Theologiestudium

Erfahrungen aus der Praxis des Pfarrberufes

Andrea Battenfeld

Berufsfeld: Krankenhausseelsorge

Meine Kompetenzen:

Fachkompetenzen: Exegese, Systematik, Seelsorge, Pädagogik, Psychologie, Philosophie

Soziale Kompetenzen: Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit, Teamfähigkeit, Sensibilität, Empathie

Erworbene Kompetenzen: Disziplin, systematisch-strukturierter Aufbau, Konzentrationsfähigkeit

Als ich 1968 anfing, in Heidelberg Theologie zu studieren, kursierte in der Badischen Landeskirche eine Broschüre:

Weil Menschen Menschen brauchen – Theologie studieren.

Das Motto passte gut zu dem Impuls, den ich von Paul Tillich aufgenommen hatte: „ Gott ist in der Tiefe, da, wo dich etwas unbedingt angeht.“

Als Jüngste von 5 Geschwistern in einem säkularen Elternhaus aufgewachsen, musste ich meinen Entschluss, Theologie zu studieren, schwer verteidigen..

Es ist eine sehr vielschichtige Arbeit. Ich bin jeden Morgen gespannt, wer und was mir begegnet. Meine Arbeit erfordert ein besonderes „Aufgeschlossen- Sein“ den Menschen gegenüber.

Ich begleite gerne Menschen in den Phasen der Selbstfindung und im Prozess der Krisenbewältigung. Das aktive Zuhören ermutigt zur Lebensbilanz.

Das Gestaltungspotential ist fast unerschöpflich – es entstehen ständig neue Projekte

  • mit MitarbeiterInnen
  • in der Ethischen Diskussion
  • bei Fort – und Weiterbildungen
  • bei besonderen Gottesdiensten

Die Freiheit eines Christenmenschen – für mich ein Zentralwert – erlaubt mir den kritischen Umgang in Theorie und Praxis mit den real existierenden Gremien, Strukturen und Ideologien der verfassten Kirche.

Ich halte es mit Dorothee Sölle, die von sich gesagt hat, sie sei engagierte Christin nicht wegen sondern trotz der Amtskirche. (Renate Wind, Dorothee Sölle, Rebellin und Mystikerin, Heidelberg 2008)

Dr. Ludwig Burgdörfer

Berufsfeld: Mission, Diakonie, Ökumene

Kompetenzen:

Erfahrungen als Pfarrer in der Nordpfalz

Erfahrungen als Pfarrer in Landau

Erfahrungen als Dekan im Kirchenbezirk Landau

Erfahrungen als Leiter eines gesamtkirchlichen Dienstes

Warum ich mich für die Theologie entschieden habe?

Ich vermute einmal Folgendes:

Es gibt Leute, die kann der liebe Gott frei herum laufen lassen. Die finden sich und den Weg des Glaubens von ganz alleine. Dann gibt es aber noch eine spezielle Sorte, die würde ihm womöglich verloren gehen, wenn er sie sich nicht zu seinem engsten Bodenpersonal machen würde. Und das sind dann die Pfarrerinnen und Pfarrer.

Aber womöglich trifft das nur auf mich zu.

Sorry.

Eine einzige Begegnung mit einem Pfarrer hat genügt – und ich war auf dem Weg, selber einer zu werden. Die wirklichen Werbeträger sind eben immer Menschen, die uns mit ihrer Ausstrahlung verzaubern. Abitur habe ich gemacht, um Theologie zu studieren. „Weil Menschen, Menschen brauchen!“ hieß damals der Slogan der Evangelischen Kirche der Pfalz, mit der sie junge Leute zu gewinnen suchte. Ich war begeistert. Und dann kam das Studium und die ganze mühselige Ernüchterung, weil alles eben doch nicht so einfach war. Sprachen, wissenschaftlich-theologisches Arbeiten, das Verlassen der 1. Naivität. Und schließlich der große Zweifel. Ich war mittendrin und trotzdem außen vor.

