Ein Infobus für Senioren rollt durch die Pfalz: "Diakom" heißt das neue Angebot der Diakonie Pfalz mit Kooperationspartnern. Das Ziel ist es, Menschen zu erreichen, die den Weg in Beratungsstellen möglicherweise scheuen. Ein Besuch auf dem Wochenmarkt in Speyer-West.
Speyer (lk). Die Seniorin stoppt mit ihrem Einkaufstrolley und schaut interessiert auf die Stehtische vor dem silbergrauen Campingbus. Broschüren zum Thema Pflege und anderen Hilfsangeboten für ältere Menschen liegen dort aus. "Guten Tag, wie geht es Ihnen?", begrüßt sie Katharina Brunner vom Haus der Diakonie in Speyer und tritt auf sie zu. Die 90-Jährige, die immer freitags auf dem Wochenmarkt ihre Einkäufe erledigt, lächelt. Und schon ist man im Gespräch miteinander.
Der "Diakom"-Bus der pfälzischen Diakonie hat Halt gemacht in Speyer-West – einem Stadtteil, in dem viele ältere Menschen leben. Mitarbeiter der Diakonie wollen bei dem neuen Projekt gemeinsam mit örtlichen Kooperationspartnern vor allem einsame und arme Menschen ab etwa 60 Jahren kostenlos über Unterstützungsangebote informieren.
Noch bis Oktober ist die mobile Beratung in der Pfalz unterwegs, bevor es im Frühjahr 2025 weitergeht. Kostenträger des bis 2027 laufenden und vom Bundesseniorenministerium geförderten Projekts ist der Europäische Sozialfonds. Der Bus solle besonders in Regionen mit wenigen Angeboten für Senioren eingesetzt werden, etwa in der West- und Nordwestpfalz, sagt Agim Kaptelli, Vorstand für Soziales und Freiwilligendienste der Diakonie.
Taschengeldbörse als Tipp
Die Seniorin nimmt einige Flyer und packt sie in ihren Trolley. Noch gehe es ihr gesundheitlich gut, sie mache Yoga und achte auf ihre Gesundheit, erzählt sie stolz der Sozialarbeiterin Brunner. Doch brauche sie mittlerweile etwas Unterstützung im Haushalt. Der Enkel habe nicht immer Zeit, ihren Rasen zu mähen. Dankbar ist sie für den Tipp, doch einmal bei der "Taschengeldbörse" anzurufen: Schülerinnen und Schüler erledigen Jobs für ein paar Euro. "Es ist ganz gut zu wissen, was man tun kann, wenn man nicht mehr kann", sagt die Frau.
Scham über Armut
Vielleicht 20 ältere Frauen und Männer suchen an diesem Morgen das Gespräch. "Viele gucken, trauen sich nicht, laufen vorbei", sagt Petra Michel, Regionalleiterin Ost der Häuser der Diakonie aus Ludwigshafen. Die Scham, über eigene Probleme oder gar Armut und Einsamkeit zu reden, sei gerade bei Vertretern der älteren Generation groß. Auf sie müsse man einfühlsam zugehen und dürfe ihnen "nichts überstülpen". Zwar verfügt der Bus über einen Tisch mit Bänken. Doch intensive Gespräche seien nur in den Beratungsstellen möglich.
Freunde und Angehörige informieren sich
Mehrheitlich kämen Angehörige, Freunde oder Nachbarn von Senioren mit ihren Fragen vorbei, berichtet Bettina Schimmele vom Pflegestützpunkt Speyer. "Sie sehen den Bedarf." Vor allem gehe es um ambulante und stationäre Versorgungsmöglichkeiten, barrierefreies Wohnen, Fragen zum Pflegegrad, zählt die Sozialarbeiterin auf. Die Idee, auf ältere Menschen zuzugehen, findet sie gut. Hilfsangebote würden sichtbar, man könne sich mit anderen Akteuren vernetzen.
Das sieht auch Sozialpädagogin Julia Hoffmann vom Haus der Diakonie in Speyer so. Ihr hat eine ältere Gesprächspartnerin ein ganz handfestes Problem gemeldet: Die Markise müsse aufgehängt werden, doch die Kinder wohnten zu weit weg, um das zu tun. Auch wenn die Menschen vielleicht im Moment keine Hilfe benötigten, sei "Diakom" eine gute Sache, sagt Hoffmann.
Termine:
Der "Diakom"-Bus macht Station in
- Niederkirchen am 1. September auf dem Dorfplatz, Infostand "Alte-Welt-Trophy"
- Gaugrehweiler am 3. September von 10 bis 14 Uhr am Gemeindehaus
- Neuhemsbach am 5. September von 10 bis 14 Uhr am Gemeindehaus
- Ramsen am 10. September von 10 bis 14 Uhr in der Gemeindehalle
- Trippstadt am 16. September von 10 bis 14 Uhr auf dem Dorfplatz
- Olsbrücken am 30. September von 10 bis 14 Uhr auf dem Dorfplatz an der Grundschule
- Wolfstein am 26. Oktober bei der "Seniorenmesse".