Evangelische Kirche der Pfalz: Artikelschau https://www.evkirchepfalz.de/ de-de Evangelische Kirche der Pfalz Wed, 26 Nov 2025 15:22:37 +0100 Wed, 26 Nov 2025 15:22:37 +0100 TYPO3 EXT:news news-4273 Wed, 26 Nov 2025 12:09:27 +0100 Die Evangelische Kirche der Pfalz hat eine neue Pfarrerin und zwei neue Pfarrer /die-evangelische-kirche-der-pfalz-hat-eine-neue-pfarrerin-und-zwei-neue-pfarrer Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Oberkirchenrätin Marianne Wagner überreichten in einer Feierstunde die Ernennungsurkunden. Speyer (lk). Viele Menschen seien in diesen Tagen ohne Hoffnung in einer Welt voller Angst, Irritationen und realen Ängsten angesichts von Kriegsbedrohungen, sagte Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. Jugendliche begegneten auf Social Media, insbesondere Tiktok, nicht nur lebensbejahenden Inhalten, sondern auch Druck und Hass in Endlosschleifen, was sie als „toxisch“ bezeichnete. Statt Orientierung zu geben, würden hier vor allem Gefühle bedient.

Bei dem von den dreien gewählten Berufsweg hätten Angst und Sorge jedoch nicht das letzte Wort. Verkündigungshandeln, ob analog oder digital, sei „ein enormes Pfund, mit dem wir wuchern können“, so Wüst. Sie ermunterte, sich von den enger werdenden finanziellen und personellen Räumen von Kirche nicht frustrieren zu lassen. „Die Freiheit eines Christenmenschen, die Vergewisserung im Glauben, kann uns niemand nehmen“, so die Kirchenpräsidentin.

Meredith Schellhaas wird mit 70 Prozent ihrer Stelle Pfarrerin zur Dienstleistung im Dekanat An Alsenz und Lauter. Mit 30 Prozent ist sie für digitale Verkündigung in der Landeskirche zuständig. Schellhaas studierte Theologie in Wuppertal, Heidelberg, Wien und Bonn. Die 27-Jährige gebürtige Aachenerin wohnt in Weilerbach.

Tobias Maurer wird zunächst Religionsunterricht an der Speyerer Fachschule für Sozialwesen der Diakonissen Speyer geben. Er ist dem Amt für Religionsunterricht am Religionspädagogischen Zentrum Kaiserslautern zugeteilt, wo er das Projekt "Fortbildung für die Hosentasche" betreut. Parallel schreibt er an seiner Doktorarbeit. Maurer studierte Theologie in Heidelberg. Der 31-Jährige gebürtige Kaiserslauterer wohnt in Enkenbach-Alsenborn.

Alexander Mannschatz ist dem Kirchenbezirk Homburg zur Dienstleistung zugeteilt. Der 34-Jährige studierte Theologie in Heidelberg, seinem Geburtsort. Er wohnt in Glan-Münchweiler.

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news-4272 Tue, 25 Nov 2025 14:45:00 +0100 Jugendliche geben Armut ein Gesicht /jugendliche-geben-armut-ein-gesicht Eröffnungsgottesdienst Brot für die Welt Bad Dürkheim/Speyer. Jugendliche im Mittelpunkt, ihre Sicht auf Armut hier und weltweit im Fokus und ein Gottesdienst, der überrascht: Am Samstag, 29. November 2025, um 17.30 Uhr in der Schlosskirche Bad Dürkheim laden junge Menschen aus den Jugendzentralen Bad Dürkheim und Grünstadt zum offiziellen Eröffnungsgottesdienst der „Brot für die Welt“-Spendenaktion 2026 ein. Der von ihnen gestaltete Gottesdienst bildet gleichzeitig den Abschluss der „ANPACKEN!“-Kampagne der Evangelischen Jugend Pfalz.

Mit kreativen Ansätzen und frischen Ideen lädt der Gottesdienst dazu ein, sich dem Thema Armut aus der Perspektive der Jugendlichen zu nähern. Interviews, Bilder und überraschende Elemente spiegeln die Sichtweise der Jugendlichen auf Armutserfahrung wider und teilen Möglichkeiten von Solidarität und Hoffnung. Konfirmand*innen aus Lambsheim haben sich im Rahmen der Kampagne „ANPACKEN!“ mit einem Projekt von Brot für die Welt in Paraguay auseinandergesetzt und schlagen die Brücke von Armut hier zu Armut in der Welt. Der Jugendchor „Unisono“ von KMD Maurice A. Croissant trägt zur musikalischen Begleitung des Programms bei.

Beteiligt am Gottesdienst der besonderen Art sind zudem die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, die sich im Interview den Fragen der Jugendlichen stellt, sowie Landesdiakoniepfarrer, Albrecht Bähr, der die 67. Spendenkampagne von Brot für die Welt im Rahmen des Gottesdienstes offiziell eröffnen wird.

Im Anschluss lädt die Evangelische Jugend der Pfalz gemeinsam mit dem Diakonischen Werk Pfalz zu einer offenen Begegnung und einem geselligen Miteinander in der Schlosskirche ein. Am Abend steht zudem ein Konzert des ehemaligen „Wise Guys“ Sängers, Eddi Hüneke, auf dem Festprogramm. Beginn des Konzerts ist 20 Uhr in der Schlosskirche. Eintritt ist frei.

Info:

Armut ist weltweit eine der größten Herausforderungen unserer Zeit und davon sind Kinder und Jugendliche überproportional betroffen. 630 Millionen Menschen leben weltweit in absoluter Armut, davon 50% Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. In Deutschland leben rund 20 Prozent der unter 18-Jährigen in Armut. Unter dem Motto ANPACKEN! startete die Evangelische Jugend Pfalz (EJP) am Jahresanfang eine Kampagne gegen Armut und Ausgrenzung junger Menschen. Diese beinhaltete unterschiedlichste Projekte und Aktionen der Jugendzentralen, des Landesjugendpfarramts und der Konfirmand*innenarbeit. Überdies eingerichtet wurde ein Teilhabefonds, der es allen jungen Menschen möglich machen soll, an Angeboten und Freizeiten der Evang. Jugend Pfalz teilzunehmen. Alle Infos zum GD und zur Kampagne gegen Armut ANPACKEN! finden Sie unter: https://www.ejpfalz.de/anpacken/jugendgottesdienst

Die weltweite Perspektive wurde in Kooperation mit dem Diakonischen Werk Pfalz durch die Unterstützung eines Projekts von Brot für die Welt in Paraguay eingenommen: „Kinder kämpfen für ihre Rechte“. Die Organisation Callescuela bringt Mädchen und Jungen in den Armenvierteln der Hauptstadt Asunción in die Schule. Ausführliche Infos zum Spendenprojekt: https://www.brot-fuer-die-welt.de/projekte/paraguay-kinderarbeit/

Schirmfrau der Kampagne ist Ministerin Katharina Binz (Ministerium für Familie, Frauen, Kultur und Integration RLP). Sie sagt: „Die Evangelische Jugend der Pfalz zeigt mit ihrem Projekt „ANPACKEN!“ vorbildliches Engagement dafür, von Armut betroffenen Kindern und Jugendlichen in Deutschland und Paraguay soziale Teilhabe und Chancengleichheit zu ermöglichen. Deshalb habe ich sehr gerne die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.“

Kontakt Evangelische Jugend Pfalz:
Landesjugendpfarramt der Evang. Kirche der Pfalz, Kaiserslautern
Öffentlichkeitsreferentin Jutta Deutschel
Tel. 0631-3642-009 / 0176-48993803

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news-4263 Sun, 23 Nov 2025 08:00:00 +0100 Stellvertretend am Grab /stellvertretend-am-grab Wenn der Weg zum Friedhof zu weit wird: Wie Pfarrerin Jutta Fang Trauernde begleitet – und dabei Türen in die Seelsorge öffnet. An einem stillen Werktag im November legt Pfarrerin Jutta Fang eine rote Rose auf die Namensplatte eines Rasenurnengrabs in Battenberg, einem kleinen Dorf bei Grünstadt mit rund 370 Einwohnern. In den kommenden Tagen wird sie die Witwe des Verstorbenen besuchen, ihr ein Foto vom Grab zeigen und mit ihr ins Gespräch kommen. „Darum hatte sie mich gebeten“, sagt die 41-jährige Theologin.

Seit eineinhalb Jahren ist Fang im Dekanat Bad Dürkheim-Grünstadt für die Seelsorge in mehreren vakanten Kirchengemeinden zuständig, einschließlich Kasualien wie Bestattungen. Aus Gesprächen nach Trauerfeiern entstand ein neues Angebot: Sie besucht stellvertretend Familiengräber – am Todestag, Geburtstag oder zu Totensonntag –, legt auf Wunsch eine Blume ab und dokumentiert den Besuch mit einem Foto. Rund ein Dutzend überwiegend älterer Gemeindemitglieder, die den Friedhof aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr erreichen können, hat diesen Dienst bereits erbeten.

Wie sehr dieser symbolische Gang ans Grab die Begegnungen verändert, beeindruckt sie selbst. „Da ergibt sich eine Dankbarkeit und eine neue Grundstimmung mit mehr Nähe und seelischer Öffnung. Die Gespräche werden tiefgründig.“ Denn vielen Menschen sei ein konkreter Ort für ihre Trauer existenziell wichtig. Wo er fehle, könne sich Ohnmacht einstellen. In Battenberg liegt dieser Ort besonders malerisch: Der Friedhof, eingefasst von einer niedrigen Sandsteinmauer, grenzt direkt an die protestantische Kirche St. Martin und öffnet den Blick über die vorderpfälzische Tiefebene.

Dass Friedhöfe nicht nur Ältere berühren, erlebt Fang ebenfalls. Ein junger Mann erzählte ihr, er sei eigens nach Frankreich gereist, um dort das Grab seines ehemaligen Französischlehrers zu besuchen, dem er viel zu verdanken habe. Andere wiederum trauern ohne festen Ort – ein Grund, weshalb Friedwälder stark nachgefragt werden, neben den geringeren Kosten.

Durch ihre Besuche hat Fang intensivere Kontakte zu Presbyterinnen und Presbytern in mehreren Gemeinden gewonnen. Manche bitten sie gezielt, einzelne Gemeindeglieder zu begleiten. So entstehen in einigen Orten kleine Hilfsnetzwerke: Ehrenamtliche kümmern sich um Gräber, deren Angehörige im Ausland leben und selten kommen können.

Sorge bereiten der Pfarrerin allerdings anonyme und Sozialbestattungen. „Viele Angehörige verstorbener Gemeindemitglieder – und auch Kommunalvertreter – wissen nicht, dass Pfarrerinnen und Pfarrer auch bei diesen Bestattungen dabei sein können und benachrichtigen uns nicht. Wir kosten die Kommune nichts“, betont sie.

Was Fang tut, ist leise Arbeit – aber sie wirkt. Ein Blumenstrauß, ein Foto, ein kurzer Moment am Grab: Kleine Gesten, die Trauernde stärken und Seelsorge neu ermöglichen.

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news-4271 Sat, 22 Nov 2025 13:46:01 +0100 "Kirche mutig gestalten" /kirche-mutig-gestalten Landessynode eröffnet Beteiligungsverfahren zu Strukturreformen – neue Oberkirchenrätin gewählt – Klimaschutz und Umgang mit Extremismus im Fokus Speyer (lk). Tränen und Applaus zum Abschluss: Mit einem großen Dankeschön für ihr Wirken in der Synode und der Landeskirche verabschiedete Synodalpräsident Hermann Lorenz Dezernentin Karin Kessel, die am Samstag zum letzten Mal als Oberkirchenrätin an einer Synodaltagung teilnahm. Sie sei für ihn über all die Jahre hinweg ein "Quell der Weisheit" gewesen und nie eine Antwort  schuldig geblieben. "Ich kann nur sagen: Phänomenal", sagte Lorenz.

Mit ihrer Herbsttagung im Technik Museum Speyer hat die 13. Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) den Zukunfts- und Beteiligungsprozess #kirche.mutig.machen in eine neue Phase geführt: Die Synodalen gaben die großen Gesetzesentwürfe zur Strukturreform in die Beteiligung, wählten eine neue weltliche Oberkirchenrätin, berieten den Klimaschutzbericht 2024 und beschlossen die Erklärung „Kirche und Extremismus.

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst hatte zum Auftakt daran erinnert, dass sich kirchliches Leben nicht auf die Ortsgemeinden beschränke, sondern auch in Bildung, Diakonie, Seelsorge, Medienarbeit und an den Schnittstellen zu Politik und Gesellschaft stattfinde: „Wir sind Kirche in den Gemeinden, aber wir sind nicht nur Kirche in den Gemeinden.“ Die emotional geführten Debatten über die Zukunft der Kirche wertete sie als Ausdruck ernsthafter Sorge und Verbundenheit:

„Das ist gute protestantische Kultur.“

Strukturreformen: Entwürfe auf den Weg gebracht, Beteiligung gestartet

Im Zentrum der Tagung standen vier große Gesetzesvorhaben im Rahmen des Zukunftsprozesses #kirche.mutig.machen. Die Synode nahm die Entwürfe jeweils entgegen und beschloss, das vor einer endgültigen Entscheidung vorgeschriebene Beteiligungsverfahren einzuleiten.

  • Änderung der Kirchenverfassung:
    Mit dem Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Kirchenverfassung werden die Leitungs- und Verantwortungsstrukturen der Landeskirche grundlegend neu gefasst. Künftig sollen nur noch die Landeskirche und die neu zugeschnittenen Kirchenbezirke („Bezirkskirchengemeinden“) Körperschaften des öffentlichen Rechts sein – mit voller staatlicher Rechtsfähigkeit und eigener Haushaltsführung. Die heutigen Kirchengemeinden werden zu Ortskirchengemeinden als Körperschaften kirchlichen Rechts: Sie behalten Namen, Profil, Leitungsgremium und ein eigenes Budget, werden aber von vielen Verwaltungs-, Finanz- und Rechtsaufgaben entlastet, die künftig auf Bezirksebene gebündelt werden.
  • Kirchenbezirksreform:
    Mit dem Entwurf eines Kirchenbezirksreformgesetzes (KiBRG) sollen die bisher 15 Kirchenbezirke zum 1. Januar 2029 zu vier großen Kirchenbezirken zusammengeführt werden. Ziel ist es, Leitungsverantwortung und Verwaltung in größeren Räumen zu bündeln, Doppelstrukturen abzubauen und Kräfte für Seelsorge, Bildung, Diakonie und missionarische Arbeit zu gewinnen. Die künftigen Bezirke mit jeweils rund 75.000 Gemeindegliedern sollen als starke regionale Ebenen Gemeinden und Regioteams unterstützen.
  • Gemeinsame Kirchenverwaltung:
    Der Entwurf eines Kirchenverwaltungsgesetzes (KiVwaG) sieht vor, Verwaltungsaufgaben von Landeskirche, des Diakonischen Werks, der gesamtkirchlichen Arbeit und eines Teils der Verwaltungsämter zusammenzuführen. Sie wird als rechtlich unselbstständige Einrichtung der Landeskirche geführt. Ein Anschluss- und Benutzungszwang für zentrale Verwaltungsleistungen – insbesondere Finanz- und Personalverwaltung – soll Standards sichern, Doppelarbeiten vermeiden und Ehren- wie Hauptamtliche vor Ort entlasten. Zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben kann die gemeinsame Kirchenverwaltung bis zu vier Regionalstellen einrichten.
  • Gemeinsamer Kita-Träger:
    Das Kirchliche Kitaträgergesetz (KitaTrG) schafft einen gemeinsamen kirchlichen Träger für alle protestantischen Kindertageseinrichtungen im Gebiet der Landeskirche. Der neue Träger ist als rechtlich unselbstständige Einrichtung mit eigener kaufmännischer Haushaltsführung organisiert; sein Vermögen wird als Sondervermögen gesondert bilanziert. Er übernimmt schrittweise die Trägerschaft der bislang von Kirchengemeinden oder Verbünden geführten Kitas und nimmt künftig alle Aufgaben der Betriebs- und Gebäudeträgerschaft sowie der Verwaltung wahr.

Oberkirchenrätin Bettina Wilhelm ordnete die Strukturvorhaben in den größeren Zusammenhang des Zukunftsprozesses ein:

„Es geht im gesamten Prozess um eine Umverteilung von Verantwortung, damit wir auch zukünftig bei den dann noch vorhandenen Finanzmitteln und mit den dann noch zur Verfügung stehenden Personen im Haupt- und Ehrenamt noch Kirche sein können.“

Mit den Beschlüssen beginnt nun die Beteiligungsphase: Die Entwürfe werden den Presbyterien, Bezirkssynoden sowie den Interessenvertretungen der Beschäftigten zugeleitet. Sie können Stellungnahmen, Bedenken und Änderungsvorschläge einbringen. Auf dieser Grundlage sollen die Gesetzesentwürfe überarbeitet und in späteren Tagungen – voraussichtlich bis Frühjahr 2027 – zur endgültigen Beschlussfassung vorgelegt werden.

Wahl: Juliane Danz wird weltliche Oberkirchenrätin

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung war die Wahl einer neuen weltlichen Oberkirchenrätin als Nachfolgerin von Oberkirchenrätin Karin Kessel, die in den Ruhestand geht. Die Synodalen wählten Juliane Danz (Weisenheim am Sand) in den Landeskirchenrat. Sie übernimmt das Dezernat für Finanzen, Verwaltung und Bauen.

Danz ist 38 Jahre alt, Diplom-Finanzwirtin mit einem Master of Laws und Steuerberaterexamen. Seit 2018 arbeitet sie bei der Stadt Mannheim im Fachbereich Finanzen, seit 2021 verantwortet sie dort die Abteilung Stadtkasse und Steuern. Die Evangelische Kirche der Pfalz sei für sie „meine Landeskirche“, betont die künftige Dezernentin. Nach beruflichen Stationen im Finanzbereich verschiedener öffentlicher Verwaltungen reizt es sie, „über Stadtgrenzen hinaus landes(kirchen)weit zu wirken und meine Kirche – im Bereich Finanzen und Bauen – professionell, mutig und mit Herz durch den anstehenden Transformationsprozess zu navigieren.“ 

Klimaschutzbericht 2024: deutlich weniger Emissionen, aber weiter große Aufgaben

Mit dem Klimaschutzbericht 2024 – Auffälligkeiten, Erfolge und Perspektiven zog die Synode Bilanz der bisherigen Klimaschutzbemühungen. Für rund 1.250 kirchlich genutzte Gebäude weist der Bericht für 2024 CO₂-Emissionen von 10.500 Tonnen und einen Gesamtenergieverbrauch von 43 Millionen Kilowattstunden aus – das entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 2.400 Haushalten. Gegenüber 2021 sind Gesamtenergieverbrauch und Treibhausgasemissionen um fast 20 Prozent, die Emissionen nach einer Auswertung der Umweltbeauftragten um 19,5 Prozent, zurückgegangen.

Oberkirchenrat Markus Jäckle machte in seiner Einführung die globale Dimension deutlich: „Klimaschutz ist keine optionale Zusatzaufgabe, sondern eine Überlebensfrage – global und ganz konkret.“ Als Industrienation trage Deutschland eine besondere Verantwortung; zugleich seien von den Folgen der Klimakrise oft Menschen im globalen Süden besonders betroffen. „Wir haben alle nur diese eine Erde. Kein Ersatzplanet, keine ‚zweite Chance‘ an einem anderen Ort. Was wir dieser Erde antun, tun wir uns selbst und unseren Kindern an.“

Gleichzeitig betonte Jäckle die Fortschritte in der Pfalz: Beim Klimaschutz sei die Evangelische Kirche der Pfalz „bereits auf einem guten Weg“. Viele Maßnahmen – von der Modernisierung von Heizungen über Dämmung und Fenstererneuerung bis zum Ausbau der Photovoltaik – zeigten Wirkung.