Und dann passierte das Beste! Ich rief bei meiner Landeskirche an und sagte unserem damals für uns zuständigen OKR Kronauer, dass ich unbedingt wissen müsse, wie ein Pfarrer lebt und arbeitet, damit ich mich entscheiden kann, ob ich weiter dabei bleibe. Und obwohl ein Gemeindepraktikum damals absolut unüblich war, gab er mir eine Adresse und in den kommenden Semesterferien lebte und arbeitete ich in einem real existierenden Pfarrhaus mit. Ich muss meinem damaligen Mentor und späteren Freund unendlich auf die Nerven gegangen sein. Aber er nahm mich überall hin mit, traute mir mehr zu als ich mir selbst, ließ mich predigen und unterrichten, zog mich mit hinein in den faszinierenden Schutzraum der Seelsorge und – was vielleicht das wichtigste gewesen ist, er betete mit mir. Nach diesem Praktikum wechselte ich den Studienort und die gesamte Einstellung und studierte sehr praxisorientiert weiter.

Nach 30 Jahren kann ich sagen: Mein Beruf ist ein Geschenk, ein Privileg des Himmels, trotz aller Erdung. Ich kann nur werben und sagen: Kommet ihr Hirten, ihr Männer und Frauen…

 

Annekatrin Dauber

Berufsfeld: Pfarrerin im Schuldienst

Was ich an meinem Beruf liebe?

Als Schulpfarrerin mit einem „kleinen“ Fach (2-stündig) hat man jeden Tag mit vielen verschiedenen Schülerinnen und Schülern zu tun. Das heißt, dass es jeden Tag mindestens ein oder zwei gute Begegnungen und meistens auch mindestens eine gelungene Schulstunde gibt, die zum „Wohlbefinden“ im beruflichen Alltag beitragen.

Ich schätze es, „für mich“ inhaltlich arbeiten zu können und diese Arbeit direkt im Unterricht umzusetzen. Meine Arbeit in der Oberstufe ermöglicht mir zum Beispiel, mich selbst intensiv mit interessanten Themen zu beschäftigen und auseinanderzusetzen. (Beispiel aus meiner momentanen Arbeit: „Naturwissenschaft und Glaube“)

Besonders wichtig ist mir, nicht nur im Schulgottesdienst, sondern auch im schulischen Alltag Formen der Spiritualität zu entdecken. Hier gibt es so viele Möglichkeiten und es macht Spaß, sie auszuprobieren.

In der Adventszeit gibt es zum Beispiel jeden Tag eine kleine Pausenandacht mit Liedern, die von Schülerinnen und Schülern ausgesucht werden. Keine Gesangbuchlieder, keine Spirituals, sondern ihre Musik! Von „cold play“ über „adele“, von „rihanna“ zu den „Toten Hosen“. Erstaunlich, was sich daraus theologisch machen lässt. Und erstaunlich, dass mittlerweile bis zu 50 Jugendlichen täglich freiwillig(!) diese Andacht besuchen.

Am meisten gefällt es mir, jeden Tag so viele junge Menschen zu treffen.

Am wichtigsten ist mir, mit ihnen das Nachdenken zu lernen.

Und dankbar bin ihnen dafür, dass sie mir ein bisschen von ihrer Jugendlichkeit abgeben.

Warum ich Theologie studiert habe?

Heute fällt es mir leicht, diese Frage zu beantworten, weil ich die Antwort erst im Laufe meiner Dienstjahre gefunden habe.

Warum ich Theologie studiert habe, kann ich heute mit dem beantworten, was ich oben über meinen Beruf geschrieben habe.

Damals war es die Neugier auf die wichtigen Fragen des Lebens, die Hoffnung, einige Antworten zu finden, die Aussicht auf ein relativ freies Studieren ... .

Meine Studizeit war schön, lebendig, kreativ und wirklich ziemlich frei. Das ist heute ein wenig anders. Aber ich denke, dass sich die theologische Freiheit im Vergleich mit anderen Studiengängen immer noch sehen lassen kann.

Angela Fabian

Berufsfeld: Pfarrerin in einer Kirchengemeinde

Kompetenzen:

Ich habe ein gutes Gespür für Menschen und Situationen.

Ich bin ein einfühlsamer Mensch und kann gut zuhören.

Ich arbeite gerne im Team mit Haupt- und Ehrenamtlichen.

Ich arbeite gerne kreativ und entwickle mit anderen gemeinsam Ideen und Projekte.

Warum ich Pfarrerin geworden bin?

