Der Einrichtungsleiter der Wichern-Werkstätten Roland Balthasar geht in den Ruhestand 

Abschied nach dreißig Jahren Werkstatt-Leitung

Roland Balthasar. Foto: evh

Speyer (evh). Dreißig Jahre hat Roland Balthasar die Werkstätten für Menschen mit psychischer Behinderung bei der Evangelischen Heimstiftung Pfalz geleitet. Aus einem Werkstattbereich mit 20 Arbeitsplätzen, der ursprünglich an das Ludwigshafener Wichern-Institut angegliedert war, hat sich in dieser Zeit mit den Wichern-Werkstätten eine eigenständige Einrichtung entwickelt, die heute mehr als 500 Menschen mit psychischer Behinderung die Teilhabe am Arbeitsleben ermöglicht und Standorte in Haßloch, Ludwigshafen, Landau, Speyer und Bellheim unterhält. Ende des Monats geht Balthasar in den Ruhestand.

Als Gruppenleiter in der Schreinerei des Ludwigshafener Wichern-Instituts hatte Balthasar am 1. August 1982 bei der Evangelischen Heimstiftung Pfalz angefangen. Nicht nur für den frisch gebackenen Schreinermeister und ausgebildeten Vermessungstechniker war die Arbeit mit psychisch kranken Menschen damals Neuland. Auch das Wichern-Institut selbst hatte erst wenige Monate zuvor als bundesweites Modellprojekt für die medizinisch-berufliche Rehabilitation von psychisch kranken Menschen seine Arbeit aufgenommen. „Ich wollte damals nicht mehr unbedingt ins klassische Handwerk zurück. Das mit der Stelle im Wichern-Institut hat sich dann so ergeben und war von mir erst mal nur für ein Jahr geplant“, erzählt der 63-Jährige im Rückblick.

Dass daraus schließlich 34 Jahre wurden, habe viel damit zu tun, dass es ihm die ganzen Jahre über möglich gewesen sei, Prozesse zu gestalten und immer wieder Neues anzufangen. „Ich bin kein Verwalter. Mir war wichtig, dass immer etwas voran geht“, beschreibt Balthasar sich selbst. So wurde ihm 1986 die Werkstattleitung im Wichern-Institut übertragen. Um dem steigenden Bedarf an Werkstatt-Arbeitsplätzen für Menschen mit psychischer Behinderung gerecht werden zu können, eröffnete ein Jahr später in Speyer die erste Außenstelle. In den Folgejahren kamen weitere Standorte in Speyer, Bellheim und Landau dazu. Schließlich entschied der Stiftungsrat der Heimstiftung, den Werkstattbereich zum 1. Januar 2000 aus dem Wichern-Institut auszugliedern und als eigene Einrichtung weiterzuführen. Zum Einrichtungsleiter wurde Roland Balthasar ernannt.

Stetig verändert hätten sich neben der Werkstatt über die Jahre auch die Rahmenbedingungen, sagt Balthasar: „Übergänge auf den ersten Arbeitsmarkt sind für die Beschäftigten heute deutlich schwieriger als früher. Im Gegenteil: der Arbeitsmarkt drängt immer mehr Leute raus.“ Seit etwa zehn Jahren kämen außerdem immer mehr jüngere Menschen mit psychischer Behinderung in die Wichern-Werkstätten.

Auch dank seiner Ämter in überregionalen Gremien hatte Balthasar dabei immer die aktuellen Entwicklungen im Blick. So war er lange aktiv beim Bundesverband evangelische Behindertenhilfe, nahm mehrmals als Delegierter an der Jahreshauptversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen teil und leitete als Vorsitzender die Arbeitsgruppe Werkstätten für Menschen mit Behinderung bei der Arbeitsgemeinschaft Diakonische Behindertenhilfe und Psychiatrie Rheinland-Pfalz. Die letzte große organisatorische Veränderung, bei der Balthasar selbst mitgewirkt hat, war Anfang des Jahres die Einweihung des neuen Werkstattgebäudes in Haßloch und die Verlegung der zentralen Verwaltung von Ludwigshafen an den neuen Standort.

Wer sein Nachfolger bei den Wichern-Werkstätten wird, steht bereits fest: Stefan Schreiber, der seit 2013 als Technischer Leiter bei den Wichern-Werkstätten insbesondere für Auftragsakquise und Angebotskalkulation verantwortlich war, wurde vom Stiftungsrat der Evangelischen Heimstiftung Pfalz zum neuen Einrichtungsleiter ernannt.