JAYAPURA. Seit 1989 bestehen erste Kontakte der Landeskirche mit der Evangelischen Kirche Papua (GKI-TP) und seit 2003 eine Partnerschaft mit wechselseitigen Besuchen. Dieses Mal informierten sich die Pfälzer über geplante Projekte der rund 600 000 Mitglieder starken Partnerkirche. Die Reise führte insbesondere in die Kirchenbezirke Waropen und Waropen Atas. Die Delegation erlebte eine intensive Reise mit persönlichen Begegnungen, spirituellen Momenten und Einblicken in die praktischen Herausforderungen und Chancen kirchlicher Arbeit.
In Jayapura besuchte die Gruppe das Frauenbildungszentrum P3W, das über die Kirchenpartnerschaft unterstützt wird. Es trägt mit seinem breiten Bildungsangebot für Frauen entscheidend zur Entwicklung der Region bei – von Alphabetisierungs- und Ernährungskursen bis hin zu Bildungsarbeit gegen geschlechtsbasierte Gewalt.
In Waropen und den Nachbargemeinden wurde die Delegation mit herzlicher Gastfreundschaft empfangen. Besuche in den Mädchen- und Jungenwohnheimen zeigten die eindrucksvolle Motivation der Jugendlichen, die trotz schwieriger Lebensbedingungen mit großem Engagement ihren Bildungsweg verfolgen – viele Mädchen und Jungen mit dem Ziel, Ärzte*innen, Lehrer*innen oder Pfarrer*innen zu werden.
Ein besonderer Höhepunkt war der Besuch der Insel Nau, von der mehrere Schülerinnen in den kirchlichen Wohnheimen stammen. Dort hat die Partnerkirche eine Strandsäuberungsaktion durchgeführt – ein Zeichen für gelebte Schöpfungsverantwortung. Ein weiterer Höhepunkt war das Wiedersehen von Pfarrer Christoph Krauth mit der Gemeinde Sion Mambui: „Hier war ich vor zwölf Jahren im Spezialvikariat und habe eine zweite Familie am anderen Anfang der Welt gefunden. So viel Liebe. Hier nun Pfingsten zu feiern und Gottes Geist zu spüren, der uns über Grenzen hinweg verbindet, war ein Geschenk“, bekannte Krauth.
Auch für Oberkirchenrat Markus Jäckle, der in der Evangelischen Kirche der Pfalz unter anderem für Diakonie und weltweite Ökumene zuständig ist, hinterließ die Reise einen bleibenden Eindruck: „Die Kirche hier ist über eine sehr große Fläche verteilt und oft nur mit dem Boot über Meer und Fluss erreichbar. Welche Herausforderung das ist und wie lang und teils schwer planbar die Fahrt zwischen den Orten ist, haben wir selbst auf unserer Reise erlebt. Es beeindruckt mich sehr, wie unter diesen Bedingungen lebendig Kirche gestaltet wird und wie die Menschen mit Gottvertrauen und Optimismus den Herausforderungen des Alltags begegnen“, sagte er nach der Reise.
Im Kirchenbezirk Waropen Atas besuchte die Delegation die Gemeinden Elim Poiwai und Maranatha Gesa Baru, wo es intensive Gespräche mit Verantwortlichen über die Lebensqualität der Menschen vor Ort und die Partnerschaft gab. Bildung, Gesundheitsversorgung und Gerechtigkeit seien zentrale Herausforderungen für die Menschen in Westpapua, denen sich die Kirche stelle. Der christliche Glaube sei Brücke über kulturelle und geographische Grenzen hinweg und Fundament des gemeinsamen Handelns, etwa auch durch finanzielle Förderung aus der pfälzischen Partnerkirche, so Jäckle.
So gebe es Finanzierungsanfragen zu Reparaturen, unter anderem an der Bodenplatte für die Mädchen- und Jungenwohnheime und an einem Schnellboot, ergänzte Christoph Krauth. Ein großes Problem sei noch immer die Landrechtsfrage. „Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen zwischen einheimischen Papua und der indonesischen Regierung. Uns wurde ein Flug ins Hochland nach Wamena untersagt, weil dort kürzlich bei einer Schießerei zwei Polizisten starben“, so Krauth. Belegt sei außerdem massive Umweltverschmutzung, etwa in Raja Ampat, wo Nickel abgebaut werde.
Die Delegation machte auch einen Abstecher zur Christlich-Protestantischen Kirche in Bali (GKPB), mit der die pfälzische Landeskirche durch die Evangelische Mission in Solidarität (EMS) verbunden ist. Als religiöse Minderheit auf Bali mit nur 14 000 Mitgliedern entfalte die Kirche ein bemerkenswert breites Profil, so Jäckle. Sie unterhalte Schulen, Wohnheime, Hotels für nachhaltigen Tourismus und eine Universität, die nun aufgrund bestehender Versorgungsdefizite auch einen Studiengang für Medizin anbiete und dabei einen Schwerpunkt auf die AIDS-Prävention lege.
Die GKI-TP ist mit rund 800.000 Mitgliedern die größte christliche Kirche im westlichen Teil der Pazifikinsel Neuguinea - und eine Fürsprecherin für die mehr als 2,5 Millionen indigenen Papuas, die mehrheitlich christlich sind. Insgesamt leben rund sechs Millionen Menschen, vor allem Muslime, in Westpapua, einer früheren niederländischen Kolonie. Die Zentralregierung in Jakarta betreibt deren Zuzug von anderen indonesischen Inseln seit Jahrzehnten.
Von Corinna Waltz und Ingelore Dohrenbusch mit Material des epd