Evangelische Kirche der Pfalz: Artikelschau https://www.evkirchepfalz.de/ de-de Evangelische Kirche der Pfalz Wed, 05 Nov 2025 11:49:37 +0100 Wed, 05 Nov 2025 11:49:37 +0100 TYPO3 EXT:news news-4193 Wed, 05 Nov 2025 09:00:00 +0100 Ein Friedhof nur für Tiere https://www.indeon.de/glaube/ein-friedhof-nur-fuer-tiere Schildkröte Joe, Hund Lampard und Kater Cobi: Sie alle sind auf dem Tierwaldfriedhof Enkenbach-Alsenborn begraben. Seit 19 Jahren kümmert sich Gina Derrant um eine würdevolle Bestattung der Tiere. news-4257 Wed, 29 Oct 2025 14:46:53 +0100 Reformation: Mut zur Freiheit – aus Licht und Schatten lernen /reformation-mut-zur-freiheit-aus-licht-und-schatten-lernen Ein Beitrag von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst Der Reformationstag ist kein Museumstag. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst blickt auf die Ereignisse vor mehr als 500 Jahren, sieht Luthers Licht und Schatten und fragt, was uns heute wirklich trägt. Sie lädt ein, Reformation als Aufbruch zu leben: frei im Gewissen, verständlich im Reden von Gott, barmherzig im Handeln - für eine Kirche, die Fehler bekennt, Hoffnung teilt und Verantwortung übernimmt.

Der 31. Oktober 1517 ist mehr als ein Datum im Geschichtsbuch. Er erzählt von Menschen, die der Stimme ihres Gewissens mehr trauten als den mächtigen Strukturen ihrer Zeit. Sie suchten Gott nicht in Glanz und Sicherheit, sondern in der Freiheit des Glaubens. Was damals begann, war keine Museumsbewegung, sondern ein Aufbruch, der Kirche und Gesellschaft veränderte - im Hören auf das Evangelium.

Und doch: Wer interessiert sich heute noch für einen Thesenanschlag vor über fünfhundert Jahren? So vieles treibt uns um: der Verlust an Vertrauen, sinkende Mitgliederzahlen, der bröckelnde gesellschaftliche Zusammenhalt. Manches wirkt weit weg von dem, was Martin Luther beschäftigt hat. Aber die eigentliche Frage bleibt erstaunlich nah: Gibt es in dieser Erinnerung etwas, das uns in Gegenwart und Zukunft trägt?

Ich meine: ja - wenn wir Reformation nicht nostalgisch betrachten, sondern als Einladung, neu zu hören und neu zu beginnen. Wir leben in einer Zeit der Verunsicherung, aber auch der Sehnsucht: nach Sinn, nach Hoffnung, nach einem Grund unter den Füßen. Reformation heute heißt: nicht krampfhaft festhalten, sondern mutig aufbrechen. Uns bewegen lassen - von Gottes Wort, vom Leid der Menschen, von der Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden.

Dabei hilft der ehrliche Blick auf Luther selbst. Er ist eine ambivalente Figur. Ich habe Respekt vor dem Mut eines kleinen Mönchs, der sein Gewissen über die Angst stellte und der Macht von Kaiser und Papst die Stirn bot. Aber zu ihm gehören auch dunkle Seiten: seine Hetzschriften gegen Jüdinnen und Juden, seine Haltung im Bauernkrieg. Luther ist kein Säulenheiliger. Gerade deshalb taugt der Reformationstag nicht für heroische Verklärung - sondern für die richtigen Fragen.

Eine dieser Fragen hat Luther zugespitzt: „Woran du dein Herz hängst und worauf du dich eigentlich verlässt, das ist dein Gott.“ Ich höre das als Anfrage an mich, an uns: Woran hänge ich mein Herz in diesen Zeiten? Was ist mir so wichtig, dass ich mich mit Leib und Seele dafür einsetze? Luther hat seine Antwort gefunden: Er vertraute dem Gott, der Menschen liebt bis in den Tod, Leben verheißt und Frieden und Gerechtigkeit will. Aus diesem Glauben gewann er Freiheit und Zivilcourage.

Hier liegt das Antwortpotential der Reformation auch auf die Fragen von heute:

Gnade statt Druck.

Niemand muss sich Gottes Ja verdienen. Wer das glaubt, atmet auf und wird frei, andere zu lieben und Verantwortung zu übernehmen.

Freiheit des Gewissens.

Sie macht mutig, auch gegen den Strom zu stehen.

Mündigkeit statt Zuschauersport.

Kirche lebt, wo viele mitdenken und mitgestalten: Frauen und Männer, Junge und Alte, Haupt- und Ehrenamtliche.

Verständliche Sprache.

„Sola scriptura“ (die Schrift allein) bedeutet heute auch, die gute Nachricht so zu übersetzen, dass sie Herzen erreicht: in Stadt und Dorf, im Gottesdienst und im Netz.

Zur Wahrheit gehört ebenso: Wir lernen auch aus Fehlern. Als Kirche benennen wir Schuld, arbeiten auf und suchen Wege der Heilung. Dazu gehört, antijüdische Tendenzen  zu erkennen und uns heute sichtbar an die Seite jüdischer Gemeinden zu stellen. Dazu gehören auch die dunklen Schuld-Schatten im Zusammenhang sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie, die uns in die Verantwortung nehmen. Glaubwürdig

 Glaubwürdig werden wir auch durch die Bereitschaft, uns korrigieren zu lassen. Auch das ist Reformation.

Was bedeutet das konkret für uns in der Pfalz? Wir schaffen Räume, in denen Fragen willkommen sind. Fragen über Gott und die Welt, über Zweifel, Sehnsucht und Lebensmut. Wir bleiben diakonisch präsent, hören hin, wo Not ist, und handeln gemeinsam mit Partnern aus Sozialarbeit, Bildung und Kultur. Wir feiern Gottesdienste mit Profil: verlässlich und nahbar, klassisch und experimentell, analog und digital. Wir teilen Verantwortung und stärken das Ehrenamt, weil „Priestertum aller Glaubenden“ kein frommer Slogan ist, sondern eine Haltung. Und wir zeigen klare Kante: für Menschenwürde und Demokratie, für Frieden, gegen Antisemitismus und jede Form von Menschenfeindlichkeit. So wächst Vertrauen. Schritt für Schritt.

Der Reformationstag ist deshalb kein nostalgischer Gedenktag.  Er fragt uns jetzt und heute: Woran hängst du dein Herz? Was ist dir wirklich wichtig? Wofür willst du dich einsetzen? In den Antworten liegt Reformation, liegt Veränderung. Zum Guten. Mit Gott. Gemeinsam. Für Menschen.

Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz

]]>
news-4256 Wed, 29 Oct 2025 11:03:17 +0100 Drei Kandidatinnen stehen für das Amt der Oberkirchenrätin für Bauen und Finanzen zur Wahl /drei-kandidatinnen-stehen-fuer-das-amt-der-oberkirchenraetin-fuer-bauen-und-finanzen-zur-wahl Bei der Herbstsynode der Evangelischen Kirche der Pfalz im November wird die Nachfolge von Oberkirchenrätin Karin Kessel entschieden. Speyer (lk). Die Kirchenregierung der Evangelischen Kirche der Pfalz hat der Landessynode drei Kandidatinnen für das Amt einer weltlichen Oberkirchenrätin vorgeschlagen: Juliane Danz (Weisenheim am Sand), Dr. h. c. Zoé Inci Morgenstern (Mannheim) und Annette von Pogrell (in der Nähe von Celle). Die Wahl steht für Donnerstag, 20. November, auf der Tagesordnung der Herbstsynode, die vom 20. bis 22. November im Technikmuseum Speyer tagt. Die Bewerberinnen wollen die Nachfolge von Oberkirchenrätin Karin Kessel antreten, die mit Ablauf des 30. November 2025 in den Ruhestand geht.

Zu den Kandidatinnen:

Die 38-jährige Diplom Finanzwirtin mit einem Master of Laws und einem Steuerberaterexamen, Juliane Danz, arbeitet seit 2018 bei der Stadt Mannheim im Fachbereich Finanzen, seit 2021 verantwortet sie dort die Abteilung Stadtkasse und Steuern. Danz hat ein Kind und lebt in einer Partnerschaft in Weisenheim am Sand. In ihrer Freizeit engagiert sie sich im SV Weisenheim.

Die 49-jährige Betriebswirtin mit Masterabschlüssen in Finanzmanagement und Immobilienökonomie, Dr. h. c. Zoé Inci Morgenstern, ist seit über 20 Jahren in unterschiedlichen Führungspositionen im Gesundheitswesen tätig. Davon war sie neun Jahre lang am Universitätsklinikum Mannheim – zuletzt als Prokuristin und Geschäftsbereichsleiterin Finanzen und Querschnittsfunktion (Unternehmenscontrolling). Die gebürtige Schweizerin lebt mit ihrem Ehemann und zwei Kindern in Mannheim. Sie engagiert sich seit jungen Jahren für Frauenrechte und Tierschutz und liebt Reisen, Sport und das Familienleben.

Nach mehrjährigen beruflichen Stationen bei Diakonie und Caritas berät die Juristin Annette von Pogrell seit 2024 Führungskräfte in Kommunikationsfragen, unter anderem bei Restrukturierungs- und Changeprozessen. Die 59-jährige Mutter von fünf erwachsenen Kindern lebt mit ihrem Mann bei Celle und engagiert sich als ehrenamtliche Vereinsvorsitzende für das Celler Frauenhaus.

In der Nachfolge von Karin Kessel wären die Kandidatinnen für das gesamte Finanz-, Verwaltungs- und Bauwesen der Landeskirche zuständig.

Oberkirchenrätinnen und Oberkirchenräte werden in der Pfälzischen Landeskirche auf die Dauer von sieben Jahren gewählt, Wiederwahl ist möglich. Sie leiten die einzelnen Dezernate des Landeskirchenrates, der obersten Behörde der Landeskirche. Den Vorsitz im Kollegium führt die Kirchenpräsidentin beziehungsweise der Kirchenpräsident.

]]>
news-4258 Fri, 24 Oct 2025 10:23:00 +0200 „Die Zukunft ist ökumenisch“ /die-zukunft-ist-oekumenisch Bei der Jubiläumstagung zum 50-jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Südwest haben Vertreter*innen den Stellenwert der Ökumene betont. Von Uwe Rauschelbach

SPEYER. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen der Region Südwest blickt auf ihr 50-jähriges Bestehen zurück. Sie eint die Überzeugung, dass der christliche Glaube Einheit in Vielfalt zu stiften vermag. Auch die Neuapostolische Kirche Westdeutschland wurde in die Gruppe der Kirchen aufgenommen, die in der ACK die Grundüberzeugung vertreten: „Die Zukunft der Kirche ist ökumenisch.“

Zu diesem Thema referierten am Ende der Jubiläumstagung im Bischöflichen Priesterseminar St. German Speyer die Vertreter*innen dreier Kirchen: die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, der Trierer Weihbischof Robert Brahm und die Reutlinger Theologin Ulrike Schuler, die sich zur Evangelisch-methodistischen Kirche zählt. So berief sich Wüst bei ihrem Eintreten für den ökumenischen Fortschritt auf die Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948, die Öffnung der römisch-katholischen Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren und die Leuenberger Konkordie von 1973 als wesentliche Weichenstellungen. Da die „volkskirchliche Realität“ an ihr Ende gelangt sei, könnten sich die christlichen Kirchen keine „konfessionelle Verzettelung“ mehr leisten, meinte die Kirchenpräsidentin. Nach wie vor spiele das Trennende eine Rolle, dürfe aber nicht das letzte Wort haben.

Als beispielhaft führte Dorothee Wüst die in der Leuenberger Konkordie festgelegte Abendmahlsgemeinschaft an, die noch nicht vollgültig umgesetzt sei. „Die Zukunft der Kirche ist ökumenisch, aber sie fällt uns nicht in den Schoß“, trat sie für anhaltende Bemühungen um die Überwendung von Trennungen ein.

Robert Brahm teilte die Auffassung, dass mit Blick auf die ACK Südwest „aus einer zarten Pflanze ein statt­licher Baum“ geworden sei. Das hätten sich die Gründerväter nicht träumen lassen, meinte der Trierer Weihbischof mit Blick auf den 1975 bewirkten Zusammenschluss der Kirchen in Rheinland-Pfalz und Saarland zur ACK-Region Südwest. Das christliche Glaubensbekenntnis bilde den „gemeinsamen Nenner“, der daran erinnere, „dass wir gemeinsam stark sind“, so Brahm.

Heute gehören der Arbeitsgemeinschaft mit dem Katholischen Bistum der Alt-Katholiken, dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, der Evangelischen Brüder-Unität, dem Bund Freier evangelischer Gemeinden, der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche der Pfalz, der Griechisch-Orthodoxen Metropolie, der Koptisch-orthodoxen Kirche, der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennoniten, der Evangelisch-methodistischen Kirche, der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland, dem Bistum Speyer und Trier sowie der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) zwölf Mitgliedsgemeinschaften an.

Gastmitglieder sind die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Mittelrhein und der Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden. Die emeritierte Theologin Ulrike Schuler stellte in ihrem Vortrag eine im Methodismus tief wurzelnde ­Bereitschaft für interreligiöse und ökumenische Beziehungen heraus. Christliche Kirchen, die sich stärker an ihren Gemeinsamkeiten ausrichteten als an dem Trennenden, könnten ein starkes Zeugnis sein.

Vorsitzende der ACK Südwest ist seit 2021 Superintendin Jutta Walber von der Evangelischen Kirche im Rheinland. Ihr stehen Anna Werle (Ökumenereferentin des Bistums Trier) und Jürgen Tibusek (Leiter des Landesverbandes Südwest des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden) zur Seite. Seit 2023 gehören Pfarrerin Anja Behrens (Evangelische Kirche der Pfalz) und Bishoy Soliman (Koptisch-orthodoxe Kirche) zum geschäftsführenden Vorstand.

Dieser Artikel ist im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz Nr. 45 erschienen.

]]>
news-4255 Fri, 17 Oct 2025 09:53:58 +0200 "Das Buch hat nicht ausgedient" /das-buch-hat-nicht-ausgedient Kirchenpräsidentin und Medienbischöfin Dorothee Wüst auf der Frankfurter Buchmesse Speyer, Frankfurt a.M. (epd). Die evangelische Medienbischöfin Dorothee Wüst sieht die Vermittlung von Lesekompetenz bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen als eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Gut erzählte und anspruchsvolle Geschichten könnten die Menschen in die spannende Welt der Bücher hineinziehen, sagte die pfälzische Kirchenpräsidentin dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Das Buch hat nicht ausgedient, Lesen kommt nicht aus der Mode", zeigte sie sich bei einem Rundgang auf der Frankfurter Buchmesse überzeugt von der Zukunft des Printmediums. Eingeladen zu dem Messerundgang hat der Evangelische Medienverband in Deutschland (EMVD). Die Pfälzer Kirchenpräsidentin ist seit Januar Aufsichtsratsvorsitzende des Gemeinschaftswerkes der evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main und damit Medienbischöfin in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das GEP trägt auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Der Zugang zu Lesestoff „hängt nicht am Geldbeutel“, sagte Wüst. Zahlreiche öffentliche Bibliotheken - auch der Kirchen - lüden zum Stöbern in ihren Angeboten ein. 

Bei ihrem ersten Rundgang über die Buchmesse als Medienbischöfin kam sie mit Ausstellern der christlichen Verlage in der Messehalle 3 ins Gespräch und informierte sich, "wie es ihnen geht, welche Themen die Leserschaft nachfragt, welches Bücherangebot es gibt und wie der Bücherverkauf läuft." Christliche Literatur sei ein wichtiges Segment auf dem Buchmarkt. Bücher zu religiösen oder ethischen Themen eröffneten Diskussionsräume über gesellschaftliche Fragen.

Die evangelische Publizistik mit ihren verschiedenen Medienangeboten stehe unter Spardruck und müsse sich an den sich wandelnden Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer orientieren, sagte die Medienbischöfin. Nötig sei es, sich besser auf die digitale Welt einzustellen, mehr Ausspielwege für Informationsinhalte zu nutzen und auch Kooperationen mit anderen Partnern einzugehen.

Gerne liest die in Kaiserslautern lebende 60-jährige Theologin nach eigenen Worten in ihren Freizeit Bücher „mit Tiefgang“, bei denen der Lesespaß nicht zu kurz kommt. Belletristik und Sachbücher sollten den Lesenden neue Einblicke erschließen, sagte Wüst, die besonders (Kinder)Bilderbücher liebgewonnen hat. Faszinierend sei es, wenn in den Geschichten Texte und Bilder harmonierten. Die Künstliche Intelligenz (KI) könne kaum tolle Lesebücher erzeugen, ist die Kirchenpräsidentin sicher: "Die Fantasie von menschlichen Autorinnen und Autoren ist unersetzbar." epd/Alexander Lang

 

]]>
news-4253 Mon, 13 Oct 2025 11:55:00 +0200 Mut, Kunst und Aufbruch /mut-kunst-und-aufbruch Gründergeist Gipfeltreffen 2025 zeigt, wie Kirche Zukunft wagt. Stuttgart. Wie lebendig Kirche sein kann, wenn Menschen mit Ideen, Glauben und Mut zusammenkommen – das hat das Gründergeist Gipfeltreffen 2025 eindrucksvoll gezeigt. Über 200 Teilnehmende aus den Kirchen Baden-Württembergs und der Pfalz kamen in St. Maria in Stuttgart zusammen – einer Kirche, die selbst zum Experimentierraum geworden ist: offen für die Ideen der Menschen, mitten in der Stadt, mitten im Leben.

