„Mühsam, anstrengend, ambitioniert und komplex“: So beschreibt Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst den Priorisierungsprozess der Landeskirche. Auf der noch bis Samstag tagenden Synode werden erste Ideen dazu vorgestellt und diskutiert.

von Eva Stern

International gestaltete sich der Auftakt der Herbsttagung der Landessynode, die noch bis Samstag im Technik Museum in Speyer tagt. So überbrachten Philipp Brooks von der United Reformed Church (URC) aus Großbritannien und Dekanin Esther Lenz für die Union des Églises protestantes d’Alsace et de Lorraine (UEPAL) Grüße und Wünsche für ein gutes Gelingen. „Der Krieg in der Ukraine, der Konflikt in Gaza, das Ergebnis der jüngsten amerikanischen Wahlen, der Aufstieg der extremen Rechten in Europa bringen viele Sorgen mit sich. Wir leben in einer Welt, die allzu oft versucht, sich Feinde zu machen, anstatt sich Freunde zu machen. Freundschaften zwischen Kirchen auf der ganzen Welt sind wichtiger denn je”, sagte Brooks.

Mit einer engagierten Rede stimmte Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst die Synodalen auf das beherrschende Thema der Synode ein, den Priorisierungsprozess der pfälzischen Landeskirche, der  „mühsam und anstrengend und ambitioniert und komplex ist.“ Bis 2035 muss die Kirche wegen rückläufiger Einnahmen mindestens 45 Prozent ihrer Kosten einsparen. Entscheidungen werden auf der Herbstsynode nicht getroffen. Die Herbsttagung dient vielmehr der Information und Diskussion, sodass die Synodalen im Frühjahr 2025 informiert entscheiden und Beschlüsse fassen können, welche Bereiche wie betroffen sind.   

„Natürlich können wir den Kopf in den Sand stecken und den Dingen ihren Lauf lassen, weiter daran glauben, dass es schon irgendwie gehen wird, weil es ja schon immer irgendwie ging. Das wird es auch. Aber unter Rahmenbedingungen und Sachzwängen und Entwicklungen, an denen leider nicht zu rütteln ist. Und ich für meinen Teil will nicht in zehn Jahren erkennen, dass ich heute die Chance zum Handeln und Gestalten gehabt hätte und sie nicht genutzt habe. Dass ich heute etwas hätte tun können, damit meine Kolleginnen und Kollegen morgen gut arbeiten können. Dass ich heute an einer Kirche bauen kann, die morgen für Menschen gut ist und eben nicht mehr um Haushaltspläne kreist, sondern nur noch um den Auftrag, den Gott ihr gegeben hat“, sagte Wüst in ihrer Einbringungsrede. Sie spüre „Lust auf Zukunft“, machte die Kirchenpräsidentin den Synodalen Mut, den Priorisierungsprozess nicht nur als Sparprozess sondern als Gestaltungsprozess für die Kirche von morgen zu sehen.

Die Synodalen werden am morgigen Freitag  über die Fortführung des Projekts „Philippus“ zur Mitgliederkommunikation entscheiden, mit dem derzeit 71 450 Mitglieder erreicht werden können. Bis Jahresende sollen es rund 100 000 sein. Auch über die Fortführung des im April erfolgreich gestarteten Segensbüros „Blessed.Pfalz“ wird beraten. Die Synode bringt zudem den Haushalt für die Jahre 2025 und 2026 auf den Weg und will am Samstag im Rahmen des Gesetzes zum Schutz vor sexualisierter Gewalt ein Schutzkonzept für die Landessynode beschließen.

Die Tagung der Landessynode ist öffentlich und wird auch live übertragen: www.youtube.com/@evkirchepfalz

 

Hintergrund

Es ist die achte Tagung der 13. Landessynode, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist die kirchliche Volksvertretung. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an. Das Präsidium bilden Synodalpräsident Hermann Lorenz, Synodalvizepräsident Joachim Schäfer und als zweite Synodalvizepräsidentin Christine Schöps.

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, Carolin Beez und Timo Schmidt stellen Zukunftsszenarien im Prio-Prozess vor.