Als Jugendliche habe ich im Kindergottesdienst-Team mitgearbeitet, was ich als sehr bereichernd für mich persönlich erlebte. Allmählich wuchs das Interesse am Theologie-Studium. Jedoch entschied ich mich – auch weil zum damaligen Zeitpunkt absehbar war, dass die Einstellungssituation schwierig würde – zunächst nicht für das Studium. Nach dem Abitur begann ich eine Ausbildung im öffentlichen Dienst. Doch bald merkte ich, dass die reine Verwaltungsarbeit nicht das richtige für mich war. Schließlich kündigte ich meinen Ausbildungsplatz und begann in Heidelbergdas Theologie-Studium

Was ich an meinem Beruf liebe?

Ich genieße die Vielseitigkeit in meinem Beruf. Ich komme mit ganz unterschiedlichen Menschen in ganz unterschiedlichen Situationen zusammen. Mir begegnet das Leben in seiner ganzen Bandbreite und Fülle.

Die Arbeit in verschiedenen Teams und Gruppen macht mir Spaß. Der gegenseitige Austausch ist sehr bereichernd - auch für mich persönlich.

Meine Arbeit erlebe Ich nicht als Einbahnstraße. In der persönlichen Begegnung mit Menschen wird mir auch ganz viel geschenkt.

Ich staune oft über das Vertrauen, das Menschen, denen ich zum Teil völlig fremd bin, mir als Pfarrerin entgegen bringen.

Immer wieder stellt mich mein Beruf vor Herausforderungen. Ich bin in meinem Beruf gewachsen und habe mich persönlich weiter entwickelt.

Götz Geburek

Berufsfeld: Gemeindepfarrer

Kompetenzen:

Offenheit für Menschen jeden Alters, interessiert an ihren Lebensgeschichten.

Vielseitigkeit ist eine Gabe, die im Pfarramt hervorragend zum tragen kommt, ob die Musik, das Theaterspielen oder der Umgang mit den Haushaltszahlen.

Ich moderiere gerne die zahlreichen Prozesse im Zusammenleben als Gemeinde.

Mein Glaube trägt mich.

Warum ich mich für diesen Beruf entschieden habe?

Pfarrer wurde ich auf Umwegen, die aber dennoch ein Ziel hatten:

Meine ersten kirchlichen Schritte bin ich im Kindergottesdienst gegangen. Lange war ich dort "Helfer" und hab das Klavier bedient. Konfi hat mich nicht abgeholt. Dann kam der CVJM in unsere Gemeinde und ich schwankte lange zwischen Nähe und Distanz. Der Reli-Unterricht in der Oberstufe brachte mir den Glauben nahe. Aber ich hatte mich schon für das Maschinenbaustudium entschieden. Als dort kein passender Platz für mich war, wurde ich doch noch Theologe. Heute bin ich froh darüber!

Was ich an meinem Beruf liebe?

Ja, ich bin gerne Pfarrer.
Ja, ich bin gerne Gemeindepfarrer.
Nein, ich hatte noch keinen Tag Langeweile, denn "es gibt immer was zu tun!"
Ja, wenn ich morgens aufstehe, freue ich mich (fast immer) auf meinen Arbeitstag.

Letzteres liegt wohl daran, dass kein Tag wie der andere ist. So viel selbstbestimmte Arbeitszeit hat man wohl in kaum einen Beruf, davon allerdings auch nicht wenig. Vermutlich ist das nicht für jeden was. Wer lieber seine acht Stunden am Stück arbeitet und vorher in etwa weiß, was ihn erwartet, wer abends und am Wochenende lieber "seine Ruhe" hat, sollte sicher besser etwas anderes machen. Denn gerade dann haben die Menschen, für die ich da bin, Zeit. Oft sitze ich auch abends noch spät am Schreibtisch, aber dann war vielleicht das Wetter gut und ich konnte nachmittags mit meinen Kindern etwas unternehmen, weil kein Termin anstand.

Ich arbeite gerne, manches, was ich mache, ist fast "Hobby". Vieles, was ich gern mache, kann ich in diesen Beruf einbringen, spannend sind die Menschen, mit denen ich zu tun habe. Ja, ich mag meine Gemeinde, möchte weiter dazu beitragen, dass etwas wächst. Auch Konflikte gehören dazu, unterschiedliche Interessen treffen aufeinander, die wir mit Blick auf die christliche Botschaft zu lösen versuchen. Langweilig wird es somit eigentlich nie, es gibt immer jemanden, die/der einen braucht.