Gemeinschaft, die verwandelt

„Das Ziel des Gipfeltreffens ist Ermutigung, Vernetzung und Befähigung für Kirchenpionier*innen“, betont Göran John, Referent für neue Formen von Kirche in der evangelischen Landeskirche Badens. Von Anfang an lag eine besondere Energie in der Luft: Menschen, die Kirche neu denken, erprobte Initiativen und junge Projekte, Suchende und Gestaltende – sie alle fanden hier Raum für Begegnung, Austausch und geistliche Tiefe. „Ich habe inmitten der Strukturprozesse unserer Kirche so viel Ermutigung und Inspiration gefunden – auch in spiritueller Hinsicht“, erzählt eine Teilnehmerin aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Von Herzen sprechen – mit Kunst, Glauben und Verletzlichkeit

Ein besonderer Höhepunkt des Konferenztages war der Auftritt von Scott Erickson, Künstler, Autor und spiritueller Erzähler aus den USA. In seinen beiden Sessions lud er die Teilnehmenden ein, die Kirche als „Community of Transformation“ zu sehen – als Ort, an dem Herzen verwandelt werden können. Er sprach darüber, wie Kunst helfen kann, das Dunkel des Lebens in etwas Heilsames zu verwandeln. „Sowohl Kunst als auch Spiritualität können uns lehren, wer wir eigentlich sind, wenn sich alles verändert“, sagte er. Viele Teilnehmende spürten: Diese Worte treffen den Nerv einer Kirche im Wandel.

Mutige Ideen, bunte Vielfalt

Bereits der Auftakt zeigte, wie viel Bewegung im Gründergeist steckt: Fünf Initiativen pitchten ihre Projekte. Die Begeisterung war spürbar, die Bandbreite inspirierend. Fünf innovative Gründungen im kirchlichen Feld wurden beispielhaft vorgestellt: ein Doppelstockbus als Glaubens-Begegnungsort in Karlsruhe, eine christliche Wohngemeinschaft in Mannheim, ein Ort zum Ruhefinden und für Gespräche in einer alten Eisdiele in der Pfalz oder die erste christliche Gemeinde in Heidelberg, die bewusst für queere Menschen gegründet wurde.
Am Nachmittag ging es in die Praxis: Zehn Workshops luden dazu ein, zu experimentieren, zu beten, zu gestalten und zu vernetzen. Bei Hoffnungsgeschichten aus der Citypastoral, beim Poetry-Talk, beim christlichen Yoga, beim Coaching für Gründer*innen oder beim Blick nach Myanmar mit einem dort tätigen Pater – überall entstand das, was viele als das Besondere des Gipfeltreffens beschreiben: Begegnung auf Augenhöhe und echte Ermutigung.

Wachsam bleiben – und verbunden

In dem abschließenden Vortrag entschlüsselte Jele Mailänder, Referentin der Innovationsstelle der evangelischen Kirche Deutschlands „midi“, anhand von Erfahrungen in der kanadischen Wildnis die Grundsituation von Gründerpersonen: Neuland bringt Ungewissheit mit sich. Deshalb brauche es Vernetzung unter den Aufbrechenden, wie in einem Wurzelsystem und das Vertrauen darauf, dass auch aus Scheitern neues Leben und neue Perspektiven wachsen. „Kein Mensch baut die Kirche, sondern Christus allein“, ermutigte Mailänder mit einem Zitat von Dietrich Bonhoeffer.

Begleitet wurde der Tag musikalisch von Heike Ostertag und ihrer Band, die mit großem Einfühlungsvermögen die Stimmung trug und vertiefte – von energiegeladenen Songs bis zu stillen Momenten der Andacht.

Segen für die, die Neues wagen

Zum Abschluss des Tages standen Segen und Zuspruch: ein gemeinsamer Moment, in dem sich die Teilnehmenden gegenseitig in den Blick nahmen – als Menschen, die träumen, suchen, zweifeln, anfangen. „Ich erlebe hier so eine wohlwollende Atmosphäre, die Veränderung sucht und Menschen zusammenbringt. Das tut gut!“, sagte ein Teilnehmer aus der evangelisch-methodistischen Kirche.

Stimmen aus dem Team

„Das Gipfeltreffen war tief, wild und bunt – in den Vorträgen, in der Vernetzung, in der Atmosphäre“, fasst Tim Kaufmann (Evangelische Kirche der Pfalz) zusammen.
Sue Grimbacher (Diözese Rottenburg-Stuttgart) ergänzt: „Die Bilder von Scott Erickson waren fantastisch für Menschen in Veränderungsprozessen. Sie haben eine neue spirituelle Tiefe eröffnet.“
Und Tobi Wörner (Evangelisches Jugendwerk in Württemberg) resümiert: „Richtig gute Leute, richtig viel Inspiration, Vernetzung und Ermutigung – das Gipfeltreffen ist immer Anschubkraft für Gründer*innen in unseren Kirchen.“

Ein Netzwerk des Aufbruchs

Das Gründergeist Gipfeltreffen wird organisiert von der Gründergeist-Bewegung, einem ökumenischen Netzwerk im Südwesten Deutschlands. Ziel ist es, Menschen mit einer Sehnsucht nach neuen, lebendigen Formen von christlicher Gemeinschaft zu vernetzen, zu inspirieren und zu ermutigen – durch Online-Kurse, Lernreisen, Coaching und das jährliche Gipfeltreffen.
Getragen wird Gründergeist von den evangelischen Landeskirchen in Baden, Württemberg und der Pfalz, der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der Erzdiözese Freiburg, dem Bistum Speyer, dem CVJM Baden und dem Evangelischen Jugendwerk in Württemberg, der Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste sowie der evangelisch-methodistischen Kirche.

Weitere Infos unter www.gruendergeist.info und @gruendergeist.info (Instagram)

]]>
news-4252 Fri, 10 Oct 2025 19:07:00 +0200 "Du bist Mensch in Treue zu Gott und in Liebe zu den Menschen" /du-bist-mensch-in-treue-zu-gott-und-in-liebe-zu-den-menschen Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst gratuliert Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann zum 40-jährigen Priesterjubiläum. Speyer. Anlässlich des 40-jährigen Priesterjubiläums von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann würdigt die Präsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, den Speyerer Bischof für seinen langjährigen Dienst und sein ökumenisches Engagement. Beim Festgottesdienst im  Speyerer Dom hielt Wüst ein Grußwort, in dem sie Dank, Respekt und den gemeinsamen ökumenischen Auftrag betonte.

„In einem Raum wie diesem Dom, dessen Steine von annährend 1000 Jahren Geschichte sprechen, muten vierzig Jahre wie ein Wimpernschlag an“, so Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst in ihrem Grußwort. „Im Leben eines Menschen sind sie eine lange Zeit. Du bist noch immer derselbe Mensch wie zur Zeit Deiner Priesterweihe, und dennoch ein anderer. Eine unglaubliche Fülle von Erfahrungen, Begegnungen, Gesprächen, Gedanken und Erkenntnissen liegt hinter Dir, die Dich geprägt haben, die Dich an den Punkt geführt haben, an dem Du heute stehst.“ Sie habe, so Wüst, Bischof Wiesemann stets als einen Menschen erlebt, der seinem Gott zutiefst die Treue halte, aus dieser Treue wahrhaftig sein Amt lebe und damit sich selbst gegenüber treu bleibe. „In Verantwortung gegenüber Gott und den Menschen baust Du an einer Kirche, die offen ist für Selbsterkenntnis, für neue Wege, für Wandel.“ Sie schätze an Wiesemann nicht nur seine „enorme theologische Kompetenz und Liebe zur Erkenntnis“, sondern auch seine Empathie, sein Mitgefühl, seine Authentizität und Glaubwürdigkeit. „Du bist Mensch in Treue zu Gott und in Liebe zu den Menschen. Und das spürt man. Das spüre ich. Und es ist eine Wohltat im ökumenischen Miteinander“, betonte die Kirchenpräsidentin. Für eine gelingende Ökumene brauche es Menschen, die einander in ihren Ansichten achten, miteinander im Gespräch bleiben und bereit sind, aneinander zu wachsen und lebendigen Wandel zu gestalten. „So erlebe ich es in unserem ökumenischen Miteinander und dafür bin ich von Herzen dankbar. Dem Bischof, aber ganz besonders dem Menschen Karl-Heinz Wiesemann.“

Gefeiert wurde das Jubiläum am 10. Oktober im Speyerer Dom. Neben Bischof Dr. Franz Jung (Würzburg), Weihbischof Matthias König (Paderborn) und Weihbischof Otto Georgens (Speyer) nahmen zahlreiche Weggefährten teil. Wiesemann dankte ihnen und den Gläubigen für die „Weggemeinschaft“. Musikalisch wurde der Gottesdienst von der Capella Spirensis unter Michael Marz gestaltet, an der Orgel spielte Markus Eichenlaub.

Die Predigt hielt der Benediktinerpater und Doktorvater des Jubilars, Elmar Salmann OSB. Er deutete die „Magie“ der Zahl 40 als Wegzeit zwischen Glanz und Suche und verortete Wiesemanns priesterliches Wirken genau in dieser Spannung. Salmann würdigte ihn als Theologen und Seelsorger, der die Rhythmen des christlichen Mysteriums ernstnimmt – in Denken, Spiritualität, Liebe zur Musik und in der verantwortlichen Gestaltung kirchlicher Entscheidungen.

In den anschließenden Grußworten betonte Weihbischof Otto Georgens die Schönheit und Kostbarkeit der priesterlichen Berufung und dankte dem Bischof für 40 Jahre Dienst. Theo Wieder, Vorsitzender der Diözesanversammlung, hob unter Bezug auf das bischöfliche Motto „Major Omni laude“ Wiesemanns Mut zu notwendigen Veränderungen und seine Begeisterung für das Evangelium hervor. Speyers Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler würdigte schließlich seine klare, offene und selbstkritische Stimme in gesellschaftlichen Fragen – ein Einsatz für demokratische Werte, Zusammenhalt und respektvollen Umgang, der weit über den kirchlichen Raum hinausreiche.

]]>
news-4254 Thu, 09 Oct 2025 10:35:00 +0200 Flaschenweise Courage: Wein gegen Rassismus https://www.indeon.de/gesellschaft/flaschenweise-courage-wein-gegen-rassismus Winzer Lukas macht sich gegen rechte Parolen stark. Sichtbares Zeichen ist sein „Wein gegen Rassismus“. Die gleichnamige Initiative im Internet vernetzt die Weinszene. news-4251 Mon, 06 Oct 2025 12:28:47 +0200 Wie David mit seiner jüdischen Identität umgeht https://www.indeon.de/gesellschaft/vorurteile-entkraeften David Rosenberg erinnert sich an den 7. Oktober 2023. Damals stand er kurz vor einer Israelreise. Der jüdische Student sehnt ein Ende des Konflikts im Gazastreifen herbei. news-4250 Thu, 02 Oct 2025 11:43:33 +0200 "Dieses Verbrechen hat tiefe Wunden hinterlassen" /dieses-verbrechen-hat-tiefe-wunden-hinterlassen Evangelische Kirche gedenkt gemeinsam der Opfer des 7. Oktober Berlin/Speyer. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, und die Leitenden Geistlichen aller 20 Landeskirchen äußern sich zum Jahrestag des 7. Oktober 2023 wie folgt:

„Der 7. Oktober markiert den Tag des schlimmsten Massakers an Jüdinnen und Juden seit der Shoa: Terroristen der Hamas griffen Israel in einem beispiellosen Terrorakt an, ermordeten über 1.000 Menschen, verschleppten 251 und verletzten viele weitere. Dieses Verbrechen hat tiefe Wunden hinterlassen - bei den Opfern und ihren Familien, in der israelischen Gesellschaft und bei Jüdinnen und Juden weltweit.

Heute, zwei Jahre später, ist die Situation in Israel und den palästinensischen Gebieten von Gewalt und Zerstörung geprägt: durch die fortgesetzte Gefangenschaft israelischer Geiseln und andauernde Angriffe auf Israel, durch den Gaza-Krieg mit Zehntausenden zivilen Opfern und die Zerstörung der Lebensgrundlage im Gazastreifen. Die Traumatisierung und das Leid der israelischen wie auch der palästinensischen Bevölkerung prägen die Gegenwart.

Wir beklagen das Leiden der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten und erinnern eindringlich daran, dass alle Konfliktparteien aufgerufen sind, die Grundsätze des humanitären Völkerrechts und internationale Vereinbarungen zu achten.

Mit großer Sorge nehmen wir wahr, wie die Kirchen im Heiligen Land gefährdet sind.

Die Auswirkungen des Krieges sind in Deutschland und weltweit spürbar: Offene und gewaltsame Formen des Antisemitismus, besonders in Gestalt israelbezogener Judenfeindschaft, treten deutlich zutage. Mit großer Sorge sehen wir, dass teilweise sogar das Existenzrecht Israels in Frage gestellt wird. Zugleich geraten Palästinenser*innen sowie Muslim*innen unter einen pauschalen Verdacht der Nähe zu Terrorismus oder der Hamas. Beides ist inakzeptabel. Wir fordern alle Kirchengemeinden und Bürger*innen dazu auf, jeder Form von Ausgrenzung, Feindseligkeit und Gewalt entschieden entgegenzutreten. Kritik an dem Vorgehen einer Regierung oder Konfliktpartei darf niemals in verbale oder körperliche Angriffe gegen Menschen münden – weder gegen Palästinenser*innen oder Muslim*innen noch gegen Jüdinnen und Juden.

Wir rufen zu einer Sprache und Haltung auf, die der vielschichtigen gegenwärtigen Lage, den historischen Prozessen und Kräfteverhältnissen im Nahen Osten wie auch der Gewalt des 7. Oktober gerecht zu werden versucht.

Die Evangelische Kirche in Deutschland und die evangelischen Landeskirchen sind mit Kirchen und zivilgesellschaftlichen Organisationen in Israel und den palästinensischen Gebieten verbunden. Wir verpflichten uns, diese Partner in ihrem Einsatz für Verständigung und Versöhnung zu unterstützen.

Gemeinsam mit ihnen halten wir an der Hoffnung fest, dass Vertrauen wechselseitig aufgebaut und entstandene Wunden geheilt werden können, damit ein gerechter, dauerhafter Frieden im Nahen Osten möglich wird.“

 

Bischöfin Kirsten Fehrs, Ratsvorsitzende der EKD

Landesbischof Tobias Bilz, stellvertretender Ratsvorsitzender der EKD (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens)

Bischof Thomas Adomeit (Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg)

Landessuperintendent Dietmar Arends (Lippische Landeskirche)

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden (Evangelisch-reformierte Kirche)

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl (Evangelische Landeskirche in Württemberg)

Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer (Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig)

Bischöfin Beate Hofmann (Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck)

Landesbischof Christian Kopp (Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern)

Landesbischof Friedrich Kramer (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland)

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland)

Kirchenpräsident Bernd Kuschnerus (Bremische Evangelische Kirche)

Präses Thorsten Latzel (Evangelische Kirche im Rheinland)

Landesbischof Ralf Meister (Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers)

Präses Adelheid Ruck-Schröder (Evangelische Kirche von Westfalen)

Landesbischof Oliver Schuegraf (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe)

Landesbischöfin Heike Springhart (Evangelische Landeskirche in Baden)

Bischof Christian Stäblein (Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz)

Kirchenpräsidentin Christiane Tietz (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau)

Kirchenpräsident Karsten Wolkenhauer (Evangelische Landeskirche Anhalts)

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst (Evangelische Kirche der Pfalz)

 

 

]]>
news-4249 Mon, 29 Sep 2025 13:56:41 +0200 Zukunft durch Wandel /zukunft-durch-wandel Ökumenischer Fernseh-Gottesdienst und vielfältige Angebote am Tag der Deutschen Einheit 2025 in Saarbrücken Saarbrücken – Ein ökumenischer Gottesdienst aus der Saarbrücker Ludwigskirche eröffnet am Freitag, 3. Oktober, um 10 Uhr die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. Der Gottesdienst wird live im ARD-Fernsehen übertragen und ist anschließend in der Mediathek abrufbar. Auch auf der Bühne vor dem Saarbrücker Schloss wird der Gottesdienst live gestreamt. Vorbereitet wird der Gottesdienst vom Evangelischen Rundfunkreferat Saar und der Katholischen Rundfunkarbeit in Saarbrücken gemeinsam mit dem Saarländischen Rundfunk. 

