Synode trifft Entscheidungen zu Pfarrhäusern, Bildung, ETGA, gesamtkirchlicher Arbeit und Sonderseelsorge.

Speyer (lk).  Am dritten Sitzungstag hat die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz fünf weitere Eckpunktpapiere diskutiert. Sie betreffen zentrale Felder kirchlichen Lebens: Pfarrhäuser, schulische Bildung und die Zukunft des Evangelischen Trifelsgymnasiums in Annweiler, gesamtkirchliche Arbeit und Sonderseelsorge.

Beschluss zum Pfarrhaus-Papier vertagt

Die Synode hat dem Vorschlag zur Neuregelung der Pfarrhausnutzung vertagt und an den Landeskirchenrat zur Überarbeitung zurückgegeben. In die Überarbeitung sollen die in der Diskussion in der Landessynode genannten Aspekte zur Pfarrhaussituation mit einbezogen werden. Die Landessynode hat dabei den Erhalt der Pfarrhäuser als eine sinnvoll zu nutzende Immobilie ausdrücklich unterstützt.

Das Papier hatte vorgesehen, die rechtlichen Vorgaben dahingehend zu ändern, dass Pfarrpersonen nicht mehr verpflichtet sind im Pfarrhaus zu wohnen und Kirchengemeinden das Pfarrhaus nicht mehr unterhalten müssen, da es einer zentralen Verwaltung zugeführt werden soll.

Bildung bleibt – Kirche bekennt sich zu Präsenz im Schulbereich

Mit der Zustimmung zum Eckpunktepapier zur schulischen Bildung bekräftigt die Landessynode das kirchliche Engagement im Bildungsbereich. Die Evangelische Kirche der Pfalz bleibt auch künftig sichtbar und wirksam – insbesondere durch den Religionsunterricht, der flächendeckend erhalten bleibt.

Gleichzeitig sollen Unterstützungsstrukturen neu organisiert und effizienter gestaltet werden. Ressourcen werden gebündelt, Schnittstellen klarer definiert, Zuständigkeiten verschlankt.

„Wir machen klar: Bildung mit Werten bleibt Teil unserer kirchlichen Identität – aber wir müssen sie tragfähig gestalten“, so Oberkirchenrat Dr. Claus Müller, Bildungsdezernent der Landeskirche. Das neue Konzept sieht unter anderem vor, Fortbildungsangebote und Begleitung von Religionslehrkräften zielgerichteter und digitaler zu gestalten. Die Reduktion auf das Wesentliche schafft Raum für Qualität statt Quantität – und setzt Mittel dort ein, wo sie am meisten bewirken.

Kirche verhandelt weiter über Zukunft des ETGA

Die Synode hat sich dafür ausgesprochen, die Trägerschaft des Evangelischen Trifelsgymnasiums nicht sofort abzugeben, sondern die laufenden Verhandlungen zur deutlichen Reduzierung des Zuschusses der Landeskirche fortzusetzen. Ziel bleibt die Kostenneutralität. Stattdessen wird die Kirchenleitung beauftragt, mit dem Land und den Kommunen weiter zu verhandeln sowie zusätzliche Einnahmemöglichkeiten zu prüfen, um die Schule unter kirchlicher Trägerschaft weiterzuführen.

Bereits heute liegt der jährliche Zuschuss der Landeskirche für das ETGA bei rund 2,4 Millionen Euro – mit steigender Tendenz. Zum Vergleich: Das Einsparziel im gesamten Bereich schulische Bildung liegt bei 3,98 Millionen Euro. Innerhalb eines Jahres sollen die Verhandlungen zu einem tragbaren Modell der Finanzierung führen. Sollte dies nicht gelingen, sieht der Synodenbeschluss vor, das ETGA in staatliche Trägerschaft zu überführen.

Agil, vernetzter, wirksamer – Synode gibt Startschuss für neue gesamtkirchliche Arbeit

Die Synode hat der Neuaufstellung der gesamtkirchlichen Arbeit zugestimmt. Künftig arbeiten die bisherigen Fachstellen und Dienste in einem zentralen Team zusammen. Mit dem heutigen Beschluss stellt die Evangelische Kirche der Pfalz ihre gesamtkirchliche Arbeit neu auf. Fachstellen und Arbeitsbereiche, die bisher verstreut und vielfach unabhängig voneinander agierten, werden künftig durch ein zentrales, agiles und multiprofessionelles Team koordiniert, das Themen aufgreift, Projekte steuert und Fortbildungen organisiert – abgestimmt auf den Bedarf in Gemeinden, Regionen und Fachbereichen.

Das neue Modell setzt auf ein agiles Team, das schnell reagieren, ressortübergreifend arbeiten und auch kurzfristige Impulse aus der Gesellschaft aufgreifen kann. Zugleich soll es die Verbindung zu Fachstellen, Ehrenamtlichen und Gemeindestrukturen stärken.
Das Ziel: eine leistungsfähige Kirche mit minimalem Overhead und maximaler Relevanz. Die Umsetzung erfolgt in Etappen, begleitet von Evaluation und Rückkopplung mit der Basis.

