Evangelische Kirche der Pfalz: Artikelschau https://www.evkirchepfalz.de/ de-de Evangelische Kirche der Pfalz Mon, 14 Jul 2025 15:38:36 +0200 Mon, 14 Jul 2025 15:38:36 +0200 TYPO3 EXT:news news-4231 Thu, 10 Jul 2025 12:45:15 +0200 Beton weicht Kirchgarten /beton-weicht-kirchgarten Das Projekt „Käferkarawane“ der pfälzischen Landeskirche für mehr Artenvielfalt in Kirchengemeinden und Begegnungsräume mit Mensch und Natur ist 2022 losgezogen. Beim Abschluss in Kaiserslautern hatte Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) viel Lob im Gepäck. Mainz, Kaiserslautern (epd/lk). Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder (Grüne) wertet die Aktion Käferkarawane der Evangelischen Kirche der Pfalz zur Förderung der Artenvielfalt als erfolgreich. Die Aktion zeige, „dass jeder Beitrag zählt und jede und jeder mitmachen kann, um die Natur zu schützen“, sagte Eder am Montag beim Besuch der Kita Sonnenberg in Kaiserslautern zum Abschluss des Projekts. Das Klimaschutzministerium hatte für den Projektzeitraum von drei Jahren rund 300.000 Euro zur Verfügung gestellt. Ziel sei es gewesen, über die naturnahe Gestaltung von Flächen die Artenvielfalt zu fördern, indem Insekten etwa Nahrung auf Blüten und Vögel mehr Nist- und Futterplätze finden.
Für die Aktion Käferkarawane sind 36 Projekte entstanden, die auch Orte der Begegnung geschaffen haben. Elf Umweltbildungsmaßnahmen seien umgesetzt, 190 Nistkästen gebaut und aufgehängt, 457 Blumenzwiebelpakete gesetzt sowie 110 Wildrosenpakete gepflanzt worden. „So werden Orte an kirchlichen Einrichtungen für Mensch und Tier zu Begegnungsräumen, die zeigen, wie schön die natürliche Vielfalt ist und wie gut Pflanzen gerade bei Hitze tun“, sagte Klimaschutzministerin Eder.
Fachliche Unterstützung hatten die Kitas, Gemeindehäuser und andere Einrichtungen den Angaben zufolge von einer Naturschutzberaterin der pfälzischen Landeskirche bekommen. Das Spektrum reichte vom Mitmach-Garten über die Öffnung von Kirchtürmen für Turmfalken oder Fledermäuse bis zur Umwandlung von Schotterflächen in Staudenbeete. In der Kita Sonnenberg hätten die Kinder mit Erzieherinnen und Erziehern den Vorgarten mit einer insektenfreundlichen Bepflanzung neu gestaltet.

Vertreter aus vier Kirchengemeinden haben beim Aktionsabschluss ihre individuellen „Käferkarawane“-Projekte vorgestellt: Brigitte Herfurth-Owusu aus Ludwigshafen-Oggersheim, Pfarrerin Martina Kompa aus Limburgerhof und die beiden Pfarrer Wolfgang Hust aus Schopp und Matthias Strickler aus Niederauerbach.

In Limburgerhof konnte nach einer Kirchensanierung die von Baumaschinen zerstörte Rasenfläche, die das Gebäude im Halbrund umgibt, in einen Kirchgarten mit Bäumen, Stauden, Blühpflanzen und Sitzgelegenheiten zur Begegnung umgewandelt werden. In Niederauerbach entfernten Mitglieder eines kirchlichen Männerkreises die Betonversiegelung neben der Zwingli-Kirche und gestalteten das abschüssige Gelände in einen Kirchgarten mit mediterranen Pflanzen, einem Bouleplatz und einem Grillbereich um. Die verschiedenen Höhenniveaus machen einen zusätzlichen Reiz aus.

Die Kirchturmsanierung in Schopp bot durch ein angebrachtes Gerüst willkommene Gelegenheit, um im Turm Nisthöhlen für Turmfalke und Schleiereule und Nisthilfen für Fledermaus und Mauersegler anzulegen. In der gastgebenden Kindertagesstätte Sonnenberg haben Eltern der Kindergartenkinder das Gelände vor dem Haupteingang im Frühjahr naturnah gestaltet, berichtete Leiterin Marion Frohnhöfer. So gebe es Bereiche von Stauden und Blühpflanzen in Blau, Rot und weiß. Für die unterirdische Zisterne habe aus „Käferkarawane“-Mitteln eine elektrische Pumpe angeschafft werden können. Die Kita-Kinder bedankten sich bei der Umweltministerin, indem sie zwei besondere Lieder für sie sangen: „Gott sei Dank“ und „In Gottes Garten leben wir.“    

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news-4230 Wed, 09 Jul 2025 11:32:02 +0200 Dorothee Wüst appelliert für einen glaubwürdigen Umgang mit Macht /dorothee-wuest-appelliert-fuer-einen-glaubwuerdigen-umgang-mit-macht Pfälzische Kirchentagspräsidentin zu Gast beim ökumenischen Foyer Kirche und Recht in Karlsruhe Karlsruhe. „Wie halten wir’s als Kirche mit der Macht?“, fragte Dorothee Wüst in ihrem Vortrag mit dem Titel „Auf schmalen Grat. Kirche im Spannungsfeld zwischen Macht und Ohnmacht.“ Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz sprach am Dienstag, 8. Juli, in Karlsruhe beim Jahresempfang des ökumenischen Foyers Kirche und Recht. Heike Springhart, Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, und Stephan Burger, Erzbischof von Freiburg, hatten zu dieser Veranstaltung für das Bundesverfassungsgericht, den Bundesgerichtshof, die Bundesanwaltschaft und die Rechtsanwälte beim Bundesgerichtshof eingeladen.

In ihrem Vortrag appellierte die Theologin dafür, Macht in all ihren Facetten und die jeweils eigene Rolle bewusst wahr- und anzunehmen. Macht werde in der Kirche und der Gesellschaft in ihrer positiven Qualität als Gestaltungsmacht und Ordnungsmacht gerne ausgeblendet, weil sie viel stärker mit ihren destruktiven Folgen präsent sei.

Dabei besitze Kirche als Werteinstitution nach wie vor eine positive Wirkmacht. „Dass wir hier unsere Macht, unseren nach wie vor existierenden Einfluss ins Feld führen, ist aus dem demokratischen Lager mehr als gewünscht“, konstatierte die Kirchenpräsidentin, mahnte aber zugleich: „Wenn wir uns als Kirche glaubwürdig in gesellschaftliche Diskurse einbringen wollen, kann man erwarten, dass wir das auf dem Hintergrund eines in unseren Reihen geklärten Machtverständnisses und Machtverhaltens tun. Und da ist Nachholbedarf.“

Die Geschichte kirchlicher Macht sei bekanntermaßen auch eine Geschichte von Machtherrlichkeit, Machtmissbrauch und Machtversagen. „Spätestens seit der ForuM-Studie haben wir es als evangelische Kirche schwarz auf weiß, dass auch in unserem Raum Missbrauch in erheblichem Maße Realität ist und sich gleichfalls nicht reduzieren lässt auf schändliches Verhalten einzelner Tatpersonen. Dass Missbrauch auch durch systemische Faktoren begünstigt und vor allen Dingen innerhalb des Systems verschleiert wurde“, betonte Dorothee Wüst.

Die ForuM-Studie empfehle dringend den geschärften Blick auf Macht und Machtausübung und rate ebenso dringend zu einem Kulturwandel, in der Macht nicht zum Schutz der Institution, sondern zum Schutz von Menschen eingesetzt werde. „Dazu muss man sich aber erst ihrer bewusst werden und sein“, unterstrich Wüst. Kirche sei nicht nur Dienstgemeinschaft sind, sondern Machtgemeinschaft.

„Jeder und jede von uns, der oder die im weiteren und engeren Sinne zum Beziehungsgeflecht Kirche gehört, hat Anteil an Macht. Sowohl in ihrer weltlichen Gestalt im Sinne einer Organisationsform wie auch in ihrer geistlichen Qualität im Sinne einer Glaubensgemeinschaft. Und damit stehen wir in der Pflicht, uns ihrer bewusst zu sein und sie als Verantwortung wahrzunehmen.“

Wüst blickte auch auf die Machtasymmetrie in Gottesdiensten und beim seelsorgerischen Kontakt, im Bereich der Diakonie und in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. „Gerade im Zusammenhang unserer Aufarbeitung sexualisierter Gewalt berichten betroffene Personen immer wieder, wie sehr sie diese Machtasymmetrie spüren, wenn sie sich auf gottesdienstliches Handeln einlassen“, berichtete Wüst, die Mitglied im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt (BeFo) der EKD ist.

Kirche habe nicht nur eine Pflicht, sondern auch die Chance, in all diesen Fehlentwicklungen des Gestern und Heute ihre Macht zu nutzen, um ihre Macht zu hinterfragen und auf den Prüfstein zu stellen. Als gleichermaßen machtbewusste und machtsensible Institution. „Erst wer innerlich bereit ist, die Macht loszulassen, gewinnt Freiheit im Umgang mit ihr. Wer nicht fixiert ist auf das eigene Standing, ist in der Lage, andere ernsthaft in den Blick zu nehmen. Wer sich aufrichtig der ambivalenten Macht der Macht stellt, gewinnt einen souveränen und glaubwürdigen Umgang mit ihr. Das ist und bleibt die Aufgabe und Herausforderung“, so Wüst.

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news-4229 Tue, 08 Jul 2025 12:10:44 +0200 Pfälzische Landeskirche bei Kirchbootregatta /pfaelzische-landeskirche-bei-kirchbootregatta Kirche stellt das originellste Team SPEYER. Bereits zum zweiten Mal nahm ein Team des Landeskirchenrats Speyer an der Kirchbootregatta der Rudergesellschaft Speyer teil. Und das mit Erfolg: Zwar reichte es aus sportlicher Sicht nicht zu Topleistungen, aber das Team sicherte sich den Pokal als originellste Mannschaft.  Ausgestattet mit Heiligenscheinen und Engelsflügeln, erlangten die zehn Ruderinnen und Ruderer in ihrem Boot „Kirchenkahn“ in 41,4  Sekunden über die 200-Meter-Strecke Platz 20 von 29 teilnehmenden Booten.

Boote für Gottesdienstbesucher

Die Boote sind verkleinerte Nachbauten skandinavischer Originale aus dem 17. Jahrhundert, wo die Boote in Anlehnung an die Langboote der Wikinger aufkamen. Damals nutzten vor allem protestantische Kirchengemeinden in Finnland die Boote für Fahrten zu sonntäglichen Gottesdiensten, weil diese oft nur über schlechte Verkehrsanbindungen verfügten. Die Kirche förderte den Bau und die Instandhaltung der offenen Boote. 120 bis 150 Menschen fanden darin Platz und wurden von 30 bis 40 Ruderpaaren fortbewegt. Auch erste Wettrennen im Anschluss an die Gottesdienste sind überliefert.

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news-4228 Mon, 07 Jul 2025 12:53:42 +0200 Feriensegen /feriensegen Erstmals haben die Evangelische Schulseelsorge, das Segensbüro Blessed.Pfalz und das Stadtjugendpfarramt Ludwigshafen zum Feriensegen eingeladen. Nicht nur Schüler ließen sich zum Start in den Sommerurlaub bestärken. Von Florian Riesterer

Ludwigshafen. Es geht ein leichter Wind auf dem Lutherplatz. Das Wasser sprudelt aus dem Lutherbrunnen, die Sonne strahlt vom blauen Himmel, Gäste trinken zwischen Oleanderbüschen Espresso im Restaurant La Torre da Angelo auf dem Lutherplatz. Ferienstimmung liegt in der Luft am letzten Schultag, passend zur Ferien­segenaktion, die erstmals in Ludwigshafen stattfindet.

Die Aktion veranstalten die Evangelische Schulseelsorge, das Segensbüro Blessed.Pfalz der Landeskirche und das Stadtjugendpfarramt gemeinsam.

Pfarrer Florian Grieb steht im Talar mit Lucas im Brunnen. Barfuß, versteht sich. Über ihnen spannt sich ein aufblasbarer Regenbogen. „Der Herr segne dich und behüte dich, Gott begleite dich in den Ferien, ins Schwimmbad, in der Eisdiele, auf dem Weg nach Tunesien in die Ferien, gebe dir ganz viel Spaß“, sagt Grieb. „So segne dich Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Der Schüler der Schlossschule Oggersheim steigt aus dem Brunnen, zieht sich Socken und Schuhe wieder an. „Ein sehr schönes Gefühl, der Segen – und dazu ne kleine ­Erfrischung im Wasser“, sagt der 13-Jährige. Wie für Lucas ist es auch für Florian Grieb der erste solche ­Feriensegen. „Ich wähle eine Mischung aus traditionellen Segenssprüchen und verknüpfe das mit etwas persönlichem“, sagt Grieb. „Segen ist etwas tolles, auch theologisch, aber er muss in die Lebenswelt der Schüler passen.“

„An so einem Tag spielt eine Be­wertung noch mal eine größere Rolle als im restlichen Schuljahr“, sagt Schulseelsorgerin und Pfarrerin Anke Lind. Die Aktion solle deshalb vermitteln: „Du bist wertvoll, bist mir ohne Ansehen der Note wichtig – und auch Gott wichtig.“

Ähnlich sei dies bei Abiturssegensaktionen, die sie anbiete. Tatsächlich würden ­sogar Schüler, die Kirche eher kritisch gegenüberstehen, sich persönlich segnen lassen. „Ich habe mich erstmals ernstgenommen gefühlt“, sei eine häufige Rückmeldung. „Das macht der Segen, dieser Zuspruch.“

Auch Katharina Pfeiffer (14), holt sich an diesem Tag einen Feriensegen ab. Die Schülerin der IGS Edigheim ist in diesem Jahr konfirmiert worden. Pfarrerin Frauke Fischer, hat ihr von der Aktion erzählt. „Ich finde es ganz toll, dass man gesegnet in die Ferien geht, das ist ein schönes Gefühl“, sagt die 14-Jährige. „Bleib behütet“, steht auf dem ­Segensarmband, das ihr Pfarrerin Fischer mit dem Segen angeknotet hat. „Das ist ein toller Reminder für mich“, sagt Katharina. Im Sommer wird sie eine Sprachreise nach England machen. „Da haben wir eine Schule direkt gegenüber einer Kirche. Und da denkt man immer ein bisschen an die Heimat, die eigene Gemeinde.“

Felix, Schüler aus Bad Dürkheim, hat sich ebenfalls ein Segensarmband geben lassen. „Das kommt später an den Rucksack vom Posaunenchor“, sagt der 15-Jährige. Sein Fazit vom Feriensegen: „Cool, weil man sonst nur für eine Woche gesegnet wird und jetzt gleich für die ganzen Ferien.“

Am Ende haben sich rund 30 Per­sonen, darunter auch Erwachsene, einen Segen abgeholt. Eine gute Zahl, berücksichtige man, dass die Segensaktion nicht in eine größere Veranstaltung eingebettet war, sagt Pfarrerin Diemut Meyer, Leiterin des Segensbüros Blessed.Pfalz.

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news-4227 Tue, 01 Jul 2025 12:00:00 +0200 Fledermäuse willkommen! Wie Kirchen den Tieren helfen. https://www.indeon.de/gesellschaft/fledermaeuse-willkommen-wie-eine-kirchengemeinde-den-tieren-hilft Kirchen sind ideale Quartiere für Fledermäuse. Eigentlich. Wie Gemeinden den Tieren helfen können, zeigt Nabu-Fledermausbotschafterin Annette Schwartz. news-4219 Mon, 30 Jun 2025 12:05:00 +0200 Den Glauben bilden /den-glauben-bilden Interessierte können an der Ludwigshafener Laien-Uni fundierte theologische Kenntnisse erwerben. Dekan Paul Metzger und sein Team möchten das zweijährige Kursangebot mit der Prädikanten-Ausbildung verknüpfen. Von Uwe Rauschelbach

LUDWIGSHAFEN. Im evangelischen Gemeindezentrum des Ludwigshafener Stadtteils Pfingstweide rauchen die Köpfe. Auf dem Stundenplan stehen apoka­lyptische und apokryphe Texte. Schwergewichte der Bibelwissenschaft, doch die Frauen und Männer, die hier am Samstagvormittag die Schulbank drücken, lauschen den Ausführungen von Paul Metzger konzentriert. Sie sind Teilnehmer an einem zweijährigen Kurs, der Laien theologisches Wissen vermittelt. Metzger, der Dekan im protestantischen Kirchenbezirk Ludwigshafen ist und über universitäre Lehrerfahrungen verfügt, hat die „Laien-Uni“ 2018 ins Leben gerufen und unterrichtet im Wechsel mit drei weiteren Theologen, Alt- und Neutestamentlern sowie Kirchengeschichtlern. Seine Überzeugung: Wer glaubt, braucht Wissen – für einen „gebildeten Glauben“.

Aus Sicht des 51-Jährigen schließen sich Glaube und Verstand nicht aus. Wer glaubt, muss sein Denken nicht aufgeben – im Gegenteil: Er kann seinen Glauben vertiefen, indem er Wissen über die wissenschaftlichen und historischen Grundlagen dieses Glaubens erwirbt. Metzger geht es um „religiöse Mündigkeit“. Als im Kurs jemand einen Glaubenssatz zitiert, kontert er provozierend: „Wir sind hier nicht gläubig, sondern wissenschaftlich unterwegs.“ Der Theologe weiß: Wer nachplappert, hat noch lange nichts verstanden.