„Klimaschutz ist kein Modethema, sondern Teil unseres Auftrags.“

„Bewahrung der Schöpfung ist gelebte Nächstenliebe – gegenüber den Menschen heute und den kommenden Generationen.“

Besonderer Schwerpunkt bleibt der Bereich der Kindertagesstätten: Über 40 Prozent der Gesamtemissionen entfallen auf deren Betrieb; dort sind die Emissionen seit 2021 weniger stark gesunken als in anderen Gebäudekategorien. Im Zusammenspiel mit dem geplanten gemeinsamen Kita-Träger sollen hier künftig verstärkt Energiemanagement, Gebäudetechnik und Heizungsumstellungen vorangetrieben werden.

Erklärung „Kirche und Extremismus“: klare Haltung, seelsorgliche Offenheit

Mit der Erklärung „Kirche und Extremismus“ hat die Synode ein deutliches Zeichen gegen extremistische und populistische Strömungen gesetzt und Gemeinden im Umgang mit rechtsextremen Positionen gestärkt – insbesondere mit Blick auf die anstehenden Presbyteriumswahlen.

„Ein wachsender Teil der Bevölkerung lässt sich von extremistischen oder populistischen Bewegungen ansprechen“, sagte Oberkirchenrat Markus Jäckle bei der Einführung.

„Das fortschreitende Erstarken extremistischer Strömungen und Parteien ist besorgniserregend."

Dies erfordere sowohl eine klare Positionierung seitens der Landeskirche als auch eine Handreichung für die Gemeinden im Umgang damit.

Die Erklärung betont, dass jede Person von Gott gewollt und zu achten ist und dass Christinnen und Christen für eine offene, demokratische und rechtsstaatliche Gesellschaft einzustehen haben. Extremistische Haltungen, die diese Grundwerte missachten, werden klar abgelehnt; eine ehren- oder hauptamtliche Mitarbeit in der Landeskirche ist nach der Erklärung nicht möglich für Menschen, die öffentlich durch Wort oder Tat den christlichen Werten oder den Grundsätzen der kirchlichen Ordnung widersprechen.

Trotz der deutlichen Grenzziehung unterstreicht die Erklärung die seelsorgliche Verantwortung der Kirche: Alle bleiben in Gottesdiensten und Gesprächen willkommen; die Kirche entzieht sich nicht dem Dialog mit Menschen, „die für extremistische Ideologien empfänglich, aber gesprächsbereit sind“. Ein Instrument dafür ist die Initiative „#Verständigungsorte“ der EKD, die auch in der pfälzischen Landeskirche etabliert werden soll. Sie soll Räume für ehrlichen Dialog schaffen – zum Reden und Zuhören, zum Entspannen verhärteter Fronten, um den Blick zu weiten und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

Ergänzend zur Erklärung erhielt die Synode den Entwurf einer Arbeitshilfe „zum kirchlichen Umgang mit Rechtsextremismus am Beispiel der AfD“ zur Information. Sie vergleicht zentrale Aussagen der AfD mit christlichen Grundüberzeugungen, macht Widersprüche sichtbar und gibt Gemeinden praktische Hinweise für einen respektvollen, aber klaren Umgang mit rechtsextremen Positionen.

Ausblick: Beteiligung, Workshops, weitere Synodaltagungen

Mit der Herbsttagung 2025 ist im Zukunftsprozess #kirche.mutig.machen ein weiterer wichtiger Schritt getan: Die großen Strukturvorhaben – Verfassungsänderung, Kirchenbezirksreform, gemeinsame Kirchenverwaltung und gemeinsamer Kita-Träger – sind als Entwürfe formuliert und im Gesetzgebungsverfahren angekommen.

Im nächsten Schritt werden Presbyterien, Bezirkssynoden sowie Interessenvertretungen der Beschäftigten beteiligt. Das Projektbüro von #kirche.mutig.machen wird 2026 zahlreiche Workshops und Informationsveranstaltungen für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende anbieten, um über die Entwürfe zu informieren, Rückmeldungen aufzunehmen und gemeinsam an zukünftigen Formen der Zusammenarbeit zu arbeiten. Die endgültigen Beschlüsse über die Strukturgesetze werden in den kommenden Jahren vorbereitet und voraussichtlich bis zur Frühjahrssynode 2027 getroffen.

Die 13. Landessynode ist von 2021 bis 2026 gewählt. Sie ist die kirchliche Volksvertretung der Evangelischen Kirche der Pfalz und trifft grundlegende Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Fragen der Landeskirche. 

Die 11. Tagung der Landessynode wird vom 10. bis 13. Juni 2026 stattfinden.

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news-4270 Sat, 22 Nov 2025 11:43:17 +0100 Landessynode verabschiedet Erklärung "Kirche und Extremismus" /landessynode-beschliesst-erklaerung-kirche-und-extremismus Evangelische Kirche der Pfalz bekräftigt Menschenwürde, Demokratie und klare Absage an extremistische Haltungen Speyer (lk). Mit der Erklärung „Kirche und Extremismus“ hat die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz am Samstag ein deutliches Zeichen gegen extremistische und populistische Strömungen gesetzt. Zugleich stärkt sie Gemeinden und kirchliche Einrichtungen im Umgang mit rechtsextremen Positionen - insbesondere mit Blick auf die Presbyteriumswahlen im kommenden Jahr.

„Ein wachsender Teil der Bevölkerung lässt sich von extremistischen oder populistischen Bewegungen ansprechen“, sagte Oberkirchenrat Markus Jäckle bei der Einführung in das Thema. „Das fortschreitende Erstarken extremistischer Strömungen und Parteien ist besorgniserregend. Dies erfordert sowohl eine klare Positionierung seitens der Landeskirche als auch eine Handreichung für die Gemeinden im Umgang damit.“

Christliche Grundwerte als Maßstab

Die Erklärung stellt die theologische Grundlage der Positionierung heraus. „Als evangelische Christinnen und Christen wissen wir uns den christlichen Grundwerten und dem christlichen Menschenbild verpflichtet“, betonte Jäckle. Grundlage sei die Überzeugung, „dass diese Welt und jedes Leben in ihr, von Gott in seiner Schöpfung gewollt und damit zu achten und zu schützen ist“, besonders der Mensch „als Gottes Ebenbild auf Erden“.

 „Unsere christlichen Grundwerte und das Menschenbild beruhen auf der Menschenfreundlichkeit Gottes, die in Jesus Christus offenbar geworden ist“, so Jäckle weiter. Aus dem Evangelium vom Reich Gottes, dem Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe und der Botschaft von Frieden und Gerechtigkeit erwachse die klare Verpflichtung, „für die unbedingte Geltung der Würde aller Menschen und für eine offene, demokratische, freie und rechtsstaatliche Gesellschaft“ einzustehen. Die Achtung von Menschenwürde und Menschenrechten, Vielfalt, Toleranz, Gerechtigkeit, Nächstenliebe, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie seien „unverhandelbare Wertmaßstäbe“.

Aus diesem Fundament zieht die Erklärung eine klare Konsequenz: „Aus diesem Grund sind alle extremistischen Haltungen, Standpunkte und Positionen, die diese Grundwerte in Frage stellen, missachten und mit Füßen treten, abzulehnen.“ Daraus folge, „dass eine ehren- oder hauptamtliche Mitarbeit in der Landeskirche nicht möglich ist für diejenigen, die sich öffentlich durch Wort oder Tat den christlichen Werten und dem Auftrag der Kirche oder den Grundsätzen ihrer Ordnung widersprechen“.

Historische Verantwortung und „Nie wieder“

Die Erklärung begründet die klare Abgrenzung vom Extremismus auch mit der eigenen Geschichte. Jäckle erinnerte an die Zeit des Nationalsozialismus, „wie schnell waren damals Landeskirche und die meisten ihrer Mitglieder gleichgeschaltet, wie viele waren begeisterte Anhänger von Partei und einem faschistischen Staat und wie wenige stellten sich dem entgegen“. Der Titel der 2016 veröffentlichten Studie zur pfälzischen Kirchengeschichte in dieser Zeit - „Protestanten ohne Protest“ - sei mahnend. „Auch darum sind wir verpflichtet, heute entsprechend Verantwortung zu übernehmen und alles zu tun, dass so etwas ‚nie wieder‘ geschieht.“

Klar in der Haltung, offen im Gespräch

Trotz der deutlichen Grenzen betont die Erklärung die seelsorgliche Verantwortung der Kirche: „Es gehört aber auch zu unserer Verantwortung im Sinne unserer Werte und theologischen Fundamentes, dass weiterhin alle in Gottesdiensten, Angeboten und zum Gespräch willkommen sind.“ Die Kirche bleibe „seelsorglich auch denen verbunden, die sich von unseren Werten entfremden“ und entziehe sich nicht dem Dialog mit Menschen, „die für extremistische Ideologien empfänglich aber gesprächsbereit sind“.

Ein Instrument dafür ist die bereits angelaufene Initiative „#VerständigungOrte“ der EKD, die auch in der pfälzischen Landeskirche etabliert werden soll: Sie soll Räume für ehrlichen Dialog schaffen – „zum Reden und Zuhören, zum Entspannen verhärteter Fronten, um den Blick zu weiten. Für mehr Verständnis und gesellschaftlichen Zusammenhalt.“

Arbeitshilfe zum Umgang mit Rechtsextremismus am Beispiel der AfD

Ergänzend zur Erklärung erhielt die Landessynode den Entwurf einer Arbeitshilfe für Kirchengemeinden „zum kirchlichen Umgang mit Rechtsextremismus am Beispiel der AfD“ zur Information.

Die Vorlage knüpft an eine Broschüre der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck an, die feststellt: „Rechtsextremismus ist in Deutschland und in Europa zu einer massiven Bedrohung von Demokratie und Menschenwürde geworden.“

Die Arbeitshilfe erläutert, wie sich Positionen von extremen und populistischen Vereinigungen wie der AfD zum christlichen Glauben verhalten, vergleicht programmatische Aussagen mit Grundüberzeugungen des christlichen Glaubens und macht Widersprüche sichtbar. Sie dient als Orientierung und Argumentationshilfe - insbesondere im Hinblick auf die anstehenden Presbyteriumswahlen - und ermutigt Gemeinden, sich „im respektvollen Gespräch aktiv gegen Rechtsextremismus einzusetzen“ und zugleich Räume für Auseinandersetzung und Verständigung zu schaffen.

Die pfälzische Erklärung „Kirche und Extremismus“, die der Synode zum Beschluss vorlag, ist an die Erklärung der Landessynode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck angelehnt und formuliert eine klare Absage an Ausgrenzung und menschenverachtende Haltungen: „Wer Menschen aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Religion, Behinderung oder anderen Merkmalen abwertet und benachteiligt, widerspricht der Nächstenliebe als einem Kern christlicher Ethik.“

Die Erstellung der pfälzischen Erklärung haben Dekan Arne Dembek und Gregor Rehm, Friedensbeauftragter der Landeskirche, übernommen; Rehm fasste das Zusammenspiel von Erklärung und Arbeitshilfe so zusammen: Es gehe um „Orientierung, die nicht belehrt. Klarheit, die nicht ausgrenzt. Und Verantwortung, die aus dem Glauben erwächst – nicht aus Aktionismus, sondern aus dem Mut zur Unterscheidung.“

Erklärung der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz:

 

,,Prüft alles und behaltet das Gute" (1. Thessalonicher 5,21}

Als Christinnen und Christen sind wir besorgt über das Erstarken von Faschismus, Rassismus, Sexismus sowie Islamfeindlichkeit, Antijudaismus und Antisemitismus sowie das Wachsen extremistischer Parteien jeglicher Art, insbesondere rechtsextremistischer Parteien, in unserem Land. Darum erklären wir:

Als Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche} stehen wir ein für die unantastbare Würde jedes Menschen. Sie ist ein Geschenk Gottes, das allen Menschen gegeben ist. Unser Eintreten für Vielfalt, Toleranz und demokratische Werte liegt darin begründet.

Wir verbinden unsere Offenheit für Vielfalt mit einer klaren Absage an Ausgrenzung und menschenverachtende Haltungen:

Wer Menschen aufgrund von Herkunft, Geschlecht, sexueller Identität, Religion, Behinderung oder anderen Merkmalen abwertet und benachteiligt, widerspricht der Nächstenliebe als einem Kern christlicher Ethik.

Wir sind besorgt um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und werden daher noch intensiver das Gespräch mit denen suchen, die sich nicht mehr von den demokratischen Parteien und Institutionen vertreten fühlen.

Wir sind davon überzeugt, dass berufliche und ehrenamtliche Mitarbeit in der Evangelischen Kirche der Pfalz für diejenigen nicht möglich ist, die öffentlich durch Wort oder Tat den christlichen Werten und dem Auftrag der Kirche oder den Grundsätzen ihrer Ordnung widersprechen.

 

Hintergrund: Landessynode und Zukunftsprozess #kirche.mutig.machen

Die Landessynode ist das oberste beschlussfassende Gremium der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die 13. Landessynode tagt von 2021 bis 2026 und entscheidet unter anderem über Haushalt, Gesetze und grundlegende Weichenstellungen der Landeskirche.

Mit dem Zukunfts- und Beteiligungsprozess #kirche.mutig.machen setzt die Evangelische Kirche der Pfalz derzeit eine umfassende Struktur- und Prioritätenreform um. Im Mittelpunkt stehen der Auftrag, geistliches Leben vor Ort zu ermöglichen, Ehren- und Hauptamtliche zu entlasten sowie kirchliche Ressourcen auf die Bereiche zu konzentrieren, in denen Kirche für Menschen besonders spürbar wird. Die Erklärung „Kirche und Extremismus“ ist Teil dieses Prozesses, der Kirche in einer demokratischen Gesellschaft klar zu positionieren und Gemeinden in herausfordernden gesellschaftlichen Debatten zu stärken.

 

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news-4269 Sat, 22 Nov 2025 10:57:49 +0100 „Klimaschutz ist kein Modethema, sondern Teil unseres Auftrags“ /klimaschutz-ist-kein-modethema-sondern-teil-unseres-auftrags Klimaschutzbericht 2024: Energieverbrauch sinkt um ein Fünftel / Evangelische Kirche der Pfalz bleibt beim Ziel Klimaneutralität bis 2035 auf Kurs Speyer (lk). Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz hat am Samstag (22. November) den Klimaschutzbericht 2024 - Auffälligkeiten, Erfolge und Perspektiven beraten. Der Bericht weist für 2024 CO₂-Emissionen von 10.500 Tonnen und einen Gesamtenergieverbrauch von 43 Millionen Kilowattstunden für den Betrieb der kirchlich genutzten Gebäude aus - das entspricht dem durchschnittlichen Jahresverbrauch von rund 2.400 Haushalten in Deutschland. Gegenüber 2021 sind Gesamtenergieverbrauch und Treibhausgasemissionen um fast 20 Prozent gesunken; die Treibhausgasemissionen gingen nach einer Auswertung der Umweltbeauftragten im Vergleich zu 2021 um 19,5 Prozent zurück. Damit liegt die Landeskirche auf dem Zielpfad, bis 2035 die Emissionen im Gebäudebereich um 90 Prozent zu senken.

Oberkirchenrat Markus Jäckle machte in seiner Einführung die globale Dimension deutlich. In einem Rückblick auf eine Begegnung in Papua sagte er: „Klimaschutz ist keine optionale Zusatzaufgabe, sondern eine Überlebensfrage - global und ganz konkret.“ Als Industrienation trage Deutschland eine besondere Verantwortung, während die Hauptleidtragenden der Klimakrise oft Länder im globalen Süden seien - etwa Inselstaaten im Pazifik, „denen buchstäblich das Wasser bis zum Hals steht“. Klimakrise, Frieden und Migration gehörten untrennbar zusammen. „Wir haben alle nur diese eine Erde. Kein Ersatzplanet, keine ‚zweite Chance‘ an einem anderen Ort. Was wir dieser Erde antun, tun wir uns selbst und unseren Kindern an.“

Gleichzeitig betonte Jäckle die Fortschritte in der Pfalz: Beim Klimaschutz sei die Evangelische Kirche der Pfalz „bereits auf einem guten Weg“. Viele Maßnahmen - von der Modernisierung von Heizungen über Dämmung und Fenster-Erneuerung bis zum Ausbau der Photovoltaik - zeigten Wirkung. „Klimaschutz ist kein Modethema, sondern Teil unseres Auftrags“, so Jäckle. „Bewahrung der Schöpfung ist gelebte Nächstenliebe - gegenüber den Menschen heute und den kommenden Generationen.“ Und mit Blick auf die Arbeit der Umweltbeauftragten und vieler Ehrenamtlicher fügte er hinzu: „Ich möchte behaupten, es gibt kaum eine Landeskirche, in der so effektiv gearbeitet und mit so wenig Kapazität so viel heraus geholt wird!“

Energieverbrauch, Emissionen und Kosten im Überblick

Für rund 1.250 kirchlich genutzte Gebäude - von Kirchen über Gemeindehäuser und Pfarrhäuser bis zu Verwaltungsgebäuden und Kitas - weist der Bericht für 2024 einen Gesamtenergieverbrauch von 43 Millionen Kilowattstunden und Emissionen von 10.500 Tonnen CO₂-Äquivalent aus.

Die Energiekosten beliefen sich 2024 insgesamt auf circa 4,7 Millionen Euro (nur Arbeitspreise): Davon entfielen gut 0,3 Millionen Euro auf die Landeskirche, 2,2 Millionen Euro auf Kirchenbezirke und Gemeinden (ohne Kitas) und weitere knapp 2,2 Millionen Euro auf die 221 evangelischen Kindertagesstätten.

Beim Energiemix werden für fast drei Viertel des Gesamtenergieverbrauchs weiterhin die fossilen Energieträger Gas und Öl benötigt; der Bedarf an Strom und Wärme wurde zu 61 Prozent mit Erdgas und zu zehn Prozent mit Heizöl gedeckt.

Kitas als Schwerpunkt - Wärmepumpen und Photovoltaik als Hebel

Der Bericht zeigt: Über 40 Prozent der Gesamtemissionen entfallen auf den Betrieb der evangelischen Kindertagesstätten. Dort sind die Emissionen seit 2021 nur um 13 Prozent gesunken - weniger stark als in anderen Gebäudekategorien. Die Landeskirche sieht hier einen besonderen Schwerpunkt für künftige Maßnahmen, auch im Zusammenhang mit dem geplanten gemeinsamen Kita-Träger.

Als vordringliche Aufgabe wird die Umstellung der Heizungen auf erneuerbare Energieträger genannt. In dauerhaft beheizten Gebäuden kommen dafür vor allem Wärmepumpen in Frage, die im Betrieb mittlerweile oft günstiger sind als Gasheizungen. Jede Kilowattstunde weniger und jede Heizung, die von Gas oder Öl auf Erneuerbare umgestellt wird, entlastet sowohl das Klima als auch die kirchlichen Haushalte.

Positiv hervorgehoben wird der Ausbau der Sonnenstromproduktion: Dach-Photovoltaikanlagen an kirchlichen Gebäuden erzeugen inzwischen jährlich über 2 Millionen Kilowattstunden Strom. Dem steht ein Strombezug von unter 6 Millionen Kilowattstunden gegenüber.