„Passend zum Motto der Bundesratspräsidentschaft des Saarlandes ,Zukunft durch Wandel‘ schildern Saarländerinnen und Saarländer aus ihrer persönlichen Sicht, wie Wandel in unterschiedlichen Lebensbereichen gelingen kann“, gibt der evangelische Rundfunkbeauftragte Pfarrer Jörg Metzinger einen Ausblick auf den Gottesdienst. „In Interviews, Lesungen und Gebeten werden aktuelle Fragen unserer Gesellschaft aufgegriffen – von Bergbau über Klimaschutz bis zum Glauben“, ergänzt die Leiterin des Katholischen Büros Saarland, Ordinariatsdirektorin Katja Göbel, als Vertreterin der Bistümer Trier und Speyer. So werden Hans-Jürgen Becker, Vorsitzender des Vereins BergbauErbeSaar, Alyeh Sadat, eine Wanderin durch Religionen und Konfessionen, sowie Klimaaktivistin Susanne Speicher persönliche Zeugnisse einbringen, wie sie Wandel erleben und leben. 

Die Festpredigt hält der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, der gemeinsam mit dem Bischof von Speyer Dr. Karl-Heinz Wiesemann, dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland Dr. Thorsten Latzel und Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz/Protestantische Landeskirche, den Gottesdienst leitet. 

Mit einem Einspieler, der vorab am Saarpolygon gedreht wurde, werden Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionen in den Gottesdienst integriert. In einem Zukunftsgebet formulieren Ferah Aksoy-Burkert (Bahá’i-Gemeinde Saar), Benjamin Chait (Synagogengemeinde Saar), Diana Steffen (Rumänisch-orthodoxe Gemeinde), Dr. Ruth Tuschling (Altkatholische Pfarrgemeinde Saarbrücken) und Halil Urhan (Islamische Kulturzentren Saarland e.V.) Wünsche und Bitten für die Zukunft. 

 Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst vom Landesjugendchor Saar unter der Leitung von Mauro Barbierato, Helmut Eisel (Klarinette) sowie Regionalkantor Armin Lamar und Kreiskantor Ulrich Seibert an der Orgel. Die Saarbrücker Ludwigskirche ist das Wahrzeichen der Landeshauptstadt Saarbrücken und eines der bedeutendsten Bauwerke des Saarlandes. Sie gilt als eine der schönsten evangelischen Barockkirchen in Deutschland und feiert in diesem Jahr ihren 250. Geburtstag. 

Auch über den ökumenischen Gottesdienst hinaus zeigen die beiden großen Kirchen während des Bürgerfests vom 2. bis 4. Oktober mit ganz verschiedenen Angeboten Präsenz auf der Saarlandmeile

Die Diakonie Saar präsentiert sich im 100. Jahr ihres Bestehens ebenfalls auf dem Bürgerfest. Unter dem Titel „Nicht alle über einen Kamm scheren“ rückt die Diakonie an ihrem Stand soziale Vorurteile in den Mittelpunkt. Alle Besucher*innen können sich etwa eine „Haarsträhne der Würde“ färben oder knüpfen lassen. Zudem gibt es eine Fotoaktion mit Botschaften, beispielsweise „Danke fürs Hinschauen! #wegmitvorurteilen“. Auf einem Sofa werden spontan Gäste zum Gespräch eingeladen. 

  Die evangelische Kirche an der Saar ist mit verschiedenen Akzenten beim Bürgerfest dabei: Mit einem Galakonzert der Deutschen Einheit würdigen Preisträger*innen von „Jugend musiziert“ den Tag. Los geht es am Freitag, 3. Oktober, im Evangelischen Gemeindezentrum Knappenroth um 15 Uhr. Ebenfalls am 3. Oktober gibt es um 17 Uhr in der Ludwigskirche ein Panel „250 Jahre – 250 Mark: Kirche, Kunst und das liebe Geld“ mit dem slowakisch-norwegischen Künstler Matej Gábriš, Hans-Christian Hehn (Filialleiter der Deutschen Bundesbank Saarbrücken) sowie Ludwigskirchenpfarrer Dr. Thomas Bergholz. Anlass ist die Präsentation eines 250-Mark-Scheins Saarland-Ludwigskirche, der zum Jubiläum der Ludwigskirche designt wurde. Anschließend ist eine Signierstunde. Am Samstag, 4. Oktober, laden der Kinderchor JoahnnisBären und Tünde Nagy zum „Hör zu“-Konzert „Wach auf, wach auf, du deutsches Land“ in die Johanneskirche ein. Start ist um 16 Uhr.  

 Zudem werden von Donnerstag, 2. Oktober, bis Samstag, 4. Oktober, unter dem Titel „Evangelische Wege“ Themenführungen durch Saarbrücken angeboten. Die Führungen beleuchten Saarbrückens Architektur, Stadtgeschichte, Religionsgeschichte, Industrialisierung und die europäische Rolle Saarbrückens. Eine Übersicht der kostenfreien, rund einstündigen Führungen gibt es hier. Eine Teilnahme ist spontan und ohne Anmeldung möglich. Organisiert werden die Führungen von der Evangelischen Akademie im Saarland und dem Evangelischen Kirchenkreisverband An der Saar. 

  

]]>
news-4248 Fri, 26 Sep 2025 08:32:04 +0200 Zwischen Solidarität und Kritik /zwischen-solidaritaet-und-kritik Wie die Kirche im Nahost-Konflikt Haltung zeigt und wie Sie helfen können Die humanitäre Katastrophe in Gaza verschärft sich, während Israel seine Militäroffensive fortsetzt. Das Forum Friedensethik in Baden und auch kritische Stimmen in der Pfalz fordern die Kirchen zu klareren Worten gegen das Unrecht auf. Inmitten von Gewalt und Polarisierung stellen sich viele die gleiche Frage: Wie kann ich konkret helfen? Oberkirchenrat Markus Jäckle spricht im Interview über Glaubwürdigkeit, Verantwortung – und über Möglichkeiten, Hoffnung sichtbar zu machen.

 

Herr Jäckle, muss sich die pfälzische Kirche offensiver positionieren zum Konflikt in Gaza, um glaubwürdig zu bleiben? Was könnte sie damit erreichen?
Oberkirchenrat Markus Jäckle: Die Situation in Gaza ist eine einzige Katastrophe und der Konflikt in seiner Dimension komplex und extrem polarisierend. Insofern bin ich mir nicht sicher, ob offensiv ein Wort ist, das diesem Kontext angemessen ist. Die Hamas hat immer noch viele Geiseln in ihrer Gewalt und die israelische Armee dringt unerbittlich immer weiter vor im Bestreben, die Hamas zu zerstören, ohne Rücksicht auf die palästinensische Bevölkerung. Diese Situation polarisiert die Menschen zunehmend. Da ist die Solidarität mit Israel auf der einen Seite und auf der anderen Seite das Unverständnis über die große militärische Gewalt bis hin zu Antisemitismus.

Wie grenzt sich die Kirche in dieser Situation ab?
Zu unserer Position gehört, dass wir unmissverständlich zwischen der Terrororganisation Hamas und der palästinensischen Zivilbevölkerung unterscheiden, die in großer Not lebt. Wir verurteilen den Terror der Hamas, die erklärtermaßen die Vernichtung Israels anstrebt, ebenso wie eine militärische Offensive des Staates Israel, die das humanitäre Völkerrecht verletzt und Zivilisten trifft. Maßstab sind für uns Menschenwürde, Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht. Daran hängt unsere Glaubwürdigkeit.
Wir verlangen die Freilassung der Geiseln, ein Ende der Offensive in Gaza-Stadt und humanitäre Hilfe. Diese Katastrophe muss enden. Und in dieser Haltung sind wir nicht allein.
Auch in Israel gehen Hunderttausende auf die Straße, um gegen den Krieg zu protestieren. Ehemalige hochrangige Politikerinnen und Politiker des Landes drängen öffentlich auf einen Waffenstillstand. Weltweit unterzeichnen Juden in großer Zahl Aufrufe für ein Ende der Gewalt. Die meisten Staaten der internationalen Gemeinschaft fordern ein sofortiges Ende der israelischen Militäroffensive – doch die Regierung Netanjahu marschiert unbeirrt weiter in die entgegengesetzte Richtung.

Welche Rolle spielt dabei die besondere Beziehung zu jüdischen Gemeinden in Deutschland?
Unsere Glaubwürdigkeit als Evangelische Kirche der Pfalz hängt aber auch an der besonderen Verantwortung gegenüber Israel und unseren jüdischen Geschwistern hierzulande.
Mit den jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz, Saarland und auch darüber hinaus verbinden uns vielfältig gewachsene Beziehung. In den Gesprächen spüren wir die wachsende Angst vor Antisemitismus und der Bedrohung des Staates Israel.
Nicht selten wird dadurch Vertrauen beschädigt. Insofern erleben auch wir als Kirche die aktuelle Situation als Gratwanderung, die aber nicht dazu führen darf, die eigenen Werte zu verraten. Unsere Stimme ist wichtig, um all jenen in Politik und Gesellschaft den Rücken zu stärken, die für dieselben Werte eintreten. Es geht darum, klare Worte zu finden, die nicht polarisieren, aber diese Werte deutlich zum Ausdruck bringen.

Verstehen Sie die Forderung, dass sich die Kirche deutlicher äußern soll?
Ich verstehe die Forderung, sich für die palästinensische Bevölkerung einzusetzen. Das Leid, die humanitäre Katastrophe muss ein Ende haben. Und es muss eine Lösung gefunden werden.
Ich verstehe ebenso die Forderung der Juden nach Solidarität und einer sicheren Heimat. Das Leid der Geiseln muss ein Ende haben. Und dem wachsenden Antisemitismus müssen wir klar entgegentreten.

Wie lässt sich das in Einklang bringen?
Beide Forderungen können nicht getrennt voneinander beantwortet werden.
Angesichts der anhaltenden Gewalt, der weiterhin verschleppten und gefangenen israelischen Geiseln, der massiven Zerstörungen in Gaza und des existenziellen Leids ist der Ruf nach einer klaren, wertegebundenen kirchlichen Stimme nachvollziehbar. Diese muss sich aber so äußern, dass sie jüdisches Leben nicht delegitimiert und nicht in antisemitische Muster kippt.

Geschieht den Menschen in Gaza offenkundiges Unrecht, wie das Forum Friedensethik es formuliert?
Die humanitäre Katastrophe in Gaza hat ein unvorstellbares Ausmaß erreicht. Zehntausende Menschen sind bereits durch die Kämpfe zwischen israelischer Armee und Hamas getötet worden, Gaza eine Trümmerwüste. Durch die Blockade der israelischen Regierung erreichen viel zu wenig Hilfsgüter die Region. Ernährungssituation und medizinische Versorgung sind katastrophal. Der Beschuss von Krankenhäusern, Angriffe auf humanitäre Helfer verstoßen gegen Völkerrecht. Nahezu die gesamte Bevölkerung ist auf der Flucht ohne echten Ausweg. Die israelische Armee rückt in Gaza-Stadt unter Ankündigung von beispielloser Gewalt mit schweren Bombardierungen vor. Dieses Vorgehen ist nicht mehr zu rechtfertigen. Unzählige Menschen, die unter Hunger, Krankheit, Gewalt und Vertreibung leiden und nicht mehr wissen wohin. Es sind Frauen, Kinder und alte Menschen, die am meisten leiden. Das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza ist offenkundig und unerträglich. Wenn ihnen nicht geholfen wird, ist das Unrecht.
Ich sage dies aber nicht, ohne auf den bestialischen Angriff der Hamas am 7. Oktober vor zwei Jahren zu erinnern. Die Bilder der vielen getöteten und geschundenen Menschen, der Geiseln und ihrer verzweifelten Angehörigen habe ich noch gut vor Augen. Der Überfall war ein Terrorakt der schlimmsten Art. Die bis heute andauernde Geiselnahme, der Missbrauch von Menschen und zivilen Einrichtungen als Schutzschilde verstoßen gegen Menschen- und Völkerrecht und sind ebenfalls nicht zu rechtfertigen.
Es braucht Differenzierungen. Auch wenn es schwerfällt, es darf nicht immerzu darum gehen, die Dinge gegeneinander aufzurechnen. Das führt nur dazu, dass sich die Gewaltspirale weiterdreht. Die muss aber, soll es Frieden geben, durchbrochen werden.

Die Situation in Israel und Palästina polarisiert die Menschen: Der Solidarität mit Israel auch aus der deutschen Geschichte heraus steht Unverständnis im Hinblick auf die anhaltende militärische Gewalt gegenüber. Wo sehen Sie die Rolle der Kirche in diesem Spannungsfeld?
Es herrscht Krieg, zwischen Israel und der Hamas, und jede Seite hat ihr eigenes Narrativ. Wie jeder Krieg hat auch dieser seine eigene Propaganda, die polarisiert. In dieser Gemengelage haben wir den Kompass verloren: Humanität, Menschenwürde, Völkerrecht, Menschenrechte. Diese sehen weder auf Nation noch Religion, die gerade in diesem Konflikt (wie in vielen anderen) eine wesentliche Rolle spielen. Wir Deutsche tragen dies als äußerst schmerzhafte Erfahrung in unserer Geschichte mit uns. Die daraus resultierende Erkenntnis heißt: nie wieder. Und das gilt für alle. Völkerrecht, Menschenrechte und Menschenwürde gelten unabhängig von Nation und Religion. Das kann uns mit jenen Juden und mit jenen Palästinensern verbinden, die diese Werte teilen und nach Lösungen suchen - ohne Gewalt. Genauso wie man nicht von „den Deutschen“ im Allgemeinen sprechen kann, darf man auch Israelis oder Palästinenser nicht pauschalieren. Es gibt auf beiden Seiten Menschen, die diese Werte leben – und solche, die dies nicht tun.

Welche konkrete Aufgabe sehen Sie für die Kirche?
Als Kirche können wir also mit dazu beitragen, dass der Kompass des Humanen nicht aus dem Blickfeld gerät. Die Anteilnahme am Leid der Menschen gehört zum Grundauftrag der Kirche. In jedem Fall und für jede Seite. Dazu gehört auch Trauer und Klage Raum zu geben, auch Angst und Wut - aber ohne Feindbilder. Und ganz wesentlich: Hoffnung geben. Auch wenn es nicht möglich scheint. Eine Kirche, die keine Hoffnung mehr hat, ist nicht nur nicht mehr glaubwürdig, sondern sie ist auch keine Kirche mehr. Kirche ist immer Anwalt der Menschen, Anwalt der Menschlichkeit und Anwalt der Hoffnung.
Dies findet seinen Niederschlag in Seelsorge, Diakonie und Katastrophenhilfe, sowie in der kirchlichen Bildungs- und Friedensarbeit gegen Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und für Frieden und Gerechtigkeit.

In der Verfassung der pfälzischen Landeskirche heißt es gleich zu Beginn, die Kirche „sucht die Versöhnung mit dem jüdischen Volk und tritt jeder Form von Judenfeindschaft entgegen.“
Der jahrtausendealte Antisemitismus gipfelte in der Massenvernichtung der Juden, in der Shoah. Dieser Massenmord wurde in Deutschland von unseren Vorfahren erdacht, geplant und ausgeführt.
Diese historische Verantwortung Deutschlands macht den Schutz jüdischen Lebens zu einer nicht verhandelbaren Priorität. Auch für die Ev. Kirche der Pfalz. Ihr besonderer Auftrag zur Versöhnung mit dem jüdischen Volk und dem Entgegentreten gegen jede Form von Antisemitismus hat Verfassungsrang.
Eine im Jahr 2016 veröffentlichte Untersuchung der Geschichte der pfälzischen Landeskirche in der Zeit des Nationalsozialismus trägt den Titel „Protestanten ohne Protest“. Sie zeigt auf, wie schnell und vorbehaltlos sich die pfälzische Landeskirche dem Nationalsozialismus angeschlossen hat. Damit hat sie sich mitschuldig gemacht am Holocaust, an der Vernichtung der Juden. Darüber hinaus hat es auch in der Kirche schon seit Jahrhunderten immer wieder starke antisemitische Bestrebungen gegeben, die auch noch theologisch begründet wurden. Aus diesem Grund hat sie eine besondere Verantwortung zur Versöhnung mit dem jüdischen Volk. Dazu gehört auch jeder Form von Antisemitismus unbedingt entgegenzutreten.

Wie geht die Kirche mit den Polarisierungen in den eigenen Gemeinden um? Belastet der Konflikt auch das Verhältnis zu den jüdischen Gemeinden vor Ort?
Natürlich belastet der Israel-Palästina-Konflikt mit all seinen Polarisierungen auch die Menschen innerhalb unserer Gemeinden und das Verhältnis zu der jüdischen Gemeinde. Die Bilder von Gewalt, Zerstörung und zivilen Opfern lösen Trauer, Empörung, Angst und vor allem Hilflosigkeit aus. Niemand sieht derzeit eine Lösung des Konfliktes, wie soll man als Christ oder Christin damit umgehen, wie auf Hoffnung und Versöhnung setzen?
Die unterschiedlichen Perspektiven schließen einander mehr und mehr aus. Bedingungslose Solidarität mit Israel gegen scharfe Kritik an der Politik Netanjahus, große Anteilnahme an der Not des palästinensischen Volkes gegen die Terrorgefahr durch die Hamas.