Die etwa 20 Männer und Frauen, die an diesem Samstagvormittag die Schulbank drücken, erwerben fundierte Kenntnisse über Altes und Neues Testament, die Geschichte Israels, die Evangelien, die Entwicklung der christlichen Kirchen sowie über dogmatische und konfessionskundliche Fragen. Nach zwei Jahren ­erhalten sie ein Zertifikat der Landeskirche, das Anerkennung und Bestätigung ist. Wer an der Laien-Uni teilnimmt, tut das „fürs eigene intellektuelle Vergnügen“, bringt es Paul Metzger auf den Punkt.

Die Ludwigshafener Laien-Uni ist neben Düsseldorf deutschlandweit eine von lediglich zwei solcher Einrichtungen. Deshalb verfügt sie über einen relativ großen Einzugsbereich. Eine der Teilnehmerinnen, Sabine Schweikert, reist aus Altshausen bei Ravensburg an, um den einmal im ­Monat stattfindenden Unterricht zu besuchen. Die ehemalige Religionsschullehrerin ist in einem christ­lichen Elternhaus aufgewachsen und hat dem Drang nachgegeben, sich im Ruhestand weiterzubilden. Es macht sie stolz, dass sie im Zug die lange Strecke nach Ludwigshafen zurücklegt. „Ich lebe in vollen Zügen“, sagt sie und lächelt vergnügt.

Jüngster in der Runde ist Tassilo Grün, ein promovierter Chemiker. Der 34-Jährige schätzt am Unterricht die Befreiung von Denk- und Sprachverboten. Seine Überzeugung: Theologisches Wissen kann den Glauben vertiefen und stärken. Neben seinem Beruf engagiert sich Grün als Prädikant in seiner Ludwigshafener Gemeinde.

Paul Metzger würde die Laien-Uni deshalb gerne mit der Prädikanten-Ausbildung verknüpfen. Auch schwebt ihm das Angebot einer „Laien-Uni Light“ mit schmalerem Kursangebot an der Ludwigshafener Melanchthonkirche vor. Doch der Spar- und Priorisierungsprozess, in dem sich die pfälzische Landeskirche gegenwärtig befindet, bietet aktuell keine günstigen Voraussetzungen. Bislang unterstützt die Landeskirche die Laien-Uni ­finanziell, der Großteil der Referentenhonorare wird über die Teilnehmerbeiträge erwirtschaftet.

„Den“ typischen Kursteilnehmer gibt es nicht. Die Männer und Frauen gehören unterschiedlichen Konfessionen an, auch Mennoniten, Methodisten oder Angehörige der Neuapostolischen Kirche machen mit. Aufkeimende Meinungskonflikte reguliert Paul Metzger mit dem Verweis auf rationale und wissenschaftliche ­Zusammenhänge.

Das Niveau der Laien-Uni dürfte weit über dem ­einer Volkshochschule liegen. In gründlicher philologischer Annäherung erarbeitet Metzger mit den Kursteilnehmern das Wesen apokalyptischer Texte. Dabei macht schon die Begriffsklärung deutlich, wie häufig der Terminus des Apokalyptischen missbraucht wird, bedeutet er doch nicht im eigentlichen Sinne etwas Katastrophisches, sondern meint eine Enthüllung, die Offenbarung von etwas Unbekanntem.

Auch ergründen die Lernenden den Unterschied zwischen einer Apokalypse und einer Prophetie. Sie tauchen ein in das Problem der Kanonisierung und befassen sich mit apokryphen Texten. Die Teilnehmer haben das Unterrichtsmaterial zuvor digital zugesandt bekommen, die Laptops stehen aufgeklappt auf den Tischen.

Nach etwa zwei Stunden gibt es eine Pause; Zeit für ­einen Kaffee und das eine oder ­andere ­Gespräch. Draußen scheint die Sonne, doch im Raum herrscht eine angeregte und zugleich entspannte Atmosphäre. Es gibt keine Prüfungen und keine Zeugnisse. Dafür gehen die Teilnehmer mit dem Gefühl nach Hause, mehr über ihren Glauben erfahren zu haben – und ihn immer besser zu verstehen.

www.laien-uni-pfalz.de

Dieser Artikel ist zuerst im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz erschienen.

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news-4225 Fri, 27 Jun 2025 09:00:00 +0200 „Gott bewahre sie alle in Gnaden“ /gott-bewahre-sie-alle-in-gnaden Nach Kriegsende wuchs in den protestantischen Gemeinden die Sehnsucht nach Glockengeläut. Es kam zu einer Welle der Wiederbeschaffung. Von Uwe Rauschelbach

SPEYER. 1942, da schon alles verloren war, wurden auch die Glocken der pfälzischen Kirchen abgehängt. Die Bronzegeläute boten Material zur Produktion von Waffen und Munition. Für die Gemeinden der evangelischen Landeskirche wie der Diözese Speyer ein ungemein schmerzlicher Vorgang. Denn mit dem Verlust der Glocken verstummte, von den Nationalsozialisten so auch erwünscht, die Stimme der Kirche. Pervertiert wurde obendrein die ­sakrale Bedeutung der Glocken: Waren sie ursprünglich geschaffen worden, um zu Gebet und Besinnung zu rufen, dienten sie nunmehr dazu, die tödliche Kriegsmaschinerie am Laufen zu halten.

Mehr als 600 Bronzegeläute im Bereich der pfälzischen Landeskirche, etwa 90 Prozent, landeten auf diese Weise in den Schmelzöfen. Hinzu kamen mehr als 500 Glocken, die den Kirchen der Diözese entwendet wurden. Nur knapp 50 der insgesamt fast 1200 abgehängten Glocken gelangten nach Kriegsende wieder zurück. Insgesamt wurden in Deutschland rund 80 000 Glocken abgehängt, um sie der Produktion von Waffen und Munition zuzuführen.

Der erste Glockenbeauftragte der pfälzischen Landeskirche nach dem Krieg, Theo Fehn, berichtet in seinen Aufzeichnungen über „das große Glockensterben“ der letzten Kriegsjahre. So konstatiert er: „Kein einziges protestantisches Bronzegeläute blieb unangetastet.“ Nur sieben pfälzische Gemeinden behielten ihr komplettes Geläut, da es aus weniger wertvollen Materialien wie Gussstahl oder Eisenhartguss bestand. Verschont blieben vor allem kleinste sowie historisch bedeutsame Glocken, etwa 90 an der Zahl, darunter beispielsweise die „Liebfrauenglocke“ der Bad Bergzaberner Marktkirche aus dem Jahr 1441.

Nach dem Krieg waren die für den Glockenguss benötigten Kupfer- und Zinnvorräte erschöpft. Doch die Sehnsucht in den protestantischen Gemeinden, endlich wieder Kirchenglocken läuten zu lassen, führte zu rasanten Bestellungen von Gussstahl- und Eisenhartguss-Glocken, die freilich nicht die gleiche Klangqualität hervorbringen wie Bronzegeläute und „deren Klang heute verrät, dass damals das Warten klüger gewesen wäre“, meint Theo Fehn, der das Amt des Glockensachverständigen von 1946 bis 1984 innehatte.

Nach 1948 war allmählich wieder Bronze verfügbar, und die Glockenbeschaffung lief bis in die späten 50er-Jahre auf vollen Touren. Die Zahl der Bronzegeläute stieg dann sogar über Vorkriegsniveau. Allenthalben herrschten tiefe Freude und Dankbarkeit, dass die Kirche ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Gott bewahre sie alle in Gnaden“, schreibt Theo Fehn über die neuen Glocken, „und gebe, dass sie vielen gläubigen Geschlechtern dienen dürfen, bis in die fernste Zukunft!“

Fehns Nachfolger Volker Müller unterstreicht die verzweifelten Bemühungen protestantischer Gemeinden, nach Kriegsende bald wieder über ein Glockengeläut zu verfügen. Geldnöte und die Knappheit an Rohstoffen konnten die Sehnsucht, die noch frischen Erinnerungen an das Sirenengeheul des Krieges durch das Friedensgeläut der Glocken zu verdrängen, nicht ersticken. 1949 habe es bereits für 35 Gemeinden wieder neue Glocken, darunter 13 Bronzegeläute, gegeben. Ende 1955 hätten 294 protestantische Gemeinden wieder komplette Geläute besessen.

Müllers Frau Birgit, die seit mehr als 20 Jahren als Glockensachverständige im Dienst der pfälzischen Landeskirche sowie des südlichen Teils der Evangelischen Kirche im Rheinland, des Bistums Speyer und des Bistums Trier steht, betreut insgesamt 5000 Kirchtürme. Darunter auch die Stiftskirche in Neustadt, in deren Kirchturm mit 14 Tonnen die größte Gussstahlglocke der Pfalz hängt. Ihre Aufmerksamkeit gilt vor allem der Sicherheit von Glockenstühlen und dem Zustand sowie dem Klang der Geläute. Birgit Müller ist die erste Frau in Deutschland, die die Prüfung zur Glockensachverständigen abgelegt hat. Sie erinnert daran, dass das Geläut als das älteste gottesdienstliche Signal gilt und ursprünglich aus dem klösterlichen Bereich stammt, wo Glocken zu den Stundengebeten läuteten.

Birgit Müller weiß sich in einer jahrhundertealten Tradition verwurzelt. Doch auch der erfahrenen Glockensachverständigen machen die aktuellen Entwicklungen zu schaffen. Dass die Kirche aus Gründen der Ersparnis Gebäude aufgeben muss, wird aus ihrer Sicht dazu führen, dass wieder Glocken verloren gehen und die Stimme der Kirche schwächer und schwächer werden wird. Ob Theo Fehns Wunsch, die Kirchenglocken mögen „bis in die fernste Zukunft“ läuten, tatsächlich in Erfüllung gehen wird, steht vor diesem Hintergrund tatsächlich infrage.

Dieser Artikel ist zuerst im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz erschienen.

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news-4224 Tue, 24 Jun 2025 14:00:00 +0200 Glaube verbindet weltweit /glaube-verbindet-weltweit Eine sechsköpfige Delegation der Evangelischen Kirche der Pfalz hat zweieinhalb Wochen lang kirchliche Partner in Westpapua und Bali besucht. Die pfälzische Landeskirche unterstützt in Papua Bildungsprojekte und die Menschenrechtsarbeit. JAYAPURA. Seit 1989 bestehen erste Kontakte der Landeskirche mit der Evangelischen Kirche Papua (GKI-TP) und seit 2003 eine Partnerschaft mit wechselseitigen Besuchen. Dieses Mal informierten sich die Pfälzer über geplante Projekte der rund 600 000 Mitglieder starken Partnerkirche. Die Reise führte insbesondere in die Kirchenbezirke Waropen und Waropen Atas. Die Delegation erlebte eine intensive Reise mit persönlichen Begegnungen, spirituellen Momenten und Einblicken in die praktischen Herausforderungen und Chancen kirchlicher Arbeit.

In Jayapura besuchte die Gruppe das Frauenbildungszentrum P3W, das über die Kirchenpartnerschaft unterstützt wird. Es trägt mit seinem breiten Bildungsangebot für Frauen entscheidend zur Entwicklung der Region bei – von Alphabetisierungs- und Ernährungskursen bis hin zu Bildungsarbeit gegen geschlechts­basierte Gewalt.

In Waropen und den Nachbargemeinden wurde die Delegation mit herzlicher Gastfreundschaft empfangen. Besuche in den Mädchen- und Jungenwohnheimen zeigten die eindrucksvolle Motivation der Jugendlichen, die trotz schwieriger Lebensbedingungen mit großem Engagement ihren Bildungsweg verfolgen – viele Mädchen und Jungen mit dem Ziel, Ärzte*innen, Lehrer*innen oder Pfarrer*innen zu werden.

Ein besonderer Höhepunkt war der Besuch der Insel Nau, von der mehrere Schülerinnen in den kirchlichen Wohnheimen stammen. Dort hat die Partnerkirche eine Strandsäuberungsaktion durchgeführt – ein Zeichen für gelebte Schöpfungsverantwortung. Ein weiterer Höhepunkt war das Wiedersehen von Pfarrer Christoph Krauth mit der Gemeinde Sion Mambui: „Hier war ich vor zwölf Jahren im Spezialvikariat und habe eine zweite Familie am anderen Anfang der Welt gefunden. So viel Liebe. Hier nun Pfingsten zu feiern und Gottes Geist zu spüren, der uns über Grenzen hinweg verbindet, war ein Geschenk“, bekannte Krauth.

Auch für Oberkirchenrat Markus Jäckle, der in der Evangelischen Kirche der Pfalz unter anderem für Diakonie und weltweite Ökumene zuständig ist, hinterließ die Reise einen bleibenden Eindruck: „Die Kirche hier ist über eine sehr große Fläche verteilt und oft nur mit dem Boot über Meer und Fluss erreichbar. Welche Herausforderung das ist und wie lang und teils schwer planbar die Fahrt zwischen den Orten ist, haben wir selbst auf unserer Reise erlebt. Es beeindruckt mich sehr, wie unter diesen Bedingungen lebendig Kirche gestaltet wird und wie die Menschen mit Gottvertrauen und Optimismus den Herausforderungen des Alltags begegnen“, sagte er nach der Reise.

Im Kirchenbezirk Waropen Atas besuchte die Delegation die Gemeinden Elim Poiwai und Maranatha Gesa Baru, wo es intensive Gespräche mit Verantwortlichen über die Lebensqualität der Menschen vor Ort und die Partnerschaft gab. Bildung, Gesundheitsversorgung und Gerechtigkeit seien zentrale Herausforderungen für die Menschen in Westpapua, denen sich die Kirche stelle. Der christliche Glaube sei Brücke über kulturelle und geographische Grenzen hinweg und Fundament des gemeinsamen Handelns, etwa auch durch finanzielle Förderung aus der pfälzischen Partnerkirche, so Jäckle.

So gebe es Finanzierungsanfragen zu Reparaturen, unter anderem an der Bodenplatte für die Mädchen- und Jungenwohnheime und an einem Schnellboot, ergänzte Christoph Krauth. Ein großes Problem sei noch immer die Landrechtsfrage. „Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen einheimischen Papua und der indonesischen Regierung. Uns wurde ein Flug ins Hochland nach Wamena untersagt, weil dort kürzlich bei einer Schießerei zwei Polizisten starben“, so Krauth. Belegt sei außerdem massive Umweltverschmutzung, etwa in Raja Ampat, wo Nickel abgebaut werde.

Die Delegation machte auch einen Abstecher zur Christlich-Protestantischen Kirche in Bali (GKPB), mit der die pfälzische Landeskirche durch die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) verbunden ist. Als religiöse Minderheit auf Bali mit nur 14 000 Mitgliedern entfalte die Kirche ein bemerkenswert breites Profil, so Jäckle. Sie unterhalte Schulen, Wohnheime, Hotels für nachhaltigen Tourismus und eine Universität, die nun aufgrund bestehender Versorgungsdefizite auch einen Studiengang für Medizin anbiete und dabei einen Schwerpunkt auf die AIDS-Prävention lege.

Die GKI-TP ist mit rund 800.000 Mitgliedern die größte christliche Kirche im westlichen Teil der Pazifikinsel Neuguinea - und eine Fürsprecherin für die mehr als 2,5 Millionen indigenen Papuas, die mehrheitlich christlich sind. Insgesamt leben rund sechs Millionen Menschen, vor allem Muslime, in Westpapua, einer früheren niederländischen Kolonie. Die Zentralregierung in Jakarta betreibt deren Zuzug von anderen indonesischen Inseln seit Jahrzehnten.

Von Corinna Waltz und Ingelore Dohrenbusch mit Material des epd

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news-4222 Tue, 17 Jun 2025 10:54:00 +0200 Kranke seelsorglich begleiten /kranke-seelsorglich-begleiten Kranke zu begleiten ist ein zentrales Anliegen christlicher Nächstenliebe. Für diese verantwortungsvolle und erfüllende Aufgabe findet ab September 2025 ein neuer ökumenischer Qualifizierungskurs in der Krankenhaus-Seelsorge statt. Ein freundlicher Blick, ein gutes Gespräch, ein Mensch, der Zeit mitbringt für die persönliche Begegnung, der kompetent auf schwere Themen eingehen kann – das tut gut, besonders dann, wenn wir krank sind und im Krankenhaus liegen.

Kranke zu begleiten ist ein zentrales Anliegen christlicher Nächstenliebe.

Für diese verantwortungsvolle und erfüllende Aufgabe findet ab September 2025 ein neuer ökumenischer Qualifizierungskurs in der Krankenhaus-Seelsorge statt.

Gesucht sind Menschen, die sich Zeit nehmen, um Zeit zu schenken, die gerne auf andere zugehen und miteinander lernen möchten, die zuhören können, die eigene Fähigkeiten erweitern und neue erwerben möchten, die Mitglied einer christlichen (ACK) Kirche sind.

Sie sollten belastbar und verschwiegen sein, keine Scheu vor Krankheit und Krankenhäusern haben und sich nicht gerade in einer persönlichen oder psychischen Krise (Therapie) befinden.