Klimaschutz, Zukunftsprozess und geistlicher Auftrag

Der Klimaschutzbericht verknüpft die ökologische Transformation mit dem Zukunfts- und Beteiligungsprozess #kirche.mutig.machen: Größere Strukturen und professionelle Verwaltungen können helfen, Klimaschutz systematisch zu verankern - etwa beim Energiemanagement in Kitas, bei der Sanierung von Gebäuden oder bei der Umstellung der Heizsysteme. Zugleich bleibt es auf das Engagement vor Ort angewiesen - von Energiebeauftragten, Kirchengemeinden und vielen Ehrenamtlichen.

Klimaschutz ist, so die Botschaft des Berichts, nicht nur eine technische oder politische Frage, sondern Ausdruck des Glaubens: Die Welt ist Gottes Schöpfung; Bewahrung der Schöpfung und Verantwortung für verletzliche Menschen weltweit gehören untrennbar zusammen.

 

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news-4268 Sat, 22 Nov 2025 10:27:36 +0100 Weg für gemeinsame Kirchenverwaltung und Kita-Träger frei /weg-fuer-gemeinsame-kirchenverwaltung-und-kita-traeger-frei Entwürfe für Verwaltungsreform und neues Trägermodell gehen ins Beteiligungsverfahren Speyer (lk). Am Samstag (22. November) hat die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz zwei weitere große Bausteine der Strukturreform beraten: den Entwurf eines Kirchenverwaltungsgesetzes (KiVwaG) und den Entwurf eines Kirchlichen Kitaträgergesetzes (KitaTrG). Die Synodalen nahmen beide Entwürfe entgegen und beschlossen, das vor einer abschließenden Entscheidung gebotene Beteiligungsverfahren einzuleiten.

Gemeinsame Kirchenverwaltung: Verwaltung bündeln, Standards sichern

Mit dem Kirchenverwaltungsgesetz (KiVwaG) soll bei der Evangelischen Kirche der Pfalz eine gemeinsame Kirchenverwaltung errichtet werden. Sie wird als rechtlich unselbstständige Einrichtung der Landeskirche geführt.

Die gemeinsame Kirchenverwaltung übernimmt – soweit nicht ausdrücklich anderes geregelt ist – die kirchlichen Verwaltungsaufgaben der Landeskirche, des Diakonischen Werks, der gesamtkirchlichen Arbeit und eines Teils der Verwaltungsämter. Das Gesetz sieht einen Anschluss- und Benutzungszwang für einen Pflichtkatalog von Aufgaben vor (insbesondere Finanz- und Personalverwaltung); weitere Aufgaben können übertragen werden. Damit sollen Doppelstrukturen abgebaut, fachliche Standards gesichert und die Rechtssicherheit erhöht und am Ende eine schlanke Verwaltung geschaffen werden.

Die gemeinsame Kirchenverwaltung kann zur Wahrnehmung ihrer Aufgaben bis zu vier Regionalstellen im Gebiet der Landeskirche unterhalten. Für die Verwaltungsaufgaben des künftigen gemeinsamen Kita-Trägers ist sie ausdrücklich nicht zuständig, damit beide Reformstränge klar voneinander getrennt bleiben.

Gemeinsamer Kita-Träger: einheitliche Verantwortung für alle protestantischen Kitas

Das Kirchliche Kitaträgergesetz (KitaTrG) schafft einen gemeinsamen kirchlichen Träger für alle protestantischen Kindertageseinrichtungen im Gebiet der Landeskirche. Der Träger wird als rechtlich unselbstständige Einrichtung der Evangelischen Kirche der Pfalz organisiert, arbeitet aber mit eigener kaufmännischer Haushalts- und Rechnungsführung; sein Vermögen wird als Sondervermögen gesondert bilanziert.

Der gemeinsame Kita-Träger ist Rechtsnachfolger der bisherigen protestantischen Kita-Träger, übernimmt deren Aufgaben und tritt in alle Rechte und Pflichten ein. Er nimmt künftig alle Aufgaben der Betriebs- und Gebäudeträgerschaft sowie der Verwaltung der protestantischen Kitas wahr. Mit Errichtung des Trägers geht die Trägerschaft der Kitas von den bisherigen Trägern auf ihn über; eine weitere Übertragung dieser Aufgaben auf andere Träger ist ausgeschlossen.

Das Gesetz sieht vor, dass der gemeinsame Kita-Träger insgesamt bis zu vier Regionalstellen einrichten kann. Das Vermögen und die Betriebsmittel der bisherigen Kita-Verbünde gehen auf das Sondervermögen des gemeinsamen Trägers über; ebenso das auf die Kita-Gebäude entfallende zweckbestimmte Vermögen. Die Kitas bleiben ausdrücklich kirchliche Orte mit Anbindung an Gemeinden und Regionen.

Beteiligungsverfahren und weiterer Weg

Mit den heutigen Beschlüssen starten für beide Entwürfe die Beteiligungsverfahren: Die Unterlagen werden den Presbyterien, Bezirkssynoden sowie den landeskirchlichen Interessenvertretungen der Beschäftigten zugeleitet. Sie können Stellungnahmen, Bedenken und Änderungsvorschläge einbringen. Auf Grundlage dieser Rückmeldungen sollen die Entwürfe überarbeitet und einer späteren Landessynode zur endgültigen Entscheidung vorgelegt werden.

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news-4267 Fri, 21 Nov 2025 16:34:39 +0100 Synode gibt Entwurf zur Kirchenbezirksreform frei /synode-gibt-entwurf-zur-kirchenbezirksreform-frei Vier große Kirchenbezirke sollen ab 2029 Ressourcen bündeln Speyer (lk). Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz hat am Freitag (21. November) dem Entwurf eines Gesetzes zur Kirchenbezirksreform einstimmig zugestimmt und das vorgeschriebene Beteiligungsverfahren eröffnet.

Der Entwurf sieht vor, die derzeit 15 Kirchenbezirke zum 1. Januar 2029 zu vier großen Kirchenbezirken zusammenzufassen. Vorgesehen sind Einheiten aus den Bezirken Homburg/Pirmasens/Zweibrücken, An Alsenz und Lauter/Donnersberg/Kaiserslautern/Kusel, Frankenthal/Germersheim/Ludwigshafen/Speyer sowie Bad Bergzabern/Bad Dürkheim-Grünstadt/Landau/Neustadt. Ziel ist es, Verwaltung zu straffen, Doppelstrukturen abzubauen und Kräfte für Seelsorge, Bildung, Diakonie und missionarische Arbeit vor Ort zu bündeln und damit Freiräume zu schaffen.

Die künftigen Kirchenbezirke sollen jeweils rund 75.000 Gemeindeglieder umfassen und als starke regionale Ebenen die Gemeinden und Regioteams unterstützen und deren Miteinander koordinieren.

Für die neuen Großbezirke ab 2029 gibt es eine einmalige „Startregelung“: Die ersten Dekan*innen (und ihre Stellvertretungen) werden für sieben Jahre direkt von der Kirchenregierung berufen, damit die neuen Bezirke zum Stichtag handlungsfähig sind – danach greifen die allgemeinen Regelungen der Kirchenverfassung.

Mit der Zustimmung zum Entwurf beginnt nun das Beteiligungsverfahren: Die Unterlagen werden den Presbyterien, Bezirkssynoden sowie den Interessenvertretungen der Beschäftigten zugeleitet, die Stellungnahmen und Änderungsvorschläge abgeben können. Auf dieser Grundlage soll der Entwurf überarbeitet und einer späteren Synode zur endgültigen Beschlussfassung vorgelegt werden.

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news-4266 Fri, 21 Nov 2025 16:14:51 +0100 Leitungsstrukturen neu geordnet /leitungsstrukturen-neu-geordnet Entwurf zur Änderung der Kirchenverfassung geht ins Beteiligungsverfahren Landessynode berät künftige Rollen von Bezirkskirchengemeinden und Ortskirchengemeinden

Speyer (lk). Am zweiten Tag ihrer Herbsttagung (Freitag, 21. November) hat die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz schwerpunktmäßig über die künftigen Leitungs- und Verantwortungsstrukturen der Landeskirche beraten. Im Mittelpunkt stand der Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Kirchenverfassung  auf dem Hintergrund der im Frühjahr beschlossenen Eckpunktepapiere. Die Synodalen nahmen den Entwurf entgegen und beschlossen, das vor einer abschließenden Entscheidung gebotene Beteiligungsverfahren einzuleiten. Oberkirchenrätin Bettina Wilhelm ordnete den Verfassungsentwurf in den größeren Zusammenhang des Zukunftsprozesses ein:

„Es geht im gesamten Prozess um eine Umverteilung von Verantwortung, damit wir auch zukünftig bei den dann noch vorhandenen Finanzmitteln und mit den dann noch zur Verfügung stehenden Personen im Haupt- und Ehrenamt noch Kirche sein können.“

Kontroverse Diskussion

Die Beratungen verliefen der Tragweite des Themas entsprechend lebhaft und kontrovers. Die mehrstündige Debatte entzündete sich vor allem am Körperschaftsstatus der Kirchengemeinden. Synodalpräsident Hermann Lorenz erinnerte in der Aussprache daran, dass die Synodalen mit ihren Entscheidungen „Verantwortung für die ganze Kirche tragen“. Mit 43 Ja-Stimmen, 7 Nein-Stimmen und 3 Enthaltungen nahm die Synode den Entwurf an und schickte ihn auf den Weg ins Beteiligungsverfahren.

Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Kirchenverfassung

Mit dem Entwurf wird die Kirchenverfassung grundlegend neu gefasst. Ziel ist es, die Leitungs- und Verantwortungsstrukturen der Evangelischen Kirche der Pfalz an die im Prio-Prozess beschlossene künftige Gestalt mit größeren Kirchenbezirken („Bezirkskirchengemeinden“), regional arbeitenden Regioteams und vielfältigen Gemeindeformen anzupassen und die Rolle der Ortskirchengemeinden klar zu definieren. Künftig sollen nur noch die Landeskirche und die neu zugeschnittenen Kirchenbezirke Körperschaften des öffentlichen Rechts sein - mit voller staatlicher Rechtsfähigkeit, eigener Haushaltsführung, Dienstherrenfunktion und Steuererhebungsrecht. Die Ortskirchengemeinden werden zu Körperschaften kirchlichen Rechts: Sie behalten Namen, Profil, Leitungsgremium, bestimmte Rechte und ein eigenes Budget, werden aber von vielen Verwaltungs-, Finanz- und Rechtsaufgaben entlastet.

Hintergrund ist, dass der bisherige Körperschaftsstatus für die knapp 400 Gemeinden zwar Rechte, zugleich aber eine kaum noch leistbare Fülle von Pflichten in Haushaltsführung, Personal- und Gebäude­verantwortung mit sich bringt; durch die Konzentration der vollen Rechtsfähigkeit auf wenige größere Einheiten können Verwaltung gestrafft, Doppelstrukturen abgebaut und Ehren- wie Hauptamtliche vor Ort spürbar entlastet werden.

Ortskirchengemeinden: entlastet, aber weiter verantwortlich vor Ort

Die Ortskirchengemeinde wird im Entwurf als Körperschaft kirchlichen Rechts beschrieben. Sie ordnet und verwaltet ihre Angelegenheiten auf dem innerkirchlichen Gebiet selbstständig im Rahmen der kirchlichen Ordnung und wird durch den Ortskirchengemeinderat vertreten. Für den außerkirchlichen Rechtsverkehr erhält sie eine gesetzliche Vollmacht, die es erlaubt, im Rahmen ihres Aufgabenbereichs und Budgets für die Bezirkskirchengemeinde zu handeln.

Die im Haushaltsplan der Bezirkskirchengemeinde für eine Ortskirchengemeinde bestimmten Mittel werden als Budget ausgewiesen und von der Ortskirchengemeinde eigenverantwortlich bewirtschaftet. Spenden und letztwillige Verfügungen zugunsten einer Ortskirchengemeinde sowie Erträge aus zweckgebundenem Vermögen sind diesem Budget zuzuordnen. Auch Einnahmen aus gemeindlichen Veranstaltungen sollen diesem Budget zugeführt werden.

Der Ortskirchengemeinderat leitet die Ortskirchengemeinde und trägt Verantwortung für Verkündigung, Seelsorge, Bildung, Diakonie und Mission vor Ort. Die Amtszeit beträgt sechs Jahre.

Bezirkskirchengemeinden als Körperschaften des öffentlichen Rechts

Mehrere Ortskirchengemeinden bilden künftig eine Bezirkskirchengemeinde, die als Körperschaft des öffentlichen Rechts ausgestaltet ist. Sie kann in bis zu sieben Regionen gegliedert werden. Organe der Bezirkskirchengemeinde sind Bezirkssynode, Bezirkskirchenrat sowie Dekanin oder Dekan mit ihren Stellvertretungen; sie leiten gemeinsam die Bezirkskirchengemeinde. Der Bezirkskirchenrat vertritt die Bezirkskirchengemeinde gerichtlich und außergerichtlich.

Die Bezirkssynode setzt sich aus gewählten, berufenen und geborenen Mitgliedern zusammen. Die Zahl der nicht beruflich in der Landeskirche Tätigen soll doppelt so hoch sein wie die der beruflich Tätigen; mindestens die Hälfte der beruflich Tätigen sind Geistliche. Auf Ebene der Bezirkssynoden sind beratende oder beschließende Ausschüsse denkbar, die eine hinreichende Repräsentanz regionaler Perspektiven gewährleisten.

So geht es jetzt weiter

Im nächsten Schritt werden die Entwurfsunterlagen den Presbyterien, Bezirkssynoden sowie den Interessenvertretungen der Beschäftigten zugeleitet. Diese können Rückmeldungen geben und Änderungsvorschläge machen. Eine endgültige Verfassungsänderung ist erst nach Auswertung dieser Rückmeldungen auf der Frühjahrssynode 2027 möglich.

Das Projektbüro des Zukunftsprozesses #kirche.mutig.machen bietet im nächsten Jahr zahlreiche Workshops und Veranstaltungen für Haupt- und ehrenamtlichen Mitglieder an, um über die anstehenden Reformen zu diskutieren, Stellungnahmen zum Verfassungsentwurf einzuholen sowie zukünftige Formen der Zusammenarbeit in den Gemeinden zu entwickeln. Informationen und Termine gibt es ab Januar 2026 auf der Website der Landeskirche evkirchepfalz.de

Hintergrund: Strukturreform im Zukunftsprozess #kirche.mutig.machen

Der Entwurf zur Änderung der Kirchenverfassung ist Teil der im Zukunftsprozess #kirche.mutig.machen angestoßenen Strukturreformen. Neben der Verfassungsänderung liegen Entwürfe für ein Kirchenbezirksreformgesetz, ein Kirchenverwaltungsgesetz und ein Kirchliches Kitaträgergesetz vor, die in eigenen Tagesordnungspunkten beraten werden. Ziel ist es, Aufgaben und Verantwortung zwischen Landeskirche, Bezirkskirchengemeinden und Ortskirchengemeinden neu zu ordnen, Verwaltungsstrukturen zu vereinfachen und Haupt- wie Ehrenamtliche zu entlasten.

Hintergrund: Landessynode

Es ist die zehnte Tagung der 13. Landessynode, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist als kirchliche Volksvertretung das oberste beschlussfassende Gremium der Landeskirche. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen. Ihr gehören 57 Mitglieder an.

 

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news-4265 Thu, 20 Nov 2025 17:05:08 +0100 Neue weltliche Oberkirchenrätin gewählt /neue-weltliche-oberkirchenraetin-gewaehlt Juliane Danz übernimmt Dezernat Finanzen, Verwaltung und Bauen Speyer (lk). Nachdem die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz am Vormittag mit einem Gottesdienst unter dem Motto „Wunderbar gemacht“ und der Vorstellung des Prozessdesigns für den Zukunfts- und Beteiligungsprozess #kirche.mutig.machen in ihre Herbsttagung gestartet war, stand am Nachmittag die Wahl einer weltlichen Oberkirchenrätin auf der Tagesordnung. Die Synodalen wählten Juliane Danz (Weisenheim am Sand) zur Nachfolgerin von Oberkirchenrätin Karin Kessel, die in den Ruhestand geht.

Danz übernimmt im Landeskirchenrat das Dezernat für Finanzen, Verwaltung und Bauen. Oberkirchenrätinnen und Oberkirchenräte werden in der Pfälzischen Landeskirche auf die Dauer von sieben Jahren gewählt, Wiederwahl ist möglich. Sie leiten die einzelnen Dezernate des Landeskirchenrats, der obersten Behörde der Landeskirche. Den Vorsitz im Kollegium führt die Kirchenpräsidentin beziehungsweise der Kirchenpräsident.

Die Evangelische Kirche der Pfalz sei für sie „meine Landeskirche“, betont die künftige Dezernentin. Nach beruflichen Stationen im Finanzbereich verschiedener öffentlicher Verwaltungen -zuletzt als Abteilungsleiterin für die Stadt Mannheim - reizt es sie, „über Stadtgrenzen hinaus landes(kirchen)weit zu wirken und meine Kirche -im Bereich Finanzen und Bauen -professionell, mutig und mit Herz durch den anstehenden Transformationsprozess zu navigieren.“

Mit Blick auf den Priorisierungsprozess verbindet Danz mit ihrem Amtsantritt eine klare Erwartung: „Ich verbinde damit die Erwartung an mich selbst, mein gesamtes fachliches und berufspraktisches Wissen einzusetzen, um konkrete Innovationspotentiale im Bereich Finanzen und Bauen zu heben. Mein Ziel ist, eine moderne und dienstleistungsorientierte Verwaltungsarchitektur zu schaffen, die sowohl Kirchenmitgliedern als auch Mitarbeitenden zugutekommt.“

Als gläubige Christin treibe sie die Hoffnung an, „dass die Transformation ein Aufbruch in ein neues ‚Zeitalter von Kirche‘ sein kann“. Sie brenne darauf, diesen Wandel aktiv mitzugestalten: „in meiner Rolle als Dezernentin, als Botschafterin und als ‚Sinnfluencerin‘ für unsere Kirche.“

Nach der Wahl zeigte sich Danz dankbar für das Vertrauen der Synode: „Ich bin überwältigt von dem meiner Person entgegengebrachten ‚Vorschuss-Vertrauen‘. Ich kann es kaum erwarten, tatkräftig anzupacken. Für mich ist das Dezernat Finanzen und Bauen sinnbildlich der ‚Maschinenraum‘ unseres Transformationsprozesses, in dem die Weichen für die Zukunft gestellt werden.“ Die Tatsache, „dass wir mit unseren innovativen Planungen im Zuge des Prioprozesses teilweise Pionierarbeit im ‚kirchlichen Deutschland‘ leisten“, werde oft als Herausforderung gesehen. „Ich sehe es als große Chance der Erneuerung. Wir wollen damit nicht nur unsere Ausgaben signifikant reduzieren, sondern auch Raum für Neues schaffen, um Gläubige noch nahbarer anzusprechen. Ich bin bereit, mich in den kommenden sieben Jahren an den konkreten Wirkungen und Ergebnissen meiner Arbeit für die Landeskirche messen zu lassen.“

Danz ist 38 Jahre alt, Diplom-Finanzwirtin mit einem Master of Laws und Steuerberaterexamen. Seit 2018 arbeitet sie bei der Stadt Mannheim im Fachbereich Finanzen, seit 2021 verantwortet sie dort die Abteilung Stadtkasse und Steuern. Sie lebt mit ihrer Familie in Weisenheim am Sand und engagiert sich in ihrer Freizeit im örtlichen Sportverein.