Wo sehen Sie hier die Verantwortung der Kirche heute?
In dieser Situation kann unsere Rolle als Kirche nicht darin bestehen, zu weiteren Polarisierungen beizutragen, sondern den Blick auf die zu richten, die leiden. Auf beiden Seiten.
Deshalb sehen wir unsere Aufgabe auch und gerade darin, nicht nur öffentlich zu unseren Werten zu stehen, sondern sie auch gemeinsam mit all denen zu stärken, die sowohl in Israel wie in Palästina am Frieden arbeiten. In diesen Netzwerken lebt die Idee des Friedens. Und immer wieder erleben wir, wie wichtig unser Interesse und unsere Anteilnahme für all die sind, die vor Ort um Frieden ringen.

Sehen Sie einen Ausweg aus dem politischen Konflikt?
Je länger der Krieg im Nahen Osten dauert, desto schwieriger wird es für alle. Ein erster Schritt wäre eine sofortige Beendigung der Militäroffensive in Gaza und ein Waffenstillstand. Damit verbunden sind dringend nötige Hilfslieferungen in das Kriegsgebiet. Das erfordert die verzweifelte Lage der Bevölkerung in Gaza wie auch der dort gefangen gehaltenen Geiseln. Das fordern auch viele Menschen in Israel, auch Militärs.
Eine bleibende Besetzung des Gazagebietes wird den Konflikt nicht beenden, sondern neue Gewalt erzeugen. Die Voraussetzung für einen tragfähigen Frieden bedingt auf Seiten der Hamas deren Entwaffnung und die Anerkennung des Existenzrechtes des Staates Israels, auf Seiten Israels die Beendigung der militärischen Gewalt sowie der aggressiven Siedlungspolitik.

Könnte dieser Ausweg in einer Zweistaatenlösung liegen?
Solange die Hamas ihre Politik auf dem Rücken der Bevölkerung austrägt und gleichzeitig eine aggressive Siedlungspolitik für weitere Eskalationen sorgt, wird kein Frieden möglich sein. Aber auch abgesehen davon ist ein integriertes Zusammenleben von Juden und Palästinensern in einem gemeinsamen Staat vermutlich kaum denkbar. Dazu sind das Leid und der erfahrene Schmerz in diesem eskalierenden Konflikt auf beiden Seiten zu tief.
Auf diesem Hintergrund ist eine Zweistaatenlösung trotz aller Hindernisse am meisten plausibel und realistisch: Israel als sicherer, mehrheitlich jüdischer Staat neben einem lebensfähigen, souveränen Staat Palästina – mit internationalen Garantien, entmilitarisierten Zonen und Sicherheitsarrangements unter verbindlicher Achtung von Menschenrechten und Minderheitenschutz. Die Hamas wie auch extremistische Siedlerbewegungen torpedieren diesen Weg, mit ihnen ist kein Frieden zu machen. Aber viele Menschen beiderseits sind des Konflikts einfach müde.

Und was können wir hier konkret tun? Welche Möglichkeit gibt es zu helfen?
Wir können weiter hoffen und beten und so die Menschen dort nicht aufgeben. Wer mit Spenden die dortige diakonische Arbeit, medizinische und humanitäre Hilfe oder auch das zivilgesellschaftliche Engagement gegen Gewalt unterstützt, hilft dieser Hoffnung und diesen Gebeten sichtbare und erfahrbare Gestalt zu geben. Und wer rassistischen oder antisemitischen Äußerungen widerspricht, verteidigt die Menschenwürde.
Konkret hinweisen möchte ich auf die Möglichkeit, für das Ahli Arab Hospital in Gaza zu spenden.
Es ist mir ein Anliegen als Präsidiumsmitglied der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) darauf hinzuweisen. Die EMS ist eine ökumenische Gemeinschaft von weltweit 25 Kirchen und fünf Missionsgesellschaften, die sich für eine Welt einsetzt, in der Menschen ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben führen können.

Spendenkonto:

Kontoinhaber: Evangelische Kirche der Pfalz
IBAN: DE96350601901011675006
BIC: GENODED1DKD

oder

spenden Sie online.

Verwendungszweck: 0-697-5351, Krankenhaus Ahli Arab

Hintergrund: Das  Ahli Arab Hospital in Gaza-Stadt

Das Ahli Arab Hospital in Gaza-Stadt gehört zur Episcopal Church in Jerusalem and the Middle East und ist eine der wenigen verbliebenen medizinischen Einrichtungen in der Region. Mit rund 80 Betten, täglichen Behandlungen von etwa 700 Patientinnen und Patienten sowie 25 bis 30 Operationen spielt es eine zentrale Rolle für die Gesundheitsversorgung. Besonders für die Zivilbevölkerung ist das Krankenhaus oftmals die einzige Anlaufstelle. 
Trotz wiederholter Angriffe – zuletzt mit vielen Toten und Verletzten im Oktober 2023 – hält das Krankenhaus den Betrieb aufrecht. Es versorgt Verwundete, bietet ambulante Hilfe und leistet wichtige Basisversorgung inmitten der humanitären Katastrophe. Auch deutsche Landeskirchen, darunter die Evangelische Kirche im Rheinland, unterstützen die Arbeit finanziell. Die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) ruft dazu auf, das Krankenhaus zu fördern und hat Angriffe auf die Einrichtung öffentlich verurteilt. 
Das Ahli Arab Hospital steht somit für die Verbindung aus medizinischer Hilfe, kirchlicher Solidarität und dem Einsatz für die Würde von Menschen, die unter Krieg und Zerstörung leiden.

Einen aktuellen Bericht zur Situation im Ahli Arab Hospital in Gaza lesen Sie hier: https://www.osservatoreromano.va/de/news/2025-09/ted-035/aerzte-entscheiden-ueber-leben-und-tod.html 

]]>
news-4247 Tue, 23 Sep 2025 14:58:03 +0200 Für eine attraktive Kirche  /fuer-eine-attraktive-kirche Die protestantischen Gemeinden der pfälzischen Landeskirche müssen ihre Gebäudekosten reduzieren. Außerdem sollen sie den Schadstoffausstoß verringern. Umweltbeauftragte Sonja Klingberg-Adler zieht im Interview eine Zwischenbilanz. Von Uwe Rauschelbach

SPEYER. Sonja Klingberg-Adler ist Umweltbeauftragte in der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die Arbeitsstelle unterstützt die Gemeinden der Landeskirche bei der Umsetzung des Projektes „Räume für morgen“. Über das Projekt sollen alle Kirchenbezirke bis zum Jahr 2030 die Gebäudekosten um 30 Prozent reduzieren. Außerdem soll entsprechend dem Beschluss der Landessynode der pfälzischen Landeskirche von 2021 bis 2035 der Treibhausgasausstoß bei kirchlichen Gebäuden um 90 Prozent sinken.

Frau Klingberg-Adler, kann man bereits ein Zwischenfazit ziehen, was die Reduzierung der Gebäudekosten und die Senkung des Schadstoffausstoßes bei kirchlich genutzten Immobilien betrifft?

Sonja Klingberg-Adler: Das ist aktuell noch nicht möglich. Zunächst sollen die Bezirkssynoden im Herbst Umsetzungspläne für die Kostenreduktion sowie die Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen beschließen. Bislang haben erst die Bezirke Germersheim und Ludwigshafen Planungen für eine 30-pro­zentige Kostenreduktion vorgelegt. Diese wurden von Projektteams erarbeitet und über den Bezirkskirchenrat an die Bezirkssynoden weitergeleitet. Für die Frühjahrstagung 2026 der Landessynode werden die Beschlüsse der Bezirke dann zusammengestellt. In Fällen, in denen keine ausreichenden Umsetzungspläne vorgelegt werden, muss die Kirchenregierung über weitere Schritte beraten.

Besteht Anlass zur Hoffnung, dass die Ziele erreicht werden können, oder sind die Wege doch schwieriger als erwartet?

K.-A.: Man kann noch keine Trendmeldungen verkünden, nur so viel: Die Emissionsminderung von 90 Prozent scheint schwerer als die Kostenreduktion von 30 Prozent. Noch fällt es den Gemeinden unterschiedlich schwer, sich auf Kooperationen mit ihren Nachbarn einzulassen, um Gebäude gemeinsam zu nutzen und hierdurch Kosten einzusparen. Regional statt lokal zu denken, das scheint für einige Mitglieder der Kerngemeinden noch eine Hürde zu sein.

Gerade in Zeiten der Bildung von größeren Kirchenbezirken und Regio-Pfarrämtern spräche aber doch einiges für eine stärkere gemeinsame Gebäudenutzung.

K.-A.: Ja, durchaus. Zwar gibt es anfangs oft Berührungsängste zwischen einander benachbarten Gemeinden. Aber die Erfahrung zeigt: Wenn man sich erst einmal angenähert hat, merkt man in der Regel, wie viele Gemeinsamkeiten man hat und wie viel Spaß es macht, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. In vielen Fällen ist es aber so, dass die Kostenreduktion von 30 Prozent auch ohne Kooperationsmodelle erreichbar ist.

Gibt es ein Leuchtturmprojekt, das zeigt: In diese Richtung kann’s gehen?

K.-A.: Ein Projekt herauszugreifen, ist schwierig, da die Voraussetzungen in den Gemeinden beziehungsweise den Dekanaten völlig unterschiedlich sind. Aber die Kirchengemeinde Ellerstadt des Dekanats Bad Dürkheim-Grünstadt hatte die Vorgaben für die Kostenreduktion zum Beispiel längst erreicht, andere Gemeinden überlegen noch. Der Kirchenbezirk Bad Bergzabern hat sich von Beginn an Leitlinien gegeben, wie vorgegangen werden soll. Das kann helfen.

Wie fiel die Resonanz auf die Sprechstunden aus, die die Kirchenleitung den Gemeinden angeboten hatte?

K.-A.: Die Resonanz war gut. Die Fragen waren sehr vielseitig. Es wurde auch Skepsis geäußert, dass die Ziele tatsächlich erreicht werden können. Andere Gemeinden haben bereits dargelegt, wie sie es schaffen wollen. Aber es gab auch Zeichen der Überforderung. Wir haben dabei stets verdeutlicht: Sie stehen mit diesen Problemen nicht alleine, sondern können auf Bezirksebene nach Lösungen suchen.

Wie ist es um die Zukunft der Gotteshäuser in der Pfalz bestellt? Schließlich muss bei Umnutzungen doch erst einmal saniert werden.

K.-A.: Ich würde nicht sagen, dass die Frage von Umnutzung, energetischer Sanierung und Kostenreduktion bei Kirchengebäuden am dringlichsten ist. Stattdessen stellen sich solche Fragen bei Gemeindehäusern oder bei Kindertagesstätten in kirchlicher Trägerschaft viel dringlicher. Kirchengebäude spielen auch bei der Reduktion von Treibhausgasen nicht die größte Rolle. Aber natürlich stellen Pläne für eine Umnutzung von Kirchenräumen die Gemeinden vor große Herausforderungen. Mittlerweile gibt es hierfür gute Konzepte.

Aus den Gemeinden ist immer wieder zu hören, dass die Kirche im Dorf bleiben soll, weil der Protestantismus sonst seine Präsenz einbüßt. Wie schwer wiegen solche Argumente?

K.-A.: Es geht darum, nur einen Teil, also knapp ein Drittel der Gebäudekosten zu senken. Das ist nicht gleichzusetzen mit einem Rückzug der Kirche aus dem öffentlichen Raum. Es geht also nicht um eine massenhafte Schließung von Kirchengebäuden. Laut Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst geht es um die Frage, welche Orte wir als Kirche insgesamt brauchen, damit Menschen einander und Gott begegnen können. Menschen sollten uns mehr beschäftigen als die Handwerkerrechnung. Und es soll erkennbar sein, dass die Kirche auch bei ihren Gebäuden Mitverantwortung für die Bewahrung der Schöpfung übernimmt. Die Frage ist doch: Was ist nötig, um eine attraktive Kirche für Menschen zu sein?

Infokasten:
Mit Blick auf die rückläufige Entwicklung der Mitgliederzahlen und der Steuereinnahmen sollen die protestantischen Gemeinden der pfälzischen Landeskirche ihre Gebäudekosten bis 2030 um 30 Prozent senken. Außerdem sollen bis 2035 insgesamt 90 Prozent des Schadstoffausstoßes reduziert werden. Die Gemeinden sind gehalten, entsprechende Konzepte zu entwickeln und auf Bezirksebene zu beschließen. Das Projekt „Räume für morgen“ wurde 2022 von der Landessynode beschlossen. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat entschieden, ihre Gesamtausgaben bis 2030 um 30 Prozent zu senken.

Dieser Artikel ist zuerst im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz erschienen.

]]>
news-4246 Tue, 16 Sep 2025 11:39:43 +0200 Gespräch des Ministerrats mit Leitungen der Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz /gespraech-des-ministerrats-mit-leitungen-der-evangelischen-kirchen-in-rheinland-pfalz Enge Partnerschaft in herausfordernden Zeiten - Landesregierung und Evangelische Kirchen tauschen sich über aktuelle Themen und zentrale Aufgaben aus. Mainz. Die rheinland-pfälzische Landesregierung ist zu ihrem regelmäßigen Austausch mit den Leitungen der Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz zusammengetroffen. Im Fokus des Gesprächs am Montagabend standen dabei sowohl die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen als auch die Veränderungsprozesse in den Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz. Dabei würdigte Ministerpräsident Alexander Schweitzer die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Land, die er seit seinem Amtsantritt intensiv fortgeführt habe. „Die Evangelischen Kirchen sind wichtige Partnerinnen des Landes. Die regelmäßigen Begegnungen bieten Gelegenheit, die kirchlichen Perspektiven auf gesellschaftliche Entwicklungen noch genauer kennenzulernen und über gute Wege für die Zukunft zu sprechen. Gerade in Zeiten multipler Krisen ist dieser offene und konstruktive Austausch von unschätzbarem Wert“, so der Ministerpräsident.

Im Mittelpunkt des Treffens standen insbesondere aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wie Migration und Integration, die Stärkung der freiheitlichen Demokratie und die Rolle der Kirchen als wichtige Akteure in Rheinland-Pfalz. Beide Seiten unterstrichen die Bedeutung der gemeinsamen gesellschaftlichen Verantwortung. Gerade im Bereich von Migration und Integration leisten die Evangelischen Kirchen mit ihren Diakonien einen wichtigen Beitrag – von der Migrationsberatung bis hin zu Projekten zur interkulturellen Öffnung und zur Stärkung einer Willkommens- und Anerkennungskultur. Das Ministerratsgespräch bot die Gelegenheit, diese Themen offen und vertraulich zu erörtern.

Integrationsministerin Katharina Binz sagte: „Die Integration von Geflüchteten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur gelingt, wenn alle Akteurinnen und Akteure zusammenarbeiten – vom Land über die Kommunen bis hin zu den Kirchen und der Zivilgesellschaft. Dabei ist die Diakonie der evangelischen Kirchen eine wichtige Säule. Sie unterstützt Migrantinnen und Migranten bei den unterschiedlichen Herausforderungen ihres alltäglichen Lebens und leistet einen wichtigen Beitrag, damit Zugewanderte gut in unserer Gesellschaft ankommen. Die vielfältigen Angebote der Diakonie tragen zudem dazu bei, Brücken zu bauen sowie Solidarität, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung in der Gesellschaft zu fördern.“

„Eine starke Wirtschaft braucht ein starkes Fundament in der Gesellschaft. Deshalb ist mir der Dialog mit den Kirchen so wichtig: Sie geben Halt, fördern den Zusammenhalt und sind für viele Menschen – gerade auch für eingewanderte Fachkräfte – ein wichtiger Ankerpunkt in einem neuen Lebensumfeld. Wirtschaftlicher Erfolg entsteht in Unternehmen und auf Märkten, aber er lebt vom gesellschaftlichen Frieden und vom Miteinander. Diesen Rahmen gemeinsam zu stärken, ist unser gemeinsames Ziel“, erklärte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), Thorsten Latzel, hob die Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips hervor. Indem der Staat viele seiner Aufgaben ganz unterschiedlichen Akteuren – nicht nur den Kirchen – übertrage, fördere er zugleich die Vielfalt von Angeboten. Freilich stießen die freien Träger an ihre finanziellen Grenzen. So müssten die Kirchen ihren Eigenbeitrag durch den Rückgang der Kirchensteuermittel reduzieren und könnten staatliche Aufgaben nicht mehr in gewohnter Weise finanziell unterstützen. Kirche und Staat stünden in der Verantwortung, in ihrer Zusammenarbeit zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger das Prinzip der Subsidiarität zu pflegen und neuen Herausforderungen anzupassen.