In sieben Modulen – immer samstags – werden sie auf diese Aufgabe vorbereitet. Inhalte sind u.a.: Gespräche führen, Gefühlen Raum geben, Hilflosigkeit aushalten, eigene Erfahrungen reflektieren, mit Trauer und dem Tod umgehen, in biblisch-christlichen Themen sowie Glaubensfragen gesprächsfähig sein, sich im System Krankenhaus verorten, die eigene Rolle finden.

Schon während des Kurses werden unter hauptamtlicher Begleitung (Mentorate) praktische Erfahrungen gesammelt und besprochen.

Die Qualifizierung schließt mit einer kirchlichen Beauftragung und der Selbstverpflichtung für zwei Jahre ab. Die Kurskosten von 350.- € werden nach einer Tätigkeit von einem Jahr komplett erstattet.

Der Kurs wird ökumenisch durchgeführt, die Organisation liegt in der Hand der Evang. Kirche der Pfalz, Dezernat 2.

Information und Anmeldung bei:

Pfarrer Martin Risch (evang. Kirche)
Tel. 0173 382 1412 oder Email: martin.risch@evkirchepfalz.de

Pastoralreferentin Marita Seegers (kath. Kirche)
Tel. 0151 148 796 83 oder Email: marita.seegers@bistum-speyer.de

Anmeldeschluss ist der 31. Juli 2025

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Seelsorge
news-4221 Fri, 13 Jun 2025 09:00:00 +0200 "Da hört’s bei mir auf!" /da-hoerts-bei-mir-auf Südwestdeutsche Medientage 2025 thematisieren Tabus im öffentlichen Diskurs. Speyer. (lk). Ein starkes Zeichen für medienethische Verantwortung und kritische Selbstreflexion: Am 17. und 18. Juni 2025 machen die Südwestdeutschen Medientage die Pfalz erneut zum Zentrum einer lebendigen Diskussionskultur. In Landau und auf dem Hambacher Schloss geht es um Tabus – und die Frage, wie Medien, Politik und Gesellschaft mit ihnen umgehen. Die Evangelische Kirche der Pfalz ist Partner der Südwestdeutschen Medientage.

Pfälzische Plattform für Debatte und Dialog

In einer Zeit, in der sich gesellschaftliche Werte rasant wandeln und zugleich wieder stärker umkämpft sind, bieten die Südwestdeutschen Medientage ein hochkarätig besetztes Forum für die kritische Auseinandersetzung mit medienethischen und -politischen Fragen. Die Evangelische Akademie der Pfalz versammelt gemeinsam mit Partnern aus Medien, Wissenschaft und Politik Debattenbeiträge, die über den Tag hinauswirken – und das in einer Region, die für demokratische Tradition und publizistische Lebendigkeit steht: der Pfalz. Kooperationspartner der Evangelischen Akademie der Pfalz sind neben der Landeskirche unter anderem der Südwestrundfunk, die Rheinpfalz, der Mannheimer Morgen, das Journalistische Seminar der Universität Mainz und die Medienanstalt Rheinland-Pfalz.

Tabus als Spiegel gesellschaftlicher Identität

Dass moderne, freiheitsliebende Gesellschaften des 21. Jahrhunderts ohne Tabus auskämen, ist eine Illusion. Im Gegenteil: Rassismus, Antisemitismus, Sexismus oder die Verherrlichung von Gewalt unterliegen heute bewusst gesetzten gesellschaftlichen Grenzen. Tabus markieren, was uns heilig ist – und was keinesfalls gesagt, getan oder hingenommen werden darf.

Gleichzeitig erleben wir, wie sich ehemals private Sphären im Social-Media-Zeitalter nahezu geräuschlos auflösen – und andere Tabus öffentlich verhandelt oder sogar strategisch gebrochen werden: zur Provokation, zur Polarisierung, zur Selbstinszenierung.

Das zeigt: Der Umgang mit Tabus ist immer auch ein Gradmesser für gesellschaftliche Reife und mediale Verantwortung.

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, seit Kurzem Aufsichtsratsvorsitzende des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP), betont: Was eine Gesellschaft zusammenhält, zeigt sich nicht nur in den Freiheitsräumen, sondern auch in den Grenzen des Sagbaren und Machbaren, die sie setzt. Was tabu ist, muss im Rahmen einer freiheitlichen Kultur immer wieder neu bewertet und ausgehandelt werden. Medien, Kirche und Politik sind hier gemeinsam gefragt.“

Zwischen gesellschaftlichem Konsens und öffentlicher Empörung

Den Auftakt der Medientage bildet am 17. Juni ein interaktives Brainstorming unter dem Titel „Da hört’s bei mir auf!“, gefolgt von einer philosophischen Reflexion über den Sinn und Unsinn von Tabus.

Am Nachmittag steht ein sensibles Thema auf dem Programm: „Über Israel reden“, mit Beiträgen von Karsten Kammholz (Mannheimer Morgen), der Künstlerin Elfriede Müller und dem Fotografen Luigi Toscano.

Am Abend geht es im SWR Demokratieforum auf dem Hambacher Schloss um „Tabus in unserer Gesellschaft – zwischen Moral, Macht und Medien“. Es diskutieren unter anderem die Autorin Mo Asumang, Bischof Dr. Peter Kohlgraf und der Journalist Dr. Ronen Steinke – moderiert von Michel Friedman.

Wie Medien mit Grenzen umgehen – und wer sie verschiebt

Der zweite Veranstaltungstag am 18. Juni beleuchtet Strategien im Umgang mit gezielten Tabubrüchen in Medien und sozialen Netzwerken. Martin Fehrensen (Social Media Watchblog) und Prof. Dr. Melani Schröter (University of Reading) analysieren Mechanismen zwischen Skandalisierung und notwendiger Konfrontation.

In verschiedenen Themengruppen geht es u. a. um Extremismus im Netz, Gedenkkultur und den Umgang mit Hassbotschaften in Redaktionen. Besonders eindrücklich dürfte der Vortrag „Heul doch!“ von Prof. Dr. Josef Aldenhoff werden – über das gesellschaftliche Tabu des Scheiterns.

Ein Ort für klare Gedanken in unruhigen Zeiten

Die Südwestdeutschen Medientage zeigen erneut: Die Pfalz ist nicht nur historischer Ort demokratischer Bewegungen, sondern auch Gegenwartsraum kritischer Öffentlichkeit.

„Tabus zeigen uns nicht nur Grenzen auf – sie fordern und dazu auf, unsere Werte zu reflektieren. Diese Veranstaltung bringt Menschen zusammen, die bereit sind, sich den unbequemen Fragen unserer Zeit zu stellen, denn wer heute Verantwortung trägt – ob in Medien, Kirche oder Politik – muss das Unbequeme nicht nur aushalten, sondern zum Thema machen. Genau das leisten die Medientage. Sie bieten einen Ort, an dem Tabus nicht verschwiegen, sondern verantwortungsvoll verhandelt werden.“

Weitere Informationen:

https://suedwestdeutschemedientage.de

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news-4220 Tue, 10 Jun 2025 14:20:08 +0200 Joseph-Musical bei Pfälzer Landeskinderchortag am 14. Juni /joseph-musical-bei-pfaelzer-landeskinderchortag-am-14-juni 180 Kinder aus neun Chören und ein Instrumentalensemble treten in der Gedächtniskirche auf. Zeitgleich finden zahlreiche Workshops auf dem Gelände der Diakonissen Speyer statt. Speyer (epd). Der 11. Landeskinderchortag der Evangelischen Kirche der Pfalz findet am 14. Juni in der Speyerer Gedächtniskirche statt. Im Mittelpunkt steht um 16 Uhr die Aufführung des Musicals "Joseph ... wie Israel nach Ägypten kam", sagt Landeskirchenmusikdirektor Jochen Steuerwald. 180 Kinder aus neun Chören und ein Instrumentalensemble bereiten das Musical ab 9 Uhr vor. Der Eintritt zur Aufführung, bei der auch die Komponistin Anne Riegler anwesend ist, ist kostenlos.

Der Landeskinderchortag wird von Oberkirchenrat Markus Jäckle eröffnet. Die musikalische Leitung liegt bei der Landeskinderchorbeauftragten, der Grünstadter Kirchenmusikdirektorin Katja Gericke-Wohnsiedler. Bühne, Kulissen und Bühnenbild hat Stefan Mendling aus Landau, Pfarrer für Gottesdienste mit Kindern und Familien, entworfen.

Zeitgleich zu den Proben in der Gedächtniskirche gibt es auf dem Gelände der Diakonissen Speyer acht Workshops zu Bodypercussion, Cajon, Hip-Hop-Kids und Orgel. Die Jugendzentrale Speyer bietet Spiele an. Im Martin-Luther-King-Haus neben der Gedächtniskirche sorgt der Verein „K.E.K.S.“ („Kontakte für Eltern und Kinder in Speyer“) ab 14 Uhr für Kaffee und Kuchen. Die Veranstaltung endet um 17.30 Uhr.

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news-4218 Fri, 30 May 2025 09:00:00 +0200 Bomben auf Contwig https://www.indeon.de/gesellschaft/aufgewachsen-im-weltkrieg-angst-vor-den-bomben Als kleines Mädchen erlebt Rosemarie Bärmann den Zweiten Weltkrieg. Auch 80 Jahre nach Kriegsende kann sich die 91-Jährige noch gut an ihre Angst erinnern, als die Bomben fielen. news-4217 Mon, 26 May 2025 14:28:07 +0200 Kirche mittendrin beim Landesfest /kirche-mittendrin-beim-landesfest Rund 200.000 Besucher zog der Rheinland-Pfalz-Tag in Neustadt an. Mittendrin war die Evangelische Kirche der Pfalz mit ihren Angeboten auf der Ehrenamtsmeile, in der Stiftskirche und dem Innenhof der Kirche St. Marien. „Wir wollten als Kirche mitten unter den Menschen sein – mit offenen Angeboten, kreativen Ideen und einer Einladung zum Gespräch. Ich denke das ist uns gelungen“, zieht  Celina Sturm, landeskirchliche Koordinatorin, Bilanz. „Ich freue mich über die große Offenheit der Besucherinnen und Besucher und bin sehr dankbar für das große Engagement der vielen Kolleginnen und Ehrenamtlichen. Dieses Wochenende hat gezeigt: Kirche ist lebendig, bewegt sich – und läuft.“

Gut angenommen wurden die Segensangebote von Blessed.Pfalz auf der Ehrenamtsmeile. Auch die Segensbar in der Stiftskirche war ein Erfolg oder die Orgelmusik spätabends im Kirchenraum zusammen mit Lichtinstallationen.

Tagsüber wurde die Stiftskirche für Kinder zum Legoparadies. Aus 400 Kilogramm Legosteinen bauten sie sich am Stand des Pfarramts für Gottesdienste mit Kindern und Familien ihre eigene Welt.

Pfarrer Wolfgang Schumacher, Beauftragter der Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz, interviewte am Stand der Diakonie Pfalz Politiker wie Ministerpräsident Alexander Schweitzer, Bildungsminister Sven Teuber, Finanzministerin Doris Ahnen oder Familienministerin Katharina Binz.

Schweitzer betonte, wie wichtig die Rolle der Kirchen in Deutschland sei. Sie stünden im Mittelpunkt der gesellschaftlichen Debatten. Niemand in der Politik solle auf die Idee kommen, ihnen vorzuschreiben, wozu sie sich zu äußern hätten und wozu nicht, so Schweitzer.

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news-4216 Sat, 24 May 2025 11:46:22 +0200 Entscheidungen mit Verantwortung – Strukturwandel für mehr Nähe /entscheidungen-mit-verantwortung-strukturwandel-fuer-mehr-naehe Frühjahrstagung 2025: Zehn Eckpunkte beraten, zentrale Weichen gestellt Speyer (lk). Mit dem Ende der Frühjahrstagung 2025 zieht die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz eine zuversichtliche Bilanz. In vier intensiven Sitzungstagen wurden zehn Eckpunkte des landeskirchlichen Priorisierungsprozesses beraten. Deutlich wurde: Der Wandel betrifft nicht nur Strukturen – er ist Ausdruck eines kirchlichen Selbstverständnisses, das auf Zukunft und Wirksamkeit im Leben der Menschen ausgerichtet bleibt.

Die Synode hat konkrete Strukturreformen beschlossen: Die Zahl der Kirchenbezirke soll bis 2029 von derzeit 15 auf vier reduziert, Verwaltungseinheiten und Trägerstrukturen verschlankt werden. Auch die gesamtkirchliche Arbeit wird neu organisiert – künftig koordinieren agile Teams Projekte und Themen im engen Kontakt mit den Gemeinden. Die Sonderseelsorge – in Klinik, Gefängnis, Polizei und Notfall – erhält ein zukunftsfähiges Modell mit regionaler Steuerung und Ehrenamtsförderung.

Weniger Körperschaften – mehr Raum für Gemeindeleben

Die beschlossene Strukturreform bedeutet auch eine grundlegende rechtliche Neuausrichtung: Zukünftig sollen nur noch die vier neuen Kirchenbezirke und die Landeskirche Körperschaften des öffentlichen Rechts sein - mit hoheitlichen Aufgaben, Haushaltsführung und Verwaltungsverantwortung. Die einzelnen Kirchengemeinden erhalten stattdessen den Status kirchlicher Körperschaften – mit klar definierten Rechten, aber ohne die bisherigen juristischen und finanziellen Pflichten.

Was sich dadurch ändert: Die Ortskirchengemeinden bleiben geistlich und inhaltlich aktiv – mit eigenem Profil, gewählten Leitungsgremien und Verantwortung für das Gemeindeleben vor Ort. Sie leben Kirche im Alltag.

Was sich vereinfacht: Sie sind künftig von der Last komplexer Verwaltungsaufgaben entbunden. Finanzplanung, Gebäudeunterhalt, Anstellungsträgerschaft und rechtliche Verantwortung liegen künftig bei den übergeordneten Einheiten. Das schafft Freiräume: für Begegnung, Seelsorge und geistliche Kreativität.

Verwaltung und Kitas: Professionell und verlässlich

Eng verknüpft mit der Strukturreform sind Veränderungen in den Verwaltungseinheiten. Die künftige gemeinsame Kirchenverwaltung mit Regionalstellen soll professionell und effizient arbeiten – bei Personal, Finanzen, Kitas und Gebäuden. „Was wir hier verändern, ist keine Kleinigkeit“, sagte Oberkirchenrätin Bettina Wilhelm. „Wir lösen Doppelstrukturen auf und schaffen eine professionelle, entlastende Verwaltung für die ganze Landeskirche.“

Ein besonderes Augenmerk gilt den Kindertagesstätten: Die bisherige Trägerschaft durch Kirchengemeinden bzw. Trägerverbünde wird schrittweise in eine gemeinsame Trägerschaft überführt. Ziel ist ein Höchstmaß an Effizienz, Professionalität und finanzieller Tragfähigkeit – bei gleichzeitigem Bekenntnis zur evangelischen Profilbildung. „Wir wollen weiterhin evangelische Kitas – aber wir müssen sie zukunftsfest machen“, betont Oberkirchenrat Markus Jäckle. „Die gemeinsame Trägerschaft ist ein notwendiger Schritt. Sie stärkt unsere Verantwortung vor Ort – ohne uns organisatorisch zu überfordern.“

Diakonische Nähe erhalten

Mit dem Eckpunktpapier zur Diakonie stellt sich die Landeskirche klar zur sozialraumorientierten Hilfe – mit regionalen „Häusern der Kirche und Diakonie“ als Anlaufstellen in den künftigen Kirchenbezirken. Digitale Angebote, mobile Beratung und neue Kooperationen sichern diakonisches Wirken für Menschen in Not auch unter veränderten Bedingungen.

Bildung, Schule und Pfarrhäuser: differenzierte Entscheidungen

Zustimmung erhielt auch das Eckpunktepapier zur schulischen Bildung. Der Religionsunterricht bleibt flächendeckend erhalten, Fortbildungen und Begleitung der Lehrkräfte werden neu aufgestellt. Unterstützungsstrukturen sollen schlanker, digitaler und zielgerichteter arbeiten.

Offen bleibt hingegen die Zukunft des Evangelischen Trifelsgymnasiums Annweiler (ETGA). Die Synode hat entschieden, die Trägerschaft nicht sofort aufzugeben, sondern ein weiteres Jahr für intensive Verhandlungen mit dem Land Rheinland-Pfalz und dem Landkreis Südliche Weinstraße zu nutzen sowie mögliche zusätzliche Einnahmemöglichkeiten zu prüfen, um die Schule unter kirchlicher Trägerschaft weiterzuführen. Ziel bleibt die Kostenneutralität.

Auch die Entscheidung über die künftige Nutzung von Pfarrhäusern wurde vertagt. Der vorgelegte Vorschlag wurde an den Landeskirchenrat zur Überarbeitung zurückgegeben. Die Synode sprach sich jedoch klar für den Erhalt der Pfarrhäuser als wertvolle Ressourcen und Ausdruck kirchlicher Präsenz aus.

Gesamtkirchliche Arbeit: agiler, verlässlicher, näher dran

Die gesamtkirchliche Arbeit wird neu aufgestellt: Fachstellen und Arbeitsbereiche, die bisher verstreut und vielfach unabhängig voneinander agierten, werden künftig durch ein zentrales, agiles und multiprofessionelles Team koordiniert – abgestimmt auf den Bedarf in Gemeinden, Regionen und Fachbereichen.

