Jubiläum in Protestantischer Landeskirche 

20 Jahre Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren

Suchat Papakdee und Paul Schröder. Foto: lk/Moray

Ludwigshafen/Speyer (lk). Geschichte geschrieben, Glück gemacht: Vor 20 Jahren, am 29. Juni 2002, sind Suchat Papakdee und Paul Schröder in Ludwigshafen gesegnet worden. Es war die erste Segnung eines homosexuellen Paares - noch bevor die Landessynode sie ermöglichte.

"Gott ist mit dieser Beziehung einverstanden, auch ohne kirchlichen Akt", so beschreibt der heute 78-jährige Paul Schröder seine Haltung. Er und sein Partner Suchat Papakdee hatten nicht erwartet, dass sie so bald nach der Eintragung ihrer Lebenspartnerschaft im Dezember 2001 gesegnet werden würden. Erfreut hat es die beiden dennoch.

Als Religionslehrer stand Schröder der Kirche nah und war als Presbyter in der Kirchengemeinde Ludwigshafen-Rheingönheim aktiv. Er wusste um die damaligen Auseinandersetzungen auf allen kirchlichen Ebenen zur Frage, ob homosexuelle Paare Segen erhalten können. "Wir wollten niemanden kompromittieren", betont das Paar. Man hätte den anstehenden Beschluss der Landessynode auch abwarten können.

Mutiger Entschluss

Der damalige Gemeindepfarrer Frank-Mathias Hofmann trieb indes die Dinge voran und ging in der Gemeinde bewusst mit der Frage um. Im Februar 2002 stimmte das Presbyterium einstimmig für die Segnung der eingetragenen Lebenspartnerschaft. Hofmann, heute Beauftragter der Evangelischen Kirchen im Saarland, hielt gemeinsam mit seiner Frau, Pfarrerin Silke Portheine-Hofmann, und Pfarrer Horst Hutter den Gottesdienst und segnete das Paar am 29. Juni 2002 in der Paul-Gerhardt-Kirche in Ludwigshafen-Rheingönheim.

Die Beteiligten erlebten eine wegweisende Zeremonie. Ungewöhnlich war der Tempelgesang für den Buddhisten Suchat Papakdee, der aus Thailand stammt. Er und Paul Schröder erinnern sich auch an den großen Rückhalt aus der Gemeinde und zahlreiche Glückwünsche. Der damalige Dekan Michael Gärtner, inzwischen Oberkirchenrat in Ruhe, war einer der ersten Gratulanten.

Im Herbst 2002 zog die Landeskirche nach. Nach Anhörung aller Positionen ermöglichte die Landessynode die gottesdienstliche Begleitung gleichgeschlechtlicher Paare. Vorrausetzung: Das jeweilige Presbyterium ist einverstanden. Zudem sollten Pfarrerin oder Pfarrer unter Gewissensvorbehalt die Begleitung auch ablehnen können. Dem Kompromiss stimmten 44 von 63 Synodalen zu.

Umstrittene Fragen

Als Reaktion auf den Beschluss gründete sich im Folgejahr das Netzwerk bekennender Christen Pfalz, das die biblischen Grundlagen der Landeskirche gefährdet sah. Es sei dennoch wichtig und richtig gewesen, die offene Diskussion zu führen und die Diskriminierung homosexueller Menschen zu überwinden, meint der damalige Oberkirchenrat Christian Schad. Er trieb die Entscheidungen der Landessynode 2002 voran – und als Kirchenpräsident erneut 2019.

Hintergrund: Seit Oktober 2017 ist in Deutschland die gleichgeschlechtliche Ehe der heterosexuellen gleichgestellt. Durch diese rechtliche Voraussetzung können gleichgeschlechtliche Ehen mit einem Gottesdienst anlässlich einer Trauung begleitet werden. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz stimmte 2019 dafür – einstimmig und ohne Vorbehalt. Für Christian Schad ein Zeichen, dass der Dialog fruchtbar gewesen ist und bei vielen zum Umdenken geführt hat.


Neue Antworten

Selbst die Einschätzung bibeltreuer, bekennender Christen sei nicht mehr einheitlich ablehnend in der Frage geschlechtlicher Vielfalt. Das betonte der Germersheimer Dekan Michael Diener, ehemals Präses des Gnadauer Gemeinschaftsverbands beim Talk "Kreuz und Queer" am 7. Juni in der Gedächtniskirche Speyer.

Seine eigene Haltung zur Homosexualität habe sich "von einer völlig konservativen zu einer völlig offenen" entwickelt. Die biblischen Texte seien aus ihrer Zeit heraus zu verstehen, er könne sie heute anders lesen. Es gelte, niemandem "gesetzlich" das Leben schwer zu machen, der lieben wolle, wie er geschaffen ist. Das vor 20 Jahren gesegnete Liebespaar Suchat Papakdee und Paul Schröder bekräftigen das auf ihre Weise. Sie sind inzwischen ein "echtes" Ehepaar mit Trauschein und "weiterhin glücklich, den anderen zu haben", betonen beide.

Annette Heinemeyer, Gleichstellungsbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz, wünscht dem Paar weiterhin den Segen Gottes, der allen liebenden Menschen gelte. Sie begrüßt, dass gleichgeschlechtliche Paare inzwischen auch getraut werden können. "Dass unsere Landeskirche an dieser Stelle so mutig und konsequent vorangegangen ist, macht mich ein bisschen stolz", so Heinemeyer.