Zwei in einem Dekansamt 

"Wir leben die Team-Arbeit den Gemeinden vor"

Mirjam und Arne Dembek teilen sich seit Oktober 2023 ein Dekansamt. Foto: lk/Iversen

Zwei, die sich ein Dekansamt teilen: Das ist seit Mitte 2023 möglich in der Evangelischen Kirche der Pfalz. Mirjam und Arne Dembek sind die Ersten, die als Doppelspitze einen Kirchenbezirk leiten. Wie das läuft, verraten sie im Interview.

Sie beide leben seit Oktober 2023 das neue Modell. Wie teilen Sie sich die Aufgaben auf?

Arne Dembek: Zwar sind die Aufgaben im Dekansamt andere, aber organisatorisch ist es für uns nicht viel anders als zuvor in Kandel. Dort haben wir uns eine Pfarrstelle geteilt. Wie wir uns aufteilen, hängt von den Arbeitsbereichen ab: Manche bearbeitet einer von uns allein, bei anderen wechseln wir uns ab, bei dritten arbeiten wir zusammen. Dabei achten wir darauf, dass alle wissen, wer von uns beiden wofür zuständig ist. Zum Beispiel haben wir die Zuständigkeit für Gemeinden klar unter uns aufgeteilt. Natürlich tauschen wir uns aus und vertreten uns gegenseitig.

Wie war der Start in Speyer? Was sind die wichtigsten Aufgaben im neuen Amt?

Arne Dembek: Zum Eingewöhnen war keine Zeit, wir hatten von Anfang an volles Programm. Aber das ist verständlich, denn die Dekansstelle war ein Dreivierteljahr unbesetzt.

Mirjam Dembek: Zudem sind große Projekte der Landeskirche und wichtige Themen mit unserem Dienstantritt zusammengefallen: der Gebäudeprozess, der Priorisierungsprozess und die deutschlandweite Befragung der Kirchenmitglieder. Momentan verwenden wir viel Energie darauf, die Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinden voranzubringen und gut zu begleiten.

Arne Dembek: Es ist wahnsinnig viel im Umbruch. Die Kirche wird weniger Geld und weniger Personal haben. Änderungen sind unausweichlich – das müssen wir noch stärker in den Gemeinden vermitteln. Gleichzeitig müssen wir klar machen: Das ist kein Weltuntergang, sondern ein Veränderungsprozess. Dabei ist die stärkere Zusammenarbeit der Gemeinden die einzige Lösung, die sich momentan anbietet.

Mirjam Dembek: Alle diese Prozesse, die parallel laufen und miteinander verknüpft sind, brauchen unheimlich viel Kommunikation. Wir glauben, dass eine Gemeinde diese Dinge allein nicht bewältigen kann. Das geht nur, wenn wir miteinander überlegen.

Da sind Sie als Moderatoren gefragt – wie Sie es in Ihrer Bewerbung zur Dekanswahl gesagt haben. Hat sich das als wichtigste Aufgabe herausgestellt?

Arne Dembek: Natürlich treffen wir auch Entscheidungen, aber das Kommunizieren sehe ich als unsere Hauptaufgabe. Denn die großen Prozesse müssen erklärt werden, damit sie transparent und verständlich werden – und das ständig. Dabei schauen die Gemeinden an die Spitze des Dekanats.

Mirjam Dembek: Ich glaube nicht, dass wir bei der Moderatorenrolle stehen bleiben können und tun das auch nicht. Wir müssen Gemeinden ermutigen, die Schritte zu gehen, über die wir schon lange reden. Das ist nicht einfach.

Welche Rolle spielt ihre Team-Situation bei den Veränderungsprozessen?

Arne Dembek: Wir leben die Team-Arbeit vor – das, was wir von den Gemeinden verlangen. Wir wollen unsere Team-Arbeit im Dekanat erweitern mit den Mitarbeitenden und Knut Trautwein als stellvertretenden Dekan. Die Kombination aus verschiedenen Persönlichkeiten und Fähigkeiten ist ein Plus.

Wer das Dekansamt nach der neuen Regelung antritt, ist nicht mehr für eine Gemeinde verantwortlich. Stattdessen können Dekaninnen und Dekane im ganzen Kirchenbezirk predigen, Gottesdienste feiern und Seelsorge leisten. Wie gehen Sie damit um?

Mirjam Dembek: Dass wir keine Anbindung an eine Gemeinde mehr haben, ist für uns die größere Umstellung. Aber wir wollen in den Gemeinden präsent sein. Da ist es am einfachsten, gemeinsam Gottesdienste zu feiern – nicht nur zu besonderen Anlässen wie Jubiläen oder Verabschiedungen, sondern ganz normale Sonntagsgottesdienste.

Arne Dembek: Das machen wir regelmäßig – unabhängig von unseren regionalen Zuständigkeiten.

Mirjam Dembek: Wir haben eine Online-Liste mit Terminen, an denen uns die Gemeinden für Gottesdienste buchen können. Mein Eindruck ist, dass das ganz gut angenommen wird.

Arne Dembek: Die Termine sind zumindest immer schnell weg.


Planen Sie noch mehr, um die Verbindung zu den Gemeinden zu stärken?

Arne Dembek: Ja, wir denken darüber nach, mit einem bestimmten Angebot in alle Gemeinden zu kommen, zum Beispiel in der Erwachsenenbildung. Wir übernehmen gerne Gemeindearbeit und das soll nicht untergehen.

Gibt es auch Herausforderungen, wenn sich zwei ein Amt teilen?

Mirjam Dembek: (lacht) Fragen Sie mal unsere Kinder. Wir sprechen viel über das, was wir beruflich tun – zum Beispiel auch am Mittagstisch. Unsere Kinder fordern von uns ein, mal über andere Themen zu reden. Aber unser Beruf spielt auch in unserem Privatleben eine große Rolle.

Arne Dembek: Eine Herausforderung besteht darin, Termine abzustimmen. Zum Glück gibt es digitale Kalender. Ohne diese wäre das Zeit-Management unmöglich.


Termin

Am Sonntag, 3. März, werden Mirjam und Arne Dembek in einem Gottesdienst offiziell in ihr Amt eingeführt (14 Uhr, Gedächtniskirche der Protestation, Speyer, Bartholomäus-Weltz-Platz)

Info: Mirjam und Arne Dembek

Für die 42-jährige Mirjam und den 48 Jahre alten Arne Dembek ist das enge Zusammenarbeiten nicht neu: Sie bezeichnen sich als "gut eingespieltes Team". 13 Jahre teilten sie sich eine Pfarrstelle – zunächst in Ludwigshafen-Mundenheim und seit 2014 in Kandel (Kirchenbezirk Germersheim). Arne Dembek ist zudem mit einer halben Stelle Beauftragter für Interkulturalität der Landeskirche.

Im Oktober 2023 haben sie die Dekansstelle im Protestantischen Kirchenbezirk Speyer angetreten. Er umfasst 37.700 Kirchenmitglieder in 18 Kirchengemeinden – fünf in der Domstadt und 13 im Rhein-Pfalz-Kreis. Damit ist der Kirchenbezirk Speyer der drittgrößte der Landeskirche.

Mirjam und Arne Dembek stammen aus dem Rheinland und haben zwei Töchter im Alter von 11 und 14 Jahren.


Info: Dekansamt

Das Amt der Dekanin oder des Dekans kann seit einer Neureglung im vergangenen Jahr auf zwei Pfarrpersonen verteilt werden. Dies ist in der Landeskirche bei Pfarrstellen schon möglich. Damit will die Landeskirche mehr Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen und hofft, mehr Frauen und Jüngere