Speyer (lk). Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz setzt heute ihre Frühjahrstagung fort. Im Zentrum des zweiten Tages der Landessynode stehen heute die Beratungen und Abstimmungen zu fünf Eckpunktpapieren des Priorisierungsprozesses, mit denen sich die Kirche zukunftsfähig aufstellen will.
Auf der Tagesordnung stehen folgende Eckpunktpapiere:
- Gespräche mit anderen Landeskirchen: Ziel ist es, Kooperationen zu vertiefen, Synergien zu nutzen und langfristig auch Fusionen auszuloten.
- Neustrukturierung der Kirchenbezirke: Aus derzeit 15 Kirchenbezirken sollen vier große Einheiten entstehen – für effizientere Verwaltung und mehr Freiraum für kirchliche Arbeit.
- Zukunft der Diakonie: Mit „Häusern der Kirche und Diakonie“ in den Regionen soll die soziale Präsenz gestärkt und gleichzeitig auf sinkende Ressourcen reagiert werden.
- Strukturveränderungen: Die Zahl der öffentlich-rechtlichen Körperschaften wird deutlich reduziert, um Verwaltung zu verschlanken und mehr Zeit für Seelsorge und Gemeindearbeit zu ermöglichen.
- Reform der Verwaltungseinheiten: Künftig soll eine Kirchenverwaltung mit Regionalstellen die kirchlichen Verwaltungsaufgaben bündeln, auch bei Kitas und Gebäuden.
Zuvor hatte Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong in einem Impulsreferat die theologische Perspektive auf den Wandel eröffnet: Kirche müsse „kleiner werden, um mehr Menschen zu erreichen“ – mit klarerem Profil und größerer Nähe zum Leben.
Gestern hatte sich bereits der wissenschaftliche Beirat im Zuge des Transformationsprozesses der Evangelischen Kirche der Pfalz positiv zu den vorgelegten Eckpunkten geäußert. Der wissenschaftliche Beirat bewertet die Eckpunktepapiere als wichtigen und überfälligen Schritt in Richtung einer handlungsfähigen, zukunftsoffenen Kirche. Die Vorschläge seien insgesamt analytisch gut begründet, theologisch verantwortbar und strukturell durchdacht und eine tragfähige Basis, um die notwendigen Transformationen gemeinsam zu gestalten. Sie zeugten von einem ernsthaften Willen zur Veränderung – und von der Einsicht, dass Stabilität in Zukunft nur durch Wandel zu sichern sei.
Hintergrund:
Synode: Es ist die neunte Tagung der 13. Landessynode, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist als kirchliche Volksvertretung das oberste beschlussfassende Gremium der Evangelischen Kirche der Pfalz. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an. Das Präsidium bilden Synodalpräsident Hermann Lorenz, Synodalvizepräsident Joachim Schäfer und als zweite Synodalvizepräsidentin Christine Schöps.
Eckpunktpapiere: Die Eckpunktpapiere sind zentrale inhaltliche und strategische Grundlagen für die Beratungen und Beschlüsse der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz im Rahmen des laufenden Priorisierungsprozesses. Sie bündeln die Ergebnisse intensiver Analysen und Arbeitsprozesse zu zehn Schlüsselthemen – von Verwaltungs- und Strukturfragen über Bildungsarbeit bis hin zur Zukunft der Diakonie und der Pfarrhäuser. Ziel der Eckpunkte ist es, angesichts sinkender Ressourcen und wachsender Herausforderungen tragfähige und zukunftsorientierte Lösungen für eine handlungsfähige und verlässlich präsente Kirche zu entwickeln. Die Eckpunkte dienen als Leitplanken für Gesetzesinitiativen und Reformschritte bis ins Jahr 2035.
Der Priorisierungsprozess: Der Anstoß für den Prio-Prozess kam aus der Mitte der Synode selbst. Im November 2022 beschloss die Landessynode einstimmig, die Entwicklung eines Priorisierungsprozesses zu beauftragen. Ziel: tragfähige Antworten auf Mitgliederrückgang, finanzielle Engpässe und gesellschaftlichen Bedeutungsverlust zu finden. Bis 2035 wird mit einem jährlichen Mitgliederrückgang von rund 3 Prozent auf dann etwa 306.000 Mitglieder gerechnet. Rund 60 Millionen Euro müssen eingespart werden, das entspricht etwa 45 Prozent der Budgets von 2023. Interdisziplinär zusammengesetzte Facharbeitsgruppen erhielten den Auftrag, entlang zentraler kirchlicher Handlungsfelder konkrete Vorschläge zu erarbeiten – ohne Denkverbote, aber mit Blick auf Machbarkeit und Zukunftsfähigkeit. In einem intensiven Arbeitsprozess über zwölf Monate hinweg entstanden auf dieser Grundlage die nun vorliegenden zehn Eckpunkte.
Hinweis an die Redaktionen:
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Nach der Abstimmung über alle fünf Papiere wird es eine zusammenfassende Pressemeldung geben.