Die Evangelische Jugend der Pfalz startet eine Kampagne gegen Kinder- und Jugendarmut. Geplant ist unter anderem ein Teilhabefonds, der mittels Sponsoren finanziell schwache Familien unterstützt.

„In Deutschland ist jedes dritte Kind von Armut bedroht.“ Mit dieser drastischen Zahl hat Landesjugendpfarrer Florian Geith bei der Eröffnung der Kindervesperkirche im vergangenen Dezember die Notwendigkeit unterstrichen, Kinder- und Jugendarmut in den Blick zu nehmen. Genau das tut die Evangelische Jugend der Pfalz in diesem Jahr mit ihrer Kampagne gegen Kinder- und Jugendarmut.

„Anpacken!“ heißt das Motto der Aktion, die beim Neujahrsempfang der Evangelischen Jugend der Pfalz im Martin-Butzer-Haus Bad Dürkheim eröffnet wurde. Schirmfrau ist die rheinland-pfälzische Familienministerin Katharina Binz (Grüne). Ziel ist es, etwas gegen die Ausgrenzung von jungen Menschen zu tun, die von Armut betroffen oder armutsgefährdet sind, sagt Jutta Deutschel vom Landesjugendpfarramt.

Für junge Protestantinnen und Protestanten ist es nicht hinnehmbar, dass die Zahl armer Kinder und Jugendlicher in Deutschland und weltweit zunimmt, sagt Deutschel. Derzeit sind in Deutschland rund 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche von Armut betroffen, das entspricht rund 20 Prozent der unter 18-Jährigen. Hinzu kommen 1,5 Millionen junge Menschen im Alter von 18 bis 25 Jahren. Diese werden durch Armut ausgegrenzt, können nicht richtig am gesellschaftlichen Leben teilhaben. Die Angst vor der Armut ist nach aktuellen Jugendstudien inzwischen auf Platz zwei der Ängste der Jugendlichen, erklärt Pfarrer Florian Geith. „Gleich nach der Angst vor dem Krieg.“ Bei theoretischen Betrachtungen will man deshalb nicht stehen bleiben, sagt Geith. „Wir wollen ins Tun kommen.“

Die Kampagne der Evangelischen Jugend nimmt sich des Themas Armut mittels drei Säulen an, sagt Deutschel: Für ein Hilfsprojekt der Aktion „Brot für die Welt“ gegen Kinderarmut im lateinamerikanischen Paraguay werden Spenden gesammelt. Bei dem Projekt werden vor allem Mädchen und junge Frauen in den Blick genommen, die unter Armut, mangelnden Lebenschancen und Gewalt leiden.

Zudem wird für den Bereich der pfälzischen Landeskirche ein Teilhabefonds eingerichtet. Dieser soll Kindern und Jugendlichen aus finanziell schwachen Familien die Mitwirkung an Maßnahmen der Evangelischen Jugend wie Freizeiten ermöglichen. Für den Fonds werden unter anderem Unternehmen als Sponsoren angesprochen.

Denn die Anträge auf Zuschüsse zu Freizeiten von Familien steigen merklich an, sagt Geith. Unterkünfte werden immer teurer. Das schlägt sich im Teilnehmerbetrag nieder. Tagesangebote ohne Übernachtung werden deshalb wichtiger. „Hier reagieren wir mit unserem Angebot.“

Um das Thema Kinderarmut präsenter zu machen, will die Evangelische Jugend zudem vor Ort in den Kirchengemeinden Projekte initiieren oder unterstützen. „Es geht darum, rauszugehen aus der Kirche, Kooperationspartner zu suchen und zu schauen, wie man im Sozialraum konkret helfen kann“, so Deutschel. Das kann ein Basar sein mit Kuchenverkauf beispielsweise, ein Fest oder eine Aktion mit dem örtlichen Fußballverein oder der Diakonie, sagt Geith. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Über die Projekte entscheiden die jeweiligen protestantischen Jugendzentralen und Kirchengemeinden eigenständig. Dabei soll auch die Arbeit mit Konfirmandinnen und Konfirmanden einbezogen werden.

Die Kampagne „Anpacken!“ wird am 29. November 2025 beim Eröffnungsgottesdienst der 67. Spendenaktion von „Brot für die Welt“ für die Pfalz und Saarpfalz in der Schlosskirche in Bad Dürkheim abgeschlossen. Dabei sollen alle Projekte, die während der Kampagne entstehen, vorgestellt werden.

Von Alexander Lang, Lina Ehrmann und Florian Riesterer (mit Material des epd)

Teil der Kampagne "Anpacken" der Evangelischen Jugend der Pfalz: Kindern und Jugendlichen aus finanziell schwachen Familien die Mitwirkung an Freizeiten und anderen Maßnahmen ermöglichen. Foto: Evangelische Jugend Pfalz

Teil der Kampagne "Anpacken" der Evangelischen Jugend der Pfalz: Kindern und Jugendlichen aus finanziell schwachen Familien die Mitwirkung an Freizeiten und anderen Maßnahmen ermöglichen. Foto: Evangelische Jugend Pfalz