Von Uwe Rauschelbach
SPEYER. Sonja Klingberg-Adler ist Umweltbeauftragte in der Arbeitsstelle Frieden und Umwelt der Evangelischen Kirche der Pfalz. Die Arbeitsstelle unterstützt die Gemeinden der Landeskirche bei der Umsetzung des Projektes „Räume für morgen“. Über das Projekt sollen alle Kirchenbezirke bis zum Jahr 2030 die Gebäudekosten um 30 Prozent reduzieren. Außerdem soll entsprechend dem Beschluss der Landessynode der pfälzischen Landeskirche von 2021 bis 2035 der Treibhausgasausstoß bei kirchlichen Gebäuden um 90 Prozent sinken.
Frau Klingberg-Adler, kann man bereits ein Zwischenfazit ziehen, was die Reduzierung der Gebäudekosten und die Senkung des Schadstoffausstoßes bei kirchlich genutzten Immobilien betrifft?
Sonja Klingberg-Adler: Das ist aktuell noch nicht möglich. Zunächst sollen die Bezirkssynoden im Herbst Umsetzungspläne für die Kostenreduktion sowie die Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen beschließen. Bislang haben erst die Bezirke Germersheim und Ludwigshafen Planungen für eine 30-prozentige Kostenreduktion vorgelegt. Diese wurden von Projektteams erarbeitet und über den Bezirkskirchenrat an die Bezirkssynoden weitergeleitet. Für die Frühjahrstagung 2026 der Landessynode werden die Beschlüsse der Bezirke dann zusammengestellt. In Fällen, in denen keine ausreichenden Umsetzungspläne vorgelegt werden, muss die Kirchenregierung über weitere Schritte beraten.
Besteht Anlass zur Hoffnung, dass die Ziele erreicht werden können, oder sind die Wege doch schwieriger als erwartet?
K.-A.: Man kann noch keine Trendmeldungen verkünden, nur so viel: Die Emissionsminderung von 90 Prozent scheint schwerer als die Kostenreduktion von 30 Prozent. Noch fällt es den Gemeinden unterschiedlich schwer, sich auf Kooperationen mit ihren Nachbarn einzulassen, um Gebäude gemeinsam zu nutzen und hierdurch Kosten einzusparen. Regional statt lokal zu denken, das scheint für einige Mitglieder der Kerngemeinden noch eine Hürde zu sein.
Gerade in Zeiten der Bildung von größeren Kirchenbezirken und Regio-Pfarrämtern spräche aber doch einiges für eine stärkere gemeinsame Gebäudenutzung.
K.-A.: Ja, durchaus. Zwar gibt es anfangs oft Berührungsängste zwischen einander benachbarten Gemeinden. Aber die Erfahrung zeigt: Wenn man sich erst einmal angenähert hat, merkt man in der Regel, wie viele Gemeinsamkeiten man hat und wie viel Spaß es macht, gemeinsam an einem Strang zu ziehen. In vielen Fällen ist es aber so, dass die Kostenreduktion von 30 Prozent auch ohne Kooperationsmodelle erreichbar ist.
Gibt es ein Leuchtturmprojekt, das zeigt: In diese Richtung kann’s gehen?
K.-A.: Ein Projekt herauszugreifen, ist schwierig, da die Voraussetzungen in den Gemeinden beziehungsweise den Dekanaten völlig unterschiedlich sind. Aber die Kirchengemeinde Ellerstadt des Dekanats Bad Dürkheim-Grünstadt hatte die Vorgaben für die Kostenreduktion zum Beispiel längst erreicht, andere Gemeinden überlegen noch. Der Kirchenbezirk Bad Bergzabern hat sich von Beginn an Leitlinien gegeben, wie vorgegangen werden soll. Das kann helfen.
Wie fiel die Resonanz auf die Sprechstunden aus, die die Kirchenleitung den Gemeinden angeboten hatte?
K.-A.: Die Resonanz war gut. Die Fragen waren sehr vielseitig. Es wurde auch Skepsis geäußert, dass die Ziele tatsächlich erreicht werden können. Andere Gemeinden haben bereits dargelegt, wie sie es schaffen wollen. Aber es gab auch Zeichen der Überforderung. Wir haben dabei stets verdeutlicht: Sie stehen mit diesen Problemen nicht alleine, sondern können auf Bezirksebene nach Lösungen suchen.
Wie ist es um die Zukunft der Gotteshäuser in der Pfalz bestellt? Schließlich muss bei Umnutzungen doch erst einmal saniert werden.
K.-A.: Ich würde nicht sagen, dass die Frage von Umnutzung, energetischer Sanierung und Kostenreduktion bei Kirchengebäuden am dringlichsten ist. Stattdessen stellen sich solche Fragen bei Gemeindehäusern oder bei Kindertagesstätten in kirchlicher Trägerschaft viel dringlicher. Kirchengebäude spielen auch bei der Reduktion von Treibhausgasen nicht die größte Rolle. Aber natürlich stellen Pläne für eine Umnutzung von Kirchenräumen die Gemeinden vor große Herausforderungen. Mittlerweile gibt es hierfür gute Konzepte.
Aus den Gemeinden ist immer wieder zu hören, dass die Kirche im Dorf bleiben soll, weil der Protestantismus sonst seine Präsenz einbüßt. Wie schwer wiegen solche Argumente?
K.-A.: Es geht darum, nur einen Teil, also knapp ein Drittel der Gebäudekosten zu senken. Das ist nicht gleichzusetzen mit einem Rückzug der Kirche aus dem öffentlichen Raum. Es geht also nicht um eine massenhafte Schließung von Kirchengebäuden. Laut Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst geht es um die Frage, welche Orte wir als Kirche insgesamt brauchen, damit Menschen einander und Gott begegnen können. Menschen sollten uns mehr beschäftigen als die Handwerkerrechnung. Und es soll erkennbar sein, dass die Kirche auch bei ihren Gebäuden Mitverantwortung für die Bewahrung der Schöpfung übernimmt. Die Frage ist doch: Was ist nötig, um eine attraktive Kirche für Menschen zu sein?
Infokasten:
Mit Blick auf die rückläufige Entwicklung der Mitgliederzahlen und der Steuereinnahmen sollen die protestantischen Gemeinden der pfälzischen Landeskirche ihre Gebäudekosten bis 2030 um 30 Prozent senken. Außerdem sollen bis 2035 insgesamt 90 Prozent des Schadstoffausstoßes reduziert werden. Die Gemeinden sind gehalten, entsprechende Konzepte zu entwickeln und auf Bezirksebene zu beschließen. Das Projekt „Räume für morgen“ wurde 2022 von der Landessynode beschlossen. Auch die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat entschieden, ihre Gesamtausgaben bis 2030 um 30 Prozent zu senken.
Dieser Artikel ist zuerst im Evangelischen Gemeindeblatt für die Pfalz erschienen.