Hintergrund

Synode: Es ist die zehnte Tagung der 13. Landessynode, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist als kirchliche Volksvertretung das oberste beschlussfassende Gremium der Evangelischen Kirche der Pfalz. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an.

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news-4264 Thu, 20 Nov 2025 11:19:17 +0100 "Wunderbar gemacht" /wunderbar-gemacht Landessynode eröffnet Herbsttagung mit Gottesdienst und Zukunftsprozess Die 13. Landessynode tagt vom 20. bis 22. November 2025 zum zehnten Mal.

Speyer (lk). Mit einem Gottesdienst unter dem Motto „Wunderbar gemacht“ hat die 13. Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) heute (Donnerstag, 20. November) ihre Herbsttagung in der Eventhalle „Hangar 10“ im Technik Museum Speyer eröffnet. Den Gottesdienst mit Abendmahl gestaltete Pfarrerin Kira Seel gemeinsam mit der AG kreuz & queer. Der 20. November ist der internationale Transgender Day of Remembrance, der an Gewalt gegen geschlechterdiverse Menschen erinnert und ihre Situation in den Blick nimmt.

In ihrer Predigt nahm Seel Stimmen von transidenten Menschen auf, die von ihren Erfahrungen erzählen. Sie machte deutlich, dass Kirche noch kein sicherer Ort für queere Menschen ist. So haben queere Jugendliche, die christlich sozialisiert sind, ein deutlich höheres Suizidrisiko; das sei, so Seel, „ein Schrei, der aus unseren eigenen Reihen kommt. Wir können nicht mehr so tun, als hörten wir ihn nicht.“ Von dem Psalmwort „Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke - das erkennt meine Seele“ her spannte sie den Bogen zur Synodenarbeit: In diesen Tagen entscheide die Kirche über ihre Zukunft - „und damit auch darüber, ob Menschen wie die, an die wir heute denken, in dieser Zukunft einen Platz haben werden“. Ihr Appell: „wenn Gott uns wunderbar gemacht hat - dann ist unsere Aufgabe nicht, das Wunder wegzuerklären, sondern es zu sehen und es zu schützen.“

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst knüpfte an den Eröffnungsgottesdienst an und betonte, dass der Weg der Kirche in die Zukunft nur gemeinsam gegangen werden könne - mit wachem Blick für sehr unterschiedliche Lebenssituationen und Erfahrungen. Die Rückmeldungen aus Gemeinden, Bezirken und Arbeitsfeldern der vergangenen Monate zeigten, wie eng viele Menschen mit „ihrer“ Kirche verbunden seien und wie sehr sie sich um deren Zukunft sorgten. Zugleich erinnerte Wüst daran, dass sich kirchliches Leben nicht auf die Ortsgemeinden beschränkt, sondern auch in Bildung, Diakonie, Seelsorge, Medienarbeit und an den Schnittstellen zu Politik und Gesellschaft stattfindet. In ihrer Einbringungsrede fasste sie dies so zusammen:

„Wir sind Kirche in den Gemeinden, aber wir sind nicht nur Kirche in den Gemeinden.“

Mit Blick auf zum Teil kontroverse Debatten im Vorfeld der Synode warb Wüst für eine Kultur des respektvollen Streitens. Die emotional geführten Diskussionen seien Ausdruck von großer Verbundenheit und ernsthafter Sorge, die man nicht abwerten dürfe. Entscheidend sei, im Gespräch zu bleiben, Informationsbedürfnisse ernst zu nehmen und unterschiedliche Perspektiven auszuhalten, ohne sich gegenseitig zu beschädigen. „Das ist gute protestantische Kultur“, sagte Wüst.

Prozessdesign #kirche.mutig.machen vorgestellt

Im Anschluss stellte die Kirchenpräsidentin gemeinsam mit dem Projektteam das neue Prozessdesign des Zukunfts- und Beteiligungsprozesses #kirche.mutig.machen vor. Auf der Grundlage der Eckpunkte-Beschlüsse der Frühjahrssynode 2025 markiert es den Übergang von einer konzeptionellen Phase in eine strukturierte Umsetzungsphase. Der Prozess verbindet rechtliche und strukturelle Anpassungen - etwa die geplanten Änderungen der Kirchenverfassung, die Kirchenbezirksreform, das Kirchenverwaltungsgesetz und das Kirchliche Kitaträgergesetz - mit Fragen nach Formen der Zusammenarbeit, gesamtkirchlichen Aufgaben und einer Kultur des Miteinanders.

Das Prozessdesign beschreibt, wie die verschiedenen Ebenen der Landeskirche zusammenwirken:

  • die Landessynode als Auftraggeberin und letztverantwortliches Gremium,
  • eine Steuerungsgruppe aus Kirchenregierung und einem Mitglied des Synodalpräsidiums,
  • ein Projektteam aus den Mitgliedern des Kollegiums des Landeskirchenrats,
  • Koordinierungs- und Themengruppen, in denen Synodale, Fachleute und Mitarbeitende gemeinsam an Lösungen arbeiten. Dadurch ist die breite Beteiligung von Ehrenamtlichen aus allen Bereichen der Landeskirche gesichert.
  • Ein zentral angebundenes Projektbüro, das den Überblick über den Gesamtprozess behält und Schnittstellen koordiniert.

Dabei wird das Prozessdesign bewusst mit bereits laufenden „Umsetzungsprojekten“ verzahnt, in denen Beschlüsse aus der Frühjahrssynode 2025 - zum Beispiel im Bildungsbereich, in der Seelsorge oder in der Zusammenarbeit mit anderen Landeskirchen - konkret umgesetzt werden. Das zentrale Projektbüro sorgt dafür, dass beide Stränge - Strukturreformen und Umsetzungsprojekte - aufeinander bezogen bleiben und Informationen transparent fließen.

Blick in die Geschichte der presbyterial-synodalen Ordnung

Ergänzend zum Blick nach vorn zeigte ein Vortrag von Prof. Dr. Hellmut Zschoch, wie sich das presbyterial-synodale Leitungsprinzip seit der Reformation immer wieder verändert hat und bis heute dafür steht, dass Leitung gemeinsam durch Presbyterien und Synoden geschieht und Verantwortung auf mehreren Ebenen geteilt wird - ein historischer Horizont für die jetzt anstehenden Strukturentscheidungen der Synode.

Wie es am ersten Synodentag weitergeht

Nach der Einführung in #kirche.mutig.machen und dem Vortrag zur presbyterial-synodalen Ordnung steht am Nachmittag die Wahl einer weltlichen Oberkirchenrätin auf der Tagesordnung. Sie soll die Nachfolge von Oberkirchenrätin Karin Kessel im Landeskirchenrat antreten. Außerdem beginnen die Synodalen mit ersten Beratungen zu den Gesetzesentwürfen, die in den kommenden Tagen im Mittelpunkt stehen werden.

Hintergrund: Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz

Es ist die zehnte Tagung der 13. Landessynode, die für die Amtsperiode 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode ist die kirchliche Volksvertretung der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche). Sie hat die Kirchengewalt inne und trifft grundlegende Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Fragen der Landeskirche.

Die Herbsttagung 2025 findet in der Eventhalle „Hangar 10“ im Technik Museum Speyer statt und wird im Livestream übertragen unter: www.youtube.com/@evkirchepfalz.

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news-4261 Tue, 18 Nov 2025 13:13:51 +0100 Strukturreformen, Wahl, Klimaschutz - ​​​​​​​Landessynode trifft sich zur Herbsttagung /strukturreformen-wahl-klimaschutz-landessynode-trifft-sich-zur-herbsttagung Die 13. Landessynode tagt vom 20. bis 22. November 2025 zum zehnten Mal Speyer (lk). Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz kommt vom 20. bis 22. November zu ihrer Herbsttagung in der Eventhalle „Hangar 10“ im Technik Museum Speyer zusammen. Im Mittelpunkt der Beratungen stehen zentrale Gesetzesvorhaben im Rahmen des Zukunfts- und Priorisierungsprozesses („Prio-Prozess“) sowie die Wahl einer weltlichen Oberkirchenrätin als Nachfolgerin von Oberkirchenrätin Karin Kessel.

Mit der Herbsttagung werden noch keine strukturverändernden Gesetze beschlossen. Die Synode beginnt vielmehr den Weg des kirchlichen Gesetzgebungsverfahrens: Sie nimmt die Entwürfe entgegen und beschließt, das vor einer abschließenden Entscheidung gebotene Beteiligungsverfahren einzuleiten. Presbyterien, Bezirkssynoden sowie Interessenvertretungen der Beschäftigten erhalten so Gelegenheit, Stellung zu nehmen.

Kursbestimmungen im Prio-Prozess – Start des Gesetzgebungsverfahrens

Mit einer ganzen Reihe von Entwürfen zu Kirchengesetzen setzt die Synode die im Frühjahr 2025 beratenen Eckpunkte des Prio-Prozesses in eine neue Umsetzungsphase unter dem Titel #kirche.mutig.machen um. Die damals beschlossenen Eckpunkte sollen nun im Verlauf der nächsten Synodaltagungen bis Frühjahr 2027 in rechtlich verbindliche Regelungen und tragfähige Konzepte überführt werden.

Auf der Tagesordnung stehen unter anderem:

  • Entwurf eines Gesetzes zur Änderung der Kirchenverfassung:
  • Die Kirchenverfassung wird umfassend überarbeitet. Ziel ist, die Leitungs- und Verantwortungsstrukturen der Kirche an die zukünftige Gestalt mit größeren Kirchenbezirken, regional arbeitenden Teams („Regioteams“) und vielfältigen Gemeindeformen anzupassen und die Rolle der Ortskirchengemeinden klar zu definieren.
  • Entwurf eines Gesetzes zur Kirchenbezirksreform (KiBRG):
  • Der Entwurf sieht vor, die derzeitigen Kirchenbezirke zu vier größeren Kirchenbezirken zusammenzuführen – mit einem Starttermin zum 1. Januar 2029. Ziel ist es, Leitung zu bündeln, Verwaltung zu vereinfachen und Ressourcen gerechter zu verteilen, ohne die Präsenz der Kirche in der Fläche aufzugeben.
  • Entwurf eines Kirchlichen Kitaträgergesetzes:
  • Alle protestantischen Kindertagesstätten im Gebiet der Landeskirche sollen langfristig unter einem gemeinsamen kirchlichen Träger zusammengeführt werden. Der neue Träger wird als unselbständige Einrichtung der Landeskirche mit eigener Wirtschaftsführung organisiert und übernimmt Schritt für Schritt die bisherige Trägerschaft der Gemeinden und Bezirke – mit einem zeitlichen Errichtungsziel spätestens 2030. Ziel ist eine dauerhaft verlässliche, professionelle Trägerstruktur bei gleichzeitiger Verankerung in den Gemeinden.
  • Entwurf eines Kirchenverwaltungsgesetzes (gemeinsame Kirchenverwaltung):
  • Verwaltungsaufgaben von Landeskirche, Kirchenbezirken und Kirchengemeinden sollen in einer gemeinsamen Kirchenverwaltung gebündelt werden. So sollen Standards vereinheitlicht und Ehren- wie Hauptamtliche vor Ort spürbar entlastet werden.

Für die genannten Vorlagen gilt: Die Landessynode nimmt die Entwürfe entgegen und beschließt jeweils, das kirchliche Beteiligungsverfahren zu starten. Erst nach Auswertung der Rückmeldungen aus Gemeinden, Kirchenbezirken und Interessenvertretungen können in späteren Tagungen abschließende Entscheidungen über die Gesetze getroffen werden.

Ziel der Reformen ist es, Strukturen zu vereinfachen, Verwaltung zu bündeln und Haupt- und Ehrenamtliche zu entlasten – damit mehr Zeit für Seelsorge, Verkündigung und Gemeindeleben bleibt.

Wahl einer weltlichen Oberkirchenrätin

Ein weiterer Schwerpunkt der Tagung ist die Wahl einer weltlichen Oberkirchenrätin als Nachfolgerin von Oberkirchenrätin Karin Kessel. Zuvor stellen sich die Kandidatinnen der Landessynode vor; auf Antrag ist eine Personaldebatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit möglich.

Das Aufgabengebiet umfasst das gesamte Finanz-, Verwaltungs- und Bauwesen der Landeskirche. Oberkirchenrätinnen und Oberkirchenräte werden in der Pfälzischen Landeskirche auf die Dauer von sieben Jahren gewählt, Wiederwahl ist möglich. Sie leiten die einzelnen Dezernate des Landeskirchenrates, der obersten Behörde der Landeskirche. Den Vorsitz im Kollegium führt die Kirchenpräsidentin beziehungsweise der Kirchenpräsident.

Klimaschutz und Umgang mit Extremismus im Blick

Mit dem Klimaschutzbericht 2024 – Auffälligkeiten, Erfolge und Perspektiven zieht die Landeskirche eine Bilanz ihrer bisherigen Klimaschutzbemühungen. Die Synode berät darüber, welche nächsten Schritte nötig sind – etwa der zügige Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme und weitere Effizienzmaßnahmen.

Unter der Überschrift „Kirche und Extremismus“ diskutieren die Synodalen, wie sich die Evangelische Kirche der Pfalz klar gegenüber extremistischen Haltungen positioniert, demokratische Kultur stärkt und Gemeinden im Umgang mit extremistischen Positionen unterstützt. Die Vorlage beleuchtet unterschiedliche Erscheinungsformen von Extremismus, fragt nach möglichen Berührungspunkten im kirchlichen Alltag und formuliert Empfehlungen für Bildungsarbeit, kirchliche Stellungnahmen und den Umgang mit entsprechenden Vorfällen.

#kirche.mutig.machen – der Zukunfts- und Beteiligungsprozess

Die Tagung beginnt am Donnerstag, 20. November, um 9 Uhr mit einem Gottesdienst mit Abendmahl in der Eventhalle „Hangar 10“ im Technik Museum Speyer. Im Anschluss stellt Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst gemeinsam mit dem Projektteam das neue Prozessdesign des Zukunfts- und Beteiligungsprozesses #kirche.mutig.machen vor.

Nach den Eckpunkt-Beschlüssen der Synode im Mai 2025 markiert #kirche.mutig.machen den Übergang von der konzeptionellen in eine strukturierte Umsetzungsphase. Der Prozess verbindet „harte Faktoren“ – also rechtliche und strukturelle Anpassungen wie Verfassungsänderung, Kirchenbezirksreform, Kita-Träger- und Kirchenverwaltungsgesetz – mit „weichen Faktoren“ wie der Entwicklung neuer Formen des Zusammenarbeitens, der gesamtkirchlichen Arbeit und Fragen der Kulturveränderung. Die Landessynode versteht sich dabei ausdrücklich als „lernende Synode“, die Zwischenstände aufnimmt, Rückmeldungen aus den Gemeinden einholt und auf dieser Basis Entscheidungen vorbereitet.

Ein Vortrag von Prof. Dr. Hellmut Zschoch zur „presbyterial-synodalen“ Kirchenordnung im geschichtlichen Wandel nimmt ergänzend in den Blick, wie sich Leitung und Teilhabe in der Kirche entwickelt haben und welche Impulse sich daraus für die anstehenden Entscheidungen ergeben.

Die Tagung der Landessynode ist öffentlich und wird im Livestream übertragen:
www.youtube.com/@evkirchepfalz

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news-4260 Tue, 18 Nov 2025 12:05:26 +0100 Landeskirche startet weiteren Podcast /landeskirche-startet-weiteren-podcast Alle zwei Wochen werden sich Dejan Vilov und Gregor Rehm über aktuelle Themen den Frieden betreffend unterhalten. "Dejan und Gregor. Fragen nach Frieden" ist der Titel des Podcasts, den die Evangelische Kirche der Pfalz zum 21. November startet.

Vilov ist der evangelische Beauftragte für den privaten Rundfunk in Rheinland-Pfalz. Rehm ist Friedensbeauftragter der Landeskirche in der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt.

"Wir denken, dass Frieden bzw. dessen Abwesenheit ein Thema ist, das die Menschen aktuell besonders beschäftigt", erklärt Dejan Vilov die thematische Ausrichtung des Podcasts und ergänzt: „Wenn es uns gelingt, Menschen zu zeigen, dass sie nicht alleine sind mit ihren Sorgen diesbezüglich und ihnen den einen oder anderen Gedanken als Hoffnungsschimmer mitgeben können – dann haben wir das erreicht, was wir wollen.“

Dabei geht es Vilov und Rehm gerade nicht darum, einfache Antworten zu den behandelten Themen zu liefern. „Polarisierte Antworten hören und lesen wir bereits genug“, sagt Rehm, bezweifelt aber, dass das gut ist. „Diese Art von Antworten kann in ihrer Kürze und Vereinfachung den komplexen Problemstellungen meistens nicht gerecht werden.“ So erkläre sich laut Rehm auch der Titel des Podcast. „Wir denken: Besser versuchen, richtige Fragen zu stellen als schlechte Antworten zu geben“

Die ca. 30 Minuten langen Episoden des Podcasts sind grob in drei Rubriken unterteilt. Erstens geht es um „Fragen nach drinnen“ – dabei sprechen Vilov und Rehm darüber, was das behandelte Thema in ihnen persönlich auslöst, welche Fragen es aufwirft und wie sie jeweils damit umgehen. Im zweiten - „Fragen nach dazwischen“ genannten - Schritt geht es dann um die Auswirkungen des Themas auf unser Zusammenleben in Gesellschaft, Kirche oder als Weltgemeinschaft. Schließlich beziehen Vilov und Rehm in der dritten Rubrik, überschrieben mit „Fragen nach drumrum“ auch die Aspekte Glaube und Spiritualität in ihre Überlegungen ein und fragen beispielsweise: „Wie lässt sich angesichts all der Gewalt noch an einen liebenden Gott glauben?".

Zu hören ist der Podcast über die Plattformen Spotify, Apple Podcasts, Deezer sowie Podcast.de.

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news-4259 Tue, 11 Nov 2025 10:00:00 +0100 Dr. Thomas Bergholz wird neuer Beauftragter der Kirchen im Saarland /dr-thomas-bergholz-wird-neuer-beauftragter-der-kirchen-im-saarland Pfarrer tritt am 1. Mai 2026 die Nachfolge von Frank-Matthias Hofmann an. Düsseldorf/Saarbrücken. Die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland hat Pfarrer Dr. Thomas Bergholz (59) zum Beauftragten der Evangelischen Kirchen im Saarland am Sitz der Landesregierung in Saarbrücken berufen. Die Kirchenregierung der Evangelischen Kirche der Pfalz hat der Berufung bereits zugestimmt. Bergholz tritt am 1. Mai 2026 die Nachfolge von Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann an, der das Amt 2007 übernommen hatte und Ende April in den Ruhestand wechselt.

Die Berufung gilt für acht Jahre, längstens jedoch bis zum Eintritt in den Ruhestand. Die Zuständigkeit für das Stellenbesetzungsverfahren wechselt zwischen den beiden beteiligten Landeskirchen. Turnusgemäß war die Evangelische Kirche im Rheinland diesmal für die Wiederbesetzung zuständig.

Auslandserfahrung als Hochschuldozent in Indonesien

Dr. Thomas Bergholz ist seit 2016 Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Saarbrücken-Mitte. Gebürtig in Saarbrücken, studierte er Evangelische Theologie und Musikwissenschaft in Saarbrücken, Bonn und Heidelberg und promovierte anschließend an der Universität Bonn. Einer ersten Pfarrstelle in Dillingen (Kirchenkreis Saar-West) folgten weitere berufliche Stationen als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Dozent für Neues Testament und Kirchengeschichte an einer Theologischen Hochschule in Pematangsianter (Indonesien) und Pastor mit besonderem Auftrag an der diakonischen Stiftung Bethesda-St. Martin in Boppard. Bergholz ist verheiratet, hat zwei Söhne und lebt in Saarbrücken.

