Speyer. Deutschlandweit fanden am Montag ökumenische Friedensgebete statt, um an den Jahrestag des terroristischen Überfalls der Hamas auf Israel und den daraus resultierenden Krieg zu erinnern, und um für ein Ende des Krieges und der Gewalt zu beten.
In Speyer hatten Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann (Bistum Speyer) und Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst (Evangelische Kirche der Pfalz) gemeinsam in den Dom geladen. Zusammen mit Pfarrer Eicher, Gemeindereferent Bernhard Werner und Ehrenamtlichen feierten sie einen Wortgottesdienst. Das Ökumenische Friedensgebet setzte ein Zeichen der Solidarität mit allen Menschen, die leiden und auf Frieden und Versöhnung hoffen.
„Trauer und Entsetzen“ – mit diesen Worten begrüßte Bischof Wiesemann die Gläubigen. „Wir erinnern uns an den 7. Oktober 2023. Unendliches Leid damals. Unendliches Leid bis heute bei den Menschen in Israel, in Gaza, im Westjordanland und im Libanon. Nach einem Jahr prägen noch immer Terror und Krieg das Leben der Menschen im Nahen Osten. Niemand weiß, was kommen wird, ob es jemals Frieden geben wird. Hass und Gewalt haben das Vertrauen der Menschen zerstört, die Hoffnung hat einen schweren Stand in diesen Zeiten.“ Gemeinsam wolle man heute Gott anrufen, um Trost und Frieden bitten, und um die schwierige Situation, das Leid und die Ohnmacht vor ihn zu tragen.
Bischof Wiesemann sprach von einer „Spirale der Gewalt“, in der sich die Menschen vor Ort gefangen befänden: „Kaum zu ermessen ist, was Menschen in Israel und Palästina zu tragen haben: Trauer, Angst, Verzweiflung, Wut und Bitterkeit.“ Kirchenpräsidentin Wüst mahnte ein „Gespenst von Hass und Gewalt“ an, dass sich ausbreite wie Unkraut. „Aber Gewalt fällt nicht vom Himmel. Sie geschieht von Menschen an Menschen. Es sind Menschen, die Gewalt ausüben. Und es sind Menschen, die unter ihr leiden. So sehr leiden.“
Wüst teilte mit der Gemeinde ihre Gedanken rund um die anhaltende Gewalt im Nahen Osten: „Ich stelle mir vor, es wäre mein Kind. Und das tue ich sehr bewusst. Weil ich Mutter bin. Und für meine Kinder nichts Anderes will als ein sicheres und friedliches und gelingendes Leben. Wie alle Mütter, wie alle Väter dieser Welt. In Israel, im Libanon, in Palästina, in Deutschland, in der Ukraine, im Sudan.“ Sie frage sich, warum Liebe in Zeiten von Krieg und Frieden so wenig zähle, „wie wir ertragen können, dass Kinder mehr über den Hass lernen als über die Liebe.“ Deshalb wünsche sie sich „einen Aufstand, eine Rebellion, einen Putsch der Liebe. Für unsere Kinder. Für alle Kinder.“