Krank sein, eine Krise haben, eine Katastrophe verarbeiten müssen: Kirchliche Seelsorge ist ein Angebot für alle Menschen und in allen Lebenslagen. Die Evangelische Kirche der Pfalz will sie mit einem neuen Seelsorgekonzept besser unterstützen.
Speyer (lk). In Stadt und Land, im Krankenhaus und im Gefängnis. In Schule und Uni, im Urlaub oder daheim, im Alltag und im Notfall: Kirchliche Seelsorge ist ein Angebot für alle Menschen und in allen Lebenslagen. Die Evangelische Kirche der Pfalz will sie mit einem neuen Seelsorgekonzept besser unterstützen.
Die Landessynode hat dem vorgestellten Konzept heute zugestimmt. Es ist vorerst auf fünf bis zehn Jahre angelegt. „Erstmals wurde damit ein Gesamtkonzept vorgelegt, das den Herausforderungen der kirchlichen Seelsorge in einer immer vielfältigeren Gesellschaft Rechnung trägt“, sagt der Bildungs- und Seelsorgedezernent, Oberkirchenrat Claus Müller. Das von einer Projektgruppe erarbeitete Papier setzt Leitlinien für die Seelsorge und entwickelt Qualitätsstandards. Die Leitlinien sollen von den Verantwortlichen der einzelnen Seelsorgebereiche mit Leben gefüllt und Szenarien für eine zukunftsfähige Seelsorgepraxis entwickelt werden. Das Ziel: seelsorgliche Angebote sollen leicht auffindbar sein und für alle Menschen zugänglich - kostenlos und bedingungslos.
Zentrale Aufgabe der Kirche
Seelsorgende hören zu, entlasten und begleiten. Sie geben Halt und Antworten auf Lebensfragen. Seelsorge gehört damit zu den zentralen kirchlichen Aufgaben. „Über die Seelsorge können auch Menschen an die Kirche andocken, die bisher mit ihr keinen Kontakt gehabt oder diesen verloren haben“, verdeutlicht Müller. In einer sich kulturell, ökonomisch und gesellschaftlich radikal ändernden Welt müssten sich auch Kompetenzen und Strukturen der Seelsorge weiterentwickeln, um Menschen zu erreichen.
Haupt- und ehrenamtliche Profis
Auch die Seelsorgenden selbst nimmt das Konzept in den Blick. Vorurteilsfrei und absichtslos sollen sie sich den Menschen zuwenden. Sie sollen wertschätzend, kontextsensibel und ergebnissoffen kommunizieren und sich dabei der Grenzen ihrer Kompetenzen bewusst sein. Jede Form religiöser Übergriffigkeit ist zu vermeiden, aber den eigenen Glauben formulieren können, das gehört dazu. „Das Konzept gibt den Mitarbeitenden in der Seelsorge mehr Orientierung und Handlungssicherheit“, sagt Müller und betont: „Angesichts von Mitgliederschwund und knapper werdender Ressourcen muss die Landeskirche ihre Seelsorgearbeit umbauen. Die Rolle gut geschulter und betreuter Ehrenamtlicher wird dadurch deutlich wichtiger.“
Zahlreiche ehrenamtliche Seelsorgende sind etwa in der Krankenhaus-, Telefon- und Notfallseelsorge tätig. Sie werden dort bereits gut aus- und fortgebildet. Erstmals sollen ehrenamtliche Krankenhausseelsorger auch ökumenisch ausgebildet werden. Unabhängig von möglichen Stellenkürzungen im Zuge des Reformprozesses (Priorisierungsprozess) der Landeskirche bis 2030 gelte es, die Qualität seelsorgerlicher Angebote zu sichern.
Die Landessynode tagt noch bis zum Samstag, 8. Juni im Martin-Butzer-Tagungshaus der Evangelischen Jugend in Bad Dürkheim. Der Freitag ist dem Schwerpunkt Jugend gewidmet.
Hintergrund
Es ist die siebte Tagung der 13. Landessynode, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist die kirchliche Volksvertretung.
Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an. Das Präsidium bilden Synodalpräsident Hermann Lorenz, Synodalvizepräsident Joachim Schäfer und als zweite Synodalvizepräsidentin Christine Schöps.
Die Tagung der Landessynode ist öffentlich und wird auch live übertragen: www.youtube.com/@evkirchepfalz