Martina Gutzler

Berufsfeld: Krankenhausseelsorge

Kompetenzen:

Ich denke und arbeite gerne quer, d.h. ich versuche alle Elemente eines Problems und seine Verästelungen zu erfassen. Das hilft auch sehr bei den Lösungen!

Neugierde auf Menschen und ihre tiefsten Fragen.

Keine besondere Angst vor dem Tod.

Meine Lebensbrüche habe ich durch meinen Glauben verarbeiten können. Das hilft mir sehr, Menschen in solchen Situationen zuhören zu können.

Wie ich zu meinem Beruf kam?

Durch den Religionsunterricht und durch ein Gemeindepraktikum, als das noch nicht üblich war.

Und danach bin ich einfach drangeblieben. Eigene Zähigkeit und die richtigen Menschen im richtigen Augenblick, die mir gezeigt haben, dass ich genauso wie ich bin, in diesem Beruf gut sein kann, haben mir sehr geholfen.

Warum ich diesen Beruf gerne ausübe?

Ich liebe es, nicht genau zu wissen, was auf mich zukommt, wenn ich das nächste Patientenzimmer betrete. Es ist wie Surfen gehen an einem besonderen Strand. Ob man die nächste Welle schafft, wie die Patientin oder der Patient sein wird, welche Fragen auftauchen werden, all das ist ungewiss.

Das macht das Prickelnde an der Sache aus und ist auch das, wo man sich beweisen kann und wo man natürlich immer noch dazu lernt, in späteren Jahren vielleicht sogar noch mehr als in früheren.

Gottesdienste gestalten, predigen im Krankenhaus und in der Gemeinde, das ist immer noch eine große Leidenschaft von mir.

Einen unserer grundlegenden Aufträge als Pfarrerinnen und Pfarrer ist, unter Menschen, egal, wo sie sind, Gemeinschaft zu stiften. Gerade im Krankenhaus ist das eine anspruchsvolle Aufgabe.

Wir sind da ja so was wie das fünfte Rad am Wagen. Sich im Krankenhaus so zu vernetzen und das christliche Netz so zu knüpfen, dass Glaube und christlich-ethische Perspektiven eine wichtige Stimme haben, darum geht es. Im Laufe der Zeit wächst dann so etwas wie Gemeinde im Krankenhaus: Durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, durch Ehrenamtliche, durch kreative Öffentlichkeitsarbeit.

Und das Spannendste: Wenn man denkt, so, jetzt ist es gut, jetzt läuft es, dann kommt wieder eine neue Idee, was noch nötig wäre…

Anne Katrin Helms

Berufsfeld: Gymnasium/ Kirchengemeinde

Kompetenzen:

Alltagserfahrungen in den Horizont des christlichen Glaubens stellen und darin deuten

Auf Erkenntnisgewinn hin zuhören

Empathisch sein

Christliche Glaubensinhalte elementarisieren und didaktisch-methodisch erarbeiten

Menschen in Übergängen des

Lebens seelsorgerlich begleiten Menschen von unterschiedlichem Alter, Bildungsniveau und Frömmigkeitsstil in einer Gemeinde zusammenführen, -halten und leiten.

Gottesdienst feiern

Warum ich Pfarrerin geworden bin?

Ein katholischer Kaplan in meinem Heimatort hat in meiner Jugendzeit in einer Weise, die ich bis dahin nicht kannte, politisches Engagement, Alltagsleben, Bibelauslegung und Gottesdienstfeiern verbunden. Die von ihm initiierte Eine-Welt-Laden-Gruppe war meine geistliche Heimat. Deshalb haben mich in meinem Studium bei den exegetischen Fächern vor allem deren systematisch-theologische Aktualisierung interessiert. Beides (Exegese und Systematik/ Ethik) kann ich als Pfarrerin täglich nutzen und erweitern.

Warum ich meinen Beruf gerne ausübe?

„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir.“ (Augustinus)

Der Beruf der Pfarrerin gibt mir die Gelegenheit, mich nicht mit den Gegebenheiten der Welt abzufinden, sondern neugierig und wachsam, geduldig und ungeduldig zu sein, mich von Gott durch Jesus Christus verändern zu lassen und dabei andere Menschen mitzunehmen auf den Weg zum Reich Gottes.

