"Muthig voranschreiten" 

Eine Kirchen- und Kulturgeschichte der Pfalz

Die Autoren und ihr Werk: Peter Wasem, Martin Baus, Roland Paul, Berthold Schnabel und Bernhard H. Bonkhoff (v.li.).

Umfassendstes Werk: Bernhard H. Bonkhoff dankt den Autoren und Gestaltern.

Vorsitzender Dieter Zenglein von der Kreisgruppe Kusel des Historischen Vereins der Pfalz. Fotos: lk

Neunkirchen/Potzberg (lk). In das Haus eines jeden Protestanten gehört das neu erschienene Buch „Muthig voranschreiten“ von Bernhard.H. Bonkhoff. So lautet das Fazit des Historikers Roland Paul nach seiner Lektüre des 752-seitigen Werkes, das in der Unionskirche in Neunkirchen am Potzberg vorgestellt wurde. Mit seinen 73 Beiträgen zum 200. Jubiläum der Kirchenunion in der Pfalz sei das Buch nicht nur eine Kirchengeschichte, sondern zugleich eine Kulturgeschichte der Pfalz von der Mitte 18. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts und das Umfassendste, was es seit einem halben Jahrhundert gäbe, sagte Paul.

Dass in neun Kapiteln gegliederte Buch behandelt die Vorgeschichte der Union ebenso wie die napoleonische und bayerische Zeit bis zu den Auswirkungen der Union und die Gegenwart. Roland Paul, Direktor a.D. des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde, verwies in seiner Vorstellung besonders auf ein von Bonkhoff in der Speyerer Landesbibliothek gefundenes Dokument, das einen frühen Entwurf einer pfälzischen Kirchenverfassung enthalte. Da die Urheber dieses Entwurfs „nicht den Dienstweg eingehalten haben, wurde ihnen mit der Entfernung aus dem Dienst gedroht“, zitiert Paul aus dem Beitrag.  

Der Geschichtsband zum Unionsjubiläum enthält neben den Beiträgen Bernhard H. Bonkhoffs auch Artikel von Martin Baus, Klaus Kremb, Andreas Metzing, Roland Paul, Peter Wasem, Dieter Zenglein und Berthold Schnabel. Letzterer untersucht die Teilnahme der Katholiken an den Unionsfeiern. So seien in mehreren Orten die Vereinigungsgottesdienste auch von katholischen und jüdischen Einwohnern besucht worden. Katholiken in Pleisweiler und Klingenmünster wären sogar der Meinung gewesen, dass das Unionsfest zu einer Vereinigung mit den Katholiken dienen solle. „Sie trösteten sich mit der Gewissheit, ein solcher glücklicher Zeitpunkt könne nicht gar so ferne mehr sein“, heißt es in den Quellen. 

Dass das Buch über die Pfälzer Kirchenunion auch einen Überblick der Unionen außerhalb der Pfalz beinhalte, begrüßte Laudator Roland Paul. Der entsprechende Aufsatz von Andreas Metzing zeige die unterschiedlichen Formen der Konfessionsvereinigung auf, von den Lehr- und Bekenntnisunionen in Baden, Rheinhessen oder Meisenheim bis zu den Verwaltungs- und Kultusunionen in Nassau, Anhalt-Dessau oder Waldeck-Pyrmont. 

Anerkennende Worte fand Roland Paul für die „ermutigenden Anmerkungen“ Bonkhoffs zur Ökumene. Ebenso lobte er die „hervorragende Illustration“ des Werkes, das mit fast 400 Abbildungen die Anschaulichkeit erhöhe. Darunter seien Medaillen, die anlässlich des Reformationsjubiläums 1817 geprägt worden seien und die auch Eingang in die Reformations- und Unionsausstellung im Stadtmuseum Kaiserslautern gefunden hätten. 

Kritik übte der Landessynodale Roland Paul an dem von Bonkhoff angestellten Vergleich zwischen den durch die Union 1818 aufgelösten Pfarrämtern und den zwischen 2000 und 2018 aufgelösten Pfarrämtern. Auch die Bezeichnung der kirchenleitenden Organe Landessynode, Kirchenregierung und Landeskirchenrat als „Oberhaus“, das sich ausschließlich mit dem leidigen Thema Geld beschäftige und nicht die Gegenwart gestalte, wies Paul zurück. 

Herausgeber des Buches ist die Kreisgruppe Kusel des Historischen Vereins der Pfalz. Deren Vorsitzender, Kreisheimatpfleger Dieter Zenglein, betonte, dass mit dem Werk die Leser zahlreiche neue, teilweise überraschende Details zur Union erführen. Damit werde deutlich, „dass die Union wesentlich vielgestaltiger und komplexer war, als bisherige Darstellungen vermuten lassen“. 

Hinweis: Bernhard H. Bonkhoff u. a., Muthig voranschreiten, Beiträge zum 200. Jubiläum der Kirchenunion in der Pfalz, 600 Seiten, Hardcover in Fadenheftung, reich illustriert, Conte Verlag St. Ingbert, ISBN 978-3-95602-131-2, 24,90 Euro.