Kindersynode 

Debattieren und abstimmen wie die Großen

Mitbestimmen: Kindersynode 2017 in Speyer. Foto: lk

Kindergottesdienstpfarrerin Urd Rust als "Unions-Ursel". Foto: privat

Kaiserslautern (lk). Debattieren und demokratisch abstimmen wie die Großen – und das an einem kirchenhistorisch bedeutsamen Ort: Am Dienstag, 24. April, tagt eine Kindersynode in Kaiserslautern, der Stadt, in der vor 200 Jahren eine Generalsynode die Union vormals reformierter und lutherischer Kirchengemeinden beschlossen und damit die Protestantische Landeskirche begründet hatte. Urd Rust, Pfarrerin für Kindergottesdienstarbeit, schlüpft dabei in die Rolle der „Unions-Ursel“ und erzählt den Vorschulkindern, was vor 200 Jahren passierte. 

Die rund hundert Kinder, die ab 10 Uhr im Gemeindezentrum „Alte Eintracht“ (Unionsstraße 2) zusammenkommen, beschäftigen sich indes mit einem aktuellen Thema: Dem Leitbild für ihre Kindertagesstätten. Aus den Ergebnissen der Kindersynode soll dann in der zweiten Jahreshälfte 2018 ein eigenes Kinder-Leitbild der Protestantischen Gesamtkirchengemeinde Kaiserslautern entstehen und veröffentlicht werden, erklärt die Kaiserslauterer Dekanin Dorothee Wüst.

„Demokratie gehört nicht nur zum kirchlichen Leben, sondern prägt auch unsere Gesellschaft. Schon allein deshalb gehören in unseren Kindertagesstätten Elemente von Mitbestimmung und Partizipation selbstverständlich zum Alltag. Überall da, wo Kinder Entscheidungen treffen können, sollen sie das auch tun“, sagt Wüst. Daran knüpfe das Modell „Kindersynode“ an, das derzeit in den achtzehn Kindertagesstätten des Trägerverbundes Kaiserslautern vorbereitet werde.

Am 24. April um 10 Uhr werden sich die gewählten Kinderdelegierten aus den protestantischen Kaiserslauterer Kitas zum Gottesdienst in der Stiftskirche versammeln und anschließend gemeinsam zum Gemeindezentrum „Alte Eintracht“ laufen. Dort wird ein Kinderpräsidium aus den drei größten Einrichtungen des Verbundes die Synode eröffnen und leiten. Wie das geht, erfahren die Kinder im Vorfeld aus berufenem Munde, nämlich von Hermann Lorenz, dem Präsidenten der Landessynode.

Die Kinder werden sich dann in fünf verschiedenen Ausschüssen mit den Leitbildsätzen zu verschiedenen Themenfeldern beschäftigen und schließlich im Plenum entscheiden, was davon ihnen wirklich wichtig ist in ihrem Kita-Leben. Wie soll Religion im Kita-Alltag vorkommen? Wie soll die Beziehung zu den Erzieherinnen sein? Welche Rolle sollen die Eltern im Kita-Leben spielen? Wie müssen Räume aussehen, die ein Kita-Zuhause sind? Was ist wichtig im Umgang der Kinder untereinander?

In den Dokumenten der Kirchenunion von 1818 seien Kinder gar nicht vorgekommen, sagt Wüst. „Gut, dass sich das zweihundert Jahre später verändert hat. In unseren Kindertagesstätten spielen Kinder die Hauptrolle. Oder wie es im gemeinsamen Leitbild der Protestantischen Gesamtkirchengemeinde Kaiserslautern heißt: ‚Jedes Kind darf sich bei uns als Kind erleben und seine Persönlichkeit entfalten‘. Im Sinne von Jesus Christus, der die Kinder in den Mittelpunkt seiner Botschaft gestellt hat, ist es uns als Kirche wichtig, zu wissen, was Kindern wichtig ist. Wir sehen, dass Kinder an vielen Stellen selbst entscheiden können, was für sie gut ist. Und wir sind froh über jedes Kind, das sich selbst ernst nimmt und sich mit seiner Stimme ernstgenommen fühlt. Denn das ist die Grundlage für Menschen, die ihren Platz in Kirche und Gesellschaft gut und verantwortlich ausfüllen können.“

Die erste Kindersynode in der pfälzischen Landeskirche hatte im Jubiläumsjahr der Reformation 2017 in Speyer stattgefunden. Unter dem Motto „Habe Mut“ hatte dazu das Diakonische Werk Pfalz eingeladen.