Ich genieße und brauche es, mit Zeit und Ruhe Bibel lesen zu dürfen und die eigenen Erfahrungen mit dem Wort Gottes mit anderen Menschen zu teilen.

Gerne bin ich Gesprächspartnerin in Fragen der wichtigen Lebensthemen und entdecke auch selbst immer wieder neu, wie inspirierend und befreiend die Botschaft Jesu für mein Leben ist.

Ich freue mich riesig über Erkenntnisgewinne und Erfahrungsschübe von Kindern und Jugendlichen, die ihnen zu einem gelingenden Leben verhelfen.

Als Pfarrerin kann ich meinen Verstand und mein Herz in Fülle in meine Arbeit einbringen und werde immer neu herausgefordert, die Ruhe bei Gott zu suchen und die Unruhe im Leben auszuhalten und fruchtbar zu machen. Dabei ist es ein besonderes Geschenk, nicht alleine, sondern mit anderen unterwegs zu sein.

Christian Limbach

Berufsfeld: Pfarrer im Schuldienst

Kompetenzen:

Freude an der Kommunikation mit Kindern und Jugendlichen

Altersgemäße Vermittlung von komplexen theologischen Themen

Zuhören können

Warum ich mich für diesem Beruf entscheiden habe?.

In meiner Schulzeit, genauer in der Oberstufe, hat unser damaliger Schulpfarrer gemeinsame Schulgottesdienste mit interessierten Schülerinnen und Schülern veranstaltet. „Warum nicht“, habe ich mir gedacht und habe einfach mal mitgemacht. Diese Erfahrung und die vielen Kindergottesdienstbesuche, das Eingebunden sein ins Gemeindeleben durch Posaunenchorarbeit und Freizeiten haben mich nach dem Abitur zu dem Entschluss kommen lassen: Theologiestudium – warum nicht?! Bisher habe ich meine damalige Entscheidung noch nicht bereut.

Warum ich diesen Beruf gerne ausübe?

Ich finde, der Pfarrberuf ist ein toller Beruf. Nicht zuletzt, nein, eigentlich ganz besonders wegen der Freiheiten, die sich im täglichen Arbeiten einstellen. Ich habe mir mein Studium teilweise durch Jobs mit Stechkarte verdient und weiß durch diese Erfahrungen: Die Freiheiten, die ich als Pfarrer arbeitend genießen darf, sind ein großes Geschenk. Hinzu kommt der Kontakt zu Menschen, ohne den und ohne die der Pfarrberuf gar nicht denkbar wäre. Ich will keine Augenwischerei betreiben: Es gibt gute und schlechte Erfahrung im dauernden Umgang mit Menschen. Aber eines ist es immer: Spannend und abwechslungsreich. Kein Tag ist wie der andere.

Und noch eines ist zu bedenken: Ich kann den Menschen entweder direkt oder indirekt helfen. Durch ein nettes Wort, eine tröstende Geste, einen aufmunternden Blick oder indem ich mir Zeit nehme für Probleme und Ängste anderer. Diese Erfahrungen machen auch mich reicher und eines kann ich am Ende eines Tages immer sagen: Heute habe ich was Sinnvolles getan – auch wenn es noch so unscheinbar war.

Bettina Lukasczyk

Berufsfeld: Schule

Kompetenzen:

Ich

  • kann gut mit Menschen in Kontakt treten
  • bin teamfähig
  • lerne gerne dazu
  • bin fit im Umgang mit neuen Medien

Mir

  • fällt es leicht, zu planen und zu organisieren
  • macht es Spaß, mich kreativ auszuleben
  • liegt es, am Schreibtisch neue Ideen für den Unterricht zu entwickeln

Wie ich zu diesem Beruf kam?

Der Grundstock liegt rückblickend gesehen sicherlich in der religiösen Sozialisation durch meine Großmutter und in den guten Erfahrungen während meiner Konfirmandenzeit.

Den Anstoß zum Theologiestudium bekam ich aber bei schönstem Wetter auf einer Bank im Hof meiner Schule, an der ich Abitur gemacht habe. Ein Mitabiturient und ich tauschten uns über unsere Pläne aus, die wir für die Zeit nach dem Abitur hatten. Er erzählte mir, dass er vor hat, katholische Theologie zu studieren. Nach einem sehr anregenden Gespräch informierte ich mich noch am gleichen Nachmittag bei meinem Gemeindepfarrer - den ich als Konfirmandin und danach als Schülerin in der Oberstufe ausgesprochen positiv erlebt hatte - über die Möglichkeit, evangelische Theologie zu studieren. Fünf Monate später habe ich dann in Mainz mit dem Studium begonnen.

