Mit eigenen Ideen und eigenem Handeln etwas Gutes bewirken: Wer will das nicht? Deshalb engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich – auch in der evangelischen Kirche.

Mit eigenen Ideen und eigenem Handeln etwas Gutes bewirken: Wer will das nicht? Deshalb engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich – auch in der evangelischen Kirche.

Im Chor singen, Kinder auf einer Freizeit begleiten, Essen in Suppenküchen ausgeben, den Gemeindesaal streichen, Pflanzen im Kirchgarten pflegen: Ehrenamt in der Kirche gestaltet sich vielfältig – je nach Wunsch, Interesse und verfügbarer Zeit. Der Lohn ehrenamtlicher Arbeit lässt sich nicht in Geldsummen bemessen. Freiwilliger Einsatz bringt etwas anderes Wertvolles ein: Er macht zufrieden und glücklich, schenkt Zuneigung, bewirkt Sinnhaftigkeit und Selbstbestätigung.

Das wissen auch Cornelie Hauser und Golnaz Zaimi. Beide engagieren sich beim Café Asyl in Ludwigshafen. Sie gehören zu den über 20.000 Frauen und Männern, die sich in der Evangelischen Kirche der Pfalz und ihrem Diakonischen Werk freiwillig einbringen. Dafür muss man nicht Kirchenmitglied sein.


Frau Zaimi, Frau Hauser, wie sind Sie beide beim Café Asyl gelandet?

Golnaz Zaimi:

Ich wollte Kinderkleidung spenden. Der Kindergarten unserer Kirchengemeinde, in den meine Tochter geht, hat mich damit zum Café Asyl geschickt. Dort habe ich angeboten zu helfen. Eine ehrenamtliche Kollegin hat mir gezeigt, wie die Beratung funktioniert. Gleich in der nächsten Woche habe ich selbst damit angefangen. Das ist anderthalb Jahre her. Ich spreche Deutsch und Persisch. So kann ich helfen, deutsche Formulare zu übersetzen.

Cornelie Hauser:

Ich kannte den früheren Leiter des Café Asyl persönlich. Er hatte immer dafür geworben, dass man hier mal vorbeikommt und guckt. Und so bin ich vor sieben oder acht Jahren hergekommen, habe mit Ehrenamtlichen geredet und bin hängengeblieben. Weil ich Lehrerin war und Kinder gerne mag, habe ich die Kinderbetreuung übernommen. Der Bedarf dafür war da.

 

Welche ehrenamtlichen Tätigkeiten außer der Beratung und Kinderbetreuung gibt es im Café Asyl?

Cornelie Hauser:

Ehrenamtliche geben Kaffee und Tee aus, bereiten die Getränke vor, spülen Geschirr und räumen auf. Andere helfen, Tische rein- und rauszuräumen.

 

Wie viel Zeit investieren Sie beide in Ihr Ehrenamt?

Cornelie Hauser:

Jeden Dienstag bin ich drei Stunden hier, aber gedanklich öfter: Ich überlege, was wir mit den Kindern basteln oder spielen können. Zum Beispiel bereite ich Riesen-Seifenblasen vor oder das Basteln von Kastanien-Männchen oder Papierfliegern.

Golnaz Zaimi:

Ich berate jeden Dienstag zwei Stunden lang. Manchmal nehme ich Arbeit mit nach Hause, schreibe zum Beispiel Briefe.

 

Frau Zaimi, Sie sind berufstätig und haben zwei kleine Kinder. Wie bekommen Sie noch ein Ehrenamt unter den Hut?

Golnaz Zaimi:

Wenn mein Mann da ist, ist es kein Problem. Aber manchmal ist die Zeit wirklich knapp. Falls ich später komme oder absagen muss, stellt sich das Team darauf ein. Alle hier sind sehr hilfsbereit. Ich kann auch immer jemanden fragen, wenn ich etwas nicht weiß.

 

Was bedeutet das Ehrenamt für Sie selbst?

Golnaz Zaimi:

Es ist einfach ein schönes Gefühl, anderen zu helfen.

Cornelie Hauser:

Es schafft Sinnhaftigkeit. Ich habe ein gutes Leben und gebe anderen ein bisschen davon zurück. Es macht sehr viel Freude zu sehen, dass sich Kinder positiv entwickeln, dass sie teilweise anfangen zu kommunizieren – auch auf Deutsch.

 

Was würden Sie jemandem auf die Frage antworten: Warum soll ich mich ehrenamtlich engagieren?

Golnaz Zaimi:

Man kann anderen helfen und sie dadurch glücklich machen. Das macht einen selbst glücklich. Es ist schön, dass andere einen brauchen.

Cornelie Hauser:

Das Ehrenamt ist so bereichernd, weil es Sinn macht und man Selbstbestätigung erfährt. Die Menschen freuen sich, dass man da ist. Das ist einfach toll. Man bekommt sehr viel Freude, Zuneigung und reinste Gefühle von Kindern zurück.

 

Wie werden die Ehrenamtlichen unterstützt?

Cornelie Hauser:

Unsere hauptamtliche Café-Asyl-Leiterin ist immer ansprechbar. Unser Team kommt regelmäßig zusammen, um Probleme und Abläufe zu besprechen und um zu planen. Jeder kann Themen vorschlagen, über die diskutiert werden soll. Außerdem gibt es Supervisionen. Dabei bespricht eine Psychologin Fälle, die uns Ehrenamtliche beschäftigen oder wie man mit schwierigen Erfahrungen umgehen kann. Neben den Arbeitssitzungen treffen wir uns aber auch zum geselligen Beisammensein. Da ist Zeit, um mal miteinander zu reden.

Info Ehrenamtstag

Am 3. September 2023 findet in Haßloch von 10 bis 20 Uhr der 20. Ehrenamtstag Rheinland-Pfalz statt. Er ist das Dankeschön-Fest für die Freiwilligen. Die Evangelische Kirche der Pfalz und ihre Diakonie bieten in der Christuskirche ein Kulturprogramm und sind mit einem Stand auf dem Ehrenamtstag vertreten. Hier informieren sie über die vielfältigen Möglichkeiten, sich je nach Wunsch und Interesse zu engagieren. Vorgestellt wird auch das neue Format "Kurz & Gut – Engagiert für die Pfalz" für Leute mit wenig Zeit. Wer sich per E-Mail anmeldet, bekommt Informationen, wie man sich auch stunden- oder tageweise in einem konkreten Projekt engagieren kann.

Der Ehrenamtstag wird von der Staatskanzlei, der Gemeinde Haßloch und den beiden landesweiten Rundfunksendern SWR und RPR1 veranstaltet. Eröffnet wird er um 10 Uhr auf der Hauptbühne mit einem ökumenischen Gottesdienst mit Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst und Bischof Karl-Heinz Wiesemann. Die Festmeile erstreckt sich rund um das Rathaus und die evangelische Christuskirche im Ortskern.

Autorin: Yvette Wagner

Ihr Ehrenamt macht sie glücklich: Golnaz Zaimi (links) mit ihrer Tochter Emma und Cornelie Hauser. Foto: lk/Wagner