Die älteste Kirchenzeitung Deutschlands wird Ende Dezember ein letztes Mal erscheinen. Die Gründe: Der veränderte Zeitungsmarkt, Rückgang der Abo-Zahlen und der Einnahmen. "Es tut auch mir in der Seele weh", bedauert Kirchenpräsidentin Wüst, "aber es gab keine Alternative".
Speyer (lk). Nach 177 Jahren geht am 24. Dezember die letzte Ausgabe an die rund 7.100 Abonnentinnen und Abonnenten des Sonntagblatts für die Pfalz, Evangelischer Kirchenbote.
"Wer ihn immer treu gelesen hat, wird „seinen“ Kirchenboten sehr vermissen. Diese Traditionsmarke lässt sich nicht einfach ersetzen", bedauert Dorothee Wüst. Der schwierige Zeitungsmarkt, die Auswirkungen der Corona-Pandemie und der demographische Wandel hätten die Kirchenzeitung letztlich vor zu viele Herausforderungen gestellt.
Im Jahr 2017 hatte die Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz zusätzliche Mittel für fünf Jahre zur Verfügung gestellt, um den Kirchenboten finanziell abzusichern und zukunftsfähig zu machen. "Das ist leider nicht gelungen", erklärt Wüst, "obwohl wir alle Optionen sorgfältig geprüft haben". In den vergangenen sechs Jahren suchten der Evangelische Presseverband und die Landeskirche nach Konstruktionen und Kooperationen, um das Sonntagsblatt trotz der roten Zahlen zu erhalten.
Ende 2022 wurde der Presseverband aufgelöst, die Landeskirche ist seitdem Herausgeberin. Alle Versuche, die Kirchenzeitung zu erhalten, sind letztlich gescheitert. Zuletzt erschien der Kirchenbote als Teil einer Kooperation mit weiteren Kirchenzeitungen, die vor vergleichbaren Herausforderungen stehen.
"Das Ende des Kirchenboten tut weh, vor allem, weil zuletzt viel Energie in das neue Format gesteckt worden ist“, verlautbart die Redaktion um Florian Riesterer. Er hat Ende 2022 die Redaktionsleitung von Hartmut Metzger übernommen, der fast drei Jahrzehnte lang Chefredakteur des Kirchenboten war.
Ziel des Sonntagsblatts für die Pfalz war, Themen aus der pfälzischen Landeskirche und ihrer Nachbarkirchen aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland stark zu machen. Neben Glaubensthemen gehörten dazu auch Berichte aus den Bereichen Gesellschaft, Soziales, Bildung, Kultur und Entwicklungspolitik. Der Kirchenbote war dabei unabhängig von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Landeskirche.
"Der Kirchenbote stand immer in wohlwollender, aber kritischer Distanz", betont Dorothee Wüst. Er habe in jeder Ausgabe Geschichten und Perspektiven aus dem vielfältigen Leben der Landeskirche aufgespürt – und damit "das Bild unserer Landeskirche, unser Kirchenbild um viele Facetten reicher gemacht. Als langjährige Leserin bin ich auch ein bisschen stolz auf diese profilierte publizistische Arbeit über 177 Jahre. Ich danke dem Kirchenbotenteam und auch den treuen Abonnentinnen und Abonnenten von Herzen, die all dies möglich gemacht haben."
Weiterhin wird der Evangelische Pressedienst (epd) in der Pfalz vertreten sein und Meldungen aus dem Kirchengebiet in die Zeitungsredaktionen oder Rundfunkanstalten spielen. Die Presse-, Rundfunk- und Kommunikationsarbeit der Landeskirche sowie der Kirchenbezirke und Einrichtungen setzt ihren Transformationsprozess fort, um mit digitalen und auch stärker dialogischen Formaten Presse und Medien, aber auch Mitglieder und Interessierte gezielt zu erreichen.
Hintergrund
Chefredakteure seit 1945:
Pfarrer Karl Wien (bis 1970)
Landespressepfarrer Hermann Lübbe (bis 1986)
Pfarrer Hartmut Joisten (bis 1994)
Hartmut Metzger (bis 2022)
Florian Riesterer
Mehr zur Geschichte des Kirchenboten de.wikipedia.org/wiki/Evangelischer_Kirchenbote_–_Sonntagsblatt_für_die_Pfalz