Ein weiteres zentrales Thema war die Stärkung der freiheitlichen Demokratie. Die Evangelischen Kirchen verstehen sich als wichtige Stimme für gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen Hass und Ausgrenzung. Ministerpräsident Alexander Schweitzer würdigte dieses Engagement: „In einer Zeit, in der unsere Demokratie unter Druck steht, sind die Evangelischen Kirchen eine starke Kraft für Zusammenhalt, Respekt und gegenseitige Verantwortung. Sie sind vor Ort nah an den Menschen, leisten konkrete Hilfe und bringen die Sorgen und Perspektiven derer, die sich weniger Gehör verschaffen können, in die politischen und gesellschaftlichen Debatten ein. Dieses Engagement ist ein unverzichtbarer Beitrag für eine offene Gesellschaft, die sich den Aufgaben unserer Zeit stellt und diese mit Zuversicht angeht.“

Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, sieht in der Demokratie die beste Möglichkeit für eine gerechte Gesellschaft. Demokratie habe nicht nur etwas mit Mehrheiten zu tun, sondern auch mit Menschenwürde und Menschenrechten. „Wir möchten als Kirche auch ein Ort sein für die Gesellschaft insgesamt, um im Gespräch zu bleiben - um sich zuzuhören, um über Ängste und Sorgen zu sprechen, um Argumente auszutauschen“, erklärte Tietz und verwies auf die Initiative „Verständigungsorte“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Die Schwierigkeit dabei sei, „auf der einen Seite freundlich zugewandt zu bleiben und auf der anderen Seite zu sagen, dass bestimmte Positionen wie Rassismus, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit für uns nicht akzeptabel sind“.

Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz (EKP), sieht die gesellschaftlichen Kräfte in der Pflicht, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und die Präventionsarbeit als gesamtgesellschaftliches Thema zu betrachten. „Dafür wäre ein wirklich gutes Aufarbeitungsgesetz des Bundes hilfreich: Ein gut durchdachtes, nicht verwässertes und alle Systeme in die Pflicht nehmendes Gesetz“, sagte Wüst.

Im Rahmen der kirchlichen Aufarbeitung haben sich nach Auskunft der Kirchenpräsidentin, die zugleich Sprecherin der kirchlichen Beauftragten im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in Evangelischer Kirche und Diakonie in Deutschland ist, die unabhängigen regionalen Aufarbeitungskommissionen gebildet. Diese untersuchten Fälle und Strukturen, bänden Betroffene ein und profitierten von Expertinnen und Experten, die u.a. durch die Bundesländer benannt worden seien.

Die Kirchenpräsidentin begrüßte den Pakt gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Freilich müssten auch gute Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, damit eine gesamtgesellschaftliche Aufarbeitung gelinge.

Beide Seiten begrüßten den guten Austausch und betonten, in engem Austausch bleiben zu wollen. Auch künftig wolle man das direkte Gespräch suchen.

]]>
news-4245 Mon, 15 Sep 2025 11:09:40 +0200 ​​​​​​​Einfach sensibler werden /einfach-sensibler-werden Laura Moser ist neue Gleichstellungsbeauftragte der Pfälzer Kirche. Von Alexander Lang (epd)

Speyer (epd). Kürzlich hat sie ihre Dissertationsschrift im Fach Geschichte an der Universität Heidelberg eingereicht. „Als Mutter zum Beruf wurde“ lautet der Titel, es geht um das Modellprojekt „Tagesmütter“ in den Jahren 1974 bis 1978. Laura Moser denkt wissenschaftlich - und packt gerne an, wenn es darum geht, bestehende Ungleichheiten in der Gesellschaft zu beseitigen. Seit Mai ist die 34-jährige Historikerin neue Gleichstellungsbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer.

Vieles sei mit Blick auf die Gleichstellung aller Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion oder Herkunft in Gesellschaft und Kirche erreicht, sagt Moser, die aus Iggelbach im Landkreis Bad Dürkheim stammt. Und doch würden Menschen in Sprache, in der Gesetzgebung und im alltäglichen Miteinander diskriminiert. So laute die Begrüßungsformel bei Veranstaltungen meist noch immer „sehr geehrte Damen und Herren“. Warum sage man nicht einfach „guten Tag“ oder nenne, wenn möglich, nur Vor- und Nachnamen, fragt Moser, die sich mit Frauen- und Geschlechtergeschichte und der Geschichte der Arbeit im 20. Jahrhundert beschäftigt.

In der aufgeheizten gesellschaftlichen Debatte um Gendersprache sowie geschlechtliche und kulturelle Vielfalt will Moser verhärtete Fronten aufbrechen. Vor allem gehe es darum, anderen zuzuhören - und sensibler für deren Wünsche und Anliegen zu werden, sagt sie. Dazu sei Offenheit und die Bereitschaft nötig, auf andere Menschen zuzugehen, die man aufs Erste vielleicht nicht versteht. „Es ist ein Lernprozess in Taten und nicht nur in Worten.“

Nach dieser Formel will sie auch als Nachfolgerin der ehemaligen Gleichstellungsbeauftragten Annette Heinemeyer im Landeskirchenrat der Pfälzer Kirche in Speyer arbeiten. Vor 30 Jahren wurde dort die Gleichstellungsstelle eingerichtet. Deren Themen sind Rollenbilder von Mann und Frau, Vereinbarkeit von Familie, Ehrenamt und Beruf, geschlechtergerechte Sprache sowie Gewalt gegen Frauen und Kinder. Die Gleichstellungsbeauftragte hat zudem die geschlechtergerechte Führung in Kirche und Gesellschaft sowie Diversität im Blick.

Im Idealfall sei die Kirche ein „geschützter Raum“ für Menschen, die mit Ausgrenzung und Diskriminierung konfrontiert seien, sagt Moser, die als Studentin für die Gleichstellungsbeauftragte der Heidelberger Universität arbeitete. Die Kirche dürfe niemanden ausschließen: Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft hätten für Jesus Christus keine Rolle gespielt, sagt die Protestantin. An ihrer Kirche schätzt sie besonders das soziale Engagement und das Eintreten für Menschenrechte.

Ein Herzensanliegen ist es Moser, gegen die wachsende Queerfeindlichkeit in der Gesellschaft anzugehen. Sie gehört der Arbeitsgemeinschaft „Kreuz und Queer“ in der Pfälzer Kirche an. Diese macht sich stark für die Chancengleichheit von Menschen mit anderer sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität. Der Einsatz der Kirche komme in der queeren Community an, sagt sie. „Cool, dass Kirche dabei ist“, laute eine Rückmeldung.

Für Offenheit und Chancengleichheit aller Menschen will die neue Gleichstellungsbeauftragte in der Kirche werben - etwa bei Besuchen in Kirchengemeinden und Frauenkreisen oder auf dem „kleinen Pfälzer Kirchentag“ am 28. Juni 2026 im westpfälzischen Otterbach. Auch plant sie einen Leitfaden für gleichberechtigte Sprache. Denn Gleichstellung - davon ist Laura Moser überzeugt - sei vor allem eine Geisteshaltung.

]]>
news-4240 Thu, 04 Sep 2025 14:20:00 +0200 Fluchtgeschichte: Was eine Familie aus dem Libanon erlebt hat https://www.indeon.de/gesellschaft/fluchtgeschichte-was-eine-familie-aus-dem-libanon-erlebt-hat Wenn Ilham Khaskiyeh von der Flucht spricht, füllen sich ihre Augen immer wieder mit Tränen. Mehr als eine Woche lang ist die heute 48-Jährige mit ihren drei Kinder Mohammed, Riham und Jihan auf dem offenen Meer – ohne zu wissen, wann sie ankommen. Die alleinerziehende Mutter flüchtet vor Gewalt in ihrem Heimatland. news-4243 Mon, 01 Sep 2025 09:14:47 +0200 Kirche auf der Landesgartenschau /kirche-auf-der-landesgartenschau ​​​​​​​Da wächst was – ins himmelgrün. Speyer (lk/is). Tanztage, Friedenstage, Begrünungsaktionen. Die Ideen sprießen. Die Planungen für den ökumenischen Kirchenbeitrag zur Landesgartenschau Neustadt 2027 (LGS) haben begonnen. Zum Bau-Fest am 30. August ist auch die Kirche vor Ort. Neustadt an der Weinstraße wird grüner – und himmelgrüner. Die Landesgartenschau findet von April bis Oktober 2027 unter dem derzeitigen Slogan "Da wächst was" statt. Die Kirchen werden wie zuletzt in Landau mit der Marke himmelgrün auftreten und sich mit einem umfangreichen Programm beteiligen.

"Nach genau zehn Jahren himmelgrün Landau 2015 geht’s an die Planung der Neuauflage. Ein üppiger Ökumenischer Kirchenbeitrag gehört zu den Gartenschauen wie die Blumenhalle", sagt Pfarrerin Mechthild Werner, die erneut die Projektleitung für die Landeskirche innehat.

Einige thematische Schwerpunkte sind gesetzt.

Geplant seien für 2027 spirituelle Angebote, multireligiöse Friedensgebete, Festgottesdienste, musikalische Events wie Bläser- und Chortage. Auch thematische Schwerpunkte an Wochenenden sind angedacht, etwa Tauftage, Segenstage für Liebende oder Regenbogentage, die von der queeren Community mitgestaltet werden. Durchlaufende Formate wie After-Work-Veranstaltungen, Klappstuhl-Konzerte und Familien-Picknicks, ein Sinnesparcours rund um den Psalm 23 (der Gott als guten Hirten beschreibt) sind ebenfalls im Blick.

Daneben wird es eine Babbel-Bank geben, viel Raum für Gespräche und Ruhe im Gartenschautrubel. "Das Gespräch und der Dialog sind uns wichtig, mit Menschen jeder Religion, Kultur oder geschlechtlichen Orientierung ", sagt die katholische Projektleiterin, Pastoralreferentin Monika Kreiner, die auch für queere Pastoral im Bistum Speyer zuständig ist.

Die Kirche ist mit Zelt und Wagen unterwegs.

In Landau wird der Kirchenpavillon auf dem ehemaligen Gartenschaugelände weiter genutzt. In Neustadt soll am Kirchenbeitrag - neben einer großen Wiese, nahe dem Rehbach - ein temporäres Kirchenzelt platziert werden. Grund sind nicht allein Sparmaßnahmen. Das Gelände der LGS Neustadt bleibt größtenteils naturnah, die meisten Standorte werden nach der Veranstaltung zurück gebaut.

Angedacht seien neben dem Zelt auch mobile Kirchenwagen – angelehnt an Schäferwagen aus Holz - die im Vorhinein und Nachhinein als „Kirche unterwegs“ genutzt werden können. „Ob ein oder zwei Wagen, das ist noch nicht geklärt, wir arbeiten noch daran", berichten die Projektleiterinnen.

Neustadt soll bald noch (himmel)grüner werden.

Ab Herbst 2025 beginnt zudem eine Begrünungsaktion. Fachleute bieten im himmelgrün-Auftrag Beratung zu naturnahen und insektenfreundlichen Gärten an. Die anzuschaffenden Pflanzen werden vergünstigt angeboten. Vorläufig sind kirchliche Kitas, Pfarrgärten und Einrichtungen im Blick. Bei weiteren Kapazitäten können innerstädtische Plätze mit aufgenommen werden, etwa in Kooperation mit Naturverbänden oder dem Freundeskreis der LGS. Die anschließende Pflege der Gärten muss jeweils von Patengruppen übernommen werden. Unter dem Motto „Pflanz dich zu uns“ sind für die Aktionen engagierte Freiwillige gefragt. Sponsoren für das Gartenprojekt sowie für das Veranstaltungsprogramm werden ebenfalls gesucht.

Das himmelgrün-Team beteiligt sich am Bau-Fest.

Nach dem ersten Auftritt zum Rheinland-Pfalz-Tag in Neustadt ist himmelgrün erneut zu erleben: Zum Bau-Fest auf dem Gelände der Landesgartenschau am Samstag, 30. August 2025, von 11 - 18 Uhr, dem Familienfest an der Branchweilerhofstraße. Die Kirchen werden mit einem Stand vertreten sein, mit Spielaktionen und Informationen. Für die Begrünungsaktionen und den Kirchenbeitrag 2027 werden darüber hinaus Engagierte gesucht. "Wir freuen uns auf jede und jeden. Mit viel oder wenig Zeit, musikalisch oder handwerklich begabt oder einfach gern im Gespräch mit Menschen: Unsere Freiwilligen werden zur Gartenschau so wunderbare Erfahrungen machen wie in Landau", meint Projektmanagerin Brigitte Hahn.  

Hintergrund

Das Kirchen- und Kulturprogramm zur Landesgartenschau Neustadt 2027 (LGS) wird verantwortet von der Evangelischen Kirche der Pfalz und dem Bistum Speyer. Die ACK (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen) engagiert sich unter dem Dach der beiden Kirchen inhaltlich. Eine Neuerung ist das ökumenische himmelgrün-Büro. Beide Kirchen finanzieren anteilig die Stelle für das Projektmanagement.
Zum Organisationsteam gehören Brigitte Hahn, Projektmanagement (Ökumenisches Büro), Pastoralreferentin Monika Kreiner, Projektleitung (Bistum Speyer) und Pfarrerin Mechthild Werner (Evangelische Kirche der Pfalz). Die Kirchen gehören auf den Landesgartenschauen zu den Partnern mit den meisten Angeboten. Zur LGS Landau 2015 fanden rund 700 Veranstaltungen statt. Etwa eine halbe Million Menschen haben den Kirchenpavillon in dieser Zeit besucht.

Mehr Informationen:

Zur LGS Neustadt 2027
https://www.neustadt.eu/Bürger-Leben/Landesgartenschau-2027/
Zum Kirchenbeitrag
https://www.himmelgruen-neustadt.de

]]>
news-4239 Fri, 29 Aug 2025 09:00:00 +0200 Impulse zur Schöpfungszeit /impulse-zur-schoepfungszeit-1 Ökumenische Online-Aktion ab dem 1. September. SPEYER. Zur Online-Aktion „Impulse für die Schöpfungszeit“ vom 1. September bis zum 5. Oktober 2025 sind alle eingeladen, die selbst ausprobieren möchten, wie Naturerfahrung und Spiritualität helfen können, sich lebendig zu fühlen und wirksam zu sein. Mitmachen ist einfach: Nach einer Anmeldung wird jeden Tag über die fünf Wochen per E-Mail oder Social Media ein Impuls für den Tag zugeschickt.

„Oft ist der Kopf verwirrt und das Herz unruhig“, sagt Steffen Glombitza, Umweltbeauftragter des Bistums Speyer. „Die Not in der Welt ist so offensichtlich und drängend. Das überfordert viele.“ Seine Kollegin Sibylle Wiesemann, Umweltbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz, ergänzt: „Wir möchten mit den Denkanstößen einladen, Wege zur Verbundenheit mit der Schöpfung zu finden. So kann Zuversicht wachsen und Schritte für einen anderen Umgang mit der Mitwelt werden sichtbar und können konkret werden.“

Meditativ und engagiert, online und kostenfrei stärkt die Aktion mit täglichen Meditations- und Handlungsimpulsen die Verbindung zur Natur und zu den Mitmenschen, so dass mit Zuversicht das Zusammensein gestaltet werden kann. 

Fünf Wochen – fünf Themen

  • Atmende Erde
  • Erschöpfung und Erwachen
  • Mit.Gefühl
  • Wurzeln und Ausstrecken
  • Trotz und Zuversicht

Die Federführung für das ökumenische Projekt liegt bei der Evangelischen Erwachsenenbildung Freiburg. Ein ökumenisches Team von Autor*innen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum hat für jeden Tag einen Impuls zum Meditieren und Handeln entwickelt, darunter auch aus dem Bistum Speyer und der Evangelischen Kirche der Pfalz.

Die täglichen Impulse gibt es zum Hören und Lesen, per Mail oder Social Media.

Kostenfreie Anmeldung unter: https://erwachsenenbildung-freiburg.de/angebote/newsletter-anmeldung-schoepfungszeit-3/

]]>
news-4241 Tue, 26 Aug 2025 10:54:02 +0200 Orientierung für Lehrkräfte /orientierung-fuer-lehrkraefte Evangelisches Schulreferat Saarland eröffnet - Kooperation über Kirchengrenzen. ST. INGBERT. Die Evangelische Kirche der Pfalz und der Kirchenkreisverband „An der Saar“ der Evangelischen Kirche im Rheinland haben in St. Ingbert das neue „Evangelische Schulreferat Saarland – Zentrum für religiöse Bildung“ eröffnet.

Ab diesem Schuljahr gibt es damit erstmals eine zentrale Anlaufstelle für evangelische Religionslehrkräfte und Schulpfarrpersonen im Saarland. Die in dieser Form bundesweit einzigartige Einrichtung über landeskirchliche Grenzen hinweg soll die religiöse Bildung im Saarland stärken.

In einem Gottesdienst wurde der neue saarpfälzische Beauftragte für den Religionsunterricht, Pfarrer André Koch, in sein Amt eingeführt. Zusammen mit Pfarrer Tim Kahlen, dem „rheinischen“ Schulreferenten, leitet er das neue saarländische Kompetenzzentrum, das sich in der „Alten Synagoge“ in St. Ingbert befindet.

Das Evangelische Schulreferat dient als Beratungsstelle für Religionslehrkräfte und Schulpfarrpersonen aller Schulformen im Saarland. Neben regelmäßigen Schulungen bietet das Zentrum eine umfangreiche Sammlung mit Materialien, die zu Unterrichtszwecken ausgeliehen werden können. Die Kosten für das Schulreferat teilen sich die beiden Kooperationspartner. Je zwei Mitarbeitende sind in Saarbrücken beim Kirchenkreisverband beziehungsweise in Speyer bei der pfälzischen Landeskirche angestellt.

