.10.2020 unter gurs-gedenken@bv-pfalz.de gebeten. Die Ausstellung selbst ist vom 19.10. bis zum 15.11.2020 im Wadgasserhof im Theodor-Zink-Museum zu besichtigen (Steinstraße 48). Weitere Informationen sowie Hinweise auf weitere Veranstaltungen in Pfalz und Saarland rund um die Thematik finden sich auf der Homepage des Bezirksverbands Pfalz.

Hintergrund Deportationen jüdischer Bürger nach Gurs im Herbst 1940: Im Jahr 1933 zählten Gemeinden in den Städten und Dörfern der Pfalz noch 6.487 jüdische Einwohner. Etwa 5.000 jüdische Bürger versuchten in der Folge den voranschreitenden Entrechtungen und der Verfolgung des nationalsozialistischen Regimes zu entkommen, indem sie auswanderten oder in größere Städte flüchteten.

Am 22. Oktober 1940 wurden 6.500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das Internierungslager Gurs in Frankreich deportiert, unter ihnen auch alte Menschen und Kinder. Einige fanden bereits auf diesem ersten Transport oder kurz nach der Ankunft im Lager den Tod, viele wurden ab 1942 noch weiter in den Osten verschleppt, eine große Zahl in das Vernichtungslager Auschwitz.