Rheinland-Pfalz-Woche in Wittenberg 

Michael Landgraf liest im Lutherhaus

Der Pfarrer und Autor Michael Landgraf in der Rolle eines Druckermeisters der Reformationszeit.

Neustadt/Wittenberg (lk). Im Rahmen der Rheinland-Pfalz-Woche vom 25. bis 30. Juli im Museum Lutherhaus in Wittenberg schlüpft der Pfälzer Pfarrer und Autor Michael Landgraf in die Rolle eines Druckermeisters der Reformationszeit. Der Leiter des Religionspädagogischen Zentrums und des Bibelhauses in Neustadt gestaltet im Auftrag des Landes am Donnerstag, 27. Juli, ab 19 Uhr im Refektorium des Lutherhauses eine szenische Lesung aus seinem Roman „Der Protestant“. Das einstige Wohnhaus Martin Luthers beherbergt nach Angaben der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt das größte reformationsgeschichtliche Museum der Welt.

Im Zentrum von Landgrafs Lesung steht der historische Roman „Der Protestant“, der die Zeit zwischen 1500 und 1529 im Süden Deutschlands beleuchtet. Aus der Perspektive eines Weinhändlersohns schildert der Roman die Anfänge der Reformation in Rheinland-Pfalz. Zunächst in den Ängsten seiner Zeit gefangen, begegnet der Protagonist Jakob Ziegler dem Ablasshandel, aber auch Humanisten und Reformatoren, deren Ideen ihn ansprechen.

Als Student und als Jurist steht er im Dienst des kurpfälzischen Hofes. Er nimmt an der Heidelberger Disputation 1518 teil, bei der Martin Luther seine 95 Thesen verteidigt, und ist Begleiter des Kurfürsten beim Reichstag von Worms 1521. Er wird verstrickt in die Kriege gegen Franz von Sickingen und gegen die Bauern sowie in die Verfolgung der Täufer. Auf dem Speyerer Reichstag von 1529 gehört er zu den Protestanten, die sich gegen den Kaiser auf ihr Gewissen berufen. Das persönliche Schicksal des Jakob Ziegler offenbart die Lebensfragen und die gesellschaftlichen Verhältnisse an der Wende zur Neuzeit.

Musikalisch eingeleitet wird die Lesung mit einem Intermezzo des Blechbläser-Festivals „Luther in Brass“ auf der Ebernburg anlässlich des rheinland-pfälzischen Kultursommers. Da in den Roman Drucke der Reformationszeit eingebunden sind, gestaltet Landgraf die Lesung im Gewand eines Druckermeisters. „Durch die lebendige Begegnung mit der „Schwarzen Kunst“ wird deutlich, dass die Reformation ein Medienereignis war, bei dem sich Ideen in Windeseile verbreiten konnten“, erklärt der Autor. Michael Landgraf ist Fortbildungsdozent der pfälzischen Landeskirche, Reformationsbotschafter der Stadt Neustadt und Vorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller (Rheinland-Pfalz). Aus seiner Feder stammen viele Sachbücher, Erzählungen und Romane.

Rheinland-Pfalz, das die Woche vom 25. bis 30. Juli im Lutherhaus ausrichtet, ist reich an Erinnerungsorten der Reformationsgeschichte: In Worms wurde schon 1520 evangelisch gepredigt, ein Jahr später verteidigte hier Luther auf dem Reichstag die Freiheit des Gewissens. 1522 feierten Reformatoren, die auf der Ebernburg, der „Wartburg des Westens”, Zuflucht gefunden  hatten, die ersten „lutherischen“ Gottesdienste. Der Protest der evangelischen Fürsten und Städte auf dem Speyerer Reichstag 1529 gegen die Unterdrückung der neuen Lehre machte sie zu „Protestanten”. Und wiederum in Worms rangen katholische, evangelische und täuferische Theologen 1541 und 1557 um einen Konsens in Glaubensfragen.

Das Lutherhaus in Wittenberg gehört zur Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, in deren Obhut sich außerdem Martin Luthers Geburtshaus und das Museum „Luthers Sterbehaus“ in Eisleben, Luthers Elternhaus in Mansfeld sowie das Melanchthonhaus in Wittenberg befinden.

Mehr zum Thema: www.martinluther.de/de/aktuell/gastspiel-rheinland-pfalz.
Hinweis: Das Buch von Michael Landgraf „Der Protestant“ ist erschienen im Wellhöfer Verlag, ISBN 978-3-95428-193-0, 422 Seiten, 14,95 Euro.