„Kirche ist politisch und muss es auch sein“

„Mit dieser neuen Aufgabe verbinde ich die Vermittlung und die Repräsentanz der evangelischen Kirche in der breiteren Öffentlichkeit, insbesondere natürlich im gesellschaftlichen und politischen Kontext auf Landesebene“, sagt der künftige Beauftragte. „Kirche ist politisch und muss es auch sein, weil sie nicht nur das Seelenheil, sondern immer den ganzen Menschen im Blick hat.“ Dazu zähle auch, wie wir im gesellschaftlichen und damit politischen Leben miteinander umgehen. „Wenn Menschen Unrecht geschieht, wenn unsere Gesellschaft sich in die falsche Richtung zu entwickeln droht, wenn Hass und Gewalt das Wort geredet wird, immer dann muss Kirche ihre Stimme erheben.“

Stichwort: Beauftragter der Evangelischen Kirchen

Der Beauftragte der Evangelischen Kirchen im Saarland pflegt im Auftrag der Kirchenleitungen der Evangelischen Kirche im Rheinland und der Evangelischen Kirche der Pfalz die Beziehungen zwischen diesen beiden Landeskirchen und dem Saarland. Er hält Verbindung zu Landtag, Regierung und Ministerien, zu politischen Parteien, Vereinigungen und Verbänden auf Landesebene und kooperiert dabei mit der katholischen Kirche und den anderen Religionsgemeinschaften im Saarland.

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news-4193 Wed, 05 Nov 2025 09:00:00 +0100 Ein Friedhof nur für Tiere https://www.indeon.de/glaube/ein-friedhof-nur-fuer-tiere Schildkröte Joe, Hund Lampard und Kater Cobi: Sie alle sind auf dem Tierwaldfriedhof Enkenbach-Alsenborn begraben. Seit 19 Jahren kümmert sich Gina Derrant um eine würdevolle Bestattung der Tiere. news-4257 Wed, 29 Oct 2025 14:46:53 +0100 Reformation: Mut zur Freiheit – aus Licht und Schatten lernen /reformation-mut-zur-freiheit-aus-licht-und-schatten-lernen Ein Beitrag von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst Der Reformationstag ist kein Museumstag. Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst blickt auf die Ereignisse vor mehr als 500 Jahren, sieht Luthers Licht und Schatten und fragt, was uns heute wirklich trägt. Sie lädt ein, Reformation als Aufbruch zu leben: frei im Gewissen, verständlich im Reden von Gott, barmherzig im Handeln - für eine Kirche, die Fehler bekennt, Hoffnung teilt und Verantwortung übernimmt.

Der 31. Oktober 1517 ist mehr als ein Datum im Geschichtsbuch. Er erzählt von Menschen, die der Stimme ihres Gewissens mehr trauten als den mächtigen Strukturen ihrer Zeit. Sie suchten Gott nicht in Glanz und Sicherheit, sondern in der Freiheit des Glaubens. Was damals begann, war keine Museumsbewegung, sondern ein Aufbruch, der Kirche und Gesellschaft veränderte - im Hören auf das Evangelium.

Und doch: Wer interessiert sich heute noch für einen Thesenanschlag vor über fünfhundert Jahren? So vieles treibt uns um: der Verlust an Vertrauen, sinkende Mitgliederzahlen, der bröckelnde gesellschaftliche Zusammenhalt. Manches wirkt weit weg von dem, was Martin Luther beschäftigt hat. Aber die eigentliche Frage bleibt erstaunlich nah: Gibt es in dieser Erinnerung etwas, das uns in Gegenwart und Zukunft trägt?

Ich meine: ja - wenn wir Reformation nicht nostalgisch betrachten, sondern als Einladung, neu zu hören und neu zu beginnen. Wir leben in einer Zeit der Verunsicherung, aber auch der Sehnsucht: nach Sinn, nach Hoffnung, nach einem Grund unter den Füßen. Reformation heute heißt: nicht krampfhaft festhalten, sondern mutig aufbrechen. Uns bewegen lassen - von Gottes Wort, vom Leid der Menschen, von der Hoffnung auf Gerechtigkeit und Frieden.

Dabei hilft der ehrliche Blick auf Luther selbst. Er ist eine ambivalente Figur. Ich habe Respekt vor dem Mut eines kleinen Mönchs, der sein Gewissen über die Angst stellte und der Macht von Kaiser und Papst die Stirn bot. Aber zu ihm gehören auch dunkle Seiten: seine Hetzschriften gegen Jüdinnen und Juden, seine Haltung im Bauernkrieg. Luther ist kein Säulenheiliger. Gerade deshalb taugt der Reformationstag nicht für heroische Verklärung - sondern für die richtigen Fragen.

Eine dieser Fragen hat Luther zugespitzt: „Woran du dein Herz hängst und worauf du dich eigentlich verlässt, das ist dein Gott.“ Ich höre das als Anfrage an mich, an uns: Woran hänge ich mein Herz in diesen Zeiten? Was ist mir so wichtig, dass ich mich mit Leib und Seele dafür einsetze? Luther hat seine Antwort gefunden: Er vertraute dem Gott, der Menschen liebt bis in den Tod, Leben verheißt und Frieden und Gerechtigkeit will. Aus diesem Glauben gewann er Freiheit und Zivilcourage.

Hier liegt das Antwortpotential der Reformation auch auf die Fragen von heute:

Gnade statt Druck.

Niemand muss sich Gottes Ja verdienen. Wer das glaubt, atmet auf und wird frei, andere zu lieben und Verantwortung zu übernehmen.

Freiheit des Gewissens.

Sie macht mutig, auch gegen den Strom zu stehen.

Mündigkeit statt Zuschauersport.

Kirche lebt, wo viele mitdenken und mitgestalten: Frauen und Männer, Junge und Alte, Haupt- und Ehrenamtliche.

Verständliche Sprache.

„Sola scriptura“ (die Schrift allein) bedeutet heute auch, die gute Nachricht so zu übersetzen, dass sie Herzen erreicht: in Stadt und Dorf, im Gottesdienst und im Netz.

Zur Wahrheit gehört ebenso: Wir lernen auch aus Fehlern. Als Kirche benennen wir Schuld, arbeiten auf und suchen Wege der Heilung. Dazu gehört, antijüdische Tendenzen  zu erkennen und uns heute sichtbar an die Seite jüdischer Gemeinden zu stellen. Dazu gehören auch die dunklen Schuld-Schatten im Zusammenhang sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie, die uns in die Verantwortung nehmen. Glaubwürdig

 Glaubwürdig werden wir auch durch die Bereitschaft, uns korrigieren zu lassen. Auch das ist Reformation.

Was bedeutet das konkret für uns in der Pfalz? Wir schaffen Räume, in denen Fragen willkommen sind. Fragen über Gott und die Welt, über Zweifel, Sehnsucht und Lebensmut. Wir bleiben diakonisch präsent, hören hin, wo Not ist, und handeln gemeinsam mit Partnern aus Sozialarbeit, Bildung und Kultur. Wir feiern Gottesdienste mit Profil: verlässlich und nahbar, klassisch und experimentell, analog und digital. Wir teilen Verantwortung und stärken das Ehrenamt, weil „Priestertum aller Glaubenden“ kein frommer Slogan ist, sondern eine Haltung. Und wir zeigen klare Kante: für Menschenwürde und Demokratie, für Frieden, gegen Antisemitismus und jede Form von Menschenfeindlichkeit. So wächst Vertrauen. Schritt für Schritt.

Der Reformationstag ist deshalb kein nostalgischer Gedenktag.  Er fragt uns jetzt und heute: Woran hängst du dein Herz? Was ist dir wirklich wichtig? Wofür willst du dich einsetzen? In den Antworten liegt Reformation, liegt Veränderung. Zum Guten. Mit Gott. Gemeinsam. Für Menschen.

Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz

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news-4256 Wed, 29 Oct 2025 11:03:17 +0100 Drei Kandidatinnen stehen für das Amt der Oberkirchenrätin für Bauen und Finanzen zur Wahl /drei-kandidatinnen-stehen-fuer-das-amt-der-oberkirchenraetin-fuer-bauen-und-finanzen-zur-wahl Bei der Herbstsynode der Evangelischen Kirche der Pfalz im November wird die Nachfolge von Oberkirchenrätin Karin Kessel entschieden. Speyer (lk). Die Kirchenregierung der Evangelischen Kirche der Pfalz hat der Landessynode drei Kandidatinnen für das Amt einer weltlichen Oberkirchenrätin vorgeschlagen: Juliane Danz (Weisenheim am Sand), Dr. h. c. Zoé Inci Morgenstern (Mannheim) und Annette von Pogrell (in der Nähe von Celle). Die Wahl steht für Donnerstag, 20. November, auf der Tagesordnung der Herbstsynode, die vom 20. bis 22. November im Technikmuseum Speyer tagt. Die Bewerberinnen wollen die Nachfolge von Oberkirchenrätin Karin Kessel antreten, die mit Ablauf des 30. November 2025 in den Ruhestand geht.

Zu den Kandidatinnen:

Die 38-jährige Diplom Finanzwirtin mit einem Master of Laws und einem Steuerberaterexamen, Juliane Danz, arbeitet seit 2018 bei der Stadt Mannheim im Fachbereich Finanzen, seit 2021 verantwortet sie dort die Abteilung Stadtkasse und Steuern. Danz hat ein Kind und lebt in einer Partnerschaft in Weisenheim am Sand. In ihrer Freizeit engagiert sie sich im SV Weisenheim.

Die 49-jährige Betriebswirtin mit Masterabschlüssen in Finanzmanagement und Immobilienökonomie, Dr. h. c. Zoé Inci Morgenstern, ist seit über 20 Jahren in unterschiedlichen Führungspositionen im Gesundheitswesen tätig. Davon war sie neun Jahre lang am Universitätsklinikum Mannheim – zuletzt als Prokuristin und Geschäftsbereichsleiterin Finanzen und Querschnittsfunktion (Unternehmenscontrolling). Die gebürtige Schweizerin lebt mit ihrem Ehemann und zwei Kindern in Mannheim. Sie engagiert sich seit jungen Jahren für Frauenrechte und Tierschutz und liebt Reisen, Sport und das Familienleben.

Nach mehrjährigen beruflichen Stationen bei Diakonie und Caritas berät die Juristin Annette von Pogrell seit 2024 Führungskräfte in Kommunikationsfragen, unter anderem bei Restrukturierungs- und Changeprozessen. Die 59-jährige Mutter von fünf erwachsenen Kindern lebt mit ihrem Mann bei Celle und engagiert sich als ehrenamtliche Vereinsvorsitzende für das Celler Frauenhaus.

In der Nachfolge von Karin Kessel wären die Kandidatinnen für das gesamte Finanz-, Verwaltungs- und Bauwesen der Landeskirche zuständig.

Oberkirchenrätinnen und Oberkirchenräte werden in der Pfälzischen Landeskirche auf die Dauer von sieben Jahren gewählt, Wiederwahl ist möglich. Sie leiten die einzelnen Dezernate des Landeskirchenrates, der obersten Behörde der Landeskirche. Den Vorsitz im Kollegium führt die Kirchenpräsidentin beziehungsweise der Kirchenpräsident.

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news-4258 Fri, 24 Oct 2025 10:23:00 +0200 „Die Zukunft ist ökumenisch“ /die-zukunft-ist-oekumenisch Bei der Jubiläumstagung zum 50-jährigen Bestehen der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Südwest haben Vertreter*innen den Stellenwert der Ökumene betont. Von Uwe Rauschelbach

SPEYER. Die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen der Region Südwest blickt auf ihr 50-jähriges Bestehen zurück. Sie eint die Überzeugung, dass der christliche Glaube Einheit in Vielfalt zu stiften vermag. Auch die Neuapostolische Kirche Westdeutschland wurde in die Gruppe der Kirchen aufgenommen, die in der ACK die Grundüberzeugung vertreten: „Die Zukunft der Kirche ist ökumenisch.“

Zu diesem Thema referierten am Ende der Jubiläumstagung im Bischöflichen Priesterseminar St. German Speyer die Vertreter*innen dreier Kirchen: die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, der Trierer Weihbischof Robert Brahm und die Reutlinger Theologin Ulrike Schuler, die sich zur Evangelisch-methodistischen Kirche zählt. So berief sich Wüst bei ihrem Eintreten für den ökumenischen Fortschritt auf die Gründung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1948, die Öffnung der römisch-katholischen Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren und die Leuenberger Konkordie von 1973 als wesentliche Weichenstellungen. Da die „volkskirchliche Realität“ an ihr Ende gelangt sei, könnten sich die christlichen Kirchen keine „konfessionelle Verzettelung“ mehr leisten, meinte die Kirchenpräsidentin. Nach wie vor spiele das Trennende eine Rolle, dürfe aber nicht das letzte Wort haben.

Als beispielhaft führte Dorothee Wüst die in der Leuenberger Konkordie festgelegte Abendmahlsgemeinschaft an, die noch nicht vollgültig umgesetzt sei. „Die Zukunft der Kirche ist ökumenisch, aber sie fällt uns nicht in den Schoß“, trat sie für anhaltende Bemühungen um die Überwendung von Trennungen ein.

Robert Brahm teilte die Auffassung, dass mit Blick auf die ACK Südwest „aus einer zarten Pflanze ein statt­licher Baum“ geworden sei. Das hätten sich die Gründerväter nicht träumen lassen, meinte der Trierer Weihbischof mit Blick auf den 1975 bewirkten Zusammenschluss der Kirchen in Rheinland-Pfalz und Saarland zur ACK-Region Südwest. Das christliche Glaubensbekenntnis bilde den „gemeinsamen Nenner“, der daran erinnere, „dass wir gemeinsam stark sind“, so Brahm.

Heute gehören der Arbeitsgemeinschaft mit dem Katholischen Bistum der Alt-Katholiken, dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden, der Evangelischen Brüder-Unität, dem Bund Freier evangelischer Gemeinden, der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Evangelischen Kirche der Pfalz, der Griechisch-Orthodoxen Metropolie, der Koptisch-orthodoxen Kirche, der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennoniten, der Evangelisch-methodistischen Kirche, der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland, dem Bistum Speyer und Trier sowie der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) zwölf Mitgliedsgemeinschaften an.

Gastmitglieder sind die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Mittelrhein und der Bund freikirchlicher Pfingstgemeinden. Die emeritierte Theologin Ulrike Schuler stellte in ihrem Vortrag eine im Methodismus tief wurzelnde ­Bereitschaft für interreligiöse und ökumenische Beziehungen heraus. Christliche Kirchen, die sich stärker an ihren Gemeinsamkeiten ausrichteten als an dem Trennenden, könnten ein starkes Zeugnis sein.

Vorsitzende der ACK Südwest ist seit 2021 Superintendin Jutta Walber von der Evangelischen Kirche im Rheinland. Ihr stehen Anna Werle (Ökumenereferentin des Bistums Trier) und Jürgen Tibusek (Leiter des Landesverbandes Südwest des Bundes Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden) zur Seite. Seit 2023 gehören Pfarrerin Anja Behrens (Evangelische Kirche der Pfalz) und Bishoy Soliman (Koptisch-orthodoxe Kirche) zum geschäftsführenden Vorstand.

Dieser Artikel ist im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz Nr. 45 erschienen.

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news-4255 Fri, 17 Oct 2025 09:53:58 +0200 "Das Buch hat nicht ausgedient" /das-buch-hat-nicht-ausgedient Kirchenpräsidentin und Medienbischöfin Dorothee Wüst auf der Frankfurter Buchmesse Speyer, Frankfurt a.M. (epd). Die evangelische Medienbischöfin Dorothee Wüst sieht die Vermittlung von Lesekompetenz bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen als eine „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Gut erzählte und anspruchsvolle Geschichten könnten die Menschen in die spannende Welt der Bücher hineinziehen, sagte die pfälzische Kirchenpräsidentin dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Das Buch hat nicht ausgedient, Lesen kommt nicht aus der Mode", zeigte sie sich bei einem Rundgang auf der Frankfurter Buchmesse überzeugt von der Zukunft des Printmediums. Eingeladen zu dem Messerundgang hat der Evangelische Medienverband in Deutschland (EMVD). Die Pfälzer Kirchenpräsidentin ist seit Januar Aufsichtsratsvorsitzende des Gemeinschaftswerkes der evangelischen Publizistik (GEP) in Frankfurt am Main und damit Medienbischöfin in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das GEP trägt auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Der Zugang zu Lesestoff „hängt nicht am Geldbeutel“, sagte Wüst. Zahlreiche öffentliche Bibliotheken - auch der Kirchen - lüden zum Stöbern in ihren Angeboten ein. 

Bei ihrem ersten Rundgang über die Buchmesse als Medienbischöfin kam sie mit Ausstellern der christlichen Verlage in der Messehalle 3 ins Gespräch und informierte sich, "wie es ihnen geht, welche Themen die Leserschaft nachfragt, welches Bücherangebot es gibt und wie der Bücherverkauf läuft." Christliche Literatur sei ein wichtiges Segment auf dem Buchmarkt. Bücher zu religiösen oder ethischen Themen eröffneten Diskussionsräume über gesellschaftliche Fragen.

Die evangelische Publizistik mit ihren verschiedenen Medienangeboten stehe unter Spardruck und müsse sich an den sich wandelnden Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer orientieren, sagte die Medienbischöfin. Nötig sei es, sich besser auf die digitale Welt einzustellen, mehr Ausspielwege für Informationsinhalte zu nutzen und auch Kooperationen mit anderen Partnern einzugehen.

Gerne liest die in Kaiserslautern lebende 60-jährige Theologin nach eigenen Worten in ihren Freizeit Bücher „mit Tiefgang“, bei denen der Lesespaß nicht zu kurz kommt. Belletristik und Sachbücher sollten den Lesenden neue Einblicke erschließen, sagte Wüst, die besonders (Kinder)Bilderbücher liebgewonnen hat. Faszinierend sei es, wenn in den Geschichten Texte und Bilder harmonierten. Die Künstliche Intelligenz (KI) könne kaum tolle Lesebücher erzeugen, ist die Kirchenpräsidentin sicher: "Die Fantasie von menschlichen Autorinnen und Autoren ist unersetzbar." epd/Alexander Lang

 

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news-4253 Mon, 13 Oct 2025 11:55:00 +0200 Mut, Kunst und Aufbruch /mut-kunst-und-aufbruch Gründergeist Gipfeltreffen 2025 zeigt, wie Kirche Zukunft wagt. Stuttgart. Wie lebendig Kirche sein kann, wenn Menschen mit Ideen, Glauben und Mut zusammenkommen – das hat das Gründergeist Gipfeltreffen 2025 eindrucksvoll gezeigt. Über 200 Teilnehmende aus den Kirchen Baden-Württembergs und der Pfalz kamen in St. Maria in Stuttgart zusammen – einer Kirche, die selbst zum Experimentierraum geworden ist: offen für die Ideen der Menschen, mitten in der Stadt, mitten im Leben.

