Auf den ersten Blick wirkt die Szenerie wie in einem Club. Wer hereinkommt, sieht und hört laute Musik, eine Cocktailbar, eine Tanzfläche, ein DJ-Pult, bunte Lichter, eine Chillout-Ecke mit gemütlichen XXL-Sitzsäcken und rund 70 Menschen, die fröhlich zusammen feiern.

Auf den ersten Blick wirkt die Szenerie wie in einem Club. Wer hereinkommt, sieht und hört laute Musik, eine Cocktailbar, eine Tanzfläche, ein DJ-Pult, bunte Lichter, eine Chillout-Ecke mit gemütlichen XXL-Sitzsäcken und rund 70 Menschen, die fröhlich zusammen feiern. 

 

Das Besondere ist: Der vermeintliche Clubraum ist die Protestantische Kirche in Lauterecken. Wo die Tanzfläche ist, stehen sonst die Kirchenstühle. Wo die Cocktailbar ist, sitzen sonntags die Presbyter*innen. Und wo der DJ sein Pult bedient, steht sonst der Pfarrer am Altar und betet. Unter der Empore ist ein Getränke- und Essenstand aufgebaut, außerdem sind dort ein Selfie-Point und eine Segensstation. Paare und Freund*innen, die ihre Liebe und Freundschaft unter den Segen Gottes stellen möchten, können das hier tun. Und auch, wer für etwas anderes den Segen erbittet, bekommt ihn. Ein Segen to go sozusagen.

 

Anregung kam von Konfirmanden-Eltern

Die Idee zu der "Kirche zum Abtanzen" – so der Titel der Veranstaltung – hatte das Regio-Team der Kirchengemeinde an Glan und Lauter im letzten Frühjahr am Rande einer Nacht der offenen Kirche für Präparand*innen, Konfirmand*innen und andere Jugendliche. "Sowas hätten wir auch gerne mal für uns", hatten einige der Eltern beim Abholen gesagt. Grund genug für Pfarrerin Eva Mähnert (Wolfstein), Pfarrer Mathias Müller (Rothselberg), Pfarrerin Francesca Brand, Gemeindediakonin Annette Junkes und Christian Brand (alle Lauterecken), Pfarrer Martin Theobald (Albisheim) und Mimi Schmelzer (Lauterecken) in die Planung und Organisation einzusteigen.

"Wir möchten mit der Kirche zum Abtanzen auch Menschen erreichen, die ansonsten eher selten in die Kirche gehen. Aber wir waren uns im Team einig: Es soll dabei auch um unsere Hoffnungsbotschaft, unseren Glauben gehen. Aber ganz unaufdringlich, nicht missionarisch, sondern einladend. Daher haben wir nach etwas gesucht, was mitten im Feiern ein kleines Spotlight setzt", erklärt Pfarrerin Katrin Müller aus Rothselberg. Mit ihrer Kollegin, Pfarrerin Maren Grim aus Odenbach ist sie für den geistlichen Teil der Kirche zum Abtanzen verantwortlich.  Die beiden Pfarrerinnen mischen sich dabei unter die Feiernden und verteilen Segenskärtchen an die überraschten Gäste, verbunden mit dem Angebot, zur Segenstation zu kommen. "Da die herkömmlichen Segenskarten für Erwachsene uns für diesen Anlass zu bieder erschienen, haben wir auf eine Segensbox mit Segenswünschen zum Abreißen und Segenskärtchen für Jugendliche zurückgegriffen", erläutert Pfarrerin Müller.

 

Positive Resonanz der Besucher*innen

Stellt sich natürlich die Frage: Wie ist die Veranstaltung bei den Besuchern angekommen? "Ich finde es sehr schön, dass man hier die Kirche als Ort, an dem man sich freuen kann, erlebt und zugleich ganz unaufdringlich den Zuspruch Gottes erhält", sagt eine Besucherin aus Rothselberg. "Als Einzelperson fände ich es jetzt etwas seltsam, mich segnen zu lassen, aber den Segen to go finde ich gut." Ein Elternpaar aus Lauterecken betont: "Die Segnung war ein wunderschönes Erlebnis. Wir fühlten uns sofort an unsere kirchliche Trauung erinnert. Es tut gut, den Segen noch einmal neu zu erfahren, angepasst auf uns als Eltern." Und drei junge Erwachsene Anfang zwanzig fassen zusammen: "Wir haben davon in der Zeitung gelesen und waren neugierig. Wir wussten ja gar nicht, was das ist. Ansonsten haben wir mit Kirche eher selten zu tun. Aber es gefällt uns echt gut. Tolle Idee."

Kritik an der Veranstaltung gab es zwar auch. Über die Sozialen Medien hat ein User zum Beispiel gefordert: „Macht besser Bibelstunden!“ Pfarrer Mathias Müller macht allerdings klar: "Wir sehen darin aber gar keinen Gegensatz. Wir möchten als Gemeinden gerne Heimat für viele sein." Und - kleine Anmerkung am Schluss: Einen Bibelkreis gibt es vor Ort ebenfalls.

Titel und Motto in Einem. Foto: Katrin Müller

Titel und Motto in Einem. Foto: Katrin Müller

Die Kirche wird zum Club. Foto: Katrin Müller

Die Kirche wird zum Club. Foto: Katrin Müller