Was ich an meinem Beruf liebe?

Die Gründe, warum ich diesen Beruf gerne ausübe sind so facettenreich wie der Beruf selbst. Auf drei Aspekte - die für mich im Vordergrund stehen - will ich mich beschränken.

1. Die Herausforderungen, vor die mich mein Beruf stellt, bringen im Kontext meiner beruflichen Kompetenz und in meiner Persönlichkeitsentwicklung ein stetes Wachstum mit sich, weil das, was an mich heran getragen wird, nicht nur die Fragen, Aufgaben, Probleme, Themen der anderen sind, sondern durch die Begegnung auch zu meinen Fragen, Aufgaben, Problemen, Themen werden.

2. Die unterschiedlichen Anforderungen (vom empathischen Seelsorgegespräch bis zum ausgelassenen „Blödeln“ mit Kids und Jugendlichen) und die vielseitigen Begegnungsmöglichkeiten machen meinen beruflichen Alltag bunt und abwechslungsreich.

3. Das Evangelium von Jesus Christus ermahnt mich, nicht aus dem Auge zu verlieren, dass mir in jedem Menschen - in jedem Schüler, in jeder Schülerin - jemand gegenüber steht mit unverwechselbarer Individualität und Einzigartigkeit, einmalig in seiner Anlage, seiner Begabung und seinen Fähigkeiten. Das Evangelium von Jesus Christus ermutigt mich, dass ich trotz Schwierigkeiten und Grenzen, trotz Defizite und Enttäuschungen in meinem Gegenüber das Kind Gottes sehe.

Christian Müller

Berufsfeld: Gemeinde

Kompetenzen:

Zuneigung

Zuhören können

Leidenschaft für die Theologie

Viel Energie zur unkonventionellen Hilfe für Einzelne

Wie ich zu diesem Beruf kam?

Bis zum 12. Schuljahr wollte ich eigentlich Sportlehrer werden. Viele Diskussionen mit Freundinnen und Freunden vertieften aber mein Interesse an den „großen“ Fragen um „Gott und die Welt“. Wahrscheinlich hätte das nicht gereicht zum Theologiestudium, wenn ich nicht mit Bachs Motette „Jesu, meine Freude“ auf den Glauben angesprochen worden wäre. Viele positive Prägungen durch meinen Großvater, der selbst Pfarrer war, durch meinen Ortspfarrer und durch die Schule erhielten da eine persönliche Grundlage, mit der ich mir durchaus vorstellen konnte, selbst Pfarrer zu werden.

Warum ich diesen Beruf gerne ausübe?

Gemeindepfarrer sein heißt immer wieder ganz unmittelbar die schönen und die schrecklichen Seiten des Lebens vor Augen geführt zu bekommen, mit ihnen zu leben, mit ihnen umzugehen und sie gemeinsam mit den Gemeindegliedern zu feiern oder zu bewältigen. Man ist ganz dicht dran …

Das Taufgespräch vormittags fordert einen genauso, wie die Beerdigung nachmittags. Bei beidem spürst du das Vertrauen der Menschen, ihnen an einem entscheidenden Punkt ihres Lebens weiterhelfen zu können: In der Verantwortung für einen Menschen am Anfang seines Lebens oder in der Not, das Leben sei mit dem Tod des Ehepartners einfach stehen geblieben.

Das verändert dich, lässt dich mit dem Leben wachsen, zwingt dich immer wieder, dich neu im eigenen Glauben zu orientieren und bringt dich auf neue Ideen, mit Konfirmandinnen und Konfirmanden um Welt und Glauben zu ringen, in Gemeinden mit neuen Gottesdiensten neue Anstöße zu geben. Bei alten, einsamen Menschen das richtige Wort zurück zu lassen und den Impulsen engagierter Gemeindeglieder Raum zu schaffen.

Bernd Rapp

Berufsfeld: Gemeinde

Was macht meinen Beruf so spannend?

Jeden Tag das Gleiche? Das kommt bei mir nie vor. Die Bandbreite von Themen, Dingen und Situationen mit denen ich im Pfarramt konfrontiert werde ist das, was mich reizt.

