Martin Luther und der Gerstensaft 

Zum Tag des deutschen Bieres

Plädoyer für den bewussten Genuss: "Ich zech auch. Es soll mir aber nicht jedermann nachtun..." Foto: Pixabay

Trotz rückläufigem Trend: Bier ist nach wie vor eines der Lieblingsgetränke der Deutschen. Beim Pro-Kopf-Verbrauch lag Deutschland im Jahr 2021 weltweit auf Rang vier. Nur in Tschechien, Österreich und Polen wurde pro Kopf mehr getrunken.

Auch Martin Luther war einem kühlen Hellen nicht abgeneigt. Obgleich er zur Mäßigung mahnte: "Ich zech auch. Es soll mir aber nicht jedermann nachtun, denn es arbeitet auch nicht jeder so hart wie ich."

Im Hause Luther sind so einige Liter des Gerstensafts getrunken worden. Freilich nicht von Luther allein, sondern auch von den zahlreichen Gästen, mit denen der Reformator über Gott und die Welt geredet hat – bei gutem Essen und ebensolchen Getränken. Im 16. Jahrhundert waren Wein und Bier die üblichen und beliebtesten Getränke.

Dünnbier bereits für Kinder

Letztgenanntes galt damals allerdings noch nicht als Genussmittel wie heute, sondern als Grundnahrungsmittel. Auch Kinder ab acht Jahren haben zur Zeit Luthers schon Bier zum Essen getrunken, genauer gesagt: Dünnbier, was einen deutlich geringeren Alkoholgehalt hatte.
Was auf den ersten Blick erstaunen mag, wird verständlicher, wenn man sich klarmacht, dass zur Zeit Luthers als alkoholfreie Getränke nur Wasser oder Milch zur Verfügung standen. Während Wasser stark mit Keimen belastet war und deshalb nach Möglichkeit nicht getrunken wurde, war Milch für die Herstellung von Käse und für Kranke vorgesehen, damit die möglichst schnell wieder zu Kräften gelangen konnten.

Katharina von Bora als Braumeisterin

Dafür, dass im Hause Luther stets genügend Bier zur Verfügung stand, war Luthers Frau, Katharina von Bora verantwortlich. Sie hat das benötigte Bier entweder selbst gebraut oder die angestellten Hausmädchen haben dies unter ihrer Aufsicht und Anleitung getan.

Was die dabei hergestellte Menge angeht, lassen sich nur vage Schätzungen anstellen. Die etwa 106 Scheffel Gerstenmalz, die Luther pro Jahr vom Kurfürsten bekommen hat, reichten für zwei Gebräue - umgerechnet mindestens 4500 Liter. Die Gesamtmenge des gebrauten Bieres wird aber deutlich größer gewesen sein, da Katharina von Bora das Malz mehrfach abziehen gelassen hat. Der erste Aufguss hat dabei Vollbier, die weiteren Dünnbier ergeben, wovon Luther und seine Tischgenossen täglich etwa 60-80 Liter verbraucht haben. Kein Wunder also, dass zahlreiche Zitate Luthers im Zusammenhang mit dem Gerstensaft überliefert sind. Hier nur eine kleine (jeweils aus dem Zusammenhang gerissene) Auswahl:

"Wie kommt es, dass der erste Schluck aus der Kanne am besten schmeckt?"

"Ich zech auch. Es soll mir aber nicht jedermann nachtun, denn es arbeitet auch nicht jeder so hart wie ich."

"Ich fresse wie ein Böhme, ich saufe wie ein Deutscher. Das sei Gott gedankt. Amen."

"Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenberger Bier und das Reich Gottes kommt von ganz alleine."

Autor: Dejan Vilov