Die Kirchen sollen zu den Festtagen gastfreundlich offenstehen. Aber für die Kirche wie für das Klima gilt: Heizung runterdrehen. Florian Riesterer hat nachgefragt, wie beides gelingt.

Die Kirchen sollen zu den Festtagen gastfreundlich offenstehen. Aber für die Kirche wie für das Klima gilt: Heizung runterdrehen. Florian Riesterer hat nachgefragt, wie beides gelingt.

 

Anders als im vergangenen Jahr ruft die pfälzische Landeskirche in diesem Winter ihre Kirchengemeinden nicht zum Ausschalten der Heizung auf. Die Kirchengemeinden haben aber selbst erkannt, was zu tun ist, um Kosten einzusparen und Gebäude effizienter zu nutzen. Gottesdienste werden über die Wintermonate nicht mehr wöchentlich veranstaltet, in besser zu beheizende Gebäude verlegt oder mit Nachbargemeinden zusammen gefeiert.

So erklärt etwa Dekan Peter Butz aus dem Dekanat Zweibrücken, es sei "immer noch besser, auf andere Räume auszuweichen, als Gottesdienste ausfallen zu lassen". So schließt er zwischen 7. Januar und 24. März erstmals im Winter die schlecht zu beheizende Alexanderskirche Zweibrücken und verlegt die Gottesdienste in die Versöhnungskirche.

Das Presbyterium der protestantischen Kirchengemeinde Ernstweiler-Bubenhausen im Dekanat Zweibrücken will den Gottesdienst vom 14. Januar bis 24. März nur noch 14-tägig stattfinden lassen. "Wir stecken mitten in einer Wirtschaftskrise. Die Kirche mit Strom zu beheizen, ist auch aufgrund der veralteten Heizungsanlage sehr kostenintensiv und wird immer teurer", argumentiert Presbyter Patrick Lang.

"In der Stiftskirche Kaiserslautern versuchen wir, Veranstaltungen zu kulminieren, um die Heizung effektiv auszunutzen", sagt Pfarrer Stefan Bergmann. An anderen Tagen bleibe die Heizung aus. Ab dem 1. Januar würden Gottesdienste bis kurz vor Ostern in den Gemeindesaal verlegt. Es sei ein zähes Ringen gewesen im Presbyterium, sagt Bergmann. Schließlich leiste man zwar einen Beitrag für Geldbeutel und Klima. Auf der anderen Seite würden Besucher ausgeschlossen, weil der Gemeindesaal nicht barrierefrei sei.

Die Stiftskirche Neustadt geht ab dem 7. Januar bis kurz nach dem Weltgebetstag in den Winterschlaf. Während der Winterpause ziehe die Gemeinde ins Casimirianum um, sagt Dekan Andreas Rummel. In der vergangenen Heizperiode sei auf diese Weise rund die Hälfte an Gas eingespart worden. Rummel betont trotz aller Sparzwänge die Bedeutung des Kirchenraums. Zu besonderen Ausnahmen, etwa zum Gedenken am Jahrestag der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar, wird deshalb die Kirche geöffnet.

Nicht leicht macht sich die Entscheidung auch das Presbyterium der Stadtkirche in Homburg. Im vergangenen Jahr ist die Kirchengemeinde ins Siebenpfeifferhaus umgezogen. "Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht", sagt Dekan Thomas Holtmann.

Er warte aber noch auf die Heizkostenabrechnungen, um den tatsächlichen Effekt der Kirchenschließung auszuwerten, sagt Holtmann.

Auch die Abteikirche in Otterberg bleibt bis Palmsonntag geschlossen. Die Kirchengemeinde weicht in den Kapitelsaal neben der Kirche aus. In der Paulskirche Kirchheimbolanden hätten während des Winterhalbjahrs noch nie Gottesdienste stattgefunden, die Kirchengemeinde ziehe um in die kleinere Peterskirche, sagt Dekan Stefan Dominke.

Die Kirche kalt lassen und so Kosten sparen können aber gar nicht alle, die es gerne würden.  In Otterbach ist die Kirchengemeinde noch im vergangenen Winter ins Gemeindehaus umgezogen. Inzwischen sei die Kirche aber an die Baptistengemeinde untervermietet, um im Sinne des Gebäudeprozesses 2030 Einnahmen zu generieren, sagt Tanja Schraß vom Dekanat "An Alsenz und Lauter".

In Germersheim bleibt die Versöhnungskirche geöffnet, weil es den Ausweichort der bisherigen Winterkirche nicht mehr gibt. Das Dekanatsgebäude und damit auch der Gemeindesaal wurden verkauft. "Wir haben uns jetzt eine Sitzkissenheizung besorgt und einen neuen Brenner für die Gasheizung", sagt Dekan Michael Diener. Ziel sei ein Grundpegel von rund 8 Grad plus dem Effekt der Sitzkissen. "Wir müssen einen guten Mittelweg finden zwischen Energiesparen und einladend bleiben als Kirchengemeinde."

Nicht mehr ausweichen kann auch Pfarrerin Judith Geib in Edenkoben, da das Gemeindehaus an eine Tanzschule vermietet ist. Der Rückbau für Gottesdienste sei zu aufwändig. Im vergangenen Winter hatte sie ganz ohne Heizung Gottesdienste gefeiert. Vliesdecken wurden ausgelegt, Besucher konnten heiße Getränke mitbringen. "Der Unmut war aber sehr groß", sagt Geib. Dieses Jahr habe sie sich deshalb für das Heizen einzelner Bankreihen entschieden, je nach zu erwartendem Besuch. "Am Buß- und Bettag haben es die Besucher genossen, näher zusammenzusitzen als wie sonst verteilt in der Kirche."

Als einzige evangelische Stiftskirche in der Pfalz bleibt die Stiftskirche Landau den Winter über geöffnet. Bei normalen Gottesdiensten wird auf zwölf Grad geheizt, bei kirchenmusikalischen Veranstaltungen auf 16 Grad, sagt Dekan Volker Janke.          

Heruntergedreht wird die Heizung auch in den vier Dienstgebäuden im Landeskirchenrat Speyer, informiert Felix Kirschbacher, Leiter des Referats Kommunikation & Presse. Die Räume bleiben vom 1. Dezember bis 29. Februar je am Freitag kalt. Mitarbeitenden wird empfohlen, ihre Home-Office-Tage zu nutzen. Wo das nicht möglich sei, könnten auf Anfrage einzelne Gebäudeteile beheizt werden. "Bisher gab es hier keine Rückmeldungen." In der vergangenen Heizperiode sei Donnerstag und Freitag die Heizung ausgeblieben. So seien 28 Prozent Gas und fünf Prozent Strom eingespart worden. Neben der Ersparnis gehe es vor allem darum, etwas für das Klima zu tun.                                                                                                 

(Gekürzter) Artikel aus dem Kirchenboten.

Auch schlecht zu beheizen: Alexanderskirche Zweibrücken. Foto: Steinmetz

Auch schlecht zu beheizen: Alexanderskirche Zweibrücken. Foto: Steinmetz