Sonderseelsorge gesichert

Mit dem heutigen Beschluss sichert die Synode die Sonderseelsorge – durch zentrale Steuerung, Ehrenamtsförderung und klare Perspektiven. „Kirche bleibt da, wo Menschen uns brauchen – im Krankenhaus, im Gefängnis, bei der Polizei, am Unfallort“, so Oberkirchenrat Dr. Claus Müller.

Bericht der Kirchenpräsidentin: Hoffnung ist eine Haltung

Bereits zu Beginn der Synode hatte Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst in ihrem Bericht zur Lage von Kirche und Gesellschaft den Blick weit gespannt – von den Kriegen unserer Zeit über den digitalen Wandel bis zur Situation der Kirche vor Ort. Sie verband den biblischen Ruf zur Nachfolge mit dem Auftrag zur Verantwortung in Gegenwart und Zukunft. In bewegenden Worten sprach sie über Mut, Vertrauen und die Kraft gelebter Hoffnung. „Hoffnung ist keine Stimmung. Sie ist eine Haltung“, so Wüst. Sie lobte die Kraft des Gebets und das Engagement der Kirche in politischen und gesellschaftlichen Fragen ebenso wie die Offenheit für neue Formen, etwa in der digitalen Kommunikation.

Der Bericht fand in der späteren Aussprache breite Zustimmung. Die Synodalen würdigten ihn als klarsichtig, wegweisend und theologisch tief fundiert. Viele betonten, dass sich Kirche dort als lebendig erweise, wo sie Menschen ernst nimmt, Räume für Begegnung schafft und nicht müde wird, ihre Stimme zu erheben.

Gelebte Demokratie: Synode mit offener Streitkultur

Die Tagung war geprägt von einer offenen, respektvollen Debattenkultur. Unterschiedliche Perspektiven wurden ernst genommen, Argumente gehört und gewürdigt. Auch externe Beobachterinnen und Beobachter zeigten sich beeindruckt von der Ernsthaftigkeit, mit der gerungen – und der Klarheit, mit der entschieden wurde.

„Es geht nicht darum, alles sofort zu regeln“, sagte Kirchenvizepräsidentin Marianne Wagner. „Aber es geht darum, Verantwortung nicht zu verschieben. Die Zukunft unserer Kirche wird nicht verwaltet, sie wird gestaltet – mit Herz, mit Kopf, mit Blick auf die Menschen.“

Dank an die Facharbeitsgruppen

Geduld und Ausdauer bewiesen die Mitglieder der sieben Facharbeitsgruppen nicht nur in der intensiven Phase der Erarbeitung der Eckpunktpapiere, sondern auch bis zur finalen Beschlussfassung. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst sprach ihnen im Rahmen einer kleinen Feier am Freitagabend Dank und Anerkennung aus: „Sie haben sich so sehr investiert in einen Prozess, der für unsere Kirche nicht nur zukunftsweisend, sondern existentiell ist.“

Ausblick: Vom Beschluss zur Umsetzung – mit Respekt vor dem Weg

Mit dem Abschluss der Frühjahrstagung beginnt die Phase der Umsetzung: Gesetzesinitiativen, Beteiligungsformate und Rückkopplung mit den Regionen. Die nächste Tagung der Landessynode im Herbst 2025 wird erste Umsetzungsschritte beraten.

„Vor uns liegt ein weiter Weg“, sagt Oberkirchenrätin Karin Kessel. „Wir wissen um die Herausforderungen, aber auch um das Vertrauen, das uns übertragen wurde. Wir nehmen diese Verantwortung gemeinsam an – Schritt für Schritt, mit klarem Blick und offenem Ohr.“

Die nächste Tagung der Landessynode findet vom 20. bis 22. November 2025 im Technik-Museum in Speyer statt.

Speyer, 24. Mai 2025

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news-4215 Fri, 23 May 2025 18:04:01 +0200 Reform mit Vorbehalt /reform-mit-vorbehalt Synode trifft Entscheidungen zu Pfarrhäusern, Bildung, ETGA, gesamtkirchlicher Arbeit und Sonderseelsorge. Speyer (lk).  Am dritten Sitzungstag hat die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz fünf weitere Eckpunktpapiere diskutiert. Sie betreffen zentrale Felder kirchlichen Lebens: Pfarrhäuser, schulische Bildung und die Zukunft des Evangelischen Trifelsgymnasiums in Annweiler, gesamtkirchliche Arbeit und Sonderseelsorge.

Beschluss zum Pfarrhaus-Papier vertagt

Die Synode hat dem Vorschlag zur Neuregelung der Pfarrhausnutzung vertagt und an den Landeskirchenrat zur Überarbeitung zurückgegeben. In die Überarbeitung sollen die in der Diskussion in der Landessynode genannten Aspekte zur Pfarrhaussituation mit einbezogen werden. Die Landessynode hat dabei den Erhalt der Pfarrhäuser als eine sinnvoll zu nutzende Immobilie ausdrücklich unterstützt.

Das Papier hatte vorgesehen, die rechtlichen Vorgaben dahingehend zu ändern, dass Pfarrpersonen nicht mehr verpflichtet sind im Pfarrhaus zu wohnen und Kirchengemeinden das Pfarrhaus nicht mehr unterhalten müssen, da es einer zentralen Verwaltung zugeführt werden soll.

Bildung bleibt – Kirche bekennt sich zu Präsenz im Schulbereich

Mit der Zustimmung zum Eckpunktepapier zur schulischen Bildung bekräftigt die Landessynode das kirchliche Engagement im Bildungsbereich. Die Evangelische Kirche der Pfalz bleibt auch künftig sichtbar und wirksam – insbesondere durch den Religionsunterricht, der flächendeckend erhalten bleibt.

Gleichzeitig sollen Unterstützungsstrukturen neu organisiert und effizienter gestaltet werden. Ressourcen werden gebündelt, Schnittstellen klarer definiert, Zuständigkeiten verschlankt.

„Wir machen klar: Bildung mit Werten bleibt Teil unserer kirchlichen Identität – aber wir müssen sie tragfähig gestalten“, so Oberkirchenrat Dr. Claus Müller, Bildungsdezernent der Landeskirche. Das neue Konzept sieht unter anderem vor, Fortbildungsangebote und Begleitung von Religionslehrkräften zielgerichteter und digitaler zu gestalten. Die Reduktion auf das Wesentliche schafft Raum für Qualität statt Quantität – und setzt Mittel dort ein, wo sie am meisten bewirken.

Kirche verhandelt weiter über Zukunft des ETGA

Die Synode hat sich dafür ausgesprochen, die Trägerschaft des Evangelischen Trifelsgymnasiums nicht sofort abzugeben, sondern die laufenden Verhandlungen zur deutlichen Reduzierung des Zuschusses der Landeskirche fortzusetzen. Ziel bleibt die Kostenneutralität. Stattdessen wird die Kirchenleitung beauftragt, mit dem Land und den Kommunen weiter zu verhandeln sowie zusätzliche Einnahmemöglichkeiten zu prüfen, um die Schule unter kirchlicher Trägerschaft weiterzuführen.

Bereits heute liegt der jährliche Zuschuss der Landeskirche für das ETGA bei rund 2,4 Millionen Euro – mit steigender Tendenz. Zum Vergleich: Das Einsparziel im gesamten Bereich schulische Bildung liegt bei 3,98 Millionen Euro. Innerhalb eines Jahres sollen die Verhandlungen zu einem tragbaren Modell der Finanzierung führen. Sollte dies nicht gelingen, sieht der Synodenbeschluss vor, das ETGA in staatliche Trägerschaft zu überführen.

Agil, vernetzter, wirksamer – Synode gibt Startschuss für neue gesamtkirchliche Arbeit

Die Synode hat der Neuaufstellung der gesamtkirchlichen Arbeit zugestimmt. Künftig arbeiten die bisherigen Fachstellen und Dienste in einem zentralen Team zusammen. Mit dem heutigen Beschluss stellt die Evangelische Kirche der Pfalz ihre gesamtkirchliche Arbeit neu auf. Fachstellen und Arbeitsbereiche, die bisher verstreut und vielfach unabhängig voneinander agierten, werden künftig durch ein zentrales, agiles und multiprofessionelles Team koordiniert, das Themen aufgreift, Projekte steuert und Fortbildungen organisiert – abgestimmt auf den Bedarf in Gemeinden, Regionen und Fachbereichen.

Das neue Modell setzt auf ein agiles Team, das schnell reagieren, ressortübergreifend arbeiten und auch kurzfristige Impulse aus der Gesellschaft aufgreifen kann. Zugleich soll es die Verbindung zu Fachstellen, Ehrenamtlichen und Gemeindestrukturen stärken.
Das Ziel: eine leistungsfähige Kirche mit minimalem Overhead und maximaler Relevanz. Die Umsetzung erfolgt in Etappen, begleitet von Evaluation und Rückkopplung mit der Basis.

„Gesamtkirchliche Arbeit ist kein Extra – sie ist das verbindende Gewebe in unserer Kirche. Aber sie muss sich neu erfinden, wenn sie wirksam bleiben will“, sagt Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst.

Zukunft der Sonderseelsorge  – Synode beschließt neue Strukturen

Die Landessynode hat mit breiter Zustimmung das Eckpunktepapier zur Sonderseelsorge beschlossen. Damit werden spezialisierte Dienste wie Klinik-, Notfall-, Polizei- und Gefängnisseelsorge strukturell und finanziell zukunftsfähig aufgestellt.

Kernpunkte sind: eine zentrale Fachstelle Seelsorge mit regionalen Seelsorgebeauftragten für Steuerung und Koordination, ein gemeinsames Seelsorgeteam, stärkere Einbindung ehrenamtlicher Kräfte, gezielte Ausbildung und Begleitung sowie die klare Zuordnung der Zuständigkeiten.

„Seelsorge ist oft unsichtbar – aber unverzichtbar“, betont Oberkirchenrat  Dr. Claus Müller. „Gerade dort, wo Menschen in Krisen sind, braucht es kompetente seelsorgliche Begleitung. Und die wollen wir sichern.“

Das neue Modell reagiert auf personelle Engpässe und steigende Anforderungen. Es stärkt bewährte Angebote, schärft das Profil der Seelsorge in gesellschaftlich sensiblen Räumen und baut Brücken zur kommunalen Daseinsvorsorge.
Besonderes Augenmerk liegt auf der Förderung ehrenamtlicher Seelsorger*innen durch klare Standards, Ausbildung und Unterstützung.

„Wir sagen mit diesem Beschluss: Kirche bleibt da, wo Menschen uns brauchen – im Krankenhaus, im Gefängnis, bei der Polizei, am Unfallort“, so Müller abschließend.

 

Hintergrund:

Synode: Es ist die neunte Tagung der 13. Landessynode, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist als kirchliche Volksvertretung das oberste beschlussfassende Gremium der Evangelischen Kirche der Pfalz. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an. Das Präsidium bilden Synodalpräsident Hermann Lorenz, Synodalvizepräsident Joachim Schäfer und als zweite Synodalvizepräsidentin Christine Schöps.              

Eckpunktpapiere: Die Eckpunktpapiere sind zentrale inhaltliche und strategische Grundlagen für die Beratungen und Beschlüsse der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz im Rahmen des laufenden Priorisierungsprozesses. Sie bündeln die Ergebnisse intensiver Analysen und Arbeitsprozesse zu zehn Schlüsselthemen – von Verwaltungs- und Strukturfragen über Bildungsarbeit bis hin zur Zukunft der Diakonie und der Pfarrhäuser. Ziel der Eckpunkte ist es, angesichts sinkender Ressourcen und wachsender Herausforderungen tragfähige und zukunftsorientierte Lösungen für eine handlungsfähige und verlässlich präsente Kirche zu entwickeln. Die Eckpunkte dienen als Leitplanken für Gesetzesinitiativen und Reformschritte bis ins Jahr 2035.

Der Priorisierungsprozess: Der Anstoß für den Prio-Prozess kam aus der Mitte der Synode selbst. Im November 2022 beschloss die Landessynode einstimmig, die Entwicklung eines Priorisierungsprozesses zu beauftragen. Ziel: tragfähige Antworten auf Mitgliederrückgang, finanzielle Engpässe und gesellschaftlichen Bedeutungsverlust zu finden. Bis 2035 wird mit einem jährlichen Mitgliederrückgang von rund 3 Prozent auf dann etwa 306.000 Mitglieder gerechnet.  Rund 60 Millionen Euro müssen eingespart werden, das entspricht etwa 45 Prozent der Budgets  von 2023. Interdisziplinär zusammengesetzte Facharbeitsgruppen erhielten den Auftrag, entlang zentraler kirchlicher Handlungsfelder konkrete Vorschläge zu erarbeiten – ohne Denkverbote, aber mit Blick auf Machbarkeit und Zukunftsfähigkeit. In einem intensiven Arbeitsprozess über zwölf Monate hinweg entstanden auf dieser Grundlage die nun vorliegenden zehn Eckpunkte.

Livestream auf unserem YouTube-Kanal: youtube.com/@evkirchepfalz

 

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news-4214 Fri, 23 May 2025 14:56:33 +0200 Kirche verhandelt weiter über Zukunft des ETGA /kirche-verhandelt-weiter-ueber-zukunft-des-etga Die Synode der Evangelischen Kirche der Pfalz hat sich dafür ausgesprochen, die Trägerschaft des Evangelischen Trifelsgymnasiums nicht sofort abzugeben, sondern die laufenden Verhandlungen zur deutlichen Reduzierung des Zuschusses der Landeskirche fortzusetzen. Ziel bleibt die Kostenneutralität. Speyer (lk).  Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz hat heute über die Zukunft des Evangelischen Trifelsgymnasiums Annweiler (ETGA) entschieden – und sich nach einer engagierten und emotionalen Aussprache dafür ausgesprochen, nicht sofort aus der Trägerschaft auszusteigen. Stattdessen wird die Kirchenleitung beauftragt, mit dem Land und den Kommunen weiter zu verhandeln sowie mögliche zusätzliche Einnahmemöglichkeiten zu prüfen, um die Schule unter kirchlicher Trägerschaft weiterzuführen.

„Wir handeln verantwortungsvoll – gegenüber der Schulgemeinschaft, den Lehrkräften und den Eltern. Jetzt geht es darum, das Beste aus zwei Welten zu verbinden: Bildung mit evangelischer Prägung und tragfähige Strukturen“, so Dr. Claus Müller, Bildungsdezernent der Landeskirche. Die finanziellen Rahmenbedingungen sind für die Landeskirche äußerst angespannt. Die nun beschlossene Frist ist eine letzte Chance, tragfähige Lösungen zur Entlastung zu entwickeln.“

Bereits heute liegt der jährliche Zuschuss der Landeskirche für das ETGA bei rund 2,4 Millionen Euro – mit steigender Tendenz. Innerhalb eines Jahres sollen die Verhandlungen zu einem langfristig tragbaren Modell der Finanzierung führen. Sollte dies nicht gelingen, sieht der Synodenbeschluss vor, das ETGA spätestens zum Schuljahr 2026/27 in staatliche Trägerschaft zu überführen.

„Diese Entscheidung gibt Zeit, stellt uns aber auch vor eine anspruchsvolle Aufgabe. Klar ist: Ohne zusätzliche Entlastungen wird eine kirchliche Trägerschaft nicht dauerhaft möglich sein“, so Dr. Müller.

Die Verhandlungen sollen zügig, aber gründlich geführt werden. Das Ziel: eine Lösung, die sowohl finanziell vertretbar als auch bildungspolitisch tragfähig ist.

 

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news-4213 Fri, 23 May 2025 11:26:37 +0200 „Schön, dass Sie sich ehren lassen“ /dankeschoen Kirchenpräsidentin dankt den Mitgliedern der Facharbeitsgruppen im Prio-Prozess Speyer (lk). Geduld und Ausdauer haben die Mitglieder der Facharbeitsgruppen nicht nur bei ihrer Arbeit im Prio-Prozess gezeigt, sondern auch gestern Abend. Mehr als eine Stunde verzögerte sich der Beginn der Dankeschön-Feier, weil die Landessynode noch mit der Abstimmung über die Eckpunktepapiere beschäftigt war.

In zehn Eckpunktpapieren sind richtungsweisende Analysen und Überlegungen gebündelt, wie die Evangelische Kirche der Pfalz notwendige Reformen umsetzen kann. Wichtigste Aufgabe der tagenden Landessynode besteht darin, über diese Eckpunktpapiere zu entscheiden.

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst dankte allen, die an diesen Eckpunktepapieren mit hohem Einsatz mitgewirkt haben und lobte die sehr gute Arbeit: „Wir haben eine Transformationsidee auf den Weg gebracht, die innerhalb der Evangelischen Kirche für Deutschland federführend und innovativ ist.“

Sie erinnerte an den grundlegenden Gedanken des Prio-Prozesses: Erhalten bleiben soll eine Kirche, die sich gut anfühlt. Dieser Gedanke habe die Facharbeitsgruppen stets geleitet. Sie habe den Mut und Willen zu Wandel und Veränderung gespürt, sagte Wüst. Dies sei „im Bewusstsein des einen Leibes Christi, in einer Haltung verantwortungsvoller Solidarität und vor allen Dingen mit enormer Verantwortung für eine Zukunft geschehen“. Natürlich sei auch immer der Taschenrechner dabei gewesen, räumte die Kirchenpräsidentin ein. Doch die Arbeit sei bestimmt gewesen „von der Sehnsucht, fröhlich und tröstlich, zugewandt und niederschwellig gut für Menschen zu sein“.

