Schwerpunktthema 

Gesellschaftlicher Wandel als "Signal zum Aufbruch"

Grafik der Freiburger Studie

Speyer (lk). Der demografische und gesellschaftliche Wandel und seine Auswirkungen auf Kirche und Diakonie ist das Schwerpunktthema der Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz, die vom 22. bis 25. Mai in Speyer tagt. Unter dem Titel „Miteinander. Füreinander. Keine Frage des Alters!“ geht es am Freitag, 24. Mai, um die Herausforderungen und Chancen, die eine älter werdende und sich verändernde Gesellschaft für die Kirche bedeuten.

Einen erheblichen Einfluss auf die Mitgliederentwicklung habe das Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten, sagte Kirchenpräsident Christian Schad mit Blick auf eine Studie des Forschungszentrums Generationenverträge der Universität Freiburg. „Unsere Kirche ist im Umbruch. Wir müssen uns auf Veränderungen einstellen. Ich begreife dies aber als Signal zum Aufbruch.“

Die Studie lege „den Finger in die Wunde“. Sie sei aber kein „Untergangsszenario“, sondern eine klare Aufforderung, Kirche generationenübergreifend so zu gestalten, dass sie ihren Auftrag weiterhin erfüllen könne, erklärten Kirchenpräsident Schad und der für Demographie-Fragen zuständige Oberkirchenrat Manfred Sutter im Vorfeld der Synode. Dem Abwärtstrend wolle die Landeskirche mit einem Bündel von Maßnahmen, das „auf Vorhandenem aufbaut und Neues in den Blick nimmt“, entgegensteuern.

Beispielsweise wolle man sich noch stärker jungen Erwachsenen und jungen Familien zuwenden, aber auch nicht diejenigen vergessen, die sich der Kirche grundsätzlich verbunden fühlten, sich aber eher passiv verhielten. Ziel müsse es sein, die hohe Zahl der Taufen zu halten (2017: 4022). Zugleich müssten alle Anstrengungen unternommen werden, um Austritte zu vermeiden (2017: 4441) und um (Wieder-)Eintritte zu werben (2017: 571). Laut Freiburger Prognose sinkt die Mitgliederzahl in der pfälzischen Landeskirche von heute 515.627 auf rund 416.817 im Jahr 2035 und auf rund 320.000 im Jahr 2060.

Oberkirchenrat Manfred Sutter führt am Freitag, 24. Mai, in das Schwerpunktthema der Synode ein. Die rheinland-pfälzische Ministerin für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie, Sabine Bätzing-Lichtenthäler, spricht ein Grußwort, Referenten sind Fabian Peters vom Institut für Finanzwissenschaft und Sozialpolitik der Universität Freiburg, der an der Erstellung der Studie beteiligt war, sowie Ralf Kötter vom Institut für Aus-, Fort- und Weiterbildung der Evangelischen Kirche von Westfalen.

Die Ergebnisse einer Evaluation des landeskirchlichen Projektes „Gemeinde geht weiter“ werden am Donnerstag, 23. Mai, vorgestellt. 2015 hatte die Synode – vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung in der Landeskirche – die Bildung von Kooperationszonen beschlossen. Damit sollte die Zusammenarbeit der Kirchengemeinden und die Vernetzung unterschiedlicher Arbeitsbereiche verstärkt werden, erklärte die für Strukturplanungen in den Kirchenbezirken und Kirchengemeinden zuständige Dezernentin, Oberkirchenrätin Marianne Wagner. Die Erprobungsphase, an der sich 22 Projekte beteiligten, lief bis Ende 2018.

Mit dem Verhältnis von Kirche und Staat befasst sich Kirchenpräsident Schad unter anderem in seinem Bericht vor der Synode am ersten Verhandlungstag, dem 22. Mai. Hintergrund sind die Jubiläen 2019: 100 Jahre Weimarer Reichsverfassung, 70 Jahre Grundgesetz und 30 Jahre Friedliche Revolution.

Nach 21 Jahren als weltliche Oberkirchenrätin stellt sich Karin Kessel am Donnerstag, 23. Mai, der Wiederwahl. Die 59-jährige Juristin ist die einzige Kandidatin. Von 1998 bis 2007 war Kessel für Rechts- und Personalangelegenheiten zuständig. 2007 übernahm sie die Verantwortung für das Finanz- und Baudezernat. Kessels dritte Amtszeit endet am 31. Mai 2019. Oberkirchenräte werden in der pfälzischen Landeskirche auf die Dauer von sieben Jahren gewählt, Wiederwahlen sind möglich. Sie leiten die einzelnen Dezernate des Landeskirchenrates, der obersten Behörde der Landeskirche. Den Vorsitz im Kollegium führt der Kirchenpräsident. Er ist auch für die Geschäftsverteilung zuständig.

Hintergrund: Der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz gehören 70 Synodale an – 45 weltliche und 25 geistliche. Acht der 70 Mitglieder sind berufen, davon zwei als Jugendvertreter. Synodalpräsident ist der Kaiserslauterer Jurist Hermann Lorenz. Dem Präsidium gehören außerdem der Dekan des Kirchenbezirks An Alsenz und Lauter, Matthias Schwarz, als erster Vizepräsident und Ministerialrat Joachim Schäfer aus Carlsberg als zweiter Vizepräsident sowie Rommi Keller-Hilgert und Daniela Freyer als Beisitzerinnen an. Die Landessynode ist als kirchliche Volksvertretung die Inhaberin der Kirchengewalt. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in den geistlichen, rechtlichen und finanziellen Bereichen der Landeskirche. Ihre Amtszeit beträgt sechs Jahre.

Hinweis: Die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz tagt vom 22. bis 25. Mai 2019 im Mutterhaus der Diakonissen Speyer, Hilgardstraße 26, in Speyer. Die öffentlichen Sitzungen beginnen am Mittwoch um 10.45 Uhr, am Donnerstag, Freitag und Samstag jeweils um 9 Uhr.