Gemeinschaft, die verwandelt

„Das Ziel des Gipfeltreffens ist Ermutigung, Vernetzung und Befähigung für Kirchenpionier*innen“, betont Göran John, Referent für neue Formen von Kirche in der evangelischen Landeskirche Badens. Von Anfang an lag eine besondere Energie in der Luft: Menschen, die Kirche neu denken, erprobte Initiativen und junge Projekte, Suchende und Gestaltende – sie alle fanden hier Raum für Begegnung, Austausch und geistliche Tiefe. „Ich habe inmitten der Strukturprozesse unserer Kirche so viel Ermutigung und Inspiration gefunden – auch in spiritueller Hinsicht“, erzählt eine Teilnehmerin aus der Diözese Rottenburg-Stuttgart.

Von Herzen sprechen – mit Kunst, Glauben und Verletzlichkeit

Ein besonderer Höhepunkt des Konferenztages war der Auftritt von Scott Erickson, Künstler, Autor und spiritueller Erzähler aus den USA. In seinen beiden Sessions lud er die Teilnehmenden ein, die Kirche als „Community of Transformation“ zu sehen – als Ort, an dem Herzen verwandelt werden können. Er sprach darüber, wie Kunst helfen kann, das Dunkel des Lebens in etwas Heilsames zu verwandeln. „Sowohl Kunst als auch Spiritualität können uns lehren, wer wir eigentlich sind, wenn sich alles verändert“, sagte er. Viele Teilnehmende spürten: Diese Worte treffen den Nerv einer Kirche im Wandel.

Mutige Ideen, bunte Vielfalt

Bereits der Auftakt zeigte, wie viel Bewegung im Gründergeist steckt: Fünf Initiativen pitchten ihre Projekte. Die Begeisterung war spürbar, die Bandbreite inspirierend. Fünf innovative Gründungen im kirchlichen Feld wurden beispielhaft vorgestellt: ein Doppelstockbus als Glaubens-Begegnungsort in Karlsruhe, eine christliche Wohngemeinschaft in Mannheim, ein Ort zum Ruhefinden und für Gespräche in einer alten Eisdiele in der Pfalz oder die erste christliche Gemeinde in Heidelberg, die bewusst für queere Menschen gegründet wurde.
Am Nachmittag ging es in die Praxis: Zehn Workshops luden dazu ein, zu experimentieren, zu beten, zu gestalten und zu vernetzen. Bei Hoffnungsgeschichten aus der Citypastoral, beim Poetry-Talk, beim christlichen Yoga, beim Coaching für Gründer*innen oder beim Blick nach Myanmar mit einem dort tätigen Pater – überall entstand das, was viele als das Besondere des Gipfeltreffens beschreiben: Begegnung auf Augenhöhe und echte Ermutigung.

Wachsam bleiben – und verbunden

In dem abschließenden Vortrag entschlüsselte Jele Mailänder, Referentin der Innovationsstelle der evangelischen Kirche Deutschlands „midi“, anhand von Erfahrungen in der kanadischen Wildnis die Grundsituation von Gründerpersonen: Neuland bringt Ungewissheit mit sich. Deshalb brauche es Vernetzung unter den Aufbrechenden, wie in einem Wurzelsystem und das Vertrauen darauf, dass auch aus Scheitern neues Leben und neue Perspektiven wachsen. „Kein Mensch baut die Kirche, sondern Christus allein“, ermutigte Mailänder mit einem Zitat von Dietrich Bonhoeffer.

Begleitet wurde der Tag musikalisch von Heike Ostertag und ihrer Band, die mit großem Einfühlungsvermögen die Stimmung trug und vertiefte – von energiegeladenen Songs bis zu stillen Momenten der Andacht.

Segen für die, die Neues wagen

Zum Abschluss des Tages standen Segen und Zuspruch: ein gemeinsamer Moment, in dem sich die Teilnehmenden gegenseitig in den Blick nahmen – als Menschen, die träumen, suchen, zweifeln, anfangen. „Ich erlebe hier so eine wohlwollende Atmosphäre, die Veränderung sucht und Menschen zusammenbringt. Das tut gut!“, sagte ein Teilnehmer aus der evangelisch-methodistischen Kirche.

Stimmen aus dem Team

„Das Gipfeltreffen war tief, wild und bunt – in den Vorträgen, in der Vernetzung, in der Atmosphäre“, fasst Tim Kaufmann (Evangelische Kirche der Pfalz) zusammen.
Sue Grimbacher (Diözese Rottenburg-Stuttgart) ergänzt: „Die Bilder von Scott Erickson waren fantastisch für Menschen in Veränderungsprozessen. Sie haben eine neue spirituelle Tiefe eröffnet.“
Und Tobi Wörner (Evangelisches Jugendwerk in Württemberg) resümiert: „Richtig gute Leute, richtig viel Inspiration, Vernetzung und Ermutigung – das Gipfeltreffen ist immer Anschubkraft für Gründer*innen in unseren Kirchen.“

Ein Netzwerk des Aufbruchs

Das Gründergeist Gipfeltreffen wird organisiert von der Gründergeist-Bewegung, einem ökumenischen Netzwerk im Südwesten Deutschlands. Ziel ist es, Menschen mit einer Sehnsucht nach neuen, lebendigen Formen von christlicher Gemeinschaft zu vernetzen, zu inspirieren und zu ermutigen – durch Online-Kurse, Lernreisen, Coaching und das jährliche Gipfeltreffen.
Getragen wird Gründergeist von den evangelischen Landeskirchen in Baden, Württemberg und der Pfalz, der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der Erzdiözese Freiburg, dem Bistum Speyer, dem CVJM Baden und dem Evangelischen Jugendwerk in Württemberg, der Arbeitsgemeinschaft Missionarischer Dienste sowie der evangelisch-methodistischen Kirche.

Weitere Infos unter www.gruendergeist.info und @gruendergeist.info (Instagram)

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news-4252 Fri, 10 Oct 2025 19:07:00 +0200 "Du bist Mensch in Treue zu Gott und in Liebe zu den Menschen" /du-bist-mensch-in-treue-zu-gott-und-in-liebe-zu-den-menschen Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst gratuliert Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann zum 40-jährigen Priesterjubiläum. Speyer. Anlässlich des 40-jährigen Priesterjubiläums von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann würdigt die Präsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, Dorothee Wüst, den Speyerer Bischof für seinen langjährigen Dienst und sein ökumenisches Engagement. Beim Festgottesdienst im  Speyerer Dom hielt Wüst ein Grußwort, in dem sie Dank, Respekt und den gemeinsamen ökumenischen Auftrag betonte.

„In einem Raum wie diesem Dom, dessen Steine von annährend 1000 Jahren Geschichte sprechen, muten vierzig Jahre wie ein Wimpernschlag an“, so Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst in ihrem Grußwort. „Im Leben eines Menschen sind sie eine lange Zeit. Du bist noch immer derselbe Mensch wie zur Zeit Deiner Priesterweihe, und dennoch ein anderer. Eine unglaubliche Fülle von Erfahrungen, Begegnungen, Gesprächen, Gedanken und Erkenntnissen liegt hinter Dir, die Dich geprägt haben, die Dich an den Punkt geführt haben, an dem Du heute stehst.“ Sie habe, so Wüst, Bischof Wiesemann stets als einen Menschen erlebt, der seinem Gott zutiefst die Treue halte, aus dieser Treue wahrhaftig sein Amt lebe und damit sich selbst gegenüber treu bleibe. „In Verantwortung gegenüber Gott und den Menschen baust Du an einer Kirche, die offen ist für Selbsterkenntnis, für neue Wege, für Wandel.“ Sie schätze an Wiesemann nicht nur seine „enorme theologische Kompetenz und Liebe zur Erkenntnis“, sondern auch seine Empathie, sein Mitgefühl, seine Authentizität und Glaubwürdigkeit. „Du bist Mensch in Treue zu Gott und in Liebe zu den Menschen. Und das spürt man. Das spüre ich. Und es ist eine Wohltat im ökumenischen Miteinander“, betonte die Kirchenpräsidentin. Für eine gelingende Ökumene brauche es Menschen, die einander in ihren Ansichten achten, miteinander im Gespräch bleiben und bereit sind, aneinander zu wachsen und lebendigen Wandel zu gestalten. „So erlebe ich es in unserem ökumenischen Miteinander und dafür bin ich von Herzen dankbar. Dem Bischof, aber ganz besonders dem Menschen Karl-Heinz Wiesemann.“

Gefeiert wurde das Jubiläum am 10. Oktober im Speyerer Dom. Neben Bischof Dr. Franz Jung (Würzburg), Weihbischof Matthias König (Paderborn) und Weihbischof Otto Georgens (Speyer) nahmen zahlreiche Weggefährten teil. Wiesemann dankte ihnen und den Gläubigen für die „Weggemeinschaft“. Musikalisch wurde der Gottesdienst von der Capella Spirensis unter Michael Marz gestaltet, an der Orgel spielte Markus Eichenlaub.

Die Predigt hielt der Benediktinerpater und Doktorvater des Jubilars, Elmar Salmann OSB. Er deutete die „Magie“ der Zahl 40 als Wegzeit zwischen Glanz und Suche und verortete Wiesemanns priesterliches Wirken genau in dieser Spannung. Salmann würdigte ihn als Theologen und Seelsorger, der die Rhythmen des christlichen Mysteriums ernstnimmt – in Denken, Spiritualität, Liebe zur Musik und in der verantwortlichen Gestaltung kirchlicher Entscheidungen.

In den anschließenden Grußworten betonte Weihbischof Otto Georgens die Schönheit und Kostbarkeit der priesterlichen Berufung und dankte dem Bischof für 40 Jahre Dienst. Theo Wieder, Vorsitzender der Diözesanversammlung, hob unter Bezug auf das bischöfliche Motto „Major Omni laude“ Wiesemanns Mut zu notwendigen Veränderungen und seine Begeisterung für das Evangelium hervor. Speyers Oberbürgermeisterin Stefanie Seiler würdigte schließlich seine klare, offene und selbstkritische Stimme in gesellschaftlichen Fragen – ein Einsatz für demokratische Werte, Zusammenhalt und respektvollen Umgang, der weit über den kirchlichen Raum hinausreiche.

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news-4254 Thu, 09 Oct 2025 10:35:00 +0200 Flaschenweise Courage: Wein gegen Rassismus https://www.indeon.de/gesellschaft/flaschenweise-courage-wein-gegen-rassismus Winzer Lukas macht sich gegen rechte Parolen stark. Sichtbares Zeichen ist sein „Wein gegen Rassismus“. Die gleichnamige Initiative im Internet vernetzt die Weinszene. news-4251 Mon, 06 Oct 2025 12:28:47 +0200 Wie David mit seiner jüdischen Identität umgeht https://www.indeon.de/gesellschaft/vorurteile-entkraeften David Rosenberg erinnert sich an den 7. Oktober 2023. Damals stand er kurz vor einer Israelreise. Der jüdische Student sehnt ein Ende des Konflikts im Gazastreifen herbei. news-4250 Thu, 02 Oct 2025 11:43:33 +0200 "Dieses Verbrechen hat tiefe Wunden hinterlassen" /dieses-verbrechen-hat-tiefe-wunden-hinterlassen Evangelische Kirche gedenkt gemeinsam der Opfer des 7. Oktober Berlin/Speyer. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischöfin Kirsten Fehrs, und die Leitenden Geistlichen aller 20 Landeskirchen äußern sich zum Jahrestag des 7. Oktober 2023 wie folgt:

„Der 7. Oktober markiert den Tag des schlimmsten Massakers an Jüdinnen und Juden seit der Shoa: Terroristen der Hamas griffen Israel in einem beispiellosen Terrorakt an, ermordeten über 1.000 Menschen, verschleppten 251 und verletzten viele weitere. Dieses Verbrechen hat tiefe Wunden hinterlassen - bei den Opfern und ihren Familien, in der israelischen Gesellschaft und bei Jüdinnen und Juden weltweit.

Heute, zwei Jahre später, ist die Situation in Israel und den palästinensischen Gebieten von Gewalt und Zerstörung geprägt: durch die fortgesetzte Gefangenschaft israelischer Geiseln und andauernde Angriffe auf Israel, durch den Gaza-Krieg mit Zehntausenden zivilen Opfern und die Zerstörung der Lebensgrundlage im Gazastreifen. Die Traumatisierung und das Leid der israelischen wie auch der palästinensischen Bevölkerung prägen die Gegenwart.

Wir beklagen das Leiden der Zivilbevölkerung auf beiden Seiten und erinnern eindringlich daran, dass alle Konfliktparteien aufgerufen sind, die Grundsätze des humanitären Völkerrechts und internationale Vereinbarungen zu achten.

Mit großer Sorge nehmen wir wahr, wie die Kirchen im Heiligen Land gefährdet sind.

Die Auswirkungen des Krieges sind in Deutschland und weltweit spürbar: Offene und gewaltsame Formen des Antisemitismus, besonders in Gestalt israelbezogener Judenfeindschaft, treten deutlich zutage. Mit großer Sorge sehen wir, dass teilweise sogar das Existenzrecht Israels in Frage gestellt wird. Zugleich geraten Palästinenser*innen sowie Muslim*innen unter einen pauschalen Verdacht der Nähe zu Terrorismus oder der Hamas. Beides ist inakzeptabel. Wir fordern alle Kirchengemeinden und Bürger*innen dazu auf, jeder Form von Ausgrenzung, Feindseligkeit und Gewalt entschieden entgegenzutreten. Kritik an dem Vorgehen einer Regierung oder Konfliktpartei darf niemals in verbale oder körperliche Angriffe gegen Menschen münden – weder gegen Palästinenser*innen oder Muslim*innen noch gegen Jüdinnen und Juden.

Wir rufen zu einer Sprache und Haltung auf, die der vielschichtigen gegenwärtigen Lage, den historischen Prozessen und Kräfteverhältnissen im Nahen Osten wie auch der Gewalt des 7. Oktober gerecht zu werden versucht.

Die Evangelische Kirche in Deutschland und die evangelischen Landeskirchen sind mit Kirchen und zivilgesellschaftlichen Organisationen in Israel und den palästinensischen Gebieten verbunden. Wir verpflichten uns, diese Partner in ihrem Einsatz für Verständigung und Versöhnung zu unterstützen.

Gemeinsam mit ihnen halten wir an der Hoffnung fest, dass Vertrauen wechselseitig aufgebaut und entstandene Wunden geheilt werden können, damit ein gerechter, dauerhafter Frieden im Nahen Osten möglich wird.“

 

Bischöfin Kirsten Fehrs, Ratsvorsitzende der EKD

Landesbischof Tobias Bilz, stellvertretender Ratsvorsitzender der EKD (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens)

Bischof Thomas Adomeit (Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg)

Landessuperintendent Dietmar Arends (Lippische Landeskirche)

Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden (Evangelisch-reformierte Kirche)

Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl (Evangelische Landeskirche in Württemberg)

Oberlandeskirchenrat Thomas Hofer (Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig)

Bischöfin Beate Hofmann (Evangelische Kirche von Kurhessen-Waldeck)

Landesbischof Christian Kopp (Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern)

Landesbischof Friedrich Kramer (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland)

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland)

Kirchenpräsident Bernd Kuschnerus (Bremische Evangelische Kirche)

Präses Thorsten Latzel (Evangelische Kirche im Rheinland)

Landesbischof Ralf Meister (Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers)

Präses Adelheid Ruck-Schröder (Evangelische Kirche von Westfalen)

Landesbischof Oliver Schuegraf (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Schaumburg-Lippe)

Landesbischöfin Heike Springhart (Evangelische Landeskirche in Baden)

Bischof Christian Stäblein (Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz)

Kirchenpräsidentin Christiane Tietz (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau)

Kirchenpräsident Karsten Wolkenhauer (Evangelische Landeskirche Anhalts)

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst (Evangelische Kirche der Pfalz)

 

 

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news-4249 Mon, 29 Sep 2025 13:56:41 +0200 Zukunft durch Wandel /zukunft-durch-wandel Ökumenischer Fernseh-Gottesdienst und vielfältige Angebote am Tag der Deutschen Einheit 2025 in Saarbrücken Saarbrücken – Ein ökumenischer Gottesdienst aus der Saarbrücker Ludwigskirche eröffnet am Freitag, 3. Oktober, um 10 Uhr die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. Der Gottesdienst wird live im ARD-Fernsehen übertragen und ist anschließend in der Mediathek abrufbar. Auch auf der Bühne vor dem Saarbrücker Schloss wird der Gottesdienst live gestreamt. Vorbereitet wird der Gottesdienst vom Evangelischen Rundfunkreferat Saar und der Katholischen Rundfunkarbeit in Saarbrücken gemeinsam mit dem Saarländischen Rundfunk. 

„Passend zum Motto der Bundesratspräsidentschaft des Saarlandes ,Zukunft durch Wandel‘ schildern Saarländerinnen und Saarländer aus ihrer persönlichen Sicht, wie Wandel in unterschiedlichen Lebensbereichen gelingen kann“, gibt der evangelische Rundfunkbeauftragte Pfarrer Jörg Metzinger einen Ausblick auf den Gottesdienst. „In Interviews, Lesungen und Gebeten werden aktuelle Fragen unserer Gesellschaft aufgegriffen – von Bergbau über Klimaschutz bis zum Glauben“, ergänzt die Leiterin des Katholischen Büros Saarland, Ordinariatsdirektorin Katja Göbel, als Vertreterin der Bistümer Trier und Speyer. So werden Hans-Jürgen Becker, Vorsitzender des Vereins BergbauErbeSaar, Alyeh Sadat, eine Wanderin durch Religionen und Konfessionen, sowie Klimaaktivistin Susanne Speicher persönliche Zeugnisse einbringen, wie sie Wandel erleben und leben. 

Die Festpredigt hält der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann, der gemeinsam mit dem Bischof von Speyer Dr. Karl-Heinz Wiesemann, dem Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland Dr. Thorsten Latzel und Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz/Protestantische Landeskirche, den Gottesdienst leitet. 

Mit einem Einspieler, der vorab am Saarpolygon gedreht wurde, werden Vertreterinnen und Vertreter anderer Religionen in den Gottesdienst integriert. In einem Zukunftsgebet formulieren Ferah Aksoy-Burkert (Bahá’i-Gemeinde Saar), Benjamin Chait (Synagogengemeinde Saar), Diana Steffen (Rumänisch-orthodoxe Gemeinde), Dr. Ruth Tuschling (Altkatholische Pfarrgemeinde Saarbrücken) und Halil Urhan (Islamische Kulturzentren Saarland e.V.) Wünsche und Bitten für die Zukunft. 

 Musikalisch gestaltet wird der Gottesdienst vom Landesjugendchor Saar unter der Leitung von Mauro Barbierato, Helmut Eisel (Klarinette) sowie Regionalkantor Armin Lamar und Kreiskantor Ulrich Seibert an der Orgel. Die Saarbrücker Ludwigskirche ist das Wahrzeichen der Landeshauptstadt Saarbrücken und eines der bedeutendsten Bauwerke des Saarlandes. Sie gilt als eine der schönsten evangelischen Barockkirchen in Deutschland und feiert in diesem Jahr ihren 250. Geburtstag. 

Auch über den ökumenischen Gottesdienst hinaus zeigen die beiden großen Kirchen während des Bürgerfests vom 2. bis 4. Oktober mit ganz verschiedenen Angeboten Präsenz auf der Saarlandmeile

Die Diakonie Saar präsentiert sich im 100. Jahr ihres Bestehens ebenfalls auf dem Bürgerfest. Unter dem Titel „Nicht alle über einen Kamm scheren“ rückt die Diakonie an ihrem Stand soziale Vorurteile in den Mittelpunkt. Alle Besucher*innen können sich etwa eine „Haarsträhne der Würde“ färben oder knüpfen lassen. Zudem gibt es eine Fotoaktion mit Botschaften, beispielsweise „Danke fürs Hinschauen! #wegmitvorurteilen“. Auf einem Sofa werden spontan Gäste zum Gespräch eingeladen. 