Ich habe keinen trockenen Bürojob, aber häufig mache ich Büroarbeiten.

Ich habe keine festen Arbeitszeiten, aber trotzdem geht es oft bis in die Nacht.

Ich habe keinen, der mir sagt, was ich tun oder lassen soll, aber ich bin jeden Tag gefordert, mir selbst und anderen Gottes gute Botschaft nahe zu bringen.

Gerade die Vielfalt reizt mich am Pfarrer sein: Eben noch in der Schule, dann bei einem Geburtstagsbesuch und manchmal folgt auf ein Trauergespräch die Kindergruppe, mit denen ich einen Spielnachmittag mache. Und die Predigt ist auch irgendwann noch dran. Klar, das ist anstrengend und geht manchmal auch an die Substanz. Aber jeden Abend habe ich das Gefühl: heute war ein sinnvoller Tag und die Begegnungen des Tages waren auch für mich eine Bereicherung.

Als Pfarrer fühle ich mich aber keinesfalls als Einzelkämpfer. Ich bin aufgehoben in einer Gemeinschaft von Menschen, denen diese Kirche auch am Herzen liegt.

Anke Andrea Rheinheimer

Berufsfeld: Gemeinde

Kompetenzen:

Eine solide theologische Ausbildung im universitären und kirchlichen Kontext an den Universitäten in Heidelberg, Jerusalem und Berlin; im Vikariat in Neustadt-Hambach und im Spezialvikariat beim Ev. Missionswerk in Südwestdeutschland in Stuttgart

Kontaktfreude und die Offenheit für Menschen und ihre Biographien

Soziale Sensibilität

Freude und Lust an der Gestaltung von Gemeindearbeit und die pastorale Qualifikation für deren professionelle Organisation in den verschiedenen Arbeitsfeldern von Gottesdienst, kirchlichem Leben, Unterricht, Seelsorge, Diakonie, Verwaltung etc.

Organisationstalent und die Fähigkeit, Gruppenprozesse zu moderieren; die Fähigkeit zur Selbstorganisation und zum Zeitmanagement

Teamfähigkeit und Leitungserfahrung im Zusammenspiel mit anderen kirchlichen MitarbeiterInnen und Ehrenamtlichen

Eine durch Zusatzausbildung (KSA) vertiefte seelsorgerliche Haltung

Eine spirituelle Ader, die mir hilft, den Glauben, der mir persönlich wichtig ist, in Gemeinschaft mit anderen ChristInnen (mit) zu teilen

Auslandserfahrung durch Studium in Israel

Der Blick für den weltweiten ökumenischen Horizont kirchlicher Arbeit und den interreligiösen Dialog mit dem Schwerpunkt Kirche und Judentum.

Warum ich mich für diesen Beruf entschieden habe?

Ich bin ein "Eigengewächs" der Kinder- und Jugendarbeit in meiner Heimatgemeinde und so in die kirchliche Arbeit hineingewachsen. Die Berufsentscheidung fiel bei mir schon in der Grundschule!

Warum ich gerne Pfarrerin bin ?

... weil ich Glauben in Gemeinschaft leben will

… weil für mich Beruf und Berufung, d.h. der Ruf Gottes an mich dabei Hand in Hand gehen

… weil ich gerne mit Menschen verschiedenen Alters zusammen arbeite und feiere, nachdenke und handle, rede und bete, mich austausche und plane

… weil die kirchliche und gemeindliche Arbeit ein Feld ist, in dem man im ideellen und praktischen Sinn gesellschaftliche Impulse setzen kann

… weil ich in der pastoralen Tätigkeit meine spirituelle, seelsorgerliche, soziale und pädagogische Ader hauptamtlich einbringen kann

… weil die Kraft des Wortes Gottes mich immer wieder neu anspricht und mich in meine Predigten, Texten und Ansprachen inspiriert

… weil im Beruf der Pfarrerin für mich beides zusammengeht: mein Interesse an theologischen Fragen und intellektuell-akademische Neugierde mit dem praktischen und sozialen Handeln, der Umsetzung in konkreter kirchlicher Arbeit und gemeindlichen Projekten

… weil kreative Freiheit in diesem Beruf so produktiv für andere Menschen werden kann - gemäß dem Ausspruch von Franz von Assisi: „Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche und plötzlich schaffst du das Unmögliche.