Kirchenpräsident beim Treffpunkt Asyl in Speyer im Gespräch mit Flüchtlingen 

Bessere Integration braucht zügigere Verfahren

Im Gespräch mit Flüchtlingen: Kirchenpräsident Christian Schad, der gebürtige Iraker und Speyerer Ehrenamtspreisträger Daoud Hattab sowie der Migrations- und Integrationsbeauftragte der Landeskirche, Reinhard Schott (von links). Foto: Landry

Speyer (lk). Kirchenpräsident Christian Schad hat an die Bundesregierung appelliert, den nach Deutschland geflohenen Menschen durch zügigere Bearbeitung ihrer Anträge mehr Sicherheit über ihren Status zu geben und damit für eine bessere Integration zu sorgen. Bei einem Besuch des „Treffpunkts Asyl“ im Martin-Luther-King-Haus in Speyer erklärte Schad, dass die Zahl von bundesweit rund 170.000 unbearbeiteten Anträgen im Jahr 2014 zusätzliche Probleme schafften. „Die Menschen wollen sich integrieren, wir haben eine große Bereitschaft der Bevölkerung, der Kirchengemeinden und Initiativen zur Mithilfe, aber die Ungewissheit über das eigene Schicksal und das der Angehörigen im Heimatland lässt die Hilfesuchenden schier verzweifeln", sagte Schad.

Der 34-jährige Salib A. lebt bereits seit Oktober 2013 in der Nähe von Speyer. Dennoch sei bis heute keine Anhörung durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge erfolgt, schildert der Ägypter, der als Christ aus seiner Heimat fliehen musste, da er nicht zum Muslim werden wollte. In einem bewegenden Video-Dokument zeigte er dem Kirchenpräsidenten die brutale Verfolgung und Misshandlung von Christen in seiner Heimatstadt. Was den Familienvater schier zur Verzweiflung bringt, ist das Schicksal seiner Frau und der drei Kinder. Während die Kinder bei Verwandten Schutz fanden, wurde die Ehefrau zur Konversion zum Islam gezwungen. „Seit sieben Monaten traut sie sich nicht mehr aus dem Haus, in dem sie sich verstecken konnte“, sagt Salib unter Tränen.

Gerne würde der gelernte Schweißer Frau und Kinder nachkommen lassen, aber „ohne Anhörung, ohne Flüchtlingsstatus geht dies nicht“. Stolz erzählt er von seiner Arbeit, die er hier gefunden hat, und betont, dass er kein Geld, nur Sicherheit für sich und seine Familie möchte. Dankbar ist er für die Hilfe, die er in „seiner“ Kirchengemeinde und beim Treffpunkt Asyl gefunden hat. Kirchenpräsident Schad dankte den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern, dass sie das Jesus-Wort „Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen“ mit Leben erfüllten. Der Treffpunkt Asyl zeige, dass neben offenen Türen auch offene Ohren und Herzen für eine gelingende Integration von Nöten seien.

Der Kirchenpräsident betonte die gute Zusammenarbeit von Kirche und Stadt Speyer. Städte und Dörfer insgesamt stünden vor großen Herausforderungen. Die Kirche und ihre Diakonie begleiteten und unterstützen in vielen Bereichen die Flüchtlinge, von der Seelsorge über Deutschkurse bis hin zur Beratung. Zu letzterem habe die Landessynode zusätzlich 150.000 Euro bewilligt. Zudem stelle man wo immer dies möglich sei auch Immobilien für die menschenwürdige Unterbringung zur Verfügung.

Als „Brückenbauer“ zwischen der alten und neuen Heimat, den unterschiedlichen Kulturen und Religionen bezeichnete Schad die zahlreichen Ehren- und Hauptamtlichen. „Sie ermöglichen Flüchtlingen die Teilhabe am Leben hier, verbessern ihre Lebensumstände, helfen in den bürokratischen Labyrinthen und schützen sie bisweilen vor drohender Abschiebung“, sagte Schad. Stellvertretend nannte er den gebürtigen Iraker und Speyerer Ehrenamtspreisträger Daoud Hattab sowie Reinhard Schott, den Migrations- und Integrationsbeauftragten der Landeskirche.