  Die evangelische Kirche an der Saar ist mit verschiedenen Akzenten beim Bürgerfest dabei: Mit einem Galakonzert der Deutschen Einheit würdigen Preisträger*innen von „Jugend musiziert“ den Tag. Los geht es am Freitag, 3. Oktober, im Evangelischen Gemeindezentrum Knappenroth um 15 Uhr. Ebenfalls am 3. Oktober gibt es um 17 Uhr in der Ludwigskirche ein Panel „250 Jahre – 250 Mark: Kirche, Kunst und das liebe Geld“ mit dem slowakisch-norwegischen Künstler Matej Gábriš, Hans-Christian Hehn (Filialleiter der Deutschen Bundesbank Saarbrücken) sowie Ludwigskirchenpfarrer Dr. Thomas Bergholz. Anlass ist die Präsentation eines 250-Mark-Scheins Saarland-Ludwigskirche, der zum Jubiläum der Ludwigskirche designt wurde. Anschließend ist eine Signierstunde. Am Samstag, 4. Oktober, laden der Kinderchor JoahnnisBären und Tünde Nagy zum „Hör zu“-Konzert „Wach auf, wach auf, du deutsches Land“ in die Johanneskirche ein. Start ist um 16 Uhr.  

 Zudem werden von Donnerstag, 2. Oktober, bis Samstag, 4. Oktober, unter dem Titel „Evangelische Wege“ Themenführungen durch Saarbrücken angeboten. Die Führungen beleuchten Saarbrückens Architektur, Stadtgeschichte, Religionsgeschichte, Industrialisierung und die europäische Rolle Saarbrückens. Eine Übersicht der kostenfreien, rund einstündigen Führungen gibt es hier. Eine Teilnahme ist spontan und ohne Anmeldung möglich. Organisiert werden die Führungen von der Evangelischen Akademie im Saarland und dem Evangelischen Kirchenkreisverband An der Saar. 

  

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news-4248 Fri, 26 Sep 2025 08:32:04 +0200 Zwischen Solidarität und Kritik /zwischen-solidaritaet-und-kritik Wie die Kirche im Nahost-Konflikt Haltung zeigt und wie Sie helfen können Die humanitäre Katastrophe in Gaza verschärft sich, während Israel seine Militäroffensive fortsetzt. Das Forum Friedensethik in Baden und auch kritische Stimmen in der Pfalz fordern die Kirchen zu klareren Worten gegen das Unrecht auf. Inmitten von Gewalt und Polarisierung stellen sich viele die gleiche Frage: Wie kann ich konkret helfen? Oberkirchenrat Markus Jäckle spricht im Interview über Glaubwürdigkeit, Verantwortung – und über Möglichkeiten, Hoffnung sichtbar zu machen.

 

Herr Jäckle, muss sich die pfälzische Kirche offensiver positionieren zum Konflikt in Gaza, um glaubwürdig zu bleiben? Was könnte sie damit erreichen?
Oberkirchenrat Markus Jäckle: Die Situation in Gaza ist eine einzige Katastrophe und der Konflikt in seiner Dimension komplex und extrem polarisierend. Insofern bin ich mir nicht sicher, ob offensiv ein Wort ist, das diesem Kontext angemessen ist. Die Hamas hat immer noch viele Geiseln in ihrer Gewalt und die israelische Armee dringt unerbittlich immer weiter vor im Bestreben, die Hamas zu zerstören, ohne Rücksicht auf die palästinensische Bevölkerung. Diese Situation polarisiert die Menschen zunehmend. Da ist die Solidarität mit Israel auf der einen Seite und auf der anderen Seite das Unverständnis über die große militärische Gewalt bis hin zu Antisemitismus.

Wie grenzt sich die Kirche in dieser Situation ab?
Zu unserer Position gehört, dass wir unmissverständlich zwischen der Terrororganisation Hamas und der palästinensischen Zivilbevölkerung unterscheiden, die in großer Not lebt. Wir verurteilen den Terror der Hamas, die erklärtermaßen die Vernichtung Israels anstrebt, ebenso wie eine militärische Offensive des Staates Israel, die das humanitäre Völkerrecht verletzt und Zivilisten trifft. Maßstab sind für uns Menschenwürde, Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht. Daran hängt unsere Glaubwürdigkeit.
Wir verlangen die Freilassung der Geiseln, ein Ende der Offensive in Gaza-Stadt und humanitäre Hilfe. Diese Katastrophe muss enden. Und in dieser Haltung sind wir nicht allein.
Auch in Israel gehen Hunderttausende auf die Straße, um gegen den Krieg zu protestieren. Ehemalige hochrangige Politikerinnen und Politiker des Landes drängen öffentlich auf einen Waffenstillstand. Weltweit unterzeichnen Juden in großer Zahl Aufrufe für ein Ende der Gewalt. Die meisten Staaten der internationalen Gemeinschaft fordern ein sofortiges Ende der israelischen Militäroffensive – doch die Regierung Netanjahu marschiert unbeirrt weiter in die entgegengesetzte Richtung.

Welche Rolle spielt dabei die besondere Beziehung zu jüdischen Gemeinden in Deutschland?
Unsere Glaubwürdigkeit als Evangelische Kirche der Pfalz hängt aber auch an der besonderen Verantwortung gegenüber Israel und unseren jüdischen Geschwistern hierzulande.
Mit den jüdischen Gemeinden in Rheinland-Pfalz, Saarland und auch darüber hinaus verbinden uns vielfältig gewachsene Beziehung. In den Gesprächen spüren wir die wachsende Angst vor Antisemitismus und der Bedrohung des Staates Israel.
Nicht selten wird dadurch Vertrauen beschädigt. Insofern erleben auch wir als Kirche die aktuelle Situation als Gratwanderung, die aber nicht dazu führen darf, die eigenen Werte zu verraten. Unsere Stimme ist wichtig, um all jenen in Politik und Gesellschaft den Rücken zu stärken, die für dieselben Werte eintreten. Es geht darum, klare Worte zu finden, die nicht polarisieren, aber diese Werte deutlich zum Ausdruck bringen.

Verstehen Sie die Forderung, dass sich die Kirche deutlicher äußern soll?
Ich verstehe die Forderung, sich für die palästinensische Bevölkerung einzusetzen. Das Leid, die humanitäre Katastrophe muss ein Ende haben. Und es muss eine Lösung gefunden werden.
Ich verstehe ebenso die Forderung der Juden nach Solidarität und einer sicheren Heimat. Das Leid der Geiseln muss ein Ende haben. Und dem wachsenden Antisemitismus müssen wir klar entgegentreten.

Wie lässt sich das in Einklang bringen?
Beide Forderungen können nicht getrennt voneinander beantwortet werden.
Angesichts der anhaltenden Gewalt, der weiterhin verschleppten und gefangenen israelischen Geiseln, der massiven Zerstörungen in Gaza und des existenziellen Leids ist der Ruf nach einer klaren, wertegebundenen kirchlichen Stimme nachvollziehbar. Diese muss sich aber so äußern, dass sie jüdisches Leben nicht delegitimiert und nicht in antisemitische Muster kippt.

Geschieht den Menschen in Gaza offenkundiges Unrecht, wie das Forum Friedensethik es formuliert?
Die humanitäre Katastrophe in Gaza hat ein unvorstellbares Ausmaß erreicht. Zehntausende Menschen sind bereits durch die Kämpfe zwischen israelischer Armee und Hamas getötet worden, Gaza eine Trümmerwüste. Durch die Blockade der israelischen Regierung erreichen viel zu wenig Hilfsgüter die Region. Ernährungssituation und medizinische Versorgung sind katastrophal. Der Beschuss von Krankenhäusern, Angriffe auf humanitäre Helfer verstoßen gegen Völkerrecht. Nahezu die gesamte Bevölkerung ist auf der Flucht ohne echten Ausweg. Die israelische Armee rückt in Gaza-Stadt unter Ankündigung von beispielloser Gewalt mit schweren Bombardierungen vor. Dieses Vorgehen ist nicht mehr zu rechtfertigen. Unzählige Menschen, die unter Hunger, Krankheit, Gewalt und Vertreibung leiden und nicht mehr wissen wohin. Es sind Frauen, Kinder und alte Menschen, die am meisten leiden. Das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza ist offenkundig und unerträglich. Wenn ihnen nicht geholfen wird, ist das Unrecht.
Ich sage dies aber nicht, ohne auf den bestialischen Angriff der Hamas am 7. Oktober vor zwei Jahren zu erinnern. Die Bilder der vielen getöteten und geschundenen Menschen, der Geiseln und ihrer verzweifelten Angehörigen habe ich noch gut vor Augen. Der Überfall war ein Terrorakt der schlimmsten Art. Die bis heute andauernde Geiselnahme, der Missbrauch von Menschen und zivilen Einrichtungen als Schutzschilde verstoßen gegen Menschen- und Völkerrecht und sind ebenfalls nicht zu rechtfertigen.
Es braucht Differenzierungen. Auch wenn es schwerfällt, es darf nicht immerzu darum gehen, die Dinge gegeneinander aufzurechnen. Das führt nur dazu, dass sich die Gewaltspirale weiterdreht. Die muss aber, soll es Frieden geben, durchbrochen werden.

Die Situation in Israel und Palästina polarisiert die Menschen: Der Solidarität mit Israel auch aus der deutschen Geschichte heraus steht Unverständnis im Hinblick auf die anhaltende militärische Gewalt gegenüber. Wo sehen Sie die Rolle der Kirche in diesem Spannungsfeld?
Es herrscht Krieg, zwischen Israel und der Hamas, und jede Seite hat ihr eigenes Narrativ. Wie jeder Krieg hat auch dieser seine eigene Propaganda, die polarisiert. In dieser Gemengelage haben wir den Kompass verloren: Humanität, Menschenwürde, Völkerrecht, Menschenrechte. Diese sehen weder auf Nation noch Religion, die gerade in diesem Konflikt (wie in vielen anderen) eine wesentliche Rolle spielen. Wir Deutsche tragen dies als äußerst schmerzhafte Erfahrung in unserer Geschichte mit uns. Die daraus resultierende Erkenntnis heißt: nie wieder. Und das gilt für alle. Völkerrecht, Menschenrechte und Menschenwürde gelten unabhängig von Nation und Religion. Das kann uns mit jenen Juden und mit jenen Palästinensern verbinden, die diese Werte teilen und nach Lösungen suchen - ohne Gewalt. Genauso wie man nicht von „den Deutschen“ im Allgemeinen sprechen kann, darf man auch Israelis oder Palästinenser nicht pauschalieren. Es gibt auf beiden Seiten Menschen, die diese Werte leben – und solche, die dies nicht tun.

Welche konkrete Aufgabe sehen Sie für die Kirche?
Als Kirche können wir also mit dazu beitragen, dass der Kompass des Humanen nicht aus dem Blickfeld gerät. Die Anteilnahme am Leid der Menschen gehört zum Grundauftrag der Kirche. In jedem Fall und für jede Seite. Dazu gehört auch Trauer und Klage Raum zu geben, auch Angst und Wut - aber ohne Feindbilder. Und ganz wesentlich: Hoffnung geben. Auch wenn es nicht möglich scheint. Eine Kirche, die keine Hoffnung mehr hat, ist nicht nur nicht mehr glaubwürdig, sondern sie ist auch keine Kirche mehr. Kirche ist immer Anwalt der Menschen, Anwalt der Menschlichkeit und Anwalt der Hoffnung.
Dies findet seinen Niederschlag in Seelsorge, Diakonie und Katastrophenhilfe, sowie in der kirchlichen Bildungs- und Friedensarbeit gegen Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und für Frieden und Gerechtigkeit.

In der Verfassung der pfälzischen Landeskirche heißt es gleich zu Beginn, die Kirche „sucht die Versöhnung mit dem jüdischen Volk und tritt jeder Form von Judenfeindschaft entgegen.“
Der jahrtausendealte Antisemitismus gipfelte in der Massenvernichtung der Juden, in der Shoah. Dieser Massenmord wurde in Deutschland von unseren Vorfahren erdacht, geplant und ausgeführt.
Diese historische Verantwortung Deutschlands macht den Schutz jüdischen Lebens zu einer nicht verhandelbaren Priorität. Auch für die Ev. Kirche der Pfalz. Ihr besonderer Auftrag zur Versöhnung mit dem jüdischen Volk und dem Entgegentreten gegen jede Form von Antisemitismus hat Verfassungsrang.
Eine im Jahr 2016 veröffentlichte Untersuchung der Geschichte der pfälzischen Landeskirche in der Zeit des Nationalsozialismus trägt den Titel „Protestanten ohne Protest“. Sie zeigt auf, wie schnell und vorbehaltlos sich die pfälzische Landeskirche dem Nationalsozialismus angeschlossen hat. Damit hat sie sich mitschuldig gemacht am Holocaust, an der Vernichtung der Juden. Darüber hinaus hat es auch in der Kirche schon seit Jahrhunderten immer wieder starke antisemitische Bestrebungen gegeben, die auch noch theologisch begründet wurden. Aus diesem Grund hat sie eine besondere Verantwortung zur Versöhnung mit dem jüdischen Volk. Dazu gehört auch jeder Form von Antisemitismus unbedingt entgegenzutreten.

Wie geht die Kirche mit den Polarisierungen in den eigenen Gemeinden um? Belastet der Konflikt auch das Verhältnis zu den jüdischen Gemeinden vor Ort?
Natürlich belastet der Israel-Palästina-Konflikt mit all seinen Polarisierungen auch die Menschen innerhalb unserer Gemeinden und das Verhältnis zu der jüdischen Gemeinde. Die Bilder von Gewalt, Zerstörung und zivilen Opfern lösen Trauer, Empörung, Angst und vor allem Hilflosigkeit aus. Niemand sieht derzeit eine Lösung des Konfliktes, wie soll man als Christ oder Christin damit umgehen, wie auf Hoffnung und Versöhnung setzen?
Die unterschiedlichen Perspektiven schließen einander mehr und mehr aus. Bedingungslose Solidarität mit Israel gegen scharfe Kritik an der Politik Netanjahus, große Anteilnahme an der Not des palästinensischen Volkes gegen die Terrorgefahr durch die Hamas.

Wo sehen Sie hier die Verantwortung der Kirche heute?
In dieser Situation kann unsere Rolle als Kirche nicht darin bestehen, zu weiteren Polarisierungen beizutragen, sondern den Blick auf die zu richten, die leiden. Auf beiden Seiten.
Deshalb sehen wir unsere Aufgabe auch und gerade darin, nicht nur öffentlich zu unseren Werten zu stehen, sondern sie auch gemeinsam mit all denen zu stärken, die sowohl in Israel wie in Palästina am Frieden arbeiten. In diesen Netzwerken lebt die Idee des Friedens. Und immer wieder erleben wir, wie wichtig unser Interesse und unsere Anteilnahme für all die sind, die vor Ort um Frieden ringen.

Sehen Sie einen Ausweg aus dem politischen Konflikt?
Je länger der Krieg im Nahen Osten dauert, desto schwieriger wird es für alle. Ein erster Schritt wäre eine sofortige Beendigung der Militäroffensive in Gaza und ein Waffenstillstand. Damit verbunden sind dringend nötige Hilfslieferungen in das Kriegsgebiet. Das erfordert die verzweifelte Lage der Bevölkerung in Gaza wie auch der dort gefangen gehaltenen Geiseln. Das fordern auch viele Menschen in Israel, auch Militärs.
Eine bleibende Besetzung des Gazagebietes wird den Konflikt nicht beenden, sondern neue Gewalt erzeugen. Die Voraussetzung für einen tragfähigen Frieden bedingt auf Seiten der Hamas deren Entwaffnung und die Anerkennung des Existenzrechtes des Staates Israels, auf Seiten Israels die Beendigung der militärischen Gewalt sowie der aggressiven Siedlungspolitik.

Könnte dieser Ausweg in einer Zweistaatenlösung liegen?
Solange die Hamas ihre Politik auf dem Rücken der Bevölkerung austrägt und gleichzeitig eine aggressive Siedlungspolitik für weitere Eskalationen sorgt, wird kein Frieden möglich sein. Aber auch abgesehen davon ist ein integriertes Zusammenleben von Juden und Palästinensern in einem gemeinsamen Staat vermutlich kaum denkbar. Dazu sind das Leid und der erfahrene Schmerz in diesem eskalierenden Konflikt auf beiden Seiten zu tief.
Auf diesem Hintergrund ist eine Zweistaatenlösung trotz aller Hindernisse am meisten plausibel und realistisch: Israel als sicherer, mehrheitlich jüdischer Staat neben einem lebensfähigen, souveränen Staat Palästina – mit internationalen Garantien, entmilitarisierten Zonen und Sicherheitsarrangements unter verbindlicher Achtung von Menschenrechten und Minderheitenschutz. Die Hamas wie auch extremistische Siedlerbewegungen torpedieren diesen Weg, mit ihnen ist kein Frieden zu machen. Aber viele Menschen beiderseits sind des Konflikts einfach müde.

Und was können wir hier konkret tun? Welche Möglichkeit gibt es zu helfen?
Wir können weiter hoffen und beten und so die Menschen dort nicht aufgeben. Wer mit Spenden die dortige diakonische Arbeit, medizinische und humanitäre Hilfe oder auch das zivilgesellschaftliche Engagement gegen Gewalt unterstützt, hilft dieser Hoffnung und diesen Gebeten sichtbare und erfahrbare Gestalt zu geben. Und wer rassistischen oder antisemitischen Äußerungen widerspricht, verteidigt die Menschenwürde.
Konkret hinweisen möchte ich auf die Möglichkeit, für das Ahli Arab Hospital in Gaza zu spenden.
Es ist mir ein Anliegen als Präsidiumsmitglied der Evangelischen Mission in Solidarität (EMS) darauf hinzuweisen. Die EMS ist eine ökumenische Gemeinschaft von weltweit 25 Kirchen und fünf Missionsgesellschaften, die sich für eine Welt einsetzt, in der Menschen ein selbstbestimmtes und würdevolles Leben führen können.

Spendenkonto:

Kontoinhaber: Evangelische Kirche der Pfalz
IBAN: DE96350601901011675006
BIC: GENODED1DKD

oder

spenden Sie online.

Verwendungszweck: 0-697-5351, Krankenhaus Ahli Arab

Hintergrund: Das  Ahli Arab Hospital in Gaza-Stadt

Das Ahli Arab Hospital in Gaza-Stadt gehört zur Episcopal Church in Jerusalem and the Middle East und ist eine der wenigen verbliebenen medizinischen Einrichtungen in der Region. Mit rund 80 Betten, täglichen Behandlungen von etwa 700 Patientinnen und Patienten sowie 25 bis 30 Operationen spielt es eine zentrale Rolle für die Gesundheitsversorgung. Besonders für die Zivilbevölkerung ist das Krankenhaus oftmals die einzige Anlaufstelle. 
Trotz wiederholter Angriffe – zuletzt mit vielen Toten und Verletzten im Oktober 2023 – hält das Krankenhaus den Betrieb aufrecht. Es versorgt Verwundete, bietet ambulante Hilfe und leistet wichtige Basisversorgung inmitten der humanitären Katastrophe. Auch deutsche Landeskirchen, darunter die Evangelische Kirche im Rheinland, unterstützen die Arbeit finanziell. Die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) ruft dazu auf, das Krankenhaus zu fördern und hat Angriffe auf die Einrichtung öffentlich verurteilt. 
Das Ahli Arab Hospital steht somit für die Verbindung aus medizinischer Hilfe, kirchlicher Solidarität und dem Einsatz für die Würde von Menschen, die unter Krieg und Zerstörung leiden.

