Speyer (lk). Torsten Hennig steht an einem Übergang. Wieder einmal. Am 1. Oktober ist der Lehrer in den Ruhestand gegangen. Mehr Zeit wird der 65-Jährige dann für sein Hobby – die Kunst – für seine Frau, Söhne und Enkelkinder haben. Mehr Zeit aber auch für die Kirche. Im August wurde Hennig vom Pirmasenser Dekan Ralph Krieger zum Prädikanten ordiniert. „Für mich schließt sich damit ein Kreis“, sagt Hennig. Viele Dinge seien in seinem Leben passiert, die für ihn erst keinen Sinn ergeben hätten. Gott, so ist er sich sicher, habe ihn auf vielen merkwürdigen, aber letztlich sehr sinnvollen Wegen geführt. Dafür ist er sehr dankbar.
Kirchliche Heirat
Hennig wächst Anfang der 1960er Jahre in Stralsund auf, seiner Geburtsstadt. Seine Großmutter ist „eine sehr fromme Frau“, auch Hennigs Eltern sind Mitglieder der evangelischen Kirche. Vor allem seine Mutter prägt seinen Glauben an Gott, erzählt er. Schon beim Kennenlernen von Hennigs Vater besteht sie darauf: Falls geheiratet wird, dann kirchlich. Hennigs Vater, Marineoffiziersanwärter, sagt ja, auch wenn er mögliche Konsequenzen von Seiten der DDR-Führung befürchten muss. „Aus Liebe“, sagt Hennig. Tatsächlich schmeißt die Hochschule Hennigs Vater hinaus, als sie davon erfährt. Den Studienabschluss darf er nicht mehr machen. „Er hat seinen Lebensentwurf aufgegeben, konnte nicht zur See fahren“, sagt Hennig. Dass sein Vater nie in die Partei eintrat, so erinnert sich Hennig, „war seine Form von Opposition.“
Konfirmation und Jugendweihe
Dass der Glaube den DDR-Oberen ein Dorn im Auge ist, lernt Hennig so früh über die Erfahrung seiner Eltern kennen. Die wiederum versuchen, ihren Sohn, „zweigleisig“ zu erziehen. „Damit ich etwas werden kann.“ Hennig besucht die Christenlehre im evangelischen Gemeindezentrum, lässt sich konfirmieren. Gleichzeitig geht er zu den Jungen Pionieren und ist Teil der Freien Deutschen Jugend, nimmt mit 14 Jahren an der Jugendweihe teil. „Die erweiterte Oberstufe als Weg zum Abitur wollte ich mir nicht verbauen“, sagt Hennig, der damals klare Pläne für die Zukunft hat: Ein Kunststudium in Leipzig.
Doch vor dem Studium steht für ihn wie für etliche andere junge Männer die Musterung an. Hennig wird nahegelegt, sich länger zu verpflichten als nur den Grundwehrdienstes von 18 Monaten zu absolvieren. „Mir wurde gesagt, dass es etliche Kandidaten für ein Kunststudium gibt, die das tun würden.“ Er bleibt jedoch bei seiner Entscheidung. „Damit hatte sich mein Kunststudium erledigt“, sagt Hennig.
Die ganze Geschichte von Torsten Hennig, seiner Begegnung mit George W. Bush und wie er in der Pfalz gelandet ist, lesen Sie in der aktuellen Ausgabe unseres Newsletters. Hier geht es zur Anmeldung!