Aus Charkow geflohen, in der Pfalz vorerst angekommen: Eine ukrainische Familie erzählt über ihre Hoffnungen.

Aus Charkow geflohen, in der Pfalz vorerst angekommen: Eine ukrainische Familie erzählt über ihre Hoffnungen. 

Die Heimat ist weit weg. Die deutsche Sprache noch fremd. Und doch fühlen sie sich in Lemberg inzwischen zuhause: Pawel, Jenina und Swetlana. Die kleine ukrainische Familie lebt seit gut einem Jahr in der westpfälzischen Gemeinde. 

„Wir sind allen Einwohnern für ihre Hilfe sehr dankbar.“ Diesen Satz soll ich unbedingt in meinem Bericht schreiben, tragen mir die Drei auf. Vater, Mutter und ihre erwachsene Tochter leben seit gut einem Jahr in Lemberg bei Pirmasens. Mittlerweile haben sie ihre dritte Wohnung bezogen. Wobei der Begriff „Wohnung“ für ihre erste Unterkunft eher irreführend ist.

Zwischen Umzügen und Arbeitssuche

„Die drei Geflüchteten waren zuerst bei einer Familie hier im Dorf untergebracht und haben zu dritt in zwei Zimmern gelebt“, erzählt der Lemberger Pfarrer Kevin Gutgesell. Die Kirchengemeinde hat der Familie daraufhin das leerstehende und noch zu renovierende evangelische Pfarrhaus als Wohnraum angeboten. Kurz danach ist die Familie aus der Ukraine ebendort eingezogen.

Ein Ehepaar aus der Gemeinde sowie Pfarrer Gutgesell sind dabei ihre wichtigsten Bezugspersonen. Größte Herausforderung: Niemand aus der Gemeinde kann Russisch oder Ukrainisch, niemand aus der Familie Deutsch oder Englisch. Zum Glück hilft an dieser Stelle der Online-Übersetzer.

Mit dessen Hilfe erzählt Vater Pawel, dass er sich auf dem Gelände des Pfarrhauses und der angrenzenden Kirche nützlich gemacht hat, zum Beispiel beim Bäume fällen. Auch Mutter Jenina hat sich auf dem Pfarrgrundstück mit Gartenarbeit betätigt. Für Tochter Swetlana ist das leider unmöglich. Sie hat eine - in Deutschland noch nicht anerkannte Schwerbehinderung - und ist auf einen neurochirurgischen Eingriff angewiesen.

Warten auf eine Behandlung für die Tochter

In Kiew wurde Swetlana bereits ein Neurostimulator eingesetzt, doch offenbar nicht optimal auf ihr Leiden eingestellt. Aktuelle Hoffnung der Familie ist die Uniklinik in Heidelberg, wo es - nach Gerüchten, die die Familie gehört hat, einen Neurochirurgen geben soll, der Swetlana helfen kann. Seinen Namen weiß die Familie jedoch nicht.

Weil in der Zwischenzeit die Renovierungsarbeiten im Pfarrhaus begonnen haben, mussten sie dort wieder ausziehen. Mittlerweile leben Pawel, Jenina und Swetlana in einer Dreizimmer-Wohnung in Lemberg. „Wir sind sehr zufrieden“, sagen sie über den Online-Übersetzer. Kontakt zu Menschen aus dem Dorf hätten sie auch. Eine Arbeit leider noch nicht, weil sie nach ukrainischen Gesetzen bereits Rentner sind.

Hoffnung auf Frieden in der Heimat

Dreimal pro Woche besuchen Pawel und Jenina seit April einen Deutschkurs, in dem sie bisher vor allem gebräuchliche deutsche Redewendungen gelernt haben. Für unser Interview reichen ihre Deutschkenntnisse noch nicht aus. Gefragt nach ihren Plänen für die Zukunft antworten sie via Übersetzer, dass sie dazu noch nichts sagen können. Erstmal müsse der Krieg zu Ende sein, dann könnten sie überlegen, wie und wo es für sie weitergehen soll. Es sei eine sehr schwierige Situation, sagen Jenina und Pawel. Wer würde ihnen widersprechen wollen …

 

Autor: Dejan Vilov, Rundfunkpfarrer

20. Juni 2023

Hoffnung im Koffer. Foto: Adobe Stock

Hoffnung im Koffer. Foto: Adobe Stock