Demokratie
Wohin geht die nächste Reise? Wohin geht die Reise für unser Land, für unsere Kirche? Wenn alle mitbestimmen wollen: Das kann dauern. Demokratie ist gut, aber anstrengend. Sie will gelernt und geübt sein. Wir arbeiten dran. Mit dem Staat, mit der Politik. Mit dir?
Nein, wir waren nicht immer demokratisch
Die Demokratie – von altgriechisch demokratia, Volksherrschaft – stammt aus dem alten Griechenland. Demokratie in Deutschland beginnt erst mit dem 19. Jahrhundert.
Auch die Kirchen haben die Demokratie nicht erfunden. Freiheit, Religionsfreiheit und Mitspracherecht: All das kommt erst mit der Reformation und Aufklärung. Unsere pfälzische Landeskirche schreibt aber Geschichte. Sie ist vom ersten Geburtstag an demokratisch.
"Mutig voran", so entscheidet 1818 das Kirchenvolk für eine Kirchenunion. Gegen die Kirchenspaltung der Lutherischen und Reformierten. Unsere Struktur läuft seither: von unten nach oben. Alle dürfen über Wahlen und Synoden mitreden.
Dorothee Wüst
Kirchenpräsidentin
+49 6232 667-122
Pfälzer*innen sind offenbar geboren zum Mitreden und Mitmischen. Das Hambacher Fest gilt als die Wiege der Demokratie. Der Hambacher Freiheitspreis 1832 geht an Menschen, die mutig den Mund aufmachen – für Freiheit und Mitbestimmung.
"Heute hören wir populistische Reden, die wir nie wieder hören wollten. Ein fatales Schwarz-Weiß-Denken macht sich breit. Es wird von 'Freiheit' geredet, aber gemeint ist nur die Freiheit mancher. Diese Haltungen sind mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar!"
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst
Ja, wir machen Politik – immer
Auch Christ*innen sind Teil der Gesellschaft. Wir teilen Werte wie Menschenrechte und Menschenwürde. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) äußert sich zu kirchlichen und gesellschaftlichen Fragen. Sie veröffentlicht Denkschriften zu Themen wie Inklusion, Frieden, Familie, die auch in die Politik einfließen.
Kirchenvertreter*innen sitzen auch im Deutschen Ethikrat. Dort werden Themen diskutiert, die unser Zusammenleben bestimmen. Etwa der Umgang mit Babyklappen, Organspenden, Genmanipulation, Künstlicher Intelligenz (KI) oder Sterbehilfe. In gesellschaftlichen und moralischen Fragen werden Christ*innen eingebunden. Als eine Stimme unter vielen.
Wir sind Christ*innen und Bürger*innen
"Du sollst Gott und deinen Nächsten lieben wie Dich selbst"
Dieses Doppelgebot legt uns Jesus ans Herz. Es bedeutet auch: Sich einsetzen für die Nächsten, die Fernen, die Fremden – im eigenen Land, in aller Welt. Für Gleichheit und Gerechtigkeit, Frieden und die Freiheit des Einzelnen. Also für Demokratie.
Die Christengemeinde setzt sich für die Bürgergemeinde ein. Diese Worte hat der Theologe Dietrich Bonhoeffer geprägt, der im Naziregime mit der Bekennenden Kirche Widerstand geleistet hat und ermordet wurde. Während andere, die sogenannten Deutschen Christen Hitler gefolgt sind. Sie waren, so heißt unsere Ausstellung zum Thema: Protestanten ohne Protest.
Wir arbeiten mit dem Staat zusammen
In dieser Zeit wurde auch die pfälzische Landeskirche zur Reichskirche und hat Schuld auf sich geladen. Auch das ist wichtig: Kirche und Staat sollen sich nicht vermischen. Beide haben ihre eigenen Bereiche und Aufgaben. Beide arbeiten aber auch – wie in der Diakonie oder dem Religionsunterricht – zusammen. Und setzen sich für demokratische Werte ein.
Zwei kirchliche Beauftragte halten direkten Kontakt zu den Landtagen, Landesregierungen und Landesbehörden auf dem Gebiet unserer Landeskirche.
- Am Landtag für Rheinland-Pfalz in Mainz.
- Am Landtag für das Saarland in Saarbrücken.
Sie pflegen die Beziehungen zwischen den Ländern und den Evangelischen Kirchen auf diesem Gebiet. Neben der Pfalz sind das die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau und die Evangelische Kirche im Rheinland. Parallel arbeiten auch die Diakonien der Landeskirchen Pfalz, Hessen und Nassau und Rheinland zusammen: in der Arbeitsgemeinschaft Diakonie in Rheinland-Pfalz.
Und jetzt? Verteidigen wir die Demokratie
Die Demokratie wird schwach. Wenn gewählte Abgeordnete beschimpft werden. Menschen im Wahlkampf angegriffen, Jüd*innen bespuckt und beschimpft werden. Es ist Zeit, Flagge zu zeigen. Und zu sagen: "Nie wieder ist Jetzt!". Die Kirchen in Deutschland stehen auf. Auch die Landeskirche und das Bistum Speyer. Mit allen, die ebenfalls aufstehen…
"Treten Sie entschieden allen entgegen, die die Würde von Menschen missachten und Hand anlegen an die Wurzeln unserer freiheitlichen Demokratie, unseres Rechtsstaats und unseres solidarischen Miteinanders!"
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Bischof Karl-Heinz Wiesemann