Dorothee Wüst freute sich, den Mitgliedern der Facharbeitsgruppen ihren Dank ausdrücken zu können: „Schön, dass Sie da sind und sich ein bisschen ehren lassen dafür, dass Sie sich so sehr investiert haben in einen Prozess, der für unsere Kirche nicht nur zukunftsweisend, sondern existentiell ist.“

 

 

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news-4211 Fri, 23 May 2025 09:33:06 +0200 Mehr Klarheit, weniger Aufwand /mehr-klarheit-weniger-aufwand Landessynode gibt grünes Licht für Verwaltungsumbau Die Synode hat mit großer Mehrheit der Neuordnung der kirchlichen Verwaltung zugestimmt. Künftig gibt es eine schlanke Verwaltung für die ganze Landeskirche – auch bei den Kitas.

Speyer (lk). Die Landessynode hat ihre Beratungen zu den Eckpunktpapieren im Prio-Prozess am Freitag fortgesetzt. Sie stimmte dem Eckpunktepapier zur Neustrukturierung der Verwaltungseinheiten und der Trägerschaft evangelischer Kitas zu. Damit wird der Grundstein für eine gemeinsame Kirchenverwaltung mit Regionalstellen gelegt, die gebündelt Aufgaben übernimmt – von Personal über Finanzen bis zur Gebäudeverwaltung.

„Was wir hier verändern, ist keine Kleinigkeit. Wir lösen Doppelstrukturen auf und schaffen eine professionelle, entlastende Verwaltung für die ganze Landeskirche“, so Oberkirchenrätin Bettina Wilhelm.

Ein besonderes Augenmerk gilt den Kindertagesstätten: Die bisherige Trägerschaft durch einzelne Kirchengemeinden bzw. Trägerverbünde wird schrittweise in eine gemeinsame Trägerschaft überführt. Ziel ist ein Höchstmaß an Effizienz, Professionalität und finanzieller Tragfähigkeit – bei gleichzeitigem Bekenntnis zur evangelischen Profilbildung.

„Wir wollen weiterhin evangelische Kitas – aber wir müssen sie zukunftsfest machen“, betont Oberkirchenrat Markus Jäckle. „Die gemeinsame Trägerschaft ist ein notwendiger Schritt. Sie stärkt unsere Verantwortung vor Ort – ohne uns organisatorisch zu überfordern.“

Der Beschluss markiert den Beginn eines längeren Umsetzungsprozesses, in dem gesetzliche Grundlagen geschaffen und konkrete Strukturen etabliert werden. Er eröffnet zugleich neue Möglichkeiten zur Refinanzierung – durch einheitliche Standards und einem stärkeren Verhandlungspotenzial gegenüber staatlichen Stellen. 

 

Hinweis an die Redaktionen:

 

Der Priorisierungsprozess steht im Mittelpunkt
19. Mai 2025
Die 13. Landessynode tagt vom 21. bis 24. Mai 2025 zum neunten Mal.
Der Priorisierungsprozess steht im Mittelpunkt | Evangelische Kirche der Pfalz

Verantwortung übernehmen – Hoffnung bewahren

21. Mai 2025
Die Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche der Pfalz hat in Speyer begonnen. In ihrem Bericht rief Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst eindringlich zu Vertrauen, Verantwortung und Solidarität auf – und schlug den Bogen vom Evangelium zum Prio-Prozess.
Verantwortung übernehmen – Hoffnung bewahren | Evangelische Kirche der Pfalz

Orientierungshilfe für den Wandel
21. Mai 2025
Wissenschaftlicher Beirat legt Orientierungshilfe zum Prio-Prozess vor.
Orientierungshilfe für den Wandel | Evangelische Kirche der Pfalz

Kernpunkte des Prio-Prozesses stehen zur Abstimmung
22. Mai 2025
Zweiter Synodentag: Weichenstellungen für die Zukunft der Kirche.
Kernpunkte des Prio-Prozesses stehen zur Abstimmung | Evangelische Kirche der Pfalz

Kurs auf Veränderung: Synode stimmt über zentrale Reformpunkte ab
22. Mai 2025
Landessynode macht Ernst mit Reformen: Zustimmung zu vier Eckpunkten.
Kurs auf Veränderung: Synode stimmt über zentrale Reformpunkte ab | Evangelische Kirche der Pfalz

 

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news-4210 Thu, 22 May 2025 15:10:18 +0200 Kurs auf Veränderung: Synode stimmt über zentrale Reformpunkte ab /kurs-auf-veraenderung-synode-stimmt-ueber-zentrale-reformpunkte-ab Landessynode macht Ernst mit Reformen: Zustimmung zu vier Eckpunkten Speyer (lk). Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz hat auf ihrer Frühjahrstagung erste zentrale Beschlüsse im Rahmen des Priorisierungsprozesses gefasst. Vier Eckpunktpapiere wurden nach intensiver Beratung angenommen. Ziel ist es, Kirche zukunftsfähig zu machen – mit klareren Strukturen, weniger Bürokratie und mehr Raum für das geistliche Leben.

Kirchen im Schulterschluss – Gespräche mit anderen Landeskirchen

Die Synode hat sich heute mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, Gespräche mit anderen evangelischen Landeskirchen zu intensivieren – mit dem Ziel, die Spielräume gemeinsamer Zukunftsgestaltung auszuloten. Der Auftrag an die Kirchenleitung ist klar: Optionen strategischer Zusammenarbeit – bis hin zu Fusionen – sollen nicht nur geprüft, sondern aktiv verhandelt werden.

Die Voten der Ausschüsse in der Landessynode machten deutlich: Es geht nicht um Selbstaufgabe, sondern um Selbstbewusstsein – in einer Zeit, in der Kooperationen keine Schwäche, sondern kluge Stärke sind.

Bereits heute bestehen gute Beziehungen zu benachbarten Landeskirchen wie Baden, der EKHN oder der EKIR – etwa im Bereich der Polizei- und Notfallseelsorge, in der Telefonseelsorge, der evangelischen Rundfunkarbeit oder bei diakonischen Angeboten. Die Entscheidung der Synode macht daraus einen strukturierten Prozess mit Perspektive.

Ziel ist es, Synergien zu nutzen, Ressourcen zu bündeln und die evangelische Stimme in Gesellschaft, Bildung und Seelsorge dauerhaft zu stärken. Die Erfahrungen aus anderen Landeskirchen zeigen: Gemeinsame Verwaltung, abgestimmte Ausbildung, einheitliche Standards – all das ist möglich, ohne Vielfalt zu verlieren.

Kirchenbezirke werden neu geordnet

Mit deutlicher Mehrheit hat die Synode der Neustrukturierung der Kirchenbezirke zugestimmt. Aus derzeit 15 Bezirken werden vier große Einheiten mit je ca. 75.000 Gemeindegliedern:

  1. Homburg, Pirmasens, Zweibrücken
  2. Alsenz und Lauter, Donnersberg, Kaiserslautern, Kusel
  3. Frankenthal, Germersheim, Ludwigshafen, Speyer
  4. Bad Bergzabern, Bad Dürkheim-Grünstadt, Landau, Neustadt

Die bisherigen Bezirke können sich bis Ende 2028 freiwillig zusammenschließen. Andernfalls greift die Kirchenregierung verbindlich ein. Ziel ist es, Verwaltung zu verschlanken und Ressourcen auf Seelsorge, Gemeinschaft und geistliche Angebote zu konzentrieren.

Diakonie neu gedacht – Hilfe im Sozialraum

Mit der Zustimmung zum Diakonie-Papier bekennt sich die Synode klar zu einer zukunftsfähigen Form kirchlicher Hilfe. Regional, digital und sozialraumorientiert. Die Evangelische Kirche der Pfalz setzt damit ein starkes Zeichen: Diakonisches Handeln bleibt auch in Zukunft ein zentrales Element kirchlicher Präsenz – wenn auch in neuer Form.

Kern des Konzeptes sind analog zu den vier neuen Kirchenbezirken vier regionale Zentren – „Häuser der Kirche und Diakonie“ – mit mobilen und digitalen Angeboten. Ziel ist es, auch bei sinkenden Mitteln die Wirksamkeit vor Ort zu erhalten und in den Regiokirchengemeinden neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Diakonischem Werk und Gemeinden zu ermöglichen.

„Wir sichern das soziale Gesicht unserer Kirche, indem wir es neu zeichnen“, so Oberkirchenrat Markus Jäckle. „Nicht mehr jede Beratung vor Ort, aber überall Zugang – das ist der neue Maßstab.“

Die Finanzierung bleibt an die Entwicklung der Kirchensteuer gekoppelt. Dadurch entsteht Planungssicherheit. Stolpersteine bleiben: die Umstellung der Arbeitsweisen, digitale Transformation, Finanzierung von Übergangszeiten.

„Dieser Beschluss bedeutet Arbeit. Aber er öffnet Räume für eine Diakonie, die nah an den Menschen bleibt – nicht an den Gebäuden“, so Jäckle abschließend.

Strukturreform: Neuanfang mit System

Die Landessynode hat nach einer engagierten Aussprache dem Eckpunktepapier zur Strukturveränderung zugestimmt und damit den Weg frei gemacht für eine tiefgreifende Neuordnung der kirchlichen Strukturen. Ziel ist es, die aktuell über 420 Körperschaften öffentlichen Rechts auf künftig fünf zu reduzieren: vier Kirchenbezirke und die Landeskirche. Die Kirchengemeinden vor Ort bleiben dabei als „Ortskirchengemeinden“ mit eigenem Gemeindeleben, aber ohne öffentlich-rechtlichen Körperschaftsstatus erhalten. Sie erhalten als Körperschaften kirchlichen Rechts klare Rechte, eigene Budgets und bleiben mit gewählten Ortskirchengemeinderäten weiterhin verantwortlich für das geistliche Leben vor Ort.

Die Reform soll bis spätestens 2032 umgesetzt sein. Sie entlastet Haupt- und Ehrenamtliche von komplexen Verwaltungsaufgaben, stärkt Teamarbeit und schafft Raum für eine Kirche, die wieder näher bei den Menschen ist.

Die neue Struktur basiert auf klaren Zuständigkeiten, weniger Gremien und einer Stärkung der Ortskirchengemeinden durch Budgets, Gestaltungsspielraum und eine Konzentration auf das Wesentliche. Gerade für das Ehrenamt bedeutet das eine dringend notwendige Entbürokratisierung.

„Wir bauen keine Kirche ab – wir bauen sie um“, sagt Oberkirchenrätin Bettina Wilhelm. „Das neue Modell lässt Verantwortung für kirchliche Arbeit da, wo sie wirksam wird – nah bei den Menschen und verlagert oftmals lästige Verwaltungsarbeit auf eine andere Ebene.“

Ziel ist eine handlungsfähige Volkskirche in neuen Formen: schlanker in der Struktur, klarer im Profil und wirksamer in der Fläche. Marianne Wagner, Vizepräsidentin der Landessynode, unterstrich den geistlichen Kern der Entscheidung: „Vor uns liegt eine große Aufgabe, aber es sind nicht wir, in deren Hand die Kirche liegt. Kirche bleibt die Kirche Jesu Christu, welche Formen und Strukturen sie auch annehmen mag. Seinen Auftrag gilt es zu hören und zu leben.“

Am morgigen Freitag steht zunächst die Aussprache und Abstimmung des Eckpunktpapieres für die Veränderungen der Verwaltungseinheiten auf dem Programm. Dann folgen die restlichen fünf Eckpunktpapiere zu den Themen Pfarrhäuser, schulische Bildung, ETGA, gesamtkirchliche Arbeit und Sonderseesorge.

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news-4209 Thu, 22 May 2025 08:45:30 +0200 Kernpunkte des Prio-Prozesses stehen zur Abstimmung /kernpunkte-des-prio-prozesses-stehen-zur-abstimmung Zweiter Synodentag: Weichenstellungen für die Zukunft der Kirche Speyer (lk). Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz setzt heute ihre Frühjahrstagung fort. Im Zentrum des zweiten Tages der Landessynode stehen heute die Beratungen und Abstimmungen zu fünf Eckpunktpapieren des Priorisierungsprozesses, mit denen sich die Kirche zukunftsfähig aufstellen will.

Auf der Tagesordnung stehen folgende Eckpunktpapiere:

  • Gespräche mit anderen Landeskirchen: Ziel ist es, Kooperationen zu vertiefen, Synergien zu nutzen und langfristig auch Fusionen auszuloten.
  • Neustrukturierung der Kirchenbezirke: Aus derzeit 15 Kirchenbezirken sollen vier große Einheiten entstehen – für effizientere Verwaltung und mehr Freiraum für kirchliche Arbeit.
  • Zukunft der Diakonie: Mit „Häusern der Kirche und Diakonie“ in den Regionen soll die soziale Präsenz gestärkt und gleichzeitig auf sinkende Ressourcen reagiert werden.
  • Strukturveränderungen: Die Zahl der öffentlich-rechtlichen Körperschaften wird deutlich reduziert, um Verwaltung zu verschlanken und mehr Zeit für Seelsorge und Gemeindearbeit zu ermöglichen.
  • Reform der Verwaltungseinheiten: Künftig soll eine Kirchenverwaltung mit Regionalstellen die kirchlichen Verwaltungsaufgaben bündeln, auch bei Kitas und Gebäuden.

Zuvor hatte Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong in einem Impulsreferat die theologische Perspektive auf den Wandel eröffnet: Kirche müsse „kleiner werden, um mehr Menschen zu erreichen“ – mit klarerem Profil und größerer Nähe zum Leben.

Gestern hatte sich bereits der wissenschaftliche Beirat im Zuge des Transformationsprozesses der Evangelischen Kirche der Pfalz positiv zu den vorgelegten Eckpunkten geäußert. Der wissenschaftliche Beirat bewertet die Eckpunktepapiere als wichtigen und überfälligen Schritt in Richtung einer handlungsfähigen, zukunftsoffenen Kirche. Die Vorschläge seien insgesamt analytisch gut begründet, theologisch verantwortbar und strukturell durchdacht und eine tragfähige Basis, um die notwendigen Transformationen gemeinsam zu gestalten. Sie zeugten von einem ernsthaften Willen zur Veränderung – und von der Einsicht, dass Stabilität in Zukunft nur durch Wandel zu sichern sei.

Hintergrund:

Synode: Es ist die neunte Tagung der 13. Landessynode, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist als kirchliche Volksvertretung das oberste beschlussfassende Gremium der Evangelischen Kirche der Pfalz. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an. Das Präsidium bilden Synodalpräsident Hermann Lorenz, Synodalvizepräsident Joachim Schäfer und als zweite Synodalvizepräsidentin Christine Schöps.              

Eckpunktpapiere: Die Eckpunktpapiere sind zentrale inhaltliche und strategische Grundlagen für die Beratungen und Beschlüsse der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz im Rahmen des laufenden Priorisierungsprozesses. Sie bündeln die Ergebnisse intensiver Analysen und Arbeitsprozesse zu zehn Schlüsselthemen – von Verwaltungs- und Strukturfragen über Bildungsarbeit bis hin zur Zukunft der Diakonie und der Pfarrhäuser. Ziel der Eckpunkte ist es, angesichts sinkender Ressourcen und wachsender Herausforderungen tragfähige und zukunftsorientierte Lösungen für eine handlungsfähige und verlässlich präsente Kirche zu entwickeln. Die Eckpunkte dienen als Leitplanken für Gesetzesinitiativen und Reformschritte bis ins Jahr 2035.

Der Priorisierungsprozess: Der Anstoß für den Prio-Prozess kam aus der Mitte der Synode selbst. Im November 2022 beschloss die Landessynode einstimmig, die Entwicklung eines Priorisierungsprozesses zu beauftragen. Ziel: tragfähige Antworten auf Mitgliederrückgang, finanzielle Engpässe und gesellschaftlichen Bedeutungsverlust zu finden. Bis 2035 wird mit einem jährlichen Mitgliederrückgang von rund 3 Prozent auf dann etwa 306.000 Mitglieder gerechnet.  Rund 60 Millionen Euro müssen eingespart werden, das entspricht etwa 45 Prozent der Budgets  von 2023. Interdisziplinär zusammengesetzte Facharbeitsgruppen erhielten den Auftrag, entlang zentraler kirchlicher Handlungsfelder konkrete Vorschläge zu erarbeiten – ohne Denkverbote, aber mit Blick auf Machbarkeit und Zukunftsfähigkeit. In einem intensiven Arbeitsprozess über zwölf Monate hinweg entstanden auf dieser Grundlage die nun vorliegenden zehn Eckpunkte.

Hinweis an die Redaktionen:

Livestream auf unserem YouTube-Kanal: youtube.com/@evkirchepfalz

Nach der Abstimmung über alle fünf Papiere wird es eine zusammenfassende Pressemeldung geben.