Einen aktuellen Bericht zur Situation im Ahli Arab Hospital in Gaza lesen Sie hier: https://www.osservatoreromano.va/de/news/2025-09/ted-035/aerzte-entscheiden-ueber-leben-und-tod.html 

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news-4247 Tue, 23 Sep 2025 14:58:03 +0200 Für eine attraktive Kirche  /fuer-eine-attraktive-kirche Die protestantischen Gemeinden der pfälzischen Landeskirche müssen ihre Gebäudekosten reduzieren. Außerdem sollen sie den Schadstoffausstoß verringern. Umweltbeauftragte Sonja Klingberg-Adler zieht im Interview eine Zwischenbilanz. Von Uwe Rauschelbach

SPEYER. Sonja Klingberg-Adler ist Umweltbeauftragte in der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die Arbeitsstelle unterstützt die Gemeinden der Landeskirche bei der Umsetzung des Projektes „Räume für morgen“. Über das Projekt sollen alle Kirchenbezirke bis zum Jahr 2030 die Gebäudekosten um 30 Prozent reduzieren. Außerdem soll entsprechend dem Beschluss der Landessynode der pfälzischen Landeskirche von 2021 bis 2035 der Treibhausgasausstoß bei kirchlichen Gebäuden um 90 Prozent sinken.

Frau Klingberg-Adler, kann man bereits ein Zwischenfazit ziehen, was die Reduzierung der Gebäudekosten und die Senkung des Schadstoffausstoßes bei kirchlich genutzten Immobilien betrifft?

Sonja Klingberg-Adler: Das ist aktuell noch nicht möglich. Zunächst sollen die Bezirkssynoden im Herbst Umsetzungspläne für die Kostenreduktion sowie die Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen beschließen. Bislang haben erst die Bezirke Germersheim und Ludwigshafen Planungen für eine 30-pro­zentige Kostenreduktion vorgelegt. Diese wurden von Projektteams erarbeitet und über den Bezirkskirchenrat an die Bezirkssynoden weitergeleitet. Für die Frühjahrstagung 2026 der Landessynode werden die Beschlüsse der Bezirke dann zusammengestellt. In Fällen, in denen keine ausreichenden Umsetzungspläne vorgelegt werden, muss die Kirchenregierung über weitere Schritte beraten.

Besteht Anlass zur Hoffnung, dass die Ziele erreicht werden können, oder sind die Wege doch schwieriger als erwartet?

K.-A.: Man kann noch keine Trendmeldungen verkünden, nur so viel: Die Emissionsminderung von 90 Prozent scheint schwerer als die Kostenreduktion von 30 Prozent. Noch fällt es den Gemeinden unterschiedlich schwer, sich auf Kooperationen mit ihren Nachbarn einzulassen, um Gebäude gemeinsam zu nutzen und hierdurch Kosten einzusparen. Regional statt lokal zu denken, das scheint für einige Mitglieder der Kerngemeinden noch eine Hürde zu sein.

Gerade in Zeiten der Bildung von größeren Kirchenbezirken und Regio-Pfarrämtern spräche aber doch einiges für eine stärkere gemeinsame Gebäudenutzung.

K.-A.: Ja, durchaus. Zwar gibt es anfangs oft Berührungsängste zwischen einander benachbarten Gemeinden. Aber die Erfahrung zeigt: Wenn man sich erst einmal angenähert hat, merkt man in der Regel, wie viele Gemeinsamkeiten man hat und wie viel Spaß es macht, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. In vielen Fällen ist es aber so, dass die Kostenreduktion von 30 Prozent auch ohne Kooperationsmodelle erreichbar ist.

Gibt es ein Leuchtturmprojekt, das zeigt: In diese Richtung kann’s gehen?

K.-A.: Ein Projekt herauszugreifen, ist schwierig, da die Voraussetzungen in den Gemeinden beziehungsweise den Dekanaten völlig unterschiedlich sind. Aber die Kirchengemeinde Ellerstadt des Dekanats Bad Dürkheim-Grünstadt hatte die Vorgaben für die Kostenreduktion zum Beispiel längst erreicht, andere Gemeinden überlegen noch. Der Kirchenbezirk Bad Bergzabern hat sich von Beginn an Leitlinien gegeben, wie vorgegangen werden soll. Das kann helfen.

Wie fiel die Resonanz auf die Sprechstunden aus, die die Kirchenleitung den Gemeinden angeboten hatte?

K.-A.: Die Resonanz war gut. Die Fragen waren sehr vielseitig. Es wurde auch Skepsis geäußert, dass die Ziele tatsächlich erreicht werden können. Andere Gemeinden haben bereits dargelegt, wie sie es schaffen wollen. Aber es gab auch Zeichen der Überforderung. Wir haben dabei stets verdeutlicht: Sie stehen mit diesen Problemen nicht alleine, sondern können auf Bezirksebene nach Lösungen suchen.

Wie ist es um die Zukunft der Gotteshäuser in der Pfalz bestellt? Schließlich muss bei Umnutzungen doch erst einmal saniert werden.

K.-A.: Ich würde nicht sagen, dass die Frage von Umnutzung, energetischer Sanierung und Kostenreduktion bei Kirchengebäuden am dringlichsten ist. Stattdessen stellen sich solche Fragen bei Gemeindehäusern oder bei Kindertagesstätten in kirchlicher Trägerschaft viel dringlicher. Kirchengebäude spielen auch bei der Reduktion von Treibhausgasen nicht die größte Rolle. Aber natürlich stellen Pläne für eine Umnutzung von Kirchenräumen die Gemeinden vor große Herausforderungen. Mittlerweile gibt es hierfür gute Konzepte.

Aus den Gemeinden ist immer wieder zu hören, dass die Kirche im Dorf bleiben soll, weil der Protestantismus sonst seine Präsenz einbüßt. Wie schwer wiegen solche Argumente?

K.-A.: Es geht darum, nur einen Teil, also knapp ein Drittel der Gebäudekosten zu senken. Das ist nicht gleichzusetzen mit einem Rückzug der Kirche aus dem öffentlichen Raum. Es geht also nicht um eine massenhafte Schließung von Kirchengebäuden. Laut Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst geht es um die Frage, welche Orte wir als Kirche insgesamt brauchen, damit Menschen einander und Gott begegnen können. Menschen sollten uns mehr beschäftigen als die Handwerkerrechnung. Und es soll erkennbar sein, dass die Kirche auch bei ihren Gebäuden Mitverantwortung für die Bewahrung der Schöpfung übernimmt. Die Frage ist doch: Was ist nötig, um eine attraktive Kirche für Menschen zu sein?

Infokasten:
Mit Blick auf die rückläufige Entwicklung der Mitgliederzahlen und der Steuereinnahmen sollen die protestantischen Gemeinden der pfälzischen Landeskirche ihre Gebäudekosten bis 2030 um 30 Prozent senken. Außerdem sollen bis 2035 insgesamt 90 Prozent des Schadstoffausstoßes reduziert werden. Die Gemeinden sind gehalten, entsprechende Konzepte zu entwickeln und auf Bezirksebene zu beschließen. Das Projekt „Räume für morgen“ wurde 2022 von der Landessynode beschlossen. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat entschieden, ihre Gesamtausgaben bis 2030 um 30 Prozent zu senken.

Dieser Artikel ist zuerst im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz erschienen.

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news-4246 Tue, 16 Sep 2025 11:39:43 +0200 Gespräch des Ministerrats mit Leitungen der Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz /gespraech-des-ministerrats-mit-leitungen-der-evangelischen-kirchen-in-rheinland-pfalz Enge Partnerschaft in herausfordernden Zeiten - Landesregierung und Evangelische Kirchen tauschen sich über aktuelle Themen und zentrale Aufgaben aus. Mainz. Die rheinland-pfälzische Landesregierung ist zu ihrem regelmäßigen Austausch mit den Leitungen der Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz zusammengetroffen. Im Fokus des Gesprächs am Montagabend standen dabei sowohl die aktuellen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen als auch die Veränderungsprozesse in den Evangelischen Kirchen in Rheinland-Pfalz. Dabei würdigte Ministerpräsident Alexander Schweitzer die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Land, die er seit seinem Amtsantritt intensiv fortgeführt habe. „Die Evangelischen Kirchen sind wichtige Partnerinnen des Landes. Die regelmäßigen Begegnungen bieten Gelegenheit, die kirchlichen Perspektiven auf gesellschaftliche Entwicklungen noch genauer kennenzulernen und über gute Wege für die Zukunft zu sprechen. Gerade in Zeiten multipler Krisen ist dieser offene und konstruktive Austausch von unschätzbarem Wert“, so der Ministerpräsident.

Im Mittelpunkt des Treffens standen insbesondere aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wie Migration und Integration, die Stärkung der freiheitlichen Demokratie und die Rolle der Kirchen als wichtige Akteure in Rheinland-Pfalz. Beide Seiten unterstrichen die Bedeutung der gemeinsamen gesellschaftlichen Verantwortung. Gerade im Bereich von Migration und Integration leisten die Evangelischen Kirchen mit ihren Diakonien einen wichtigen Beitrag – von der Migrationsberatung bis hin zu Projekten zur interkulturellen Öffnung und zur Stärkung einer Willkommens- und Anerkennungskultur. Das Ministerratsgespräch bot die Gelegenheit, diese Themen offen und vertraulich zu erörtern.

Integrationsministerin Katharina Binz sagte: „Die Integration von Geflüchteten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die nur gelingt, wenn alle Akteurinnen und Akteure zusammenarbeiten – vom Land über die Kommunen bis hin zu den Kirchen und der Zivilgesellschaft. Dabei ist die Diakonie der evangelischen Kirchen eine wichtige Säule. Sie unterstützt Migrantinnen und Migranten bei den unterschiedlichen Herausforderungen ihres alltäglichen Lebens und leistet einen wichtigen Beitrag, damit Zugewanderte gut in unserer Gesellschaft ankommen. Die vielfältigen Angebote der Diakonie tragen zudem dazu bei, Brücken zu bauen sowie Solidarität, Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung in der Gesellschaft zu fördern.“

„Eine starke Wirtschaft braucht ein starkes Fundament in der Gesellschaft. Deshalb ist mir der Dialog mit den Kirchen so wichtig: Sie geben Halt, fördern den Zusammenhalt und sind für viele Menschen – gerade auch für eingewanderte Fachkräfte – ein wichtiger Ankerpunkt in einem neuen Lebensumfeld. Wirtschaftlicher Erfolg entsteht in Unternehmen und auf Märkten, aber er lebt vom gesellschaftlichen Frieden und vom Miteinander. Diesen Rahmen gemeinsam zu stärken, ist unser gemeinsames Ziel“, erklärte Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt.

Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), Thorsten Latzel, hob die Bedeutung des Subsidiaritätsprinzips hervor. Indem der Staat viele seiner Aufgaben ganz unterschiedlichen Akteuren – nicht nur den Kirchen – übertrage, fördere er zugleich die Vielfalt von Angeboten. Freilich stießen die freien Träger an ihre finanziellen Grenzen. So müssten die Kirchen ihren Eigenbeitrag durch den Rückgang der Kirchensteuermittel reduzieren und könnten staatliche Aufgaben nicht mehr in gewohnter Weise finanziell unterstützen. Kirche und Staat stünden in der Verantwortung, in ihrer Zusammenarbeit zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger das Prinzip der Subsidiarität zu pflegen und neuen Herausforderungen anzupassen.

Ein weiteres zentrales Thema war die Stärkung der freiheitlichen Demokratie. Die Evangelischen Kirchen verstehen sich als wichtige Stimme für gesellschaftlichen Zusammenhalt und gegen Hass und Ausgrenzung. Ministerpräsident Alexander Schweitzer würdigte dieses Engagement: „In einer Zeit, in der unsere Demokratie unter Druck steht, sind die Evangelischen Kirchen eine starke Kraft für Zusammenhalt, Respekt und gegenseitige Verantwortung. Sie sind vor Ort nah an den Menschen, leisten konkrete Hilfe und bringen die Sorgen und Perspektiven derer, die sich weniger Gehör verschaffen können, in die politischen und gesellschaftlichen Debatten ein. Dieses Engagement ist ein unverzichtbarer Beitrag für eine offene Gesellschaft, die sich den Aufgaben unserer Zeit stellt und diese mit Zuversicht angeht.“

Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Christiane Tietz, sieht in der Demokratie die beste Möglichkeit für eine gerechte Gesellschaft. Demokratie habe nicht nur etwas mit Mehrheiten zu tun, sondern auch mit Menschenwürde und Menschenrechten. „Wir möchten als Kirche auch ein Ort sein für die Gesellschaft insgesamt, um im Gespräch zu bleiben - um sich zuzuhören, um über Ängste und Sorgen zu sprechen, um Argumente auszutauschen“, erklärte Tietz und verwies auf die Initiative „Verständigungsorte“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) Die Schwierigkeit dabei sei, „auf der einen Seite freundlich zugewandt zu bleiben und auf der anderen Seite zu sagen, dass bestimmte Positionen wie Rassismus, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit für uns nicht akzeptabel sind“.

Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz (EKP), sieht die gesellschaftlichen Kräfte in der Pflicht, die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und die Präventionsarbeit als gesamtgesellschaftliches Thema zu betrachten. „Dafür wäre ein wirklich gutes Aufarbeitungsgesetz des Bundes hilfreich: Ein gut durchdachtes, nicht verwässertes und alle Systeme in die Pflicht nehmendes Gesetz“, sagte Wüst.

Im Rahmen der kirchlichen Aufarbeitung haben sich nach Auskunft der Kirchenpräsidentin, die zugleich Sprecherin der kirchlichen Beauftragten im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in Evangelischer Kirche und Diakonie in Deutschland ist, die unabhängigen regionalen Aufarbeitungskommissionen gebildet. Diese untersuchten Fälle und Strukturen, bänden Betroffene ein und profitierten von Expertinnen und Experten, die u.a. durch die Bundesländer benannt worden seien.

Die Kirchenpräsidentin begrüßte den Pakt gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen der rheinland-pfälzischen Landesregierung. Freilich müssten auch gute Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden, damit eine gesamtgesellschaftliche Aufarbeitung gelinge.

Beide Seiten begrüßten den guten Austausch und betonten, in engem Austausch bleiben zu wollen. Auch künftig wolle man das direkte Gespräch suchen.

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news-4245 Mon, 15 Sep 2025 11:09:40 +0200 ​​​​​​​Einfach sensibler werden /einfach-sensibler-werden Laura Moser ist neue Gleichstellungsbeauftragte der Pfälzer Kirche. Von Alexander Lang (epd)

Speyer (epd). Kürzlich hat sie ihre Dissertationsschrift im Fach Geschichte an der Universität Heidelberg eingereicht. „Als Mutter zum Beruf wurde“ lautet der Titel, es geht um das Modellprojekt „Tagesmütter“ in den Jahren 1974 bis 1978. Laura Moser denkt wissenschaftlich - und packt gerne an, wenn es darum geht, bestehende Ungleichheiten in der Gesellschaft zu beseitigen. Seit Mai ist die 34-jährige Historikerin neue Gleichstellungsbeauftragte der Evangelischen Kirche der Pfalz in Speyer.

Vieles sei mit Blick auf die Gleichstellung aller Menschen unabhängig von Geschlecht, Alter, Religion oder Herkunft in Gesellschaft und Kirche erreicht, sagt Moser, die aus Iggelbach im Landkreis Bad Dürkheim stammt. Und doch würden Menschen in Sprache, in der Gesetzgebung und im alltäglichen Miteinander diskriminiert. So laute die Begrüßungsformel bei Veranstaltungen meist noch immer „sehr geehrte Damen und Herren“. Warum sage man nicht einfach „guten Tag“ oder nenne, wenn möglich, nur Vor- und Nachnamen, fragt Moser, die sich mit Frauen- und Geschlechtergeschichte und der Geschichte der Arbeit im 20. Jahrhundert beschäftigt.

In der aufgeheizten gesellschaftlichen Debatte um Gendersprache sowie geschlechtliche und kulturelle Vielfalt will Moser verhärtete Fronten aufbrechen. Vor allem gehe es darum, anderen zuzuhören - und sensibler für deren Wünsche und Anliegen zu werden, sagt sie. Dazu sei Offenheit und die Bereitschaft nötig, auf andere Menschen zuzugehen, die man aufs Erste vielleicht nicht versteht. „Es ist ein Lernprozess in Taten und nicht nur in Worten.“

Nach dieser Formel will sie auch als Nachfolgerin der ehemaligen Gleichstellungsbeauftragten Annette Heinemeyer im Landeskirchenrat der Pfälzer Kirche in Speyer arbeiten. Vor 30 Jahren wurde dort die Gleichstellungsstelle eingerichtet. Deren Themen sind Rollenbilder von Mann und Frau, Vereinbarkeit von Familie, Ehrenamt und Beruf, geschlechtergerechte Sprache sowie Gewalt gegen Frauen und Kinder. Die Gleichstellungsbeauftragte hat zudem die geschlechtergerechte Führung in Kirche und Gesellschaft sowie Diversität im Blick.

Im Idealfall sei die Kirche ein „geschützter Raum“ für Menschen, die mit Ausgrenzung und Diskriminierung konfrontiert seien, sagt Moser, die als Studentin für die Gleichstellungsbeauftragte der Heidelberger Universität arbeitete. Die Kirche dürfe niemanden ausschließen: Geschlecht, Hautfarbe, Herkunft hätten für Jesus Christus keine Rolle gespielt, sagt die Protestantin. An ihrer Kirche schätzt sie besonders das soziale Engagement und das Eintreten für Menschenrechte.

Ein Herzensanliegen ist es Moser, gegen die wachsende Queerfeindlichkeit in der Gesellschaft anzugehen. Sie gehört der Arbeitsgemeinschaft „Kreuz und Queer“ in der Pfälzer Kirche an. Diese macht sich stark für die Chancengleichheit von Menschen mit anderer sexueller Orientierung oder geschlechtlicher Identität. Der Einsatz der Kirche komme in der queeren Community an, sagt sie. „Cool, dass Kirche dabei ist“, laute eine Rückmeldung.

Für Offenheit und Chancengleichheit aller Menschen will die neue Gleichstellungsbeauftragte in der Kirche werben - etwa bei Besuchen in Kirchengemeinden und Frauenkreisen oder auf dem „kleinen Pfälzer Kirchentag“ am 28. Juni 2026 im westpfälzischen Otterbach. Auch plant sie einen Leitfaden für gleichberechtigte Sprache. Denn Gleichstellung - davon ist Laura Moser überzeugt - sei vor allem eine Geisteshaltung.

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news-4240 Thu, 04 Sep 2025 14:20:00 +0200 Fluchtgeschichte: Was eine Familie aus dem Libanon erlebt hat https://www.indeon.de/gesellschaft/fluchtgeschichte-was-eine-familie-aus-dem-libanon-erlebt-hat Wenn Ilham Khaskiyeh von der Flucht spricht, füllen sich ihre Augen immer wieder mit Tränen. Mehr als eine Woche lang ist die heute 48-Jährige mit ihren drei Kinder Mohammed, Riham und Jihan auf dem offenen Meer – ohne zu wissen, wann sie ankommen. Die alleinerziehende Mutter flüchtet vor Gewalt in ihrem Heimatland.