Der neue pfälzische Beauftragte André Koch begann seinen Dienst als Gemeindepfarrer, ehe er Internatsleiter am Evangelischen Trifels-Gymnasium in Annweiler wurde. Zuletzt wirkte er als Schulpfarrer am Berufsbildungszentrum Rodalben. Das Schulreferat solle „als Leuchter dazu beitragen, das Licht religiöser Bildung ins Saarland zu bringen, Orientierung bieten und ab und an Wärme in die Herzen bringen“, sagte Koch in seiner Predigt bei der Einführung.

Genauso sieht es Tim Kahlen, der als Schulreferent zusammen mit Horst Heller die Schaffung des neuen Schulreferats federführend umsetzte. „Im Religionsunterricht werden Räume geschaffen, um offen über Themen zu sprechen, die Schülerinnen und Schüler in ihrem Leben umtreiben und hinter denen sich oft Fragen nach dem Sinn und dem Wert der Dinge verbergen“, so Kahlen. Das Schulreferat habe zum Ziel, Lehrkräfte zu qualifizieren und in Austausch zu bringen, um diese Chance religiöser Bildung zu nutzen.

„Mit dem neuen Schulreferat Saarland ziehen wir nicht nur in frisch renovierte Räume ein, sondern gehen gemeinsam in die Zukunft“, sagte Oberkirchenrat Claus Müller von der Evangelischen Kirche der Pfalz zur Eröffnung der neuen Einrichtung. Das neue Schulreferat zeige, wie gute kirchliche Kooperation über Landeskirchengrenzen hinweg gelingen könne, so Müller.

Gemeinsames Ziel der beiden Träger ist ein starker, hochwertiger evangelischer Religionsunterricht im Saarland. Die inhaltliche Fokussierung bei der Neugestaltung des Schulreferats betonten auch die beiden saarländischen Superintendenten Markus Karsch und Christian Weyer: „Wir stellen die Vermittlung religiöser Bildung in den Vordergrund, indem wir die traditionellen kirchlichen Strukturen hintanstellen und Bürokratie abbauen.“

Bei der Eröffnungsfeier wurde André Kochs Vorgänger, Pfarrer Horst Heller, offiziell verabschiedet. Heller war seit 2011 Leiter des Religionspädagogischen Zentrums St. Ingbert.

Das Schulreferat in der Alten Synagoge in St. Ingbert (Josefstaler Straße 22) ist montags und mittwochs 10 bis 16 Uhr sowie freitags 10 bis 14 Uhr geöffnet.

www.schulreferat.saarland

]]>
news-4238 Mon, 25 Aug 2025 10:05:45 +0200 Zu wenig, um zu leben /zu-wenig-um-zu-leben Das Thema Armut greift die Ausstellung „­Genug …?“ auf, die nach ihrer Premiere auf dem Kirchentag durch die Pfalz tourt. In Kaiserslautern haben Konfirmandinnen und Konfirmanden neue Einblicke gewonnen. Von Florian Riesterer

KAISERSLAUTERN. „Suche Arbeit und eine Wohnung!“ steht auf der riesigen Fahne, die von der Empore in der Kaiserslauterer Unionskirche hängt. „Habe zwei Kinder zu versorgen und hohe Schulden“ auf einer weiteren. Pappschilder von Menschen, die betteln müssen, um zu überleben, hat der Künstler Albrecht Wild auf Fahnen der jeweiligen Herkunftsländer verewigt. Jetzt sind sie Teil der Ausstellung „Genug …?“.

Links hinter dem Eingang der Kirche emp­fangen Besucher*innen zwei lebensgroße Figuren eine obdachlose Person im Schlafsack und eine Person, die ihr Hab und Gut im Einkaufswagen transportiert. Neben dem Altar steht ein Kälte-Iglu. Mit diesen isolierten Mini-Schlafkabinen hat die Tagesbegegnungsstätte Lichtblick in Neustadt gute Erfahrungen gemacht.

„Aktuelle Jugendstudien haben gezeigt, dass das Thema Armut Jugendliche umtreibt“, sagt Katharina Willig-Rohrbacher. „Sie machen sich Sorgen, wie sie später ihr Leben finanzieren.“ Die Referentin für Konfirmandinnen- und Konfirmandenarbeit im Landesjugendpfarramt der Evangelischen Kirche der Pfalz hat deshalb die Ausstellung mit Grundsatzreferent Alexander Kurz und weiteren Personen zusammengestellt. Sie knüpft an die Jahreskampagne „Anpacken!“ der Evan­gelischen Jugend der Pfalz an, die Kinder- und Jugendarmut in den Fokus nimmt.

Willig-Rohrbacher und Kurz bieten an, Konfirmandinnen und Kon­firmanden das Thema näherzu­bringen. Pfarrer Tilman Grabinski macht davon Gebrauch. 22 Jugendliche der Kooperationsregion Kaiserslautern haben dafür kleine Gruppen gebildet.

Alexander Kurz betrachtet mit fünf Jugendlichen die „Bettelfahnen“ und den inszenierten Obdachlosenschlafplatz. Was könnten Gründe sein, weshalb Menschen ohne festen Wohnsitz leben? Und wie begegnen ihnen die Jugendlichen, was fühlen sie, will er wissen. Krankheit oder Arbeitslosigkeit zählen die Konfirmand*innen auf. Aber auch eine möglicherweise selbst gewählte Freiheit nennen sie.

„Ich frage mich, wie es der Person wohl geht, wenn sie niemanden hat“, sagt ein Jugendlicher, „ich empfinde Mitleid“, ein anderer. „Ich schäme mich, dass es mir so gut geht und ihm nicht“, zeigt ein weiterer Kommentar, wie die Ausstellungsexponate zum Nachdenken über die eigene Situation anregen. Ansprechen würde von den Jugendlichen die Obdachlosen niemand, Geld geben vielleicht schon, lautet das Fazit eines Stellungsspiels.

„Ich könnte mir nicht vorstellen, auf der Straße zu leben“, sagt Luis, nachdem er das Kälte-Iglu ausprobiert hat. Sie habe Platzangst empfunden, sagt die zwölfjährige Mara zu dem Er­lebnis in der mobilen Übernachtungsunterkunft für Obdachlose. „Besonders wenn ich mir jetzt noch vorstellen müsste, Gepäck mit hi­neinzunehmen.“

An einer weiteren Station vor der Kirche stehen große bunte Plastikbausteine. „Fernsehen“, „Kleidung“ oder „Miete“ stehen auf der Vorderseite. Die Konfirmandinnen und Konfirmanden bauen sich im wahrsten Wortsinn ihren eigenen Alltag in einer Mauer zusammen. Anschließend rechnen sie zusammen, was auf der Rückseite der Bausteine an monatlichen Kosten der einzelnen Bausteine verzeichnet ist. Rund 2400 Euro steht am Ende auf den Taschenrechnern der Smartphones. Pfarrer Grabinski stellt diese Zahl den 600 Euro Bürgergeld gegenüber und erklärt die staatliche Leistung. „Viel zu wenig“, lautet das ­Fazit der 13-jährigen Lea. „Mir ist nochmal klar geworden, wie viel Geld es braucht, um zu leben“, sagt Klara. Ihr begegne häufig Armut in der Stadt, sie treffe auch Bettler. Nicht immer sei es leicht, mit diesen Situationen umzugehen, sagt die 13-Jährige.

„Wir waren überrascht, wie wahrnehmungsstark die Jugendlichen waren“, zieht Willig-Rohrbacher, die mit den Jugendlichen an „ihrer“ Station über die Seligpreisungen in der Bergpredigt sprach, ein Fazit. „Die Bibelarbeit war sicher am schwersten.“ Dennoch sei sie begeistert, wie viel die Jugendlichen zu sagen hatten. „Sie haben aus ­ihrer Kindheit erzählt, aus ihrem Alltag.“ Der niederschwellige Zugang habe sich bewährt. „Über 90 Prozent waren dankbar, dass wir das Thema aufgegriffen haben.“ Die Rückmeldungen zeigten: Armut ist in Kaiserslautern ein Thema.

Aktuelle Ausstellungstermine und Kontakt unter www.konfi-zeit-pfalz.de.

Dieser Artikel ist zuerst im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz erschienen.

]]>
news-4237 Tue, 12 Aug 2025 09:00:00 +0200 Coole Kirche öffnet bei Hitze /coole-kirche-oeffnet-bei-hitze In Zeiten des globalen Klimawandels und des damit verbundenen Temperaturanstiegs suchen Menschen im Sommer verstärkt nach kühlen Plätzen. Immer mehr protestantische Gemeinden im Bereich der pfälzischen Landeskirche öffnen deshalb ihre Tore. Von Uwe Rauschelbach

Urlauber*innen in südlichen Regionen kennen das: Wenn bei der Stadtbesichtigung die Temperaturen steigen, kann eine Kirche regelrecht zur Zufluchtsstätte werden. Meist umgeben von dicken Mauern, lässt es sich an diesem Ort aushalten, der in der Regel kühler ist als draußen in der Gluthitze. Selbst wer mit Kirche nichts am Hut hat, stellt auf einmal fest, dass man in einem Gotteshaus innerlich wie äußerlich auftanken kann. Auch in unserer Region reagieren Kirchengemeinden auf den Klimawandel. Im Bereich der pfälzischen Landeskirche haben sich mehrere protestantische Gemeinden dazu entschlossen, ihre Kirchen zu öffnen, um Menschen bei Hitze einen Raum zum Erholen anzubieten.

In Haßloch lädt der Chorraum der 1350 gebauten protestantischen Kirche – es ist der älteste Ort in der Stadt – zum Verweilen ein, wenn draußen die Sonne brennt und der Schweiß rinnt. Ellen Löwer, Vorsitzende des Presbyteriums, hat eine entsprechende Initiative in den Kirchenvorstand eingebracht, nach dem auch der örtliche Gemeinderat über Möglichkeiten beraten hat, wie auf den Klimawandel reagiert werden kann, etwa mit einer großzügigeren Begrünung. Bei Temperaturen über 30 Grad wird die zentral in Haßloch gelegene Kirche geöffnet. Im Chorraum steht eine Mini-Teeküche mit Kühlschrank für Getränke bereit. Auf diese Weise wird die Kirche zum „Raum der Begegnung“, wie Ellen Löwer erläutert. Zuweilen ergäben sich mit den Besucher*innen Gespräche „über Gott und die Welt“. Ein vierköpfiges Team wechselt sich mit der Betreuung ab, die immer nur stundenweise gewährleistet werden kann. Dass es gerade in geöffneten Kirchen hin und wieder zu vandalistischen Tätigkeiten kommt, ist ein Risiko, weiß Löwer. Doch sie sagt: „Wir hoffen auf das Gute im Menschen.“

Auch in Katzweiler hat das Presbyterium beschlossen, die Kirche zur Abkühlung zu öffnen. Das Angebot wurde in den elektronischen Netzwerken veröffentlicht und im Gottesdienst abgekündigt. Die Resonanz hierauf sei durchaus positiv gewesen, meint Daniel Wetz vom Presbyterium. Allerdings sei an den Tagen, an denen die Kirche geöffnet gewesen sei, kein Besuch gekommen. Vielleicht, so vermutet er, sei es noch nicht heiß genug gewesen. Deshalb werde die Kirchengemeinde Katzweiler die Türen ihres Gotteshauses erst ab einer Außentemperatur von 35 Grad öffnen. Auch hier steht dann Trinkwasser bereit.

Kühle Getränke gehören in der Radwegekirche Gommersheim, die am Kraut-und-Rüben-Radweg sowie am Radweg Vom Rhein zum Wein liegt, schon seit jeher zum Standard. Hier machen vor allem Radsportler und -wanderer Halt, um ihr Fahrrad an der E-Bike-Ladestation aufzuladen. Es gibt auch Flickzeug bei kleineren Pannen sowie Pflaster, um Wunden zu versorgen. Pfarrerin Ute Stoll-Rummel sagt: „Bei uns ist immer Wasser da“, nicht nur an Hitzetagen. Die Pfarrerin hat außerdem beobachtet, dass Menschen nach einem Friedhofsbesuch oder einer Bestattung gerne ein wenig in der Kirche verweilen. Ist Ute Stoll-Rummel gerade da, kann sich daraus ein Trauergespräch ergeben.

So oder so erlangen die „coolen Kirchen“ bei ansteigenden Durchschnittstemperaturen auf einmal eine Bedeutung, die sie in den zurückliegenden Jahren so nicht hatten – und die einen neuen Aspekt ins Spiel bringt, was die Zukunft von Gotteshäusern betrifft. Manche Kirchen müssen gegenüber dem Klimawandel freilich passen. So ist die protestantische Kirche im Ludwigshafener Stadtteil Edigheim zwar freitags von 10 bis 12 Uhr für Besucher*innen geöffnet, „aber nicht als kühler Ort“, wie Pfarrer Manfred Ferdinand anmerkt, denn „unsere Kirche heizt zurzeit bis 30 Grad auf“.

Dieser Artikel ist zuerst im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz erschienen.

]]>
news-4236 Tue, 05 Aug 2025 10:27:36 +0200 Seelsorgerin auf dem Traumschiff  /seelsorgerin-auf-dem-traumschiff Tanja Schraß aus Otterbach ist erstmals als Bordseelsorgerin auf einem Kreuzfahrtschiff dabei gewesen. Mit ihrer schwimmenden Gemeinde feierte sie Gottesdienste, Andachten, Taufen, Ehejubiläen und führte seelsorgerliche Gespräche. „Dieser Dienst erfüllt die Seele“, versichert sie. Von Lore Dohrenbusch

Die 51-Jährige betreute rund 500 Bordgäste auf der zehntägigen Nordseereise von Bremerhaven über Amsterdam, London, Edinburgh, Kristiansund und Sylt zurück nach Bremerhaven. Dass das Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland sie für die Schiffsreise ausgesucht hat, freut sie ganz besonders. „Ich bin keine Pfarrerin. Aber als Prädikantin, die zudem seit 14 Jahren als Notfallseelsorgerin aktiv ist, konnte ich offenbar in Hannover überzeugen“, sagt Schraß.

Als Geschenk empfindet sie, dass sie Dienst auf der „MS Deutschland“, dem früheren „ZDF-Traumschiff“ tun durfte, das im deutschen Fernsehen seit 1981 ein Millionenpublikum fand und den anhaltenden Kreuzfahrt-Boom auslöste. „Beim Einlaufen in den Heimathafen ertönt die Traumschiff-Fernsehmelodie an Bord immer noch“, berichtet sie lächelnd. Leider sei das Schiff, das trotz seiner Luxusausstattung inzwischen in die Jahre gekommen und das kleinste Schiff sei, nur noch bis Ende 2026 in Dienst. Als Kreuzfahrt-Veranstalter gehöre Phönix-Reisen zu den wenigen Anbietern, die bei der EKD noch Bordseelsorger*innen anforderten. Die AIDA-Schiffe etwa hätten keine mehr dabei, weil es nicht gewünscht werde. Und TUI Cruises nehme Pfarrer*innen nur noch auf Festtagsreisen über Weihnachten und Ostern mit.

Die Passagiere auf der MS Deutschland seien überwiegend im gesetzteren Alter gewesen. Erfreulich habe sie gefunden, dass so viele von ihnen an den Gottesdiensten und Andachten teilgenommen hätten. „Es waren jedes Mal um die 40 und interessanterweise gab es immer wieder spontan Ehrenamtliche, die Fürbitten übernehmen wollten oder als Kirchendiener*in einsprangen und Liedblätter verteilten“, schildert Schraß die Gottesdienste in einem Saal des Kreuzfahrtschiffs. Der Bordmusiker habe dann am Flügel begleitet. Andachten habe sie je nach Wetter an Deck gestaltet.

Die Gottesdienste hätten zu Reisebeginn und zum Abschluss stattgefunden. „An Landtagen, wenn die Passagiere Ausflüge in europäische Metropolen gemacht haben, habe ich zwei Mal jeweils um 19 Uhr einen halbstündigen Abendsegen angeboten. An Seetagen, wenn wir zur nächsten Hauptstadt unterwegs waren, habe ich jeweils um 9.15 Uhr eine Morgenandacht gestaltet.“, so Schraß.

Als Besonderheit habe sie das partnerschaftliche Miteinander an Bord wahrgenommen. „Alle Passagiere bekommen dort einen gleich guten Service, egal ob sie Zimmerklasse vier oder eins angehören. „Ich habe noch nie zuvor ein so freundliches, zugewandtes Personal erlebt, das alle derart verwöhnt hat“, sagt die Pfälzerin. Ebenso habe sie stets ein Ohr für die Passagiere gehabt, „auch wenn ich an Deck im Liegestuhl saß und mich sonnte. Bei solchen Gelegenheiten ebenso wie bei gemeinsamen Mahlzeiten oder nach Andachten hätten sich seelsorgerliche Gespräche ergeben. Themen seien oft Krankheit, Tod und der Verlust geliebter Menschen gewesen. Nicht bei allen Gesprächen habe sie sichtbar helfen können, „manches muss man zuhörend einfach mit aushalten und kann nur dadurch behilflich sein“, sagt die Seelsorgerin. Eine fröhliche Kindtaufe habe sich ergeben, als Verwandte ein Crewmitglied besucht hätten. 

