Weihnachtskrippen aus Lego sind an zwei Heiligabendgottesdiensten in der Queichhambacher Kirche zu bewundern. Gebaut daran haben im Advent nicht nur Kinder, sondern auch Eltern und Großeltern. Die besondere Aktion möglich gemacht hat Pfarrer Stefan Mendling. Zu Besuch in der Lego-Kirche.
Es riecht nach frischen Waffeln in der Queichhambacher Kirche. Die Bänke sind zur Seite geräumt, teils aufeinandergestapelt und mit Tüchern abgehängt. Der Boden ist bedeckt mit vielen bunten Steinen, fast alle haben die Schuhe ausgezogen. Im Kirchenschiff sitzen und knien auf ausgelegten Spielmatten Kinder und Eltern – und bauen mit Lego. Hin und wieder holt sich jemand kreativen Nachschub aus den mehr als 20 Kisten, die im Innenraum verteilt sind.
400 Kilogramm Lego, so viel „Baumaterial“ hat Pfarrer Stefan Mendling Anfang Dezember bei einem Gebraucht-Lego-Händler in Hessen erworben. Viele Kirchengemeinden böten bereits Legobautage an, müssten das Spielzeug aber jedes Mal aufwendig bestellen, abholen und sortieren, sagt er. Künftig könnten sie es jetzt über ihn ausleihen- kostenlos, erklärt der Beauftragte der pfälzischen Landeskirche für Gottesdienste mit Kindern und Familien. Er habe jetzt schon ganz viele Reservierungen, ohne dass er überhaupt groß Werbung gemacht habe.
Zweieinhalb Stunden dauerte alleine das Verladen, beim Einräumen in die Kirche halfen ihm viele Familien mit Kindern, die auch heute in die „Lego-Kirche“ gekommen sind. Andreas Kugler ist mit Tochter Merle (9) und Sohn Elmar (6) aus Albersweiler zu den Legotagen gekommen. In ihrer Mitte liegt ein großes, quadratisches Konstrukt aus roten Legosteinen. „Das ist ein Adventskranz“, sagt Kugler. Heute sollen noch die Kerzen dran. Er habe früher sehr viel Kontakt zur Kirche gehabt, beim CVJM Gruppenstunden geleitet, erzählt Kugler. Für seine Kinder freut er sich über das Legoangebot. „Cool, dass das hier stattfindet.“
Tatsächlich liefern die meisten Eltern die Kinder nicht ab zur Legokirche, sondern bleiben, bauen selbst, wühlen in den Kisten, werden wieder zum Kind, stellt Mendling fest. „Lego gibt es in jedem Kinderzimmer, nicht nur damals , sondern auch heute, es verbindet Generationen, ist wie ein roter Faden“, sagt Mendling. Und: Im schöpferischen, gemeinsamen Bauen und Gestalten sei bereits ein Bezug zum Glauben angelegt, findet er. „Zeig mir dein Paradies“, sind die Legobautage mit Kaiserslauterer Grundschülern überschrieben, die Mendling vom 3. bis 5. Januar in der Friedenskirche Kaiserslautern anbietet.
Unterhalb der Kanzel setzt Felicitas Schneider aus Gräfenhausen letzte Steine an die Krippe. Für ihre Söhne Jakob (2) und Paul(4) scheint eher entscheidend zu sein, dass auch das Feuerwehrauto und der Polizeiwagen ihre Plätze finden. „Die wären sicher heute auch da, wenn so etwas geschehen würde wie in Bethlehem“, sinniert Schneider, deren Eltern zum Bauen ebenfalls mitgekommen sind und sich begeistert zeigen: „Das wäre durchaus in der katholischen Kirche auch mal eine Idee wert“, sinniert Störtz, stellvertretende Vorsitzende des Pfarreirats in der Pfarrei Heilige Elisabeth in Annweiler.
„Ich glaube es ist ganz wichtig, den Kindern Raum zu geben, sich selbst auszudrücken , selbst zeigen zu können, wie sie die Bibelgeschichten verstehen, wo sie selbst die Verbindungen zur Lebenswelt finden, das geschieht hier ganz automatisch“, sagt Mendling. Er habe vier Schwestern beobachtet, die eine Krippe gebaut hätten mit einem Mädchen darin. „Das ist die Schwester von Jesus“, sei ihm erklärt worden. Für ihn eine logische Erklärung: „Klar muss die dabei sein, wenn da vier Mädels zu Hause sind.“ Und so entstehen Krippen mit Liebe zum Detail. Luis etwa hat sich in seiner Version des Stalls ganz auf weiße Steine konzentriert, weil die Menschen vor Ort damals „mit Sand und Lehm gebaut haben“, erklärt er, „nicht aus Ziegeln.“ Die vielen Löcher und Ritzen in der Wand sollen es alt aussehen lassen.
In einer anderen Ecke sitzen Julie, Schwester Ella, Gustav, Moritz und Ole. In den vergangenen Jahren haben sie hier das Krippenspiel geprobt, jetzt sind sie im Legofieber. Mehrere Schafe, ein Ochse, Maria und Josef sowie ein Schäferhund sind schon fertig, vom Stall stehen die Grundmauern. Jetzt geht es an die Kamele der Könige, von denen Mendling zu Beginn des heutigen Bautags erzählt hat. Andreas Kugler hat inzwischen seine Kerzen am Adventskranz fertig gebaut, den inzwischen ein Ninjago-Drache von Sohn Elmar bevölkert. Während die letzten Waffeln gegessen werden, räumen Eltern und Kinder ihre fertigen Werke auf die Tische. In zwei Heiligabendgottesdiensten sollen sie dann ihren großen Auftritt haben.
„Deshalb haben wir Kirchenräume, damit es Begegnungsräume sind, damit Familien sich begegnen, den Geschichten begegnen, damit wir den Kindern neu begegnen“, sagt Mendling über seine Vision einer Kinderkirche. Und er ist sich sicher: Nach dem Motto „Liebe Familien, wir schenken euch eine Kirche, ihr dürft sie mit Leben füllen“ entsteht hier „ganz viel, was mit dem Glauben zu tun hat und wo der Heilige Geist einfach dabei ist.“ Auch ein einfacher Blick auf die Zahlen bestätigt Mendling. „Heute und letzte Woche sind mehr Menschen in dieser Kirche gewesen als im ganzen vergangenen halben Jahr.“
Hinweise:
Lego gebaut werden kann noch einmal an diesem Sonntag, 22.12., von 10 bis 14 Uhr
Präsentation mit Gottesdienst am 24.12., 15 und 16.15 Uhr, Kirche Queichhambach
https://kinder-familien-kirche.de/lego-krippenspiel-in-queichhambach