Ausgezeichnet 

Vielseitiger Gottesraum mit Gottesauge

Ausgezeichnet: Der Kirchenpavillon auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände in Landau. Foto: Michael Heinrich

Speyer (lk). Ohne Kirchendach, Turm, Kreuz und Portal und doch auf den ersten Blick: Kirche. Der ökumenische Kirchenpavillon auf dem Gelände der Landesgartenschau Landau (LGS) 2015 ist ein sakraler Raum, vielsagend und vielseitig offen für Menschen aller Glaubensrichtungen. Für seine überwiegend aus Holz und Holzwerkstoffen bestehende Bauweise wurde der Kirchenpavillon des Kaiserslauterer Büros bayer|uhrig Architekten von der Jury des Holzbaupreises Rheinland-Pfalz 2018 ausgezeichnet. 

Der Bau mit dem Himmelsauge galt vielen als die Seele der Landesgartenschau und als schönstes Gebäude auf dem aufgeblühten Konversionsgelände in Landau. „Unser Pavillon war von Beginn an ein Publikumsmagnet“, erinnert sich Gartenschaupfarrerin Mechthild Werner, „und bis heute zieht die Kirche im Grünen Menschen magisch an. Kein Wunder, unser Angebot war und ist niedrigschwellig, die Architektur sprechend und die Statik anspruchsvoll“.

Der Pavillon wurde aus strahlenförmig angeordneten Brettschichtholzträgern und wenigen tragenden Stahlelementen errichtet. Die Form der Ellipse, etwa 20 Meter lang, 6,50 Meter breit und 4 Meter hoch, erinnert an eine Arche. Lamellenartig gefächert und mit einer kreisrunden Öffnung ins Blaue spielt der Kirchenpavillon himmelgrün gekonnt mit dem Lichteinfall und schafft eine besondere Atmosphäre. Die Kosten beliefen sich auf rund 220.000 Euro, 100.000 Euro kamen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.

Der Bau aus einheimischer Douglasie kann zudem bei Bedarf leicht zerlegt und wiederverwertet werden. Unter der Maßgabe „reduce, reuse, recycle“ setzte das in Kirchenräumen erfahrene Kaiserslauterer Architektenduo Andrea Uhrig und Dirk Bayer das Projekt ökologisch und ästhetisch versiert um. Die international renommierte Landauer Künstlerin Madeleine Dietz schuf Altar und Ambo aus Stahl und aus Steinen des Konversionsgeländes. Ihr Ensemble rundet den Pavillon ab.

„Damals stand der Bau noch nicht rechtzeitig, um am Wettbewerb teilzunehmen. Wir freuen uns aber auch drei Jahre danach wie am ersten Tag über den Holzbaupreis Rheinland-Pfalz“, resümiert Dirk Bayer, „es sind oft die einfachen Dinge, die überzeugen und berühren, geschaffen mit einer Handvoll Menschen, die trotz aller Widerstände an ein Projekt glauben“. Für Pfarrerin Werner, die sich für das Projekt mit Nachdruck eingesetzt hatte, war es ein „himmelgrünes Wunder, dass wir letztlich bauen konnten. Die Auszeichnung geht zu Recht an die Architekten und an alle, die zu dem Wunder beigetragen haben“.

Die Stadt Landau hat das Gebäude inzwischen übernommen. Programmatisch verantwortlich für das ökumenische Angebot zeichnet die Evangelische Landeskirche der Pfalz, die gemeinsam mit katholischen und freikirchlichen Partnern bis mindestens 2020 den Pavillon als Kirchen- und Kulturraum bespielt. In den Sommermonaten kommen rund 100 Menschen zu den jeweiligen Andachten und Gottesdiensten.

Der markante Pavillon wurde bereits mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er 2015 den Architekturpreis des Landesverbandes Rheinland-Pfalz im Bund Deutscher Architekten (BDA).

Hintergrund: Unter dem Motto „himmelgrün“ boten vom 17. April bis 18.Oktober 2015 die Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) und das Bistum Speyer auf der Landesgartenschau Landau (LGS) ein umfangreiches Programm rund um den Kirchenpavillon an. In 185 Tagen wurden unter dem Motto „himmelgrün“ rund 400 Andachten, 40 Gottesdienste und Themengottesdienste sowie 260 Kulturveranstaltungen angeboten. Insgesamt 80.000 Menschen besuchten die Veranstaltungen, etwa 500.000 kamen zu einer Stippvisite in den Pavillon. Der live ARD-Gottesdienst aus dem Kirchenpavillon zu Pfingsten 2015 erreichte etwa eine halbe Million Menschen.