Empfang für Lektoren und Prädikanten 

Jeder ist beauftragt, Gottes Botschaft weiterzusagen

Gesprächsrunde mit Ludwig Burgdörfer, Petra Mehrhof, Wolfgang Schumacher, Ulrich Klein und Christian Schad (v.re.).

Seit 1972 im Dienst: Willy Roth (Mitte) aus Neustadt ist der älteste Prädikant. Fotos: lk

Pirmasens (lk). Das gleichberechtigte Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen hat in der synodal-presbyterial verfassten Evangelischen Kirche der Pfalz eine lange Tradition: Schon die Zusammensetzung der ersten Generalsynode von 1818 in Kaiserslautern mit 33 geistlichen und 19 weltlichen Mitgliedern habe ein Signal gesetzt, sagte der pfälzische Kirchenpräsident Christian Schad bei seinem Empfang für Prädikanten und Lektoren aus Anlass des Jubiläums „200 Jahre Pfälzer Kirchenunion“ in der Pirmasenser Lutherkirche. „Union und Partizipation gehören unmittelbar zusammen.“

Die Wahrheit des Evangeliums könne nicht „verfügt“ werden. Ihrer Verkündigung liege vielmehr die Erkenntnis zugrunde, dass alle Getauften Priester sind, sagte der Kirchenpräsident. „Jeder Christ ist deshalb beauftragt, die Botschaft von der freien Gnade Gottes in die Welt hineinzutragen.“ Seit den 1960er Jahren gibt es in der pfälzischen Landeskirche Lektoren, die auf der Grundlage einer Lesepredigt selbstständig Gottesdienste halten. Seit 1970 können Prädikanten – wie Pfarrer – öffentlich predigen und die Sakramente spenden. Sie werden, wie Pfarrer, ordiniert. „Darin unterscheiden wir uns positiv von den meisten anderen Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)“, sagte Schad. Unverändert gelte seitdem, dass es sich um einen eigenständigen und gleichwertigen Dienst handele. „Prädikanten sind weder Ersatz-Pfarrer noch eine Pfarrer-Konkurrenz.“ Vielmehr bringe ihr Engagement eine notwendige Ergänzung zur Predigt der Theologen mit sich, führte Schad aus. Prädikanten und Lektoren seien „gleichberechtigte Partner in der uns gemeinsam gestellten Aufgabe, Gottes Gnade und Barmherzigkeit allen Menschen weiterzusagen“.

Bei den Pfarrerinnen und Pfarrern bedankte sich Kirchenpräsident Schad für die Begleitung der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Lektoren und Prädikanten, allen voran bei dem dafür zuständigen Missionarisch-Ökumenischen Dienst (MÖD) mit seinem Leiter, Pfarrer Ludwig Burgdörfer. Zurzeit gibt es in der Evangelischen Kirche der Pfalz 156 Prädikanten und 344 Lektoren. 47 Männer und Frauen absolvieren gegenwärtig die Lektorenausbildung. Noch immer gebe es mehr Interessenten als Plätze in den Ausbildungskursen. „Das ist ein hoffnungsvolles Zeichen“, so der Kirchenpräsident.

Für Ludwig Burgdörfer ist es ein Glücksfall, dass Männer und Frauen aus allen Berufen und mit ihren ganz eigenen Begabungen und Erfahrungen in den Ausbildungskursen zusammen kommen und ihre Berufs- und Lebenswelten einbringen. So könne die Kirche insgesamt auch Menschen erreichen, die bisher wenig Kontakt mit ihr hätten, erklärte Burgdörfer. Die hohe Zahl der Bewerbungen für die Ausbildung sei ein Signal, dass Gott noch viel mit seiner Kirche vorhabe. 

Das bestätigte auch Lektorin Petra Mehrhof aus Ebertsheim. Die pharmazeutisch-technische Assistentin hatte sich bereits in ihrer Gemeinde engagiert, als sie sich zur Lektorenausbildung angemeldet hatte. „Schon im Kindergottesdienst war es mir ein Anliegen, dass Menschen von Gott erfahren“, erläuterte Mehrhof. Prädikant Ulrich Klein hat als Mathematikstudent über die Kirchenmusik zum Lektorendienst gefunden. „Dann kam der Wunsch, eigene Predigten zu schreiben”, sagte Klein. Es sei für ihn jedesmal spannend, sich in der Vorbereitung intensiv mit dem jeweiligen Bibeltext auseinanderzusetzen. Als ehrenamtlicher Verkündiger „genieße“ er die Freiheit, „Ja oder Nein zu sagen, wenn ich für einen Gottesdienst angefragt werde“, erläutert der Leiter eines Pirmasenser Gymnasiums. 

Der Abend, bei dem sich Lektoren und Prädikanten in Interviews und Statements vorstellten, wurde von Kirchenrat Wolfgang Schumacher moderiert. Der Pirmasenser Bezirkskantor Maurice Croissant gestaltete den Empfang musikalisch.