Saarbrücken, Speyer (lk). "60 Jahre Evangelisches Büro Saarland im Dienst der Menschen" lautet der Titel einer kürzlich erschienenen Festschrift. In dem Buch würdigen Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft die Arbeit der Schnittstelle zwischen Kirche und Landesregierung. Feierlich übergeben wurde die Festschrift am 18. April beim Empfang der Evangelischen Kirchen im Saarland in der Saarbrücker Johanneskirche.
"Die Arbeit des Evangelischen Büros in den vergangenen Jahrzehnten hat deutlich gemacht, dass Kirche kein ferner Ort ist, sondern mittendrin in der Gesellschaft, dass sie sich beteiligt und ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden möchte", sagte Anke Rehlinger, Ministerpräsidentin des Saarlandes. Um die gegenwärtigen Probleme bewältigen zu können, brauche es Sicherheit, Orientierung und Zuversicht. "Dazu können Kirche und die Arbeit des Evangelischen Büros Saar einen Beitrag leisten", betonte sie.
Schnittstelle zwischen Kirche und Landesregierung
Das Evangelische Büro Saar ist zentrale Ansprechstelle für die beiden evangelischen Landeskirchen, die auf dem Gebiet des Saarlands vertretenen sind: die Evangelischen Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) und die Evangelische Kirche im Rheinland. Weitere Evangelische Büros finden sich im Rheinland in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Hessen.
Geleitet werden diese Büros von den Beauftragten der Evangelischen Kirche bei den jeweiligen Landesregierungen. Ihre Aufgabe ist es, die Verbindung zwischen den Landeskirchen und dem politischen Leben wahrzunehmen. Sie fördern die Beziehungen zwischen den Kirchen und Landesregierungen, den Ministerien, zu politischen Parteien, zu Vereinigungen und Verbänden auf Landesebene sowie zu Menschen aus Politik und Wirtschaft. Das Evangelische Büro Saar wird derzeit von Kirchenrat Frank-Matthias Hofmann geleitet.
Festschrift bei Empfang feierlich vorgestellt
Diese Arbeit würdigt nun die kürzlich erschiene Festschrift zum 60-jährigen Bestehen des Evangelischen Büros Saar. Darin werden seine Geschichte und Bedeutung aus der Sicht von Landeskirchen und Religionsgemeinschaften sowie Staat, Gesellschaft und Kultur dargestellt. In 59 Gruß- und Geleitworten würdigen Akteure aus Kirche, Politik und Gesellschaft das Wirken des Büros. Sie berichten von persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen.
Feierlich vorgestellt wurde die Festschrift bei einem Empfang zum Jubiläum am Dienstag, 18. April, in der Johanneskirche Saarbrücken. Neben Thorsten Latzel, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, und Dorothee Wüst, Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche der Pfalz, waren auch Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Gesellschaft zu Gast.
Geschichte als Herzstück der Festschrift
Das Herzstück der Festschrift ist die Geschichte des Büros, die bis 1920 zurückreicht. Schließlich gab es schon viele Jahre vor der Wieder- beziehungsweise Neueinrichtung des Amts des Beauftragten im Jahr 1962 verschiedene Formen evangelischer Vertretungen gegenüber den jeweiligen staatlichen Organen. All das wird im Kapitel "Geschichte" detailreich von Pfarrer Professor Joachim Conrad beleuchtet. Mit sieben Schlaglichtern bot er den Gästen in der Johanneskirche einen Einblick.
"Bildungsungerechtigkeit ist eine Schande"
Die Themen "Trennung von Kirche und Staat" sowie "Bildung" standen im Fokus zweier Diskussionsrunden mit Präses Latzel, Kirchenpräsidentin Wüst, der stellvertretenden CDU-Fraktionsvorsitzenden Anja Wagner-Scheid und dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Ulrich Commerçon.
Mit Blick auf die Bildungsgerechtigkeit in Deutschland wählte Latzel dabei deutliche Worte: "Es ist eine Schande, dass die Herkunft eines Kindes den weiteren Weg des Lebens noch immer maßgeblich prägt." Es brauche deshalb mehr Chancengleichheit. "Denn wir lassen dadurch auch viele Kompetenzen für unsere Gesellschaft ungenutzt liegen."
Verantwortung für Gesellschaft als zentrales Element der Kirche
In diesem Zusammenhang betonte Kirchenpräsidentin Wüst auch die Relevanz des Religionsunterrichts: "Der Unterricht spielt eine entscheidende Rolle für die Stärkung der Resilienz von Kindern und Jugendlichen." Ohnehin verstehe sie nicht, wenn es heiße, dass Kirche und Staat strikt getrennt werden sollten, Kirche sich raushalten solle. "Was ist denn das Ureigene der Kirche, wenn nicht die Verantwortung und der Einsatz für die Menschen in unserer Gesellschaft?" Wichtig sei ihr dabei zugleich, dass Kirche nicht auf einer "Monopolstellung" beharre. "Wir sind offen für Diskussionen, vor allem mit Blick auf die Diversität in unserer Gesellschaft."
Info: Die Festschrift
Die Festschrift "60 Jahre Evangelisches Büro Saarland im Dienst der Menschen" bietet einen detailreichen Einblick in die Geschichte des Büros. Erzählt wird diese anhand der einzelnen Beauftragten. Sie alle haben das Amt auf ihre eigene Weise geprägt und verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Darüber hinaus erfahren die Leserinnen und Leser Wissenswertes zum Erinnerungsort an die Zwangsarbeit in der Völklinger Hütte sowie über das Haus "Am Ludwigsplatz 11", der Heimat des Büros.