Landessynode eröffnet Herbsttagung mit Gottesdienst und Zukunftsprozess

Die 13. Landessynode tagt vom 20. bis 22. November 2025 zum zehnten Mal.

Speyer (lk). Mit einem Gottesdienst unter dem Motto „Wunderbar gemacht“ hat die 13. Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) heute (Donnerstag, 20. November) ihre Herbsttagung in der Eventhalle „Hangar 10“ im Technik Museum Speyer eröffnet. Den Gottesdienst mit Abendmahl gestaltete Pfarrerin Kira Seel gemeinsam mit der AG kreuz & queer. Der 20. November ist der internationale Transgender Day of Remembrance, der an Gewalt gegen geschlechterdiverse Menschen erinnert und ihre Situation in den Blick nimmt.

In ihrer Predigt nahm Seel Stimmen von transidenten Menschen auf, die von ihren Erfahrungen erzählen. Sie machte deutlich, dass Kirche noch kein sicherer Ort für queere Menschen ist. So haben queere Jugendliche, die christlich sozialisiert sind, ein deutlich höheres Suizidrisiko; das sei, so Seel, „ein Schrei, der aus unseren eigenen Reihen kommt. Wir können nicht mehr so tun, als hörten wir ihn nicht.“ Von dem Psalmwort „Ich danke dir, dass ich wunderbar gemacht bin. Wunderbar sind deine Werke - das erkennt meine Seele“ her spannte sie den Bogen zur Synodenarbeit: In diesen Tagen entscheide die Kirche über ihre Zukunft - „und damit auch darüber, ob Menschen wie die, an die wir heute denken, in dieser Zukunft einen Platz haben werden“. Ihr Appell: „wenn Gott uns wunderbar gemacht hat - dann ist unsere Aufgabe nicht, das Wunder wegzuerklären, sondern es zu sehen und es zu schützen.“

Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst knüpfte an den Eröffnungsgottesdienst an und betonte, dass der Weg der Kirche in die Zukunft nur gemeinsam gegangen werden könne - mit wachem Blick für sehr unterschiedliche Lebenssituationen und Erfahrungen. Die Rückmeldungen aus Gemeinden, Bezirken und Arbeitsfeldern der vergangenen Monate zeigten, wie eng viele Menschen mit „ihrer“ Kirche verbunden seien und wie sehr sie sich um deren Zukunft sorgten. Zugleich erinnerte Wüst daran, dass sich kirchliches Leben nicht auf die Ortsgemeinden beschränkt, sondern auch in Bildung, Diakonie, Seelsorge, Medienarbeit und an den Schnittstellen zu Politik und Gesellschaft stattfindet. In ihrer Einbringungsrede fasste sie dies so zusammen:

„Wir sind Kirche in den Gemeinden, aber wir sind nicht nur Kirche in den Gemeinden.“

Mit Blick auf zum Teil kontroverse Debatten im Vorfeld der Synode warb Wüst für eine Kultur des respektvollen Streitens. Die emotional geführten Diskussionen seien Ausdruck von großer Verbundenheit und ernsthafter Sorge, die man nicht abwerten dürfe. Entscheidend sei, im Gespräch zu bleiben, Informationsbedürfnisse ernst zu nehmen und unterschiedliche Perspektiven auszuhalten, ohne sich gegenseitig zu beschädigen. „Das ist gute protestantische Kultur“, sagte Wüst.

Prozessdesign #kirche.mutig.machen vorgestellt

Im Anschluss stellte die Kirchenpräsidentin gemeinsam mit dem Projektteam das neue Prozessdesign des Zukunfts- und Beteiligungsprozesses #kirche.mutig.machen vor. Auf der Grundlage der Eckpunkte-Beschlüsse der Frühjahrssynode 2025 markiert es den Übergang von einer konzeptionellen Phase in eine strukturierte Umsetzungsphase. Der Prozess verbindet rechtliche und strukturelle Anpassungen - etwa die geplanten Änderungen der Kirchenverfassung, die Kirchenbezirksreform, das Kirchenverwaltungsgesetz und das Kirchliche Kitaträgergesetz - mit Fragen nach Formen der Zusammenarbeit, gesamtkirchlichen Aufgaben und einer Kultur des Miteinanders.

Das Prozessdesign beschreibt, wie die verschiedenen Ebenen der Landeskirche zusammenwirken:

  • die Landessynode als Auftraggeberin und letztverantwortliches Gremium,
  • eine Steuerungsgruppe aus Kirchenregierung und einem Mitglied des Synodalpräsidiums,
  • ein Projektteam aus den Mitgliedern des Kollegiums des Landeskirchenrats,
  • Koordinierungs- und Themengruppen, in denen Synodale, Fachleute und Mitarbeitende gemeinsam an Lösungen arbeiten. Dadurch ist die breite Beteiligung von Ehrenamtlichen aus allen Bereichen der Landeskirche gesichert.
  • Ein zentral angebundenes Projektbüro, das den Überblick über den Gesamtprozess behält und Schnittstellen koordiniert.

Dabei wird das Prozessdesign bewusst mit bereits laufenden „Umsetzungsprojekten“ verzahnt, in denen Beschlüsse aus der Frühjahrssynode 2025 - zum Beispiel im Bildungsbereich, in der Seelsorge oder in der Zusammenarbeit mit anderen Landeskirchen - konkret umgesetzt werden. Das zentrale Projektbüro sorgt dafür, dass beide Stränge - Strukturreformen und Umsetzungsprojekte - aufeinander bezogen bleiben und Informationen transparent fließen.

Blick in die Geschichte der presbyterial-synodalen Ordnung

Ergänzend zum Blick nach vorn zeigte ein Vortrag von Prof. Dr. Hellmut Zschoch, wie sich das presbyterial-synodale Leitungsprinzip seit der Reformation immer wieder verändert hat und bis heute dafür steht, dass Leitung gemeinsam durch Presbyterien und Synoden geschieht und Verantwortung auf mehreren Ebenen geteilt wird - ein historischer Horizont für die jetzt anstehenden Strukturentscheidungen der Synode.

Wie es am ersten Synodentag weitergeht

Nach der Einführung in #kirche.mutig.machen und dem Vortrag zur presbyterial-synodalen Ordnung steht am Nachmittag die Wahl einer weltlichen Oberkirchenrätin auf der Tagesordnung. Sie soll die Nachfolge von Oberkirchenrätin Karin Kessel im Landeskirchenrat antreten. Außerdem beginnen die Synodalen mit ersten Beratungen zu den Gesetzesentwürfen, die in den kommenden Tagen im Mittelpunkt stehen werden.

Hintergrund: Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz

Es ist die zehnte Tagung der 13. Landessynode, die für die Amtsperiode 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode ist die kirchliche Volksvertretung der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche). Sie hat die Kirchengewalt inne und trifft grundlegende Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Fragen der Landeskirche.

Die Herbsttagung 2025 findet in der Eventhalle „Hangar 10“ im Technik Museum Speyer statt und wird im Livestream übertragen unter: www.youtube.com/@evkirchepfalz.

Den Eröffnungsgottesdienst gestalteten Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft kreuz&queer der pfälzischen Landeskirche. Anlass war der Trans Day of Remembrance. Weltweit wird am 20. November transsexuellen Menschen gedacht, die Opfer von Gewalt werden. Foto:lk/Riesterer