Er war ein bekannter und bekennender Pfälzer, seinem Land und seiner Landeskirche verbunden: Roland Paul. Eine große Trauergemeinde aus Kirche, Politik und Forschung hat am heutigen Freitag, 30. Juni, Abschied genommen.
Speyer (lk). "Es war berührend zu erleben, wie viele Menschen ihn vermissen, auch in den Netzwerken ist die Bestürzung und Trauer groß. Nicht nur sein profundes historisches Wissen und sein nimmermüdes Engagement für seine protestantische Kirche, sondern seine unverwechselbare und liebenswerte Persönlichkeit werden uns sehr fehlen", sagte Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst zu diesem Abschied. Die Bestattung fand in seinem Geburtsort, Steinwenden bei Kaiserslautern, statt.
Der 72jährige Historiker Roland Paul ist am 24. Juni nach einem Vortrag unerwartet verstorben. Paul war Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und der Pfalzbibliothek in Kaiserslautern. Ab 2003 gehörte er 18 Jahre lang der Landessynode der Evangelischen Kirche der Pfalz an und war Vorstandsmitglied im Verein für pfälzische Kirchengeschichte.
"Das weiß der Paul"
Auch im Jahr 2018, zur 200. Feier der Pfälzischen Kirchenunion, war der Historiker ein gefragter Mann. Er publizierte zu den Besonderheiten der Union und hielt unterhaltsame Kurzvorträge zum Kirchenvolksfest in Kaiserslautern. "Das weiß der Paul", war ein häufiger Hinweis für alle, die Antworten auf geschichtliche und kirchengeschichtliche Fragen suchten.
Viele seiner Publikationen beschäftigen sich mit der Wanderungsgeschichte der Pfälzer in Nord- und Südamerika und der Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in der Pfalz während der NS-Zeit. Nach jahrelanger Recherche hat er die Namen der Pfälzer festgehalten, die 1940 in das französische Lager Gurs verschleppt wurden. An der Ausstellung über die Pfälzische Landeskirche in der NS-Zeit "Protestanten ohne Protest", hat er ebenfalls mitgewirkt.
Er sei "das Gedächtnis und Gewissen der Pfalz" gewesen, kommentierte die Rheinpfalz Kaiserlautern am 25. Juni in einem Nachruf. Er habe sich hartnäckig für späte Gerechtigkeit für die Opfer eingesetzt. In seinem Ruhestand war Roland Paul für den Bezirksverband Pfalz tätig und hielt Vorträge im In- und Ausland. An der Technischen Universität Kaiserslautern hatte er einen Lehrauftrag. Als Gastdozent war er häufig an der University of Pennsylvania eingeladen. Seine Arbeit und Recherchen stellte er insbesondere in den USA immer wieder vor. Paul hielt auch intensiven Kontakt zu pfälzischen Auswanderern in Brasilien, Rumänien, Irland. "Ihm verdanken wir Namen und Geschichten aus der Pfalz, die ohne ihn längst vergessen wären. Er war ein unermüdlicher Spurensucher, ein begnadeter Netzwerker und ein großer Menschenfreund", würdigte Kirchenpräsidentin sein Leben und Wirken. "Er wird uns allen fehlen".