Ihr theoretisches und praktisches Rüstzeug hat sie nicht nur durch ihre Ausbildungen als Prädikantin und Notfallseelsorgerin mitbekommen, sondern auch durch ihre guten Kontakte zu der passionierten Pfälzer Pfarrerin und langjährigen Bordseelsorgerin Iris Schmitt. Diese habe ihr einige gute Tipps geben können, versichert Schraß.

„Auf keiner Reise zuvor habe ich so viel Gepäck mitgenommen wie bei dieser ersten als Bordseelsorgerin, ich bin mit rund 30 Kilogramm in Bremerhaven per Zug angereist. Das halbe Büro inklusive Laptop war dabei“, sagt Schraß, die auch als Sekretärin im Dekanat An Alsenz und Lauter in Otterbach arbeitet. Für die Bordseelsorge hat sie einen Teil ihres Jahresurlaubs geopfert, denn die Arbeit ist grundsätzlich ehrenamtlich. Dafür übernahm die Reederei ihre Unterbringung und Verpflegung.

In zwei Jahren möchte sie erneut als Seelsorgerin auf einem Kreuzfahrtschiff dabei sein. „Dann darf die Reise mal etwas länger sein – und vielleicht auf einem Schiff Richtung Süden“, hat sie sich vorgenommen.

Dieser Artikel ist zuerst im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz erschienen.

]]>
news-4187 Thu, 31 Jul 2025 09:00:00 +0200 Kunst und Kultur gegen die Leere /kunst-und-kultur-gegen-die-leere In einem ökumenischen Gemeindezentrum wird seit 27 Jahren ein Programm auf die Beine gestellt, das Menschen ohne religiöse Absichten einlädt. Von Uwe Rauschelbach

Frankenthal. Das Motto klingt frech, ist aber als freundliche Einladung gemeint: „Geh’ zum Kukuk“. Außerdem bezeichnet die Abkürzung für „Kunst, Kultur und Kirche“ ein Programm, das seit gut 27 Jahren den großen Saal des Ökumenischen Gemeindezentrums am Jakobsplatz der rheinland-pfälzischen Stadt Frankenthal belebt. Der Ursprungsgedanke: durch kulturelle Angebote Menschen in kirchliche Räume bringen.

Das ist dem fünfköpfigen Team um den ehemaligen Gemeindediakon Ralf Zeeb auch gelungen. Auf der Strecke geblieben ist hingegen der erwünschte ökumenische Charakter. Zum Bedauern der Protestanten zog die katholische Schwestergemeinde St. Jakobus nicht mit: „Es hat nicht funktioniert“, sagt Ralf Zeeb lapidar, „aber wir haben trotzdem weitergemacht.“ Kukuk ist damit als eine Initiative der evangelischen Kirchengemeinde im Pilgerpfad ausgewiesen, die das Zentrum ansonsten gemeinsam mit den katholischen Frankenthaler Christen nutzt und die Ökumene auch in unterschiedlichen Gruppen verwirklicht.

Menschen in die Kirche bringen, ohne religiöse Angebote durch die Hintertür zu machen: Dieses Konzept geht seit dem Start von Kukuk offenbar auf. Das Programm umfasst Kindertheater und Kabarett, Lesungen und Theaterspiel, Chanson- und Jazzkonzerte. Die Organisatoren machen mit ihrer Initiative durchaus so etwas wie kulturelle Stadtteilarbeit in einem von Einfamilienhäusern und großen Wohnblocks strukturierten bevölkerungsheterogenen Viertel. Doch auch selbst haben sie zur Kirche teilweise ein eher distanziertes Verhältnis. Andrea Döring, die sich mit ihrem Mann Joachim für Kukuk engagiert, bezeichnet sich selbst als eher unregelmäßige Kirchgängerin. Und Michael Urrey, der sich besonders im Genre der Jazzmusik auskennt, gehört keiner Kirche an. Zusammen mit Gerhard Kreuter, der für den Online-Auftritt von Kukuk zuständig ist, stellen sie jährlich etwa ein halbes Dutzend Kulturveranstaltungen mit lokalen und regionalen Größen auf die Beine, zu denen im großen Saal des Gemeindezentrums bis zu 60 Besucher kommen.

Besonders die Jazzkonzerte haben sich offenbar zum Treffpunkt für Kenner entwickelt. Michael Urrey verfügt über entsprechende Kontakte. Und er beteuert: „Hier wird geglaubt.“ Dann nämlich, wenn Besucher ihren Sozialausweis vorlegen wollen, um einen ermäßigten Eintritt zu bekommen. Auf diesen Nachweis wird im Gemeindezentrum großzügig verzichtet.

Gerade Urrey hatte anfangs „panische Angst“ vor leeren Stühlen. Doch inzwischen hat sich Kukuk längst als Veranstaltungsformat in der Region etabliert. Der Mannheimer Jazztrompeter Thomas Siffling hat hier bereits gespielt. Wer im Gemeindezentrum auftritt, schätzt vor allem das konzentriert zuhörende Publikum.

Im Mai laden die Veranstalter zu einem Konzert mit „Klezmers Techter“ ein, einem Duo mit Klarinettistin Gabriela Kaufmann und Akkordeonistin Almut Schwab, die jiddische Musik spielen. Außerdem stehen die Kukuk-Initiatoren mit dem Ensemble Colourage in Kontakt, dem Musiker der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, der Popakademie Baden-Württemberg und der Orientalischen Musikakademie Mannheim angehören. Ihr Auftritt wäre in Frankenthal eine große Nummer.

Seit der Gründung 1997 haben die Initiatoren von Kukuk insgesamt 156 Veranstaltungen angeboten: eine bunte Bandbreite, ohne teure Topacts, aber mit Künstlerinnen und Künstlern, die es verstehen, auch ein kleineres oder mittelgroßes Publikum zu unterhalten. Gezahlt werden Honorare in moderater dreistelliger Höhe. Das Budget ist über den Gemeindeetat abgesichert. Aber laut Ralf Zeeb haben bislang erst zwei Veranstaltungen mit einem Minus abgeschlossen. Dafür konnten die Macher von Kukuk der Gemeinde einen höheren fünfstelligen Betrag zukommen lassen, der durch sämtliche Veranstaltungserlöse erzielt worden ist. Auch Spender und Sponsoren greifen dem Team unter die Arme. Ein benachbarter Supermarkt stellte Naturalien zur Verköstigung von Besuchern zur Verfügung.

Eine Sorge haben die Kukuk-Aktivisten dennoch: „Wir kriegen keine jungen Leute hier rein“, sagt Andrea Döring. Auch im Organisationsteam säßen nur Ältere. Würden Jüngere mitwirken, würde sich das auch auf das Programm niederschlagen, meint Döring. Dann kämen auch jüngere Menschen ins Gemeindezentrum. Diesen Wunsch teilen bei Kukuk alle Mitarbeiter.

Könnte Kukuk ein Konzept für Gemeinden sein, deren Kirchen sich immer mehr leeren? Ralf Zeeb hat darauf eine nüchterne Antwort: „Der Gottesdienst ist schon lange nicht mehr Mittelpunkt der Gemeinde.“

Dieser Artikel ist zuerst im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz erschienen.

]]>
news-4222 Tue, 29 Jul 2025 10:30:00 +0200 Kranke seelsorglich begleiten /kranke-seelsorglich-begleiten Kranke zu begleiten ist ein zentrales Anliegen christlicher Nächstenliebe. Für diese verantwortungsvolle und erfüllende Aufgabe findet ab September 2025 ein neuer ökumenischer Qualifizierungskurs in der Krankenhaus-Seelsorge statt. !!! Anmeldeschluss verlängert bis 15. August !!! Ein freundlicher Blick, ein gutes Gespräch, ein Mensch, der Zeit mitbringt für die persönliche Begegnung, der kompetent auf schwere Themen eingehen kann – das tut gut, besonders dann, wenn wir krank sind und im Krankenhaus liegen.

Kranke zu begleiten ist ein zentrales Anliegen christlicher Nächstenliebe.

Für diese verantwortungsvolle und erfüllende Aufgabe findet ab September 2025 ein neuer ökumenischer Qualifizierungskurs in der Krankenhaus-Seelsorge statt.

Gesucht sind Menschen, die sich Zeit nehmen, um Zeit zu schenken, die gerne auf andere zugehen und miteinander lernen möchten, die zuhören können, die eigene Fähigkeiten erweitern und neue erwerben möchten, die Mitglied einer christlichen (ACK) Kirche sind.

Sie sollten belastbar und verschwiegen sein, keine Scheu vor Krankheit und Krankenhäusern haben und sich nicht gerade in einer persönlichen oder psychischen Krise (Therapie) befinden.

In sieben Modulen – immer samstags – werden sie auf diese Aufgabe vorbereitet. Inhalte sind u.a.: Gespräche führen, Gefühlen Raum geben, Hilflosigkeit aushalten, eigene Erfahrungen reflektieren, mit Trauer und dem Tod umgehen, in biblisch-christlichen Themen sowie Glaubensfragen gesprächsfähig sein, sich im System Krankenhaus verorten, die eigene Rolle finden.

Schon während des Kurses werden unter hauptamtlicher Begleitung (Mentorate) praktische Erfahrungen gesammelt und besprochen.

Die Qualifizierung schließt mit einer kirchlichen Beauftragung und der Selbstverpflichtung für zwei Jahre ab. Die Kurskosten von 350.- € werden nach einer Tätigkeit von einem Jahr komplett erstattet.

Der Kurs wird ökumenisch durchgeführt, die Organisation liegt in der Hand der Evang. Kirche der Pfalz, Dezernat 2.

Information und Anmeldung bei:

Pfarrer Martin Risch (evang. Kirche)
Tel. 0173 382 1412 oder Email: martin.risch@evkirchepfalz.de

Pastoralreferentin Marita Seegers (kath. Kirche)
Tel. 0151 148 796 83 oder Email: marita.seegers@bistum-speyer.de

Anmeldeschluss verlängert bis 15. August!

]]>
Seelsorge
news-4234 Mon, 28 Jul 2025 12:05:00 +0200 Glocken als virale YouTube-Videos https://www.indeon.de/kultur/glocken-youtube-fabio-tali Fabio Tali feiert, was viele überhören: Glocken. Sie sind Musikinstrumente, Kunstwerke und Zeitzeugen in einem. Als „Christusglocke“ verewigt der 21-jährige die Stimmen der Kirche auf YouTube. news-4233 Fri, 25 Jul 2025 12:53:00 +0200 Queer und gläubig: Warum das immer noch Mut braucht https://www.indeon.de/glaube/queer-und-glaeubig-warum-das-immer-noch-mut-braucht Zwei Pfarrer erzählen, wie sie Anfeindungen begegnen – und warum die Kirche ihr Zuhause bleibt. news-4235 Wed, 23 Jul 2025 08:50:02 +0200 "Die Bibel ernst nehmen – und danach leben" /die-bibel-ernst-nehmen-und-danach-leben Mit großer Dankbarkeit und tiefer Trauer nimmt die Evangelische Kirche der Pfalz Abschied von Oberkirchenrat i.R. Dr. Dr. h.c. Horst Hahn, der gestern im Alter von 91 Jahren in Speyer gestorben ist. „Durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin.“ (1. Korinther 15,10)


Der am 23. November 1933 in Aschaffenburg geborene Hahn hat in seinem über Jahrzehnte währenden Wirken das geistliche, theologische und diakonische Leben der pfälzischen Landeskirche nachhaltig geprägt. Als Theologe, Gestalter, Seelsorger und leidenschaftlicher Bibelkenner war er vielen Menschen ein Wegweiser im Glauben und Leben. Die Trauerfeier für Horst Hahn wird am Donnerstag, 24. Juli 2025 um 10 Uhr auf dem Hauptfriedhof Speyer stattfinden.

Ein Leben für die Kirche

Horst Hahn studierte Theologie in Mainz und Göttingen, sein Studienschwerpunkt lag auf dem Neuen Testament. Besonders geprägt wurde er durch das theologische Denken Karl Barths, das ihn sein gesamtes Leben begleitete. Nach dem Vikariat in Kaiserslautern und einem selbständigen Vikariat in Schopp wirkte er ab 1960 als Gemeindepfarrer in Schopp. Es war eine Zeit intensiver Gemeindearbeit, die ihn tief mit der Basis der Kirche verband.

1968 wurde Hahn Leiter des Volksmissionarischen Amtes der Landeskirche. Hier setzte er Schwerpunkte in der Bibelwoche, der Aus- und Fortbildung von Lektorinnen und Lektoren und Prädikanten und Prädikantinnen, der Verkündigung im Freizeitbereich sowie in der Mitarbeit im Planungsausschuss der Landeskirche. Besonders wichtig war ihm die Nähe zu den Menschen, die Sprachfähigkeit des Glaubens und die lebendige Gestaltung kirchlichen Lebens. Sein Wirken war stets getragen von seiner Überzeugung: „Die Bibel ernst nehmen – und danach leben.“

Verantwortungsträger mit klarem Profil

1976 wurde Horst Hahn in das Kollegium des Landeskirchenrats gewählt, wo er unter anderem für Diakonie, Mission, Ökumene, Seelsorge und Kirchenmusik verantwortlich war. Ab 1984 wirkte er zusätzlich als Stellvertreter des Kirchenpräsidenten, ein Amt, das er bis zu seinem Ruhestand 1997 mit großer Umsicht und Klarheit ausfüllte. Dabei war er für viele ein verlässlicher Gesprächspartner in theologischen wie organisatorischen Fragen.

Ein Theologe mit Leidenschaft

Wer Horst Hahn begegnete, begegnete einem Menschen, der mit großer innerer Leidenschaft über die Bibel sprechen konnte. Für ihn war sie kein Buch von gestern, sondern „zentrale, unverwechselbare und sonst nirgendwo vorkommende Botschaft“. Selbst im Ruhestand war er ein gefragter Redner im „Jahr der Bibel“, ein engagiertes Gemeindemitglied und regelmäßiger Prediger in Speyer, wenn Not am Mann war.

Stimmen über einen „Bruder im Glauben“

Sein Nachfolger als Dezernent, der spätere Kirchenpräsident Dr. h.c. Christian Schad, würdigte Horst Hahn als einen Menschen, der „menschliche Wärme mit geistig-geistlicher Klarheit verband“. Er war, so betont Schad, „gerade als aufmerksam Zuhörender Seelsorger. Das haben seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die Menschen, die ihm anvertraut waren, ganz unmittelbar erfahren. Zudem war er eine empfängliche Person. So wie das Leben von Anfang an und über die Schwelle des Todes hinaus verdanktes Leben ist, so waren für ihn andere Menschen zuerst Gabe: Es war diese Offenheit, sich durch Andere beschenken zu lassen, die ihn als Ökumeniker auszeichnete – sowohl im Kontakt mit unseren Glaubensgeschwistern in der weltweiten Ökumene als auch im Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern anderer christlicher Konfessionen. Immer sah er das Miteinander als Bereicherung an, auch als Korrektiv der eigenen Sichtweise. Dass wir primär Empfangende sind, hat er auch als Diakoniedezernent betont. Es ist Gottes Dienst an uns, der uns zum Dienst am Nächsten instand setzt und uns davor bewahrt, Hilfsbedürftige paternalistisch von oben zu behandeln. Möge Horst Hahn jetzt schauen, was er zeitlebens geglaubt und erhofft hat.“

Oberkirchenrätin Marianne Wagner würdigte Horst Hahn als einen bis in sein hohes Alter versierten und dialogbereiten Gesprächspartner. "Ich habe Horst Hahn als geistliche Leitungspersönlichkeit kennen gelernt, die großes Interesse am Austausch gerade mit den jüngeren Generationen und deren Blick auf Theologie und Kirche hatte. Bei ihm konnte man sich wertvollen und unprätentiös gegebenen Rat holen. Er wird uns fehlen."

Die Bibel als Lebenskompass

Als Vorsitzender (1969–1976) und später stellvertretender Vorsitzender des Pfälzischen Bibelvereins engagierte sich Hahn in besonderer Weise für die Vermittlung biblischer Inhalte. Auch im Ruhestand war er viel unterwegs, hielt Vorträge und Gottesdienste – nicht, weil er musste, sondern weil er noch viel zu sagen hatte. Michael Landgraf, sein langjähriger Weggefährte, lobte ihn als jemanden, „der im Ruhestand so richtig in Fahrt kam“ und der „die Bibel neu buchstabieren wollte“.

Sein Bibelverständnis war dabei klar: Die Schrift ist kein museales Objekt, sondern Gottes lebendiges Wort, das uns heute herausfordert und tröstet. Für Hahn war Exegese nie Theorie, sondern Handwerk, Wegweisung und persönliche Lebenshaltung

Ein Brückenbauer

Horst Hahn war stets ein Mann der Verbindung: Zwischen Ost und West – er setzte sich früh für die Partnerkirche in Anhalt ein. Zwischen Konfessionen – sein ökumenisches Engagement, unter anderem. im Austausch mit der katholischen Kirche, war geprägt von Respekt und theologischem Tiefgang. Generalvikar Hugo Büchler sagte bei Hahns Verabschiedung aus dem Amt treffend: „Für die Harmonie des Ensembles ist die zweite Geige am wichtigsten.“

Als Vorsitzender des Verwaltungsrates der Diakonissenanstalt half er, Weichen für die Zukunft zu stellen – nicht nur als Gestalter, sondern auch als geistlicher Begleiter und „Hauskaplan“ bei den wöchentlichen Andachten.

