Ökumenegespräch 

"Aktive Geduld in der Abendmahlsfrage"

Kirchenpräsident Christian Schad, Chefredakteur Michael Garthe und Bischof Peter Kohlgraf (v.l.). Foto: Landeskirche.

Moderator Michael Garthe, die Diskutanten Peter Kohlgraf und Christian Schad sowie der Vorsitzende des Presbyteriums an der Ludwigshafener Friedenskirchengemeinde, Helmuth Morgenthaler (v.l.). Foto: lk

Ludwigshafen (lk). Als einen „geistgewirkten Schub“ für die Ökumene hat der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf die Dekade und das Jubiläumsjahr der Reformation bezeichnet. Die Themen des Jubiläums und die Zentrierung auf Jesus Christus als die Mitte des Glaubens hätten das ökumenische Miteinander beider großen Kirchen gefördert und würden in den Gemeinden weiterwirken, sagten Kohlgraf und Schad bei einer Podiumsdiskussion in der Friedenskirche Ludwigshafen. Kirchenpräsident Christian Schad nannte die zahlreichen gemeinsamen Veranstaltungen ein „Zeichen des gegenseitigen Vertrauens und der Freundschaft“. Unter der Moderation von „Rheinpfalz“-Chefredakteur Michael Garthe diskutierten der Mainzer Bischof und der pfälzische Kirchenpräsident zu den Perspektiven nach dem Reformationsjubiläum.

Bischof Kohlgraf wertete den Besuch von Papst Franziskus im vergangenen Jahr in der Lutherischen Kathedrale in Lund (Schweden) als ein starkes Signal, auf dem Weg der Ökumene weiterzugehen. Es wäre fatal, wenn „dieser Kairos (günstige Zeitpunkt) jetzt nicht als Chance genutzt wird“, sagte Kohlgraf. Innerhalb der katholischen Kirche sei durchaus strittig, wie der ökumenische Weg gestaltet werden könne. Man könne jedoch nicht in allen Fragen auf die Weltkirche warten, „denn sonst kommen wir in den nächsten 50 Jahren nicht weiter“, erläuterte der Bischof im Blick auf die Schritte, die vor Ort erfolgen müssten.

Kirchenpräsident Schad unterstrich, dass wechselseitiges Vertrauen auch bedeute, Differenzen auszuhalten und über unterschiedliche Auffassungen offen miteinander zu reden. „Ökumene bedeutet nicht, die eigene Identität in Frage zu stellen“, sagte Schad. Als die Reformationsdekade beschlossen worden sei, habe die katholische Seite nicht gerade gejubelt. Doch schnell sei erkannt worden, dass das Jubiläum nicht von Abwertung und Ausgrenzung anderer lebe, sondern von der Dankbarkeit und dem Reichtum, dass es die anderen Konfessionen mit ihren Stärken gebe. Daher sei unter dem Leitgedanken des Teilens und Heilens der Erinnerungen das historische Erbe aufrichtig und selbstkritisch bedacht worden.

Im Blick auf ein gemeinsames Abendmahl riefen der Bischof und der Kirchenpräsident zur aktiven Geduld auf. Die Feier des Mahls sollte nicht „ein Ort der Provokation“ sein, erklärte Schad und wandte sich gegen eine „Alles-oder-Nichts-Theorie“. Im Abendmahl werde Versöhnung gefeiert. Der Kirchenpräsident warb in der Abendmahlsfrage für Zwischenschritte, die der schon bestehenden partiellen Kirchengemeinschaft entspreche, etwa die Praxis wechselseitiger eucharistischer Gastfreundschaft. Bischof Kohlgraf zeigte Verständnis für die Ungeduld vieler Gläubiger, betonte jedoch den langen Atem, den es in der Ökumene brauche. Hier unterschieden sich „die Praxis der Gemeinde von der theologischen Detailarbeit“.

Die umstrittene pastorale Handreichung der Deutschen Bischofskonferenz, die evangelischen Ehepartnern künftig in einem genau geregelten Ausnahmefall den Empfang der Kommunion ermöglichen soll, ist nach Auffassung Kohlgrafs eine Hilfe, damit die betroffenen Menschen zu einer eigenen Entscheidung gelangen können. „Der Pfarrer ist nicht derjenige, der etwas zulässt oder nicht, er hilft den Menschen in einer Situation der Gewissensentscheidung“, erläuterte Bischof Kohlgraf.

Im Blick auf das Kreuz im öffentlichen Raum wandten sich Bischof und Kirchenpräsident gegen eine „Instrumentalisierung des Kreuzes für politische Zwecke“, besonders wenn es zur Ab- und Ausgrenzung anderer Religionen eingesetzt werde. Um Werte sichtbar zu machen, bedürfe es weniger der Präsenz von Symbolen als des Einsatzes von Menschen, die die Werte lebten, sagte Kohlgraf. Das Kreuz, daran erinnerte Kirchenpräsident Schad, sei das zentrale Zeichen des christlichen Glaubens. Es stehe für Demut und den Schrei nach Barmherzigkeit sowie das universale Liebesgebot. „Ausgrenzung von Flüchtlingen und Menschen anderer Religionen sind unter dem Kreuz nicht möglich“, so die Schlussfolgerung des Kirchenpräsidenten.

Die Veranstaltung fand im Rahmen des Unionsjubiläums statt, mit dem die Evangelische Kirche der Pfalz 2018 des Zusammenschlusses vormals reformierter und lutherischer Kirchengemeinden in der Pfalz vor 200 Jahren gedenkt.