Theologiestudium
Der Beruf
Auf Theologiestudierende wartet ein attraktiver und spannender Beruf. Wer Theologie studiert, wird in der Regel Pfarrerin, Pfarrer oder Religionslehrerin, Religionslehrer. Der Pfarrberuf ist ein abwechslungsreicher Beruf, in dem unterschiedliche Begabungen zum Zuge kommen. Das Spektrum der Tätigkeiten ist vielfältig.
Die Vielfalt der Tätigkeiten
Neben den Sonntagsgottesdiensten gewinnen Andachten und liturgische Feiern zu besonderen Anlässen (z.B. Krabbelgottesdienst, Familiengottesdienst, Taizè-Andachten) zunehmend an Bedeutung. Phantasievoll und lebensnah zu predigen ist eine schöne und zugleich anspruchsvolle Aufgabe. Abendmahlsfeiern und Taufgottesdienste sorgsam und liebevoll zu gestalten, macht Freude und erfüllt die Beteiligten mit bleibendem Gewinn.
Das seelsorgerliche Gespräch
Menschen erwarten an entscheidenden Wendepunkten ihres Lebens theologisch kundige und seelsorgerlich einfühlsame Begleitung – nach der Geburt eines Kindes, bei der Heirat, beim Tod eines nahen Angehörigen oder in besonderen Lebenskrisen.
Die Beteiligung an Bildung
Im Religionsunterricht an der Schule und bei der Konfirmandenarbeit werden Kinder und Jugendliche mit den Grundlagen des christlichen Glaubens bekannt und vertraut gemacht und erhalten entscheidende Anstöße für ihr eigenes Leben. Erwachsene nehmen gerne auch Angebote zur geistigen Auseinandersetzung und Orientierung wahr. Das gemeinsame Gespräch hilft, den eigenen Standpunkt zu finden und das Leben verantwortlich zu gestalten.
Führen und Leiten als wichtiger Bestandteil
Bei statistischen Befragungen gaben Pfarrerinnen und Pfarrer an, dass „Führen, Leiten und Verwalten“ neben der Predigtarbeit den größten Teil ihres Berufsalltags ausmache. Führungsfähigkeiten sind gefragt. Ein Pfarrer bzw. Pfarrerin hat eine Führungsposition inne. In einer Gemeinde gibt es Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, ehren- und auch hauptamtliche, und natürlich die Gemeinde, denen der Pfarrer bzw. die Pfarrerin vorsteht und gegenüber denen er bzw. sie eine Verantwortung trägt.
Die Vielfalt der Kontakte
In der Gemeinde engagieren sich nicht nur hauptberufliche, sondern auch viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Pfarrerinnen und Pfarrer von heute sind teamfähig und pflegen einen kooperativen Führungsstil.
Der weitere Horizont von Kirche und Öffentlichkeit
Über die Grenzen der Ortsgemeinde hinaus bietet der christliche Auftrag ein weites gesellschaftsdiakonisches und ökumenisches Verantwortungsfeld. Pfarrerinnen und Pfarrer bekleiden ein öffentliches Amt, das gefragt und geschätzt ist. Die Kirche braucht Menschen, die sich den reichhaltigen Herausforderungen dieses Berufs stellen.
All das interessante Wissen, all die theologische Erkenntnis des Studiums praktisch zu erden und zu leben – das bedeutet es für mich, Pfarrerin inmitten der Westpfalz zu sein. In täglichen Begegnungen über Gott und die Welt und die Dinge dazwischen zu reden, miteinander zu feiern im Gottesdienst und auf Festen, zu weinen und zu klagen, sich zu freuen und die Krisenmomente des Lebens gemeinsam zu erleben – das ist für mich gelebter Glaube.
Lernen musste ich, mit dem Amt umzugehen und herauszufinden, was es bedeutet, Pfarrerin auf dem Dorf zu sein: Eine junge Frau mit Autorität, die auch Position beziehen soll und darf, die gefragt ist und die sich einmischt in die Belange des täglichen Miteinanders. Es geht darum, mit den Menschen zu leben und das Leben in allen Facetten zu teilen. Pfarrerin zu sein, das ist für mich alltäglich Himmelfahrt: dem Himmel nah und mit beiden Füßen geerdet. Etwas Schöneres kann es nicht geben.
Sabine Schwenk-Vilov, Pfarrerin, Altenkirchen
Die religionspädagogische Arbeit
Religionspädagogische Arbeit bedeutet in aller Regel, als Religionslehrer oder -lehrerin zu arbeiten. In einer Klasse ist es eine wichtige und auch schöne Aufgabe, die Kinder und Jugendlichen in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen. Gerade im Fach Religion besteht die Möglichkeit, Orientierungspunkte zu schaffen und Fragen zu beantworten, die in anderen Fächern oft offen bleiben. Aktuelle Probleme wie auch grundsätzliche ethische und moralische Überlegungen können geklärt und diskutiert werden. Der Lehrplan in Evangelischer Religion ermöglicht, im Gegensatz zu anderen Fächern, den Unterricht an den Bedürfnissen der Schülerinnen und Schüler auszurichten.
Ich bin Pfarrerin im Schuldienst an einem Gymnasium. Als Religionslehrerin stehe ich Heranwachsenden in ihrem Nachdenken und in ihrer Suche nach sich selbst und nach dem tragenden Grund in ihrem Leben zur Seite. Religionslehrerinnen und -lehrer sind als Gesprächspartner und -partnerinnen für religiöse und ethische Fragen im weitesten Sinn und für die kritische Auseinandersetzung mit Gott, Kirche und Welt gefragt. Einen immer größer werdenden Raum nimmt die seelsorgerliche Begleitung von Schülerinnen und Schülern sowie ihren Eltern bei schulischen und privaten Problem- und Konfliktfällen ein. Die unterschiedlichen Anforderungen und die vielseitigen Begegnungsmöglichkeiten in meinem beruflichen Alltag empfinde ich immer wieder als eine Herausforderung, die mir eine große berufliche Zufriedenheit bietet.
Bettina Lukascyk, Pfarrerin, Kusel
Theologinnen und Theologen können auch in Berufen außerhalb der Kirche arbeiten, etwa im diakonisch-sozialen Bereich oder innerhalb der Medien. Manche machen sich selbstständig, etwa als Personalberaterin oder -berater, und einige schlagen die wissenschaftliche Laufbahn ein.
Pfarrer sein in der Stadt bedeutet für mich: Teamarbeit und Bereitschaft zu Kooperation auch über die Gemeindegrenze hinweg. In einer wöchentlichen Dienstbesprechung mit den Hauptamtlichen geht es vor allem um die Pflege unserer Gebäude und Anlagen. Ein freundliches Erscheinungsbild und eine einladende Atmosphäre sind Bestandteil unseres Leitbildes. In einer lebendigen Ökumene feiern wir viele gemeinsame Gottesdienste im Jahreslauf.
Neben diesen Besonderheiten städtischen Arbeitens bemühe ich mich um eine menschennahe Gottesdienstgestaltung und um intensive Besuchsarbeit. Die Beziehungspflege und die Vernetzung der Menschen sind wichtig. Als Pfarrer bin ich mittendrin, vernetzt und manchmal auch verstrickt, Fädenknüpfer, Drahtzieher und Anstifter für kommunikative Prozesse von Mensch zu Mensch – und wenn’s gelingt auch Richtung Himmel.
Stefan Bauer, Pfarrer, Ludwigshafen