 

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news-4208 Wed, 21 May 2025 16:47:16 +0200 Orientierungshilfe für den Wandel /orientierungshilfe-fuer-den-wandel Wissenschaftlicher Beirat legt Orientierungshilfe zum Prio-Prozess vor Speyer (lk). Die Evangelische Kirche der Pfalz steht an einem Wendepunkt – und erhält unabhängige Orientierung: Der wissenschaftliche Beirat im Zuge des Transformationsprozesses hat heute auf der Frühjahrssynode seine „Orientierungshilfe für den Prio-Prozess“ vorgestellt. Darin fordert das interdisziplinäre Gremium einen grundlegenden Wandel: nicht nur der Strukturen, sondern auch des kirchlichen Selbstverständnisses. Die Synode berät derzeit über zehn Reformbausteine – von der Reduktion der Kirchenbezirke bis zur Neuordnung der Gemeindestrukturen.

Der wissenschaftliche Beirat bewertet die Eckpunktepapiere als wichtigen und überfälligen Schritt in Richtung einer handlungsfähigen, zukunftsoffenen Kirche. Die Vorschläge seien insgesamt analytisch gut begründet, theologisch verantwortbar und strukturell durchdacht und eine tragfähige Basis, um die notwendigen Transformationen gemeinsam zu gestalten. Sie zeugten von einem ernsthaften Willen zur Veränderung – und von der Einsicht, dass Stabilität in Zukunft nur durch Wandel zu sichern sei.

Zugleich weist das Gremium auf die Grenzen rein struktureller Maßnahmen hin: Ohne einen kulturellen Wandel im kirchlichen Selbstverständnis – etwa in Leitungsfragen, Beteiligungskultur und Kommunikation – könnten die beschlossenen Maßnahmen ihre Wirkung verfehlen oder gar Widerstand verstärken. Insgesamt sehen die Fachleute in den Eckpunkten jedoch eine tragfähige Basis, um die notwendigen Transformationen gemeinsam und mit Blick auf die kirchliche Sendung zu gestalten.

Was empfiehlt der Beirat konkret?

Das Gremium, dem unter anderem Expert*innen aus Theologie, Sozialwissenschaften und Organisationsentwicklung angehören, empfiehlt:

  • Mut zur Priorisierung: Nicht alles lässt sich weiterführen. Statt der Illusion flächendeckender Vollversorgung braucht es klare Entscheidungen für das Wesentliche – Seelsorge, Bildung, Gemeinschaft, Diakonie.
  • Teamorientierte Leitung: Kirchliches Leben soll weniger auf Einzelpersonen lasten. Leitung wird als kooperative Aufgabe gedacht – mit geteiltem Wissen, geteilter Verantwortung und gemeinsamer geistlicher Ausrichtung.
  • Strukturelle Straffung: Die Reduktion auf vier Kirchenbezirke und eine deutliche Vereinfachung der Körperschaftsstruktur sind laut Beirat notwendig, um Ressourcen zu schonen und Freiräume für Gemeindearbeit zu schaffen. Die Zukunft liegt in größeren Einheiten mit lokal verankertem Engagement.
  • Gemeinden als geistliche Basisorte: Auch bei größeren regionalen Einheiten bleibt die Gemeinde entscheidend – allerdings mit verändertem Rollenverständnis.
  • Transparenz und Beteiligung: Vertrauen in den Wandel entsteht durch Kommunikation und echte Mitgestaltungsmöglichkeiten.

 

Ehrenamt als tragende Säule im Wandel

Im Reformprozess der Evangelischen Kirche der Pfalz spielt das Ehrenamt eine zentrale Rolle. Der wissenschaftliche Beirat unterstreicht in seiner Orientierungshilfe die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements für eine lebendige, glaubwürdige und lokal verankerte Kirche. Gerade in Zeiten knapper werdender Ressourcen sei das Ehrenamt nicht als Ausfallbürge für wegfallende Hauptamtlichkeit zu verstehen, sondern als eigenständige, unverzichtbare Kraft kirchlicher Gestaltung. Um das Ehrenamt zukunftsfähig zu machen, empfiehlt der Beirat eine bessere strukturelle Unterstützung, klare Aufgabenprofile und eine Kultur der Wertschätzung. Ziel ist es, Ehrenamtliche zu entlasten, ihre Kompetenzen zu fördern und ihnen echte Mitgestaltung zu ermöglichen – als Teil einer kooperativen und geistlich geprägten Gemeindeleitung.

Gemeinde im Wandel: Was bleibt? Was muss sich ändern?

Im Mittelpunkt der Orientierungshilfe steht auch die Frage: Was ist heute Gemeinde? Das bisherige Leitbild – „Gemeinde vor Ort mit eigenem Pfarrer, Gemeindebrief und Kirchenchor“ – wird vom Beirat nicht verworfen, aber als nicht mehr flächendeckend tragfähig eingeschätzt.

Die Empfehlung: Gemeinden bleiben Orte gelebten Glaubens, aber nicht mehr alles muss überall stattfinden. Statt Uniformität braucht es Vielfalt – in Form, Umfang und Ausdruck. Kleine, engagierte Ortskirchengemeinden mit klarem Profil und starken Netzwerken können genauso Kirche sein wie größere regionale Zentren mit multiprofessionellen Teams.

„Gemeinde muss heute weniger Ort sein als Haltung“, heißt es im Papier. Eine Haltung, die Nähe ermöglicht, Teilhabe fördert und geistliche Gemeinschaft stiftet – analog, digital, mobil.

Dazu gehöre auch, loszulassen: nicht als Verlust, sondern als Chance zur Neuausrichtung. Gemeinden sollen entlastet werden – etwa durch geteilte Verwaltung und gemeinsame Öffentlichkeitsarbeit – und sich stärker auf die geistlichen und sozialen Bedürfnisse der Menschen fokussieren können.

Unabhängig und kritisch-konstruktiv: Der wissenschaftliche Beirat

Die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats, darunter Expert*innen aus Theologie, Sozialwissenschaften, Ökonomie und Verwaltung, haben ihre Empfehlungen in einem über einjährigen Prozess entwickelt und in einer eigenen Präsentation vor der Synode vorgestellt.

Der wissenschaftliche Beirat wurde im Zuge des Prio-Prozesses berufen, arbeitet aber unabhängig von der Kirchenregierung. Seine Aufgabe: Entwicklungen einordnen, strategisch beraten, theologisch reflektieren – als kritischer Sparringspartner der Synode. Die „Orientierungshilfe“ ist ein Ergebnis intensiver eigener Analysen und versteht sich als Impuls für einen Kulturwandel in der Kirche.

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst: „Der Beirat erinnert uns daran, dass Kirche nicht durch Strukturen lebt, sondern durch Vertrauen, Beziehung und Hoffnung. Genau das brauchen wir für diesen Weg der Erneuerung.“

 

 

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news-4207 Wed, 21 May 2025 14:51:42 +0200 Verantwortung übernehmen – Hoffnung bewahren /verantwortung-uebernehmen-hoffnung-bewahren Die Frühjahrssynode der Evangelischen Kirche der Pfalz hat in Speyer begonnen. In ihrem Bericht rief Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst eindringlich zu Vertrauen, Verantwortung und Solidarität auf – und schlug den Bogen vom Evangelium zum Prio-Prozess. Speyer (lk). Mit einem eindringlichen Appell zu Mut, Verantwortung und Solidarität hat Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst heute in Speyer die Frühjahrstagung der 13. Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz eröffnet. Im Mittelpunkt ihres Berichts stand das Leitmotiv christlicher Hoffnung: „Offensichtlich geht es manchmal um Risiko, wenn man mit Gott auf der sicheren Seite sein will“, sagte sie.

Ausgehend vom Ruf Jesu an die Jünger – „Kommt, folgt mir nach!“ – erinnerte die Kirchenpräsidentin an die Kraft des Vertrauens. „Offensichtlich erspart uns Gott nicht, unsere Sicherheiten zu hinterfragen und alles in allem zu akzeptieren, dass wir auch weiterhin nur auf ein Wort hin, nur auf eine Hoffnung hin folgen.“ Hoffnung sei kein vages Gefühl, sondern geistliche Haltung, machte sie mit den Worten Dietrich Bonhoeffers klar: „Die Hoffnung bleibt. Der Mensch wächst mit seiner Hoffnung – wenn es nur die Hoffnung auf Gott und seine alleinige Kraft ist.“

Gleichzeitig machte Wüst deutlich, dass gelebte Hoffnung stets auch Verantwortung bedeute – für die Gesellschaft, für die Welt, für die Schwächsten. „Beten heißt nicht: die Hände in den Schoß legen, sondern sie zu öffnen. Für die Not der anderen. Für das, was getan werden muss und was wir tun können.“ In klaren Worten verurteilte sie Hass, Ausgrenzung und menschenfeindliche Ideologien:

„Wer an die Gottesebenbildlichkeit jedes Menschen glaubt, kann nicht gleichgültig bleiben, wenn Menschen abgewertet, ausgegrenzt oder pauschal verdächtigt werden.“

Ein besonderes Augenmerk legte sie auf das Thema Solidarität. Gebet und Engagement seien zwei Seiten derselben Medaille – in der Friedensarbeit, in der Flüchtlingshilfe und in der digitalen Welt, die ebenso geistliche Räume eröffnen könne. „Unser Gebet führt uns in die Verantwortung. Und unser Glaube traut Menschen zu, verantwortlich zu leben – offline wie online.“

Im Blick auf den innerkirchlichen Wandel schlug Wüst die Brücke zum Prio-Prozess, dem zentralen Thema dieser Synodentagung: „Auch als Kirche stehen wir in tiefgreifenden strukturellen und geistlichen Veränderungsprozessen. Aber in all dem steckt eben nicht nur die Botschaft von erodierenden Selbstverständlichkeiten, sondern auch viele Hoffnungslichter.“

Die Synode tagt noch bis Samstag, 24. Mai, im Hangar 10 des Technik Museums Speyer. Am Donnerstag und Freitag folgen die zentralen Entscheidungen zu den einzelnen Reformpapieren. Am Samstag endet die Synode.

Terminhinweise:

  • Mittwoch, 21. Mai: Eröffnungsgottesdienst (09:00 Uhr), Bericht der Kirchenpräsidentin (TOP 07) ab 11.45 Uhr
  • Donnerstag, 22. Mai: Themenschwerpunkt Eckpunkte 1–5 (u. a. Kirchenbezirke, Diakonie, Strukturveränderungen) inkl. Einführung, Rückfragen und Voten
  • Freitag, 23. Mai: Themenschwerpunkt Eckpunkte 6–10 (u. a. Pfarrhäuser, Bildung, ETGA, gesamtkirchliche Arbeit, Sonderseelsorge)
  • Samstag, 24. Mai: Abschluss mit Berichten, Anträgen und Aussprache

Hintergrund

Synode: Es ist die neunte Tagung der 13. Landessynode, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist als kirchliche Volksvertretung das oberste beschlussfassende Gremium der Evangelischen Kirche der Pfalz. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an. Das Präsidium bilden Synodalpräsident Hermann Lorenz, Synodalvizepräsident Joachim Schäfer und als zweite Synodalvizepräsidentin Christine Schöps.              

Livestream auf unserem YouTube-Kanal: youtube.com/@evkirchepfalz

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news-4206 Mon, 19 May 2025 12:32:44 +0200 Der Priorisierungsprozess steht im Mittelpunkt /der-priorisierungsprozess-steht-im-mittelpunkt Die 13. Landessynode tagt vom 21. bis 24. Mai 2025 zum neunten Mal. Speyer (lk). Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz kommt vom 21. bis 24. Mai zu ihrer Frühjahrstagung in der Eventhalle „Hangar 10“ im Technik Museum Speyer zusammen. Im Mittelpunkt der Beratungen steht der sogenannte „Prio-Prozess“ – ein umfassender Transformationsprozess, mit dem die Kirche auf die Veränderungen in Mitgliedschaft, Finanzlage und gesellschaftlicher Bedeutung reagiert. Ziel ist eine Kirche, die auch in Zukunft geistlich, sozial und organisatorisch handlungsfähig bleibt.

Worum es geht: eine Kirche, die wirkt, weil sie sich verändert

Die Synode wird über zehn „Eckpunkte“ beraten, die die konkreten Schritte des Transformationsprozesses beschreiben – darunter etwa die Reduktion der Kirchenbezirke von 15 auf vier und die Einführung zentraler Verwaltungsstrukturen.
Insgesamt soll die Zahl der Körperschaften öffentlichen Rechts drastisch reduziert werden, um Haupt- und Ehrenamtliche zu entlasten und mehr Zeit für Seelsorge, Bildung und Gemeindeleben zu schaffen.

Einblicke in die Eckpunkte des Prio-Prozesses

Die Eckpunkte stellen zentrale Handlungsfelder dar und liegen der Synode zur Beratung vor:

  1. Gespräche mit anderen Landeskirchen
  2. Neustrukturierung der Kirchenbezirke
  3. Zukunft der Diakonie
  4. Strukturveränderungen auf Gemeindeebene
  5. Neuordnung der Verwaltungseinheiten
  6. Pfarrhäuser: Systemumstellung und zentrale Verwaltung
  7. Schulische Bildung und Zukunft des Religionsunterrichts
  8. Zukunft des Evangelischen Trifelsgymnasiums Annweiler (ETGA)
  9. Gesamtkirchliche Dienste und Angebote
  10. Sonderseelsorge (z. B. Klinik-, Notfall- und Gefängnisseelsorge)

Hintergrund: Wie der Prio-Prozess entstanden ist – und warum er nötig ist

Der Anstoß für den Prio-Prozess kam aus der Mitte der Synode selbst. Im November 2022 beschloss die Landessynode einstimmig, die Entwicklung eines Priorisierungsprozesses zu beauftragen. Ziel: tragfähige Antworten auf Mitgliederrückgang, finanzielle Engpässe und gesellschaftlichen Bedeutungsverlust zu finden. Ein Jahr später erhielten sieben interdisziplinär zusammengesetzte Facharbeitsgruppen den Auftrag, entlang zentraler kirchlicher Handlungsfelder konkrete Vorschläge zu erarbeiten – ohne Denkverbote, aber mit Blick auf Machbarkeit und Zukunftsfähigkeit.

In einem intensiven Arbeitsprozess über zwölf Monate hinweg entstanden auf dieser Grundlage die nun vorliegenden zehn Eckpunkte. Sie bündeln die Ergebnisse der Fachgruppen, wurden mit Beteiligung zahlreicher Expert*innen und Praktiker*innen entwickelt und sind nun Gegenstand der Beratungen der Synode.

Denn klar ist: Die Evangelische Kirche der Pfalz steht vor tiefgreifenden Herausforderungen. Bis 2035 wird mit einem Rückgang der Mitgliederzahlen um rund 3 Prozent jährlich gerechnet – auf dann nur noch etwa 306.000 Mitglieder. Das bedeutet: Die finanziellen Spielräume schrumpfen massiv. Rund 60 Millionen Euro müssen bis 2035 eingespart werden – das entspricht etwa 45 Prozent der Budgets aus dem Jahr 2023.

Hinzu kommt: Die Erwartungen der Menschen an Kirche haben sich verändert. Laut aktueller Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD sind 80 Prozent der Befragten überzeugt: Kirche muss sich grundlegend verändern, um relevant zu bleiben.

Die größte Herausforderung liegt im strukturellen Umbau: Derzeit existieren über 425 Einheiten mit Körperschaftsstatus – ein hoher Verwaltungsaufwand bei sinkender Zahl an Haupt- und Ehrenamtlichen. Der Transformationsprozess reagiert auf diese Realität mit klaren Maßnahmen: Reduktion der Strukturen auf vier bis maximal 20 öffentlich-rechtliche Einheiten (plus Landeskirche), Teamarbeit statt Einzelverantwortung, zentrale Strukturen bei Verwaltung, Gebäudemanagement und Kitas. Damit sollen Ressourcen geschont und neue Freiräume für Begegnung, Seelsorge und Gemeinschaft geschaffen werden.

Livestream auf unserem YouTube-Kanal: youtube.com/@evkirchepfalz

Weitere Informationen zur Synode

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news-4205 Mon, 19 May 2025 09:18:54 +0200 „Gott wird sich stärker erweisen als Mächte des Bösen und der Gewalt“ /gott-wird-sich-staerker-erweisen-als-maechte-des-boesen-und-der-gewalt Am 17. Mai fand der 8. Kirchliche Aktionstag für eine atomwaffenfreie Welt statt. Sich nicht vom Bösen überwinden lassen, aber auch weiterhin als Christinnen und Christen für eine atomwaffenfreie Welt und den Frieden eintreten, dies betonten die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, und der Weihbischof des Bistums Speyer, Otto Georgens, beim Kirchlichen Aktionstag am Fliegerhorst Büchel, zu dem rund 120 Christinnen und Christen gekommen waren.