„Mit Horst Hahn verlieren wir eine geistliche Persönlichkeit, die mit leidenschaftlichem Engagement und theologischer Tiefe unsere Kirche geprägt hat. Sein Vertrauen in die Kraft der Schrift und sein Einsatz für die Menschen waren beispielhaft.“
Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst 


Ein Mensch mit Haltung

Wer Horst Hahn begegnete, spürte schnell seine stille Bescheidenheit, seine Klarheit im Urteil und seinen feinen Humor. In seiner Abschiedsrede 1997 sagte er: „Ich muss gestehen, es hat mir ausgesprochen gutgetan.“ – ein Satz, der seine tiefe Dankbarkeit und Zugewandtheit ausdrückte.

Mit dem goldenen Kronenkreuz der Diakonie wurde sein Lebenswerk geehrt. Doch sein größtes Vermächtnis bleibt sein Zeugnis: Dass Theologie Leben meint. Und dass Glaube stets Gestalt sucht – in Gemeinschaft, Musik, Seelsorge und Bibelarbeit.

Horst Hahn war ein Mensch des Wortes und der Tat. Ein Mensch, der mit der Bibel lebte, aber nicht vom hohen Podium aus, sondern nah zu den Menschen sprach. Seine Klarheit, seine stille Freude und seine Fähigkeit zur Versöhnung machen ihn unvergessen.

Horst Hahn war und bleibt ein Mensch, der in der Evangelischen Kirche der Pfalz Spuren hinterlässt – Spuren des Vertrauens, der Orientierung und der Hoffnung.

Wir danken Gott für sein Leben.
Wir trauern mit allen, die ihm nahestehen.
Und wir erinnern uns an einen, der die Kirche der Pfalz still und kraftvoll mitgeprägt hat.

]]>
news-4232 Mon, 14 Jul 2025 14:08:57 +0200 Unterwegs mit Herz, Gottes Geist und Sinn /unterwegs-mit-herz-gottes-geist-und-sinn Pilgerbegleitung als Berufung Frühmorgens liegt noch Tau auf den Wiesen, der Atem ist sichtbar in der kühlen Luft. Elf Menschen stehen in Wanderschuhen am Waldrand – bereit, sich auf mehr einzulassen als nur eine gemeinsame Strecke.

An vier intensiven Wochenenden lernen die Teilnehmer*innen, wie man Menschen auf Pilgerwegen begleitet. Dabei wandern sie selbst ein Stück: durch die Natur, durch Gespräche, durch Stille und durch das eigene Innere.

Diese Wanderungen durch Feld und Wald werden zu Übungsfeldern für Achtsamkeit. Dabei spüren alle den wechselnden Boden unter ihren Füßen, sehen Sonnenstrahlen durch das Blätterdach tanzen und lauschen dem eigenen Atem. Sie öffnen sich für das, was die Natur erzählt – und für das, was in ihnen selbst zu klingen beginnt. Manchmal tauchen Antworten auf, ganz leise - auf Fragen, die sie schon lange begleiten.

Pilgern begeistert viele Menschen, weil es Entschleunigung, Naturerfahrung und Sinnsuche miteinander verbindet. Pilgern berührt, schafft Raum für neue Begegnungen mit anderen, mit Gott und mit sich selbst.

Das macht die Pilgerbegleitung so kostbar. Manchmal ruft es aber auch Unsicherheit hervor oder Fragen kommen plötzlich auf, dann ist es kostbar, jemanden an der Seite zu haben, der zuhört, mitgeht und Orientierung schenkt.

In einer Zeit, in der Kirchenräume sich leeren, wächst die Sehnsucht nach neuen Formen von Verbundenheit – mit sich selbst, mit der Welt, mit Gott. Es werden Orte gesucht, an denen Zuhören und Austausch möglich sind, wo Raum ist für Stille, Fragen und Begegnung. Aus dieser Sehnsucht heraus entstand die Idee, Menschen zu Pilgerbegleiter:innen auszubilden – um solche Räume im Gehen zu öffnen.

Die Qualifizierung dazu läuft über eine Kooperation zwischen dem Institut für kirchliche Fortbildung in Landau und dem Missionarisch Ökumenischen Dienst in Landau.

Geleitet wird die Ausbildung von Pfarrerin Daniela Körber, Referentin für Spiritualität und von Anja Bein vom MÖD, zuständig für u.a. Aus- und Fortbildung von Ehrenamtlichen.

„Draußen zu sein, in Bewegung zu sein macht resilienter, hilft gegen Stress und ist eine Anbindung an die Natur, an die Schöpfung und hat etwas mit Spiritualität zu tun“, so Daniela Körber.

Auch Anja Bein ist vom Pilgern tief berührt: „Mich fasziniert dieses Unterwegssein – mit mir selbst, mit anderen und mit Gott. Ich habe das Gefühl, dass Gott auf dem Weg wirklich mitgeht – und dass jede und jeder es spüren kann. Selbst wenn einem die Worte fehlen, geht man den Weg mit ihm.“

Die Qualifizierung zur Pilgerbegleitung ist weit mehr als ein Kurs – sie ist ein Weg, der mit jedem Schritt und jedem Atemzug tiefer führt.

Und in dieser intensiven gemeinsamen Zeit ist etwas Wertvolles gewachsen: ein eigenes Konzept, wie die Teilnehmenden künftig andere Menschen achtsam und einfühlsam auf dem Pilgerweg begleiten können.

So zum Beispiel Sabine und Nils Grützner. Jedes Jahr pilgern sie ein Stück auf dem französischen Jakobsweg – ihre Begeisterung für das Unterwegssein ist spürbar. Sabine Grützner hat bereits mehrere Pilgerwanderungen geleitet und möchte dieses Angebot weiter ausbauen. Ihr Mann Nils hat die Idee auf besondere Weise weitergedacht: Er entwickelt den „Geh-Danken-Gang“ – einen Friedensweg durch den Ort indem sie leben und der Menschen einlädt, achtsam zu gehen und an gewissen Standorten inne zu halten. Die Resonanz war überwältigend, so, dass er schon an eine Fortsetzung denkt.

Pfarrer Tilo Armbrust möchte das Pilgern an die Jugend heranführen – an seine Konfirmand*innen. Sein „Mini-Pilgerweg“, wie er es selbst nennt, enthält Rätsel- und Achtsamkeitsaufgaben, Wertschätzungsrituale und zum Abschluss ein Eis für alle.

Auch Maritta Schmidt und Gudrun Achenbach planen eine Pilgertagestour. Inspiriert wurden sie durch viele Gespräche im Freundes- und Bekanntenkreis – immer wieder fiel der Satz: „Das würde ich so gerne mal machen, aber ich weiß nicht, ob ich das schaffe.“ Gerade diese Mischung aus Neugier, Sehnsucht und Unsicherheit hat die beiden ermutigt. Sie möchten Menschen jeden Alters und mit ganz unterschiedlichen Voraussetzungen begleiten – und ihnen Mut machen, den ersten Schritt zu wagen.

Pilgern, das wurde allen Teilnehmenden deutlich, ist nicht einfach Gehen mit spirituellem Rahmenprogramm. Es ist eine Haltung.

Es ist das bewusste Wahrnehmen von allem, was uns umgibt – dem Duft feuchter Erde, dem Rascheln der Blätter, dem Rhythmus der eigenen Schritte.

Genau das hat Pfarrerin Helke Rothley schon vor vielen Jahren für sich entdeckt – auf einer Wanderung über die schottische Insel Iona. Die Verbindung aus eindrucksvoller Landschaft, spiritueller Tiefe und dem Einsatz für Gottes Schöpfung hat sie nachhaltig berührt – und lässt sie bis heute nicht mehr los und genau das möchte sie ihrer Pilgergruppe zukünftig vermitteln.

Die neuen Pilgerbegleiteri*nnen sind bereit, diesen Raum zu teilen - einen Raum, in dem Menschen sich selbst und Gott begegnen können.

Pilgern ist wie ein stilles Gebet mit den Füßen – jeder Schritt führt hinaus in die Welt und zugleich tiefer zu uns selbst.

Von Claudia Formella

]]>
news-4231 Thu, 10 Jul 2025 12:45:15 +0200 Beton weicht Kirchgarten /beton-weicht-kirchgarten Das Projekt „Käferkarawane“ der pfälzischen Landeskirche für mehr Artenvielfalt in Kirchengemeinden und Begegnungsräume mit Mensch und Natur ist 2022 losgezogen. Beim Abschluss in Kaiserslautern hatte Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) viel Lob im Gepäck. Mainz, Kaiserslautern (epd/lk). Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) wertet die Aktion Käferkarawane der Evangelischen Kirche der Pfalz zur Förderung der Artenvielfalt als erfolgreich. Die Aktion zeige, „dass jeder Beitrag zählt und jede und jeder mitmachen kann, um die Natur zu schützen“, sagte Eder am Montag beim Besuch der Kita Sonnenberg in Kaiserslautern zum Abschluss des Projekts. Das Klimaschutzministerium hatte für den Projektzeitraum von drei Jahren rund 300.000 Euro zur Verfügung gestellt. Ziel sei es gewesen, über die naturnahe Gestaltung von Flächen die Artenvielfalt zu fördern, indem Insekten etwa Nahrung auf Blüten und Vögel mehr Nist- und Futterplätze finden.
Für die Aktion Käferkarawane sind 36 Projekte entstanden, die auch Orte der Begegnung geschaffen haben. Elf Umweltbildungsmaßnahmen seien umgesetzt, 190 Nistkästen gebaut und aufgehängt, 457 Blumenzwiebelpakete gesetzt sowie 110 Wildrosenpakete gepflanzt worden. „So werden Orte an kirchlichen Einrichtungen für Mensch und Tier zu Begegnungsräumen, die zeigen, wie schön die natürliche Vielfalt ist und wie gut Pflanzen gerade bei Hitze tun“, sagte Klimaschutzministerin Eder.
Fachliche Unterstützung hatten die Kitas, Gemeindehäuser und andere Einrichtungen den Angaben zufolge von einer Naturschutzberaterin der pfälzischen Landeskirche bekommen. Das Spektrum reichte vom Mitmach-Garten über die Öffnung von Kirchtürmen für Turmfalken oder Fledermäuse bis zur Umwandlung von Schotterflächen in Staudenbeete. In der Kita Sonnenberg hätten die Kinder mit Erzieherinnen und Erziehern den Vorgarten mit einer insektenfreundlichen Bepflanzung neu gestaltet.

Vertreter aus vier Kirchengemeinden haben beim Aktionsabschluss ihre individuellen „Käferkarawane“-Projekte vorgestellt: Brigitte Herfurth-Owusu aus Ludwigshafen-Oggersheim, Pfarrerin Martina Kompa aus Limburgerhof und die beiden Pfarrer Wolfgang Hust aus Schopp und Matthias Strickler aus Niederauerbach.

In Limburgerhof konnte nach einer Kirchensanierung die von Baumaschinen zerstörte Rasenfläche, die das Gebäude im Halbrund umgibt, in einen Kirchgarten mit Bäumen, Stauden, Blühpflanzen und Sitzgelegenheiten zur Begegnung umgewandelt werden. In Niederauerbach entfernten Mitglieder eines kirchlichen Männerkreises die Betonversiegelung neben der Zwingli-Kirche und gestalteten das abschüssige Gelände in einen Kirchgarten mit mediterranen Pflanzen, einem Bouleplatz und einem Grillbereich um. Die verschiedenen Höhenniveaus machen einen zusätzlichen Reiz aus.

Die Kirchturmsanierung in Schopp bot durch ein angebrachtes Gerüst willkommene Gelegenheit, um im Turm Nisthöhlen für Turmfalke und Schleiereule und Nisthilfen für Fledermaus und Mauersegler anzulegen. In der gastgebenden Kindertagesstätte Sonnenberg haben Eltern der Kindergartenkinder das Gelände vor dem Haupteingang im Frühjahr naturnah gestaltet, berichtete Leiterin Marion Frohnhöfer. So gebe es Bereiche von Stauden und Blühpflanzen in Blau, Rot und weiß. Für die unterirdische Zisterne habe aus „Käferkarawane“-Mitteln eine elektrische Pumpe angeschafft werden können. Die Kita-Kinder bedankten sich bei der Umweltministerin, indem sie zwei besondere Lieder für sie sangen: „Gott sei Dank“ und „In Gottes Garten leben wir.“    

]]>
news-4230 Wed, 09 Jul 2025 11:32:02 +0200 Dorothee Wüst appelliert für einen glaubwürdigen Umgang mit Macht /dorothee-wuest-appelliert-fuer-einen-glaubwuerdigen-umgang-mit-macht Pfälzische Kirchenpräsidentin zu Gast beim ökumenischen Foyer Kirche und Recht in Karlsruhe Karlsruhe. „Wie halten wir’s als Kirche mit der Macht?“, fragte Dorothee Wüst in ihrem Vortrag mit dem Titel „Auf schmalen Grat. Kirche im Spannungsfeld zwischen Macht und Ohnmacht.“ Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz sprach am Dienstag, 8. Juli, in Karlsruhe beim Jahresempfang des ökumenischen Foyers Kirche und Recht. Heike Springhart, Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, und Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, hatten zu dieser Veranstaltung für das Bundesverfassungsgericht, den Bundesgerichtshof, die Bundesanwaltschaft und die Rechtsanwälte beim Bundesgerichtshof eingeladen.

In ihrem Vortrag appellierte die Theologin dafür, Macht in all ihren Facetten und die jeweils eigene Rolle bewusst wahr- und anzunehmen. Macht werde in der Kirche und der Gesellschaft in ihrer positiven Qualität als Gestaltungsmacht und Ordnungsmacht gerne ausgeblendet, weil sie viel stärker mit ihren destruktiven Folgen präsent sei.

Dabei besitze Kirche als Werteinstitution nach wie vor eine positive Wirkmacht. „Dass wir hier unsere Macht, unseren nach wie vor existierenden Einfluss ins Feld führen, ist aus dem demokratischen Lager mehr als gewünscht“, konstatierte die Kirchenpräsidentin, mahnte aber zugleich: „Wenn wir uns als Kirche glaubwürdig in gesellschaftliche Diskurse einbringen wollen, kann man erwarten, dass wir das auf dem Hintergrund eines in unseren Reihen geklärten Machtverständnisses und Machtverhaltens tun. Und da ist Nachholbedarf.“

Die Geschichte kirchlicher Macht sei bekanntermaßen auch eine Geschichte von Machtherrlichkeit, Machtmissbrauch und Machtversagen. „Spätestens seit der ForuM-Studie haben wir es als evangelische Kirche schwarz auf weiß, dass auch in unserem Raum Missbrauch in erheblichem Maße Realität ist und sich gleichfalls nicht reduzieren lässt auf schändliches Verhalten einzelner Tatpersonen. Dass Missbrauch auch durch systemische Faktoren begünstigt und vor allen Dingen innerhalb des Systems verschleiert wurde“, betonte Dorothee Wüst.

Die ForuM-Studie empfehle dringend den geschärften Blick auf Macht und Machtausübung und rate ebenso dringend zu einem Kulturwandel, in der Macht nicht zum Schutz der Institution, sondern zum Schutz von Menschen eingesetzt werde. „Dazu muss man sich aber erst ihrer bewusst werden und sein“, unterstrich Wüst. Kirche sei nicht nur Dienstgemeinschaft sind, sondern Machtgemeinschaft.

„Jeder und jede von uns, der oder die im weiteren und engeren Sinne zum Beziehungsgeflecht Kirche gehört, hat Anteil an Macht. Sowohl in ihrer weltlichen Gestalt im Sinne einer Organisationsform wie auch in ihrer geistlichen Qualität im Sinne einer Glaubensgemeinschaft. Und damit stehen wir in der Pflicht, uns ihrer bewusst zu sein und sie als Verantwortung wahrzunehmen.“

Wüst blickte auch auf die Machtasymmetrie in Gottesdiensten und beim seelsorgerischen Kontakt, im Bereich der Diakonie und in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Gerade im Zusammenhang unserer Aufarbeitung sexualisierter Gewalt berichten betroffene Personen immer wieder, wie sehr sie diese Machtasymmetrie spüren, wenn sie sich auf gottesdienstliches Handeln einlassen“, berichtete Wüst, die Mitglied im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt (BeFo) der EKD ist.

Kirche habe nicht nur eine Pflicht, sondern auch die Chance, in all diesen Fehlentwicklungen des Gestern und Heute ihre Macht zu nutzen, um ihre Macht zu hinterfragen und auf den Prüfstein zu stellen. Als gleichermaßen machtbewusste und machtsensible Institution. „Erst wer innerlich bereit ist, die Macht loszulassen, gewinnt Freiheit im Umgang mit ihr. Wer nicht fixiert ist auf das eigene Standing, ist in der Lage, andere ernsthaft in den Blick zu nehmen. Wer sich aufrichtig der ambivalenten Macht der Macht stellt, gewinnt einen souveränen und glaubwürdigen Umgang mit ihr. Das ist und bleibt die Aufgabe und Herausforderung“, so Wüst.

]]>