„Gesamtkirchliche Arbeit ist kein Extra – sie ist das verbindende Gewebe in unserer Kirche. Aber sie muss sich neu erfinden, wenn sie wirksam bleiben will“, sagt Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst.

Zukunft der Sonderseelsorge  – Synode beschließt neue Strukturen

Die Landessynode hat mit breiter Zustimmung das Eckpunktepapier zur Sonderseelsorge beschlossen. Damit werden spezialisierte Dienste wie Klinik-, Notfall-, Polizei- und Gefängnisseelsorge strukturell und finanziell zukunftsfähig aufgestellt.

Kernpunkte sind: eine zentrale Fachstelle Seelsorge mit regionalen Seelsorgebeauftragten für Steuerung und Koordination, ein gemeinsames Seelsorgeteam, stärkere Einbindung ehrenamtlicher Kräfte, gezielte Ausbildung und Begleitung sowie die klare Zuordnung der Zuständigkeiten.

„Seelsorge ist oft unsichtbar – aber unverzichtbar“, betont Oberkirchenrat  Dr. Claus Müller. „Gerade dort, wo Menschen in Krisen sind, braucht es kompetente seelsorgliche Begleitung. Und die wollen wir sichern.“

Das neue Modell reagiert auf personelle Engpässe und steigende Anforderungen. Es stärkt bewährte Angebote, schärft das Profil der Seelsorge in gesellschaftlich sensiblen Räumen und baut Brücken zur kommunalen Daseinsvorsorge.
Besonderes Augenmerk liegt auf der Förderung ehrenamtlicher Seelsorger*innen durch klare Standards, Ausbildung und Unterstützung.

„Wir sagen mit diesem Beschluss: Kirche bleibt da, wo Menschen uns brauchen – im Krankenhaus, im Gefängnis, bei der Polizei, am Unfallort“, so Müller abschließend.

 

Hintergrund:

Synode: Es ist die neunte Tagung der 13. Landessynode, die von 2021 bis 2026 gewählt ist. Die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) ist als kirchliche Volksvertretung das oberste beschlussfassende Gremium der Evangelischen Kirche der Pfalz. Damit hat sie die Kirchengewalt inne. Sie trifft wesentliche Entscheidungen in geistlichen, rechtlichen und finanziellen Belangen der Landeskirche. Die Amtszeit einer Synode beträgt sechs Jahre. Ihr gehören 57 Mitglieder an. Das Präsidium bilden Synodalpräsident Hermann Lorenz, Synodalvizepräsident Joachim Schäfer und als zweite Synodalvizepräsidentin Christine Schöps.              

Eckpunktpapiere: Die Eckpunktpapiere sind zentrale inhaltliche und strategische Grundlagen für die Beratungen und Beschlüsse der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz im Rahmen des laufenden Priorisierungsprozesses. Sie bündeln die Ergebnisse intensiver Analysen und Arbeitsprozesse zu zehn Schlüsselthemen – von Verwaltungs- und Strukturfragen über Bildungsarbeit bis hin zur Zukunft der Diakonie und der Pfarrhäuser. Ziel der Eckpunkte ist es, angesichts sinkender Ressourcen und wachsender Herausforderungen tragfähige und zukunftsorientierte Lösungen für eine handlungsfähige und verlässlich präsente Kirche zu entwickeln. Die Eckpunkte dienen als Leitplanken für Gesetzesinitiativen und Reformschritte bis ins Jahr 2035.

Der Priorisierungsprozess: Der Anstoß für den Prio-Prozess kam aus der Mitte der Synode selbst. Im November 2022 beschloss die Landessynode einstimmig, die Entwicklung eines Priorisierungsprozesses zu beauftragen. Ziel: tragfähige Antworten auf Mitgliederrückgang, finanzielle Engpässe und gesellschaftlichen Bedeutungsverlust zu finden. Bis 2035 wird mit einem jährlichen Mitgliederrückgang von rund 3 Prozent auf dann etwa 306.000 Mitglieder gerechnet.  Rund 60 Millionen Euro müssen eingespart werden, das entspricht etwa 45 Prozent der Budgets  von 2023. Interdisziplinär zusammengesetzte Facharbeitsgruppen erhielten den Auftrag, entlang zentraler kirchlicher Handlungsfelder konkrete Vorschläge zu erarbeiten – ohne Denkverbote, aber mit Blick auf Machbarkeit und Zukunftsfähigkeit. In einem intensiven Arbeitsprozess über zwölf Monate hinweg entstanden auf dieser Grundlage die nun vorliegenden zehn Eckpunkte.

Livestream auf unserem YouTube-Kanal: youtube.com/@evkirchepfalz

 

Die Sonderseelsorge soll auch in Zukunft sichergestellt werden. Symbolbild: Fundus/Birgit Arndt