„Vor vier Jahren stand ich zum ersten Mal hier vor den Toren des Fliegerhorstes Büchel. Fand damals schon die Spannung schwer auszuhalten. Idyllische Wiesen, grasende Kühe, verschlafene Dörfer auf dem Weg hierher“, meinte die Kirchenpräsidentin. „Und hier dem Tor das Ende jeder Idylle, die Option totaler Vernichtung. Vier Jahre später hat sich daran gar nichts geändert. Im Gegenteil“, fügte sie hinzu. Heute sei diese Spannung noch schwerer auszuhalten, weil sich mittlerweile die Gewaltspirale weltweit mit unglaublicher Geschwindigkeit weiterdrehe, der einem das Gefühl gebe, mehr denn je am Rand eines Abgrunds zu stehen, so Dorothee Wüst. „Dieser Ort ist bedrohlich. Weil es ihn gibt. Und weil die Waffen, die hier lagern, real sind. Sie dienen dazu, Böses mit Bösem zu überwinden. Und das lässt sich nicht schönreden, sondern erfordert Klartext“, machte die pfälzische Kirchenpräsidentin deutlich.

„Die Frage, die wir uns deshalb stellen müssen, lautet: Wie können wir Gewalt eindämmen? Wie können wir Gewalt überwinden? Natürlich gibt es darauf keine einfachen Antworten“, betonte der Speyerer Weihbischof Otto Georgens mit Blick auf die Gewalt überall in der Welt. Gelingende Versöhnung könne aber weder gemacht noch eingefordert werden, sie sei ein Geschenk, dem ein sehr langer Prozess der schmerzhaften Begegnung vorausgehe, gab er zu bedenken. Und dabei dürfe man auch nicht blauäugig sein. „Die vorrangige Option für die Gewaltfreiheit schließt nicht aus, dass Gewalt legitim sein kann, selbst wenn sie im Dienst des Friedens steht“, machte der Bischof deutlich.

„Wir erleben gerade, wie intensiv die Debatte um einen europäischen atomaren Schutzschild geführt wird. Dies zeigt uns, welche große Relevanz dieses Thema hat. Wir als Kirchen sollten uns aktiv in diesen Diskurs einbringen“, so Weihbischof Georgens mit Blick auf Büchel. Ausgehend von der grundsätzlichen ethischen Ablehnung von Atomwaffen blieben die Kirchen davon überzeugt, dass die Welt aus dem Konzept der nuklearen Abschreckung aussteigen müsse, fügte er hinzu.

Die Ukraine und der Nahe Osten zeige, dass Frieden nicht selbstverständlich sei. Auch scheine die Missachtung von Menschenrechten und Menschenwürde neue Normalität zu sein, warnte die Kirchenpräsidentin. Dabei müsse die Kirche klar machen, wo sie stehe: „Immer auf der Seite der Friedfertigen und Friedenswilligen. Immer auf der Suche nach einem Frieden, der mehr ist als die Abwesenheit von Waffen. Wir sind und bleiben Pazifisten“, unterstrich Dorothee Wüst. Dazu gehöre, Gewalt als billige Form zur Friedenssicherung abzulehnen und einzutreten für Menschen, ihre Freiheit, ihre Würde und ihrem Recht auf Leben.

„Und mit dieser Haltung, stehe ich hier in Büchel, wo es nun tatsächlich gar nicht so schwer ist, eine eindeutige Position einzunehmen. Ich kann Waffen grundsätzlich und unter allen Umständen ablehnen oder sie als das kleinere Übel, als Mittel zum Lebenszweck zähneknirschend akzeptieren – Atomwaffen stehen auf einem anderen Blatt“, betonte die Kirchenpräsidentin. In ihrer Reichweite seien sie nicht begrenzbar, ihr Ziel sei flächendeckende Auslöschung, sie dienten nicht der Selbstverteidigung oder dem Lebensschutz, sondern zielten auf blindwütigen Tod all dessen, was Gott geschaffen hat“, erläuterte sie und machte deutlich: „Atomare Abschreckung kann und darf nicht Teil militärischer Strategien und politischer Winkelzüge sein. Atomwaffen dienen keinem anderen Zweck, als Böses mit Bösem zu überwinden. Und das kann nicht gut sein und ist nicht akzeptabel. Egal unter welchen Umständen.“

Und Weihbischof Georgens unterstrich: „Wir erleben eine Zeit der Gewalt, wachsende Unordnung und starken Druck auf die zivilisatorischen Grundlagen, die wir als selbstverständlich erachtet haben. Aber wie die Christen in früheren Zeitaltern glauben wir daran, dass Gott sich letztlich stärker erweisen wird als die Mächte des Bösen und der Gewalt.“

„Es ist wichtig in diesen Tagen, Nein zu sagen zu Atomwaffen und einer weiteren Aufrüstung“, unterstrich auch Simon Boedeker von Ohne Rüstung leben in Büchel. Das nukleare Tabu werde von vielen angetastet. „Dem müssen wir weiter klar und deutlich widersprechen. Denn Sicherheit wird es nur ohne und nicht mit Atomwaffen geben“, machte er deutlich. Martin Singe vom Protestbündnis in Nörvenich, wo derzeit die Kampfflugzeuge aus Büchel ausgelagert sind, mahnte, dass sich die Bundeswehr an Völkerrecht halten müsse. „Atomwaffeneinsätze widersprechen dem, doch die Bundeswehrpiloten proben dies immer wieder“, kritisierte er. Dagegen müsse es weiterhin Proteste geben, in Nörvenich, und dann auch wieder in Büchel, wenn hier die neuen Kampfflugzeuge stationiert würden. „Wir müssen nicht kriegstüchtig, sondern friedensfähig werden“, betonte Martin Singe. Und Dr. Eberhard Müller von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden in Württemberg, verwies auf das Ökumenische Friedenszentrum am Rande des Deutschen Evangelischen Kirchentages vor wenigen Tagen in Hannover und den dort beschlossenen Christlichen Friedensruf. „Dieser ist auch eine deutliche Stimme für eine atomare Abrüstung und für Frieden“, so Eberhard Müller.

Gemeinsam wurde in Büchel gefeiert, gesungen und gebetet. Doch es lag auch Wehmut in der Luft bei diesem Kirchlichen Aktionstag, den es seit 2018 in Büchel gibt. Denn es war der letzte Aktionstag in dieser Form. Viele bedauerten dieses Aus. „Das war hier immer mehr als nur ein Gebet, es war auch ein Treffpunkt für Gespräche, für Wiedersehen, für Gedankenaustausch. Das wird fehlen“, so Simon Boedeker. Die Projektgruppe, die seit 2018 diese Aktionstage organisiert, will sich im Juli wieder treffen, um über den künftigen kirchlichen Protest gegen Atomwaffen in Büchel zu beraten.

Infos im Internet unter: www.KirchenGegenAtomwaffen.wordpress.com

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news-4204 Wed, 14 May 2025 11:03:00 +0200 Internationaler Tag der Kriegsdienstverweigerung am 15. Mai /internationaler-tag-der-kriegsdienstverweigerung-am-15-mai Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche der Pfalz: „Wer Nein sagt zum Töten, verdient Respekt“. SPEYER. Zum Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung betont der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz und Vorstandsmitglied der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kriegsdienstverweigerung und Frieden (EAK), Gregor Rehm, die Bedeutung der Gewissensfreiheit in Zeiten wachsender sicherheitspolitischer Anspannung.

„Kriegsdienstverweigerung ist kein Rückzug, sondern ein Ausdruck von Mut, Verantwortung und geistlicher Reife. Wer Nein sagt zur Gewalt, bekennt sich zum Leben“, so Rehm.

In Zeiten wachsender globaler Spannungen, der Debatte über eine Rückkehr zur Wehrpflicht und politischer Rhetorik der „Kriegstüchtigkeit“ warnt Rehm vor der schleichenden Relativierung von Gewissensfreiheit und vor einem gesellschaftlichen Klima, das Gewissensentscheidungen als Schwäche diffamiert. Artikel 4 Absatz 3 des Grundgesetzes garantiere das Recht, den Kriegsdienst aus Gewissensgründen zu verweigern – vorbehaltlos und ohne Einschränkung.

„Als Evangelische Kirche sind wir dem Gedanken des gerechten Friedens verpflichtet. Friedensbildung und Gewissensreflexion gehören für uns zu den Kernaufgaben kirchlicher Bildungsarbeit.“ macht Rehm deutlich. Deshalb hat er an der neuen Broschüre der EAK mitgewirkt. Sie trägt den Titel "Wehrdienst oder Kriegsdienstverweigerung? Finde DEINEN Weg" und richtet sich insbesondere an junge Menschen, die sich mit dieser grundlegenden Frage befassen.

„Die Broschüre will niemanden in eine Richtung drängen – aber sie will Orientierung geben. Sie erklärt Hintergründe, stellt Fragen, beleuchtet das Menschenbild hinter militärischer und friedensethischer Logik. Und sie macht Mut, auf das eigene Gewissen zu hören“, so Rehm. Neben der innerdeutschen Debatte richtet der Friedensbeauftragte den Blick auch auf die internationale Lage. Gemeinsam mit der EAK unterstützt der Friedensbeauftragte die #ObjectWarCampaign, ein europaweites Bündnis von mehr als 120 Organisationen, das sich für den Schutz von Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren aus Russland, Belarus und der Ukraine einsetzt.

„Wer den Mut hat, Nein zum Töten zu sagen, braucht unseren Schutz – nicht unsere Geringschätzung“, so Rehm. „Kriegsdienstverweigerung ist ein Menschenrecht, gerade auch im Krieg. Diese Menschen verdienen Asyl, Anerkennung und Solidarität.“

Die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz bietet Beratung, Materialien und Bildungsangebote rund um das Thema Kriegsdienstverweigerung – für Jugendliche, Eltern, Pädagog*innen, Gemeinden und Interessierte.

Weitere Informationen und Materialien:

www.frieden-umwelt-pfalz.de
www.eak-online.de
www.evangelische-friedensarbeit.de

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Frieden
news-4203 Tue, 13 May 2025 09:00:00 +0200 "Kirche läuft" /kirche-laeuft-kirche-und-diakonie-auf-dem-rheinland-pfalz-tag-2025 Kirche und Diakonie auf dem Rheinland-Pfalz-Tag 2025. Unter dem Motto „Kirche läuft“ ist die Evangelische Kirche der Pfalz gemeinsam mit dem Diakonischen Werk vom 23. bis 25. Mai auf dem Rheinland-Pfalz-Tag in Neustadt an der Weinstraße vertreten. Statt einer klassischen Kirchenmeile mit Bühne präsentieren sich Kirche und Diakonie in diesem Jahr mit vielfältigen Angeboten auf der Ehrenamtsmeile, in der Stiftskirche und mobil entlang der Festmeile. Der Ansatz: nah dran, offen und in Bewegung – so wie es das Motto verspricht.

Spirituelle Impulse

Blessed.Pfalz, das Segensbüro der Evangelischen Kirche, ist mit einem farbenfrohen Stand auf der Ehrenamtsmeile vertreten: mit Segen to go, temporären Tattoos und einer Regenbogenkulisse für Segnungen oder Selfies. In der Stiftskirche lädt die neue Segensbar zu Gesprächen, Getränken und Momenten der Ruhe ein – begleitet von einer eindrucksvollen Lichtinstallation von Laurenz Theinert und Live-Orgelmusik von Simon Reichert, mit Werken von Arvo Pärt. Eine Fotobox hält Erinnerungen zum Mitnehmen fest.

Kreativ mitmachen – Ehrenamt, Zukunft und Begegnung

Auf der Ehrenamtsmeile "Zusammen sind wir solidarisch" gibt es Infostände und die Möglichkeit für den Austausch mit Mitgliederkommunikation, Jugendzentrale und Diakonie. Am Freitag ist die Jugendzentrale mit Tischkicker und Mitmachaktionen vor Ort. Das Mitgliederkommunikationsprojekt Philippus lockt mit einem Segens-Buzzer und Gesprächsangeboten.

In der Stiftskirche zeigt die Arbeitsstelle Frieden und Umwelt die Ausstellung „Gesichter des Friedens“ mit bewegenden Video-Interviews von Pro Peace. Direkt daneben öffnet das Projekt „Zukunftsfenster“ einen kreativen Raum: Auf alten Kirchenfenstern können Besucher*innen einen Blick nach Vorne wagen und ihre Vorstellungen einer lebenswerten Zukunft gestalten.

#Verständigungsort

Der #Verständigungsort des Diakonische Werks Pfalz lädt drei Tage lang auf der Ehrenamtsmeile zum Verweilen, Kaffeetrinken und Austauschen ein. Besucher*innen können sich über die vielfältige Arbeit der Diakonie informieren, mit Fachkräften aus Beratungsstellen ins Gespräch kommen oder eine kleine Pause vom Festtrubel einlegen.

Es gibt Infomaterial zu den Beratungs- und Unterstützungsangeboten sowie zu den Freiwilligendiensten, spannende Mitmachaktionen und Raum für gute Gespräche.

Ein besonderes Highlight: Am Samstag, 24. Mai, findet das Gesprächsformat „Auf einen Espresso mit …“ statt – unter anderem mit dem Vorstand der Diakonie Pfalz und prominenten Gästen aus der Politik wie OB Marc Weigel, Finanzministerin Doris Ahnen und Arbeitsministerin Dörte Schall. Gemeinsam soll offen über Themen gesprochen werden, die Menschen bewegen – von sozialer Gerechtigkeit bis Teilhabe.

Musik, Licht und Wohnzimmer-Atmosphäre

Am Freitagabend um 19 Uhr gibt der Gospelchor Groovitation den musikalischen Auftakt in der Stiftskirche. Danach verwandelt sich der Kirchenraum in einen besonderen spirituellen Ort mit Segensbar, Lichtkunst und Musik.

Am Samstag ab 16 Uhr wird die Stiftskirche zum Wohnzimmer: Die Jugendzentrale lädt mit Sitzsäcken, Liegestühlen und Handy-Ladestationen zum Verweilen ein. Am Abend folgen nochmals Lichtinstallation und Orgelmusik.

Für Kinder und Familien

Am Samstag und Sonntag lädt das Mitmachangebot „Bau dir deine Welt“ zum kreativen Gestalten mit über 400 kg Klemmbausteinen ein. Kinder können hier ihre eigenen Paradiese und Fantasiewelten entstehen lassen – mitten in der Stiftskirche.
Die Jugendzentrale wartet am Sonntag auf der Sportmeile mit Bubble-Fußball und einer Hüpfburg zum Austoben auf.

Grüne Kirche: „himmelgrün“ im Marienkirchgarten

Im Garten der Marienkirche gibt es einen ersten Ausblick auf das ökumenische Projekt „himmelgrün“ zur Landesgartenschau 2027. Mit Urban Gardening, Pflanzaktionen und Saatbomben setzt das Projekt grüne Impulse. Bei der großen Eröffnungsparade am Freitagabend werden bepflanzte Milchtüten und Blumentöpfe verteilt – ganz im Sinne einer Kirche, die wächst und sich weiterentwickelt.

Den Abschluss bildet am Sonntag um 10 Uhr der ökumenische Gottesdienst auf der Ehrenamtsbühne, gestaltet von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Bischof Karl-Heinz Wiesemann.

Programmflyer

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news-4202 Mon, 12 May 2025 10:55:22 +0200 Kirchlicher Aktionstag mit Kirchenpräsidentin und Weihbischof /kirchlicher-aktionstag-mit-kirchenpraesidentin-und-weihbischof Am Samstag, 17. Mai, steht in Büchel in der Eifel am dortigen Bundeswehr-Fliegerhorst der 8. Kirchliche Aktionstag für eine atomwaffenfreie Welt an. Dabei wird vor dem Haupttor des Luftwaffenstützpunktes ein ökumenischer Gottesdienst gefeiert, daneben gibt es ein Informations- und Kulturprogramm. Aufgerufen zu dem Aktionstag haben Christinnen und Christen aus mehreren evangelischen Landeskirchen, dem Bistum Trier und der katholischen Friedensbewegung pax christi.

Predigen werden in dem Gottesdienst die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und der Speyerer Weihbischof Otto Georgens. Otto Georgens ist seit 1995 Weihbischof im Bistum Speyer und Domprobst von Speyer. Er war bis 1986 Sekretär des Speyerer Bischofs, danach Pfarrer in Eppenbrunn und seit 1994 Dekan des Dekanats Speyer. Dorothee Wüst ist seit 2021 Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die gebürtige Pirmasenserin war Pfarrerin in Kaiserslautern und Weilerbach, ab 2012 Dekanin in Kaiserslautern und ab 2018 Oberkirchenrätin der pfälzischen Landeskirche. Sie predigte bereits 2021 beim 4. Kirchlichen Aktionstag in Büchel.

Der Kirchliche Aktionstag beginnt um 11 Uhr mit Musik und der Vorstellung von Überlebenden der Atombombenabwürfe in Japan und jüngeren Menschen, die sich gegen Atomwaffen, engagieren. Mit dem Läuten der Glocke auf der Friedenswiese um 11.55 Uhr wird der Gottesdienst vor dem Haupttor beginnen. Mitwirkende sind neben der Kirchenpräsidentin und dem Weihbischof auch Diakon Horst-Peter Rauguth von pax christi sowie Gregor Rehm von der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz.

Nach der Mittagspause startet um 14 Uhr das Kulturprogramm mit Beiträgen von Simon Boedeker (Ohne Rüstung leben), Martin Singe (Komitee für Grundrechte und Demokratie und Friedensforum Bonn) sowie Dr. Eberhard Müller (Evangelischer Arbeitskreis für Kriegsdienstverweigerung und Frieden Württemberg und Mitglied der Projektgruppe). Daneben gibt es musikalische Beiträge mit der Gruppe „Rostlos“.

Die seit Dezember 2017 bestehende Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“, der Christinnen und Christen aus mehreren evangelischen Landeskirchen sowie der katholischen Friedensbewegung pax christi angehören, organisiert bereits seit 2018 diese Aktionstage. 2018 predigte der damalige EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms vor rund 500 Menschen am Haupttor, ein Jahr später kamen mehr als 1000 Christinnen und Christinnen zum Aktionstag, bei dem die frühere EKD-Ratsvorsitzende und hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann im Gottesdienst die Predigt hielt.

Der 3. Kirchliche Aktionstag, bei dem die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, und der Präsident von pax christi Deutschland, der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, predigten, fand aufgrund der Corona-Pandemie nur virtuell statt. 2021 wurde der Aktionstag aufgrund der Pandemie vor nur rund 80 Personen in Büchel begangen, die Veranstaltung wurde allerdings auch online übertragen. Dabei predigten beim Aktionstag erneut Bischof Peter Kohlgraf sowie die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst.

Beim 5. Kirchlichen Aktionstag hielt das Zentralausschuss-Mitglied des Ökumenischen Rates der Kirchen, der mennonitische Theologe Professor Dr. Fernando Enns (Hamburg), vor rund 100 Besuchern die Predigt im Gottesdienst. 2023, als der frühere badische Landesbischof Professor Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh in Büchel predigte, nahmen rund 120 Christinnen und Christen am Aktionstag teil. Und im vergangenen Jahr nahmen ebenfalls rund 120 Menschen am Gottesdienst teil, in dem der EKD-Friedensbeauftragte Landesbischof Friedrich Kramer die Predigt hielt.

Der nun 8. Kirchliche Aktionstag 2025 wird allerdings der letzte Aktionstag in dieser Form sein. Wie danach ein kirchlicher Protest gegen die Atomwaffen in Deutschland aussehen wird, will die Projektgruppe nach dem Aktionstag besprechen.

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Frieden
news-4200 Fri, 09 May 2025 09:00:00 +0200 Sehnsucht nach Erneuerung /sehnsucht-nach-erneuerung Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 verhielt sich die pfälzische Landes­kirche überwiegend pragmatisch: Die Entnazifizierung verlief milde, im Vordergrund stand das Bemühen, dem Hunger und der Armut in der Bevölkerung zu begegnen. Von Uwe Rauschelbach

SPEYER. 1945 hätte die „Stunde der Kirche“ sein können. Doch aus heutiger Sicht hat die pfälzische Landeskirche – und wohl nicht nur sie – die Chance vertan, das Ende des Krieges vor 80 Jahren für einen Neuanfang, für „eine wirkliche Reform an Haupt und Gliedern“, zu nutzen, wie der Homburger Kirchenhistoriker und frühere Pfarrer Bernhard H. Bonkhoff in seiner „Geschichte der Vereinigten Protestantisch-Evangelisch-Christlichen Kirche der Pfalz“ schreibt. Was die Haltung eines großen Teils ihrer Pfarrerschaft im Dritten Reich anbelangt, so hat die pfälzische Landeskirche heute offenbar wenig Grund zum Feiern. Welche Faktoren tragen zu dieser kritischen Sichtweise bei?

Bonkhoff macht vor allem den Verlauf der Entnazifizierung durch die interne kirchliche Spruchkammer dafür verantwortlich, dass es zu ­einer mehr oder weniger reibungslosen Eingliederung früherer Nazi-Anhänger in die sich neu for­mierende Gesellschaft kam. Die nationalsozialistische Vergangenheit eines nicht unerheblichen Teils der pfälzischen Pfarrerschaft – mehr als 100 Personen und damit rund 20 Prozent der evangelischen Geistlichen waren NSDAP-Mitglieder, die Hälfte aller pfälzischen Pfarrer gehörte zu den Deutschen Christen – hatte nach dem Krieg offenbar nicht dazu geführt, dass das politische Engagement der Kirchenvertreter in angemessener Weise aufgearbeitet wurde. Insgesamt wird die Haltung der Amtskirche während der NS-Herrschaft nicht etwa als theologisch wehrhaft, sondern als überwiegend politisch angepasst interpretiert.

Ein Grund für die wenig konsequente Entnazifizierung war offenbar auch, dass viele Kirchengemeinden ohne leitende Hirten waren und eine durchgreifende Reform aus personellen Gründen vermieden werden sollte. Das Ergebnis der Spruchkammer für die evangelische Pfarrerschaft lautete am Ende: fünf Entlassungen ohne Pension, zwei Entlassungen mit Pension, drei Suspendierungen, sechs Pensionierungen, elf Versetzungen, fünf Sus­pendierungen von einem leitenden Amt, 15 Zurückversetzungen, 44 Geldbußen. Doch selbst diese Urteile wurden noch abgemildert: Fünf der pensionierten Pfarrer wurden laut Kirchenhistoriker Bonkhoff reaktiviert, für 38 Pfarrer gab es eine Amnestie, einer der Entlassenen wurde wieder in den kirchlichen Dienst aufgenommen.

Für Thomas Fandel, Archivdirektor im Bistum Speyer, ergibt sich mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges das Bild einer zerstörten Kirche, sowohl was die zahlreichen zerbombten und ausgebrannten Gebäude betrifft als auch die Institution als solche. Insofern sind die Ruinen auch als sichtbare Zeichen einer inneren Verwüstung zu betrachten: Von 407 Kirchen im Gebiet der pfälzischen Landeskirche wurden mehr als 220 Gebäude durch Bomben erheblich oder nahezu völlig zerstört. Gegenüber der Tatsache, dass die meisten evangelischen Theologen mit leichten finanziellen Verlusten oder geringen Karriereeinbußen davonkamen, sind die Forderungen der Vertreter der Bekennenden Kirche nach einer strukturellen Neuordnung der Kirche verhallt. Selbst die Schulderklärung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von 1945 fand in der pfälzischen Landeskirche keine Zustimmung.

Die Kirchlich-Theologische Arbeitsgemeinschaft (KTA), eine Vereinigung von Theologen und theologisch interessierten Gemeindemitgliedern, äußerte ebenso die Erwartung einer grundlegenden Erneuerung der Kirche. Vor diesem Hintergrund drohte, wie die ehemalige Archivdirektorin der pfälzischen Landeskirche, Gabriele Stüber, schreibt, ein „Kirchenkampf“ zwischen den Befürwortern einer radikalen Erneuerung und denen, die für ein möglichst geräuschloses Weiter-so plädierten. Ziel der Entnazifizierung durch die kirch­liche Spruchkammer sollte es sein, nach christlichen Kriterien und nicht unter Racheaspekten zu urteilen. Allerdings habe es auch darum gehen sollen, die im Nationalsozialismus beschädigte Glaubwürdigkeit der Kirche wiederherzustellen. Im Jahr der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933 habe mehr als die Hälfte der aktiven evangelischen Pfarrer in der Landeskirche den Deutschen Christen angehört. 1939 habe ein Drittel der Geistlichen zur Pfarrbruderschaft gezählt.

Der frühere landeskirchliche Archivdirektor Wolfgang Eger zieht in ­einem Beitrag über die Situation der Landeskirche seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein ebenso nüchternes Fazit: Für 542.052 Kirchenmitglieder waren 289 Pfarr­stellen ausgewiesen. 46 Pfarrer und Vikare waren gefallen, 54 befanden sich in Kriegsgefangenschaft, 20 wurden als vermisst gemeldet. 148 Pfarrhäuser waren zerstört beziehungsweise beschädigt. Nach einer Erklärung des Pfälzischen Pfarrervereins war zwar der Wunsch nach einer geistlichen Erneuerung der innerlich wie äußerlich schwer heimgesuchten Kirche lebendig; doch viele Pfarrer galten als „körperlich überanstrengt, überarbeitet, ­leidend, geistig ermüdet, seelisch und geistig erschöpft, vom Kriege zermürbt“, was besagt, dass für eine kirchliche Reformation offenbar auch die geistigen und körper­lichen Kräfte fehlten.

Mögen die Hauptamtlichen der ­Landeskirche laut Gabriele Stüber auch im Entnazifizierungsprozess geschont worden sein, so habe eine Mehrzahl der Pfarrer sich „weniger als Mitläufer, geschweige denn als Täter, wohl aber als Opfer eines verbrecherischen Systems“ gesehen. Zugleich habe die Kirche ihrer Rolle „in der besonderen materiellen und seelischen Notlage“ der Nachkriegszeit gerecht werden müssen. Stüber kommt zu dem Schluss: „Die Bestrebungen der KTA für einen radikalen Neuanfang waren nicht mehrheitsfähig.“ Die Aufarbeitung der Rolle der Kirche im Nationalsozialismus wurde damit nachfolgenden Generationen überlassen.

Zur Nachkriegsgeschichte der pfälzischen Landeskirche gehört aber auch der beherzte Einsatz gegen Hunger, Wohnungsnot, Flüchtlings­elend und den Mangel an Lebensnotwendigem. So rief die Landes­kirche ihre Gemeinden 1946 zur Mitarbeit im Hilfswerk auf, das im August 1945 als „Hilfswerk der Evangelischen Kirche in Deutschland“ gegründet worden war. Anfang 1946 führte dies zur Errichtung eines „Sozialamtes der Pfälzischen Landeskirche“, das mit dem Hilfswerk der EKD verbunden war. Das Sozialamt wiederum veranlasste den Aufbau eines Evangelischen Gemeindedienstes. Demnach war das diakonische Handeln der Landeskirchen mit größerer Notwendigkeit versehen als die Aufarbeitung kirchlicher Positionen gegenüber dem NS-Regime. So entstanden nach 1946 insgesamt 20 Gemeindedienste, die mit Fragen der Vermisstenfürsorge und der Suchdienste sowie mit Speisungen und Sammlungen befasst waren. Überwiegend von Frauen geleistet, trug diese Arbeit im Bereich der Landeskirche weitere Früchte in Form eines Kindererholungswerkes. Auch führten die diversen Sammlungen zu hohen Spenden. Zudem gab es zahlreiche Auslandsspenden, vor allem aus Amerika. Diese Hilfen hatten, wie Gabriele Stüber betont, auch eine psychologische Bedeutung, galten sie doch als Zeichen der Versöhnung. In einem Aufruf des Hilfswerks für eine Geldhaussammlung in der Oster­woche 1947 wird die Lage drastisch geschildert: „Unbeschreibliche Not wälzt sich heute durch unser Volk. Unsagbar großes Elend starrt uns in allen Straßen und Gassen, in Häusern und auf Bahnhöfen an. Auch unsere pfälzische Heimat ist mit hineingerissen in diesen Strudel von Not und Elend. Ausgebombte Städte, katastrophale Wohnungsnot, unterernährte Jugend, hoffnungslose Zukunft.“

Das Hilfswerk nahm in den Folgejahren immer größere Dimensionen an. Aus ihm ging 1968 das Diakonische Werk hervor. Stets ging es dabei auch um das evangelische Profil, das in Abgrenzung zu weltlichen sozialen Diensten geschärft werden sollte. Und so zeigte sich im diakonischen Handeln ein starker Wille zum Neuanfang. Das muss auch Bernhard H. Bonkhoff anerkennen: „Es vollzog sich eine Neu­belebung der pfälzischen Kirche, die so niemand für möglich gehalten hatte.“

Schließlich wurde am 10. August 1945 das „Speyerer Schuldbekenntnis“ veröffentlicht, in dem es reu­mütig heißt: „Wir haben vielfach geschwiegen, wo wir hätten reden müssen, wir haben zugeschaut, wo wir hätten handeln müssen! Aber alles Erkennen und Bekennen der Schuld hat nur dann einen Wert, wenn daraus neues Leben geboren wird. So wollen wir denn zusehen, was zu tun ist, damit mit dem weiteren Absinken auf geistigem und geistlichem Gebiete gesteuert und ein Neuanfang gemacht werde.“

Dieser Artikel ist zuerst im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz erschienen.

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news-4199 Tue, 06 May 2025 12:06:00 +0200 Verantwortung für den Frieden /verantwortung-fuer-den-frieden Am 8. Mai 2025 jähren sich das Ende des Zweiten Weltkrieges und die Befreiung Deutschlands von der nationalsozialistischen Diktatur zum 80. Mal. SPEYER/WISSEMBOURG. Aus diesem Anlass laden die Evangelische Kirche der Pfalz und das Bistum Speyer zu mehreren ökumenischen Gedenkgottesdiensten ein, um an Leid, Verlust und Schuld zu erinnern – und zugleich Hoffnung, Versöhnung und Verantwortung für den Frieden zu bekräftigen.

Friedensgebet in der Gedächtniskirche Speyer

Am Donnerstag, 8. Mai um 18 Uhr findet in der Gedächtniskirche Speyer ein ökumenisches Friedensgebet statt. Mitwirkende sind Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, Oberkirchenrat Markus Jäckle, der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz Gregor Rehm, Pfarrer Klaus Eicher, Gemeindereferent Bernhard Werner sowie Schülerinnen und Schüler des Edith-Stein-Gymnasiums Speyer. Bezirkskantor Robert Sattelberger begleitet den Gottesdienst musikalisch an der Orgel. Im Anschluss sind die Besucherinnen und Besucher eingeladen, Kerzen für den Frieden zu entzünden.

Deutsch-französischer Gottesdienst in Wissembourg

Einen besonderen Akzent setzt der deutsch-französische Gottesdienst um 20 Uhr in der Kirche St. Jean in Wissembourg. Er wird gemeinsam von Pfarrerin Angela Fabian (Bad Bergzabern) und Pfarrerin Annette Ruby (St. Jean, Wissembourg) gestaltet. Unter den Gästen sind unter anderen Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer. Musikalisch wird der Gottesdienst vom grenzüberschreitenden Kirchenchor Bad Bergzabern–Wissembourg unter der Leitung von Christiane Martin-Seiwert und der Kantorei Bad Bergzabern–Germersheim unter der Leitung von Wolfgang Heilmann mitgestaltet.

Deutsch-französische Botschaft für den Frieden

Die Kirchengemeinde Wissembourg ist Teil der Union des Églises protestantes d’Alsace et de Lorraine (UEPAL), Partnerkirche der Evangelischen Kirche der Pfalz. Der Gottesdienst steht auch im Zeichen dieser langjährigen Partnerschaft.

Anlässlich des Gedenktags veröffentlichen UEPAL-Präsidentin Isabelle Gerber, Landesbischöfin Heike Springhart (Baden) und Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst zudem eine gemeinsame Videobotschaft. Sie erzählen von persönlichen Erfahrungen und blicken auf die Bedeutung von Erinnerung, Versöhnung und europäischer Freundschaft heute.

„Ich bin in Pirmasens aufgewachsen – das Elsass gehört zu meiner Geschichte. Als Deutsche und Franzosen teilen wir Wald und Wein, Freude am Leben und Hoffnung in die Zukunft. Im Elsass und in der Pfalz leben wir Europa – und zeigen, dass aus Erbfeinden Erzfreunde werden können. Dass Grenzen überwunden, dass Schlagbäume Moos ansetzen können. Wenn wir Versöhnung wollen. Wenn wir miteinander und füreinander Menschen sein wollen.“

Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz

Gemeinsame Videobotschaft von UEPAL-Präsidentin Isabelle Gerber, Landesbischöfin Heike Springhart (Baden) und Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst.

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news-4201 Tue, 06 May 2025 10:00:00 +0200 Mutig – stark – beherzt /mutig-stark-beherzt Eindrücke vom Deutschen Evangelischen Kirchentag in Hannover. Katharina Willig-Rohrbacher, Referentin für Konfirmandenarbeit in der pfälzischen Landeskirche, war zufrieden, welche Wirkung die Ausstellung „GENUG“ der Konfizeit Pfalz zu Armut junger Menschen entfaltet. Mehrere Landeskirchen hätten Interesse an der Wanderausstellung angemeldet. Ins Gespräch kam sie unter anderem mit einem Obdachlosen.

Gregor Rehm, Friedensbeauftragter der pfälzischen Landeskirche, war in der Friedenslounge auf dem Markt der Möglichkeiten nachgefragter Gesprächspartner zum Thema Kriegsdienstverweigerung.

Mit Barbara Schipper, Elisabeth Lang, Diemut Meyer, Kerstin Bartels, Karin Schwartz und Anja Behrens segneten und trauten sechs Pfälzer Pfarrerinnen etliche Paare am und auf dem Maschsee. „Ahoi! Spontanhochzeit auf dem Maschsee“ war die Aktion übertitelt, das die Kasualagentur der Hannoverschen Landeskirche, „sozusegen“, ins Leben gerufen hatte.

Gut auf sich aufmerksam machten die Pfälzer Bläser – unter anderem beim gemeinsamen Konzert des Pfälzischen Blechbläserensembles zusammen mit dem Bläserkreis Anhalt in der Kirche St. Marien sowie dem Konzert Freiheitsmut des „PfalzBrassCollective“.

Kinder und Jugendliche nutzen unterm Expo-Dach auf der Messe die Spiel- und Mitmachangebote der Evangelischen Jugend Pfalz. Landesjugendpfarrer Florian Geith zeigte sich zufrieden mit dem erfolgreichen Verlauf der Bike and Help-Tour zum Kirchentag – mit nur zwei platten Reifen und zwei letztlich glimpflich ausgegangenen Stürzen.

Video zum Kirchentag

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