Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr und Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst haben in einem feierlichen Gottesdienst in der St. Georgskirche Kandel die 66. Spendenaktion von Brot für die Welt unter dem Motto „Wandel säen“ pfalzweit eröffnet.

Kandel. In ihrer Predigt über Jesu Einzug in Jerusalem auf einem Esel sagte Wüst: „Wir kapieren langsam, dass nicht alles bleibt, wie es war. Das macht uns unruhig und unsicher.“ Die Menschen hätten jetzt Sehnsucht nach Sternenstaub und Himmelslicht – nach der frohen Botschaft – mit dem Gefühl, dass es noch eine andere Realität gebe.

Gott sei ein Kind unter den Argusaugen der römischen Besatzungsmacht geworden, habe einen Kontrapunkt zu den Machtspiralen jener Zeit gesetzt und mit seinem „Trotzdem“ eine neue Zeit eingeleitet. „Vor seiner Krippe begegnen wir uns auf Augenhöhe und im Glauben sind wir alle aufeinander angewiesen“, sagte die pfälzische Kirchenpräsidentin.

Auch die Aktion Brot für die Welt bringe ein „Trotzdem“ in die Welt. „Spendenaktionen gibt es reichlich in dieser Welt. Viele operieren mit dem Faktor Mitleid. „Brot für die Welt“ nicht. Es geht nicht um Bittsteller dort und Almosen hier. Vor dem Kind in der Krippe gibt es nicht die einen, die ein gutes Leben verdient haben, und die anderen, die nun einmal leider auf der Verliererseite stehen und um die Gunst der anderen betteln müssen“, machte die Kirchenpräsidentin deutlich und zeigte sich zuversichtlich, dass durch die geförderten Projekte ein Wandel von Ungleichheit und Ungerechtigkeit zu besseren Lebensverhältnissen von Menschen in Entwicklungsländern ermöglicht werde.

Pfarrer Andreas Pfautsch, stellvertretender Dekan im Kirchenbezirk Germersheim, stellte das Brot für die Welt-Projekt vor, das der Kirchenbezirk ausgewählt hat und seinen Gemeindemitgliedern zum Spenden empfiehlt. Es ist das Zimtprojekt von vier vietnamesischen Frauen aus der nordwestlichen Region Yen Bai in Vietnam. Lien Ban Thi, Hien Vi Thi, Dien Phung Thi und Hanh Nguyen Thi wollen Cassiabaum-Wälder nahe ihrem Dorf besser und nachhaltiger bewirtschaften und hochwertigen Zimt aus der Baumrinde gewinnen und verkaufen.

Die 32-jährige Hien Vi Thi etwa, die drei Kinder hat, hängte dafür ihren Job in einer Elektronikfabrik an den Nagel, wo sie bisher monatlich rund 154 Euro verdiente. Sie freut sich, dass sie nun in der Forstwirtschaft arbeitet. Gemeinsam mit ihren drei Kolleginnen hat sie Fortbildungen besucht, die eine Partnerorganisation von Brot für die Welt für sie anbot. Ein einminütiger Film auf einer Großleinwand in der Kirche über die vier ambitionierten Vietname­sinnen präsentierte den rund 120 Gottesdienstbesuchern das Projekt eindrucksvoll. Unter Anleitung von Presbyterin Gerda Keppel buken die Konfirmandinnen Maik, Vincent, Louis, Ronna und Katharina bereits kurz vor dem Gottesdienst Zimtwaffeln und boten sie zum Probieren an.

Den verführerischen Duft, den die Zimtwaffeln in der Kirche verbreiteten, thematisierte Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr. „Ich glaube, wir spüren, wie das Miteinander hier uns gut tut“, sagte er und schaute prüfend in die Reihen der Besucher. Brot für die Welt setze sich seit seiner Gründung 1959 gegen die Ausgrenzung armer Menschen ein.

Das Hilfswerk der evangelischen Landes- und Freikirchen arbeitet mit Partnerorganisationen in aller Welt zusammen, die mit lokalen Projekten einen Wandel hin zu Ernährungssicherheit armer und benachteiligter Gruppen bewirken wollen. „Ich bitte Sie alle, mit Gebet und finanzieller Unterstützung unser ausgewähltes Projekt zu unterstützen“, appellierte der Diakoniepfarrer an die Gottesdienstbesucher. Denn gemeinsam lasse sich diese Welt verändern.

Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr, Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, stv. Dekan Andreas Pfautsch, Pfarrer Martin Groß. Foto: Björn Iversen

Landesdiakoniepfarrer Albrecht Bähr, Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst, stv. Dekan Andreas Pfautsch, Pfarrer Martin Groß. Foto: Björn Iversen

Die Konfirmanden Maik, Vincent und Louis bieten Zimtwaffeln an. Foto: lk Dohrenbusch

Die Konfirmanden Maik, Vincent und Louis bieten Zimtwaffeln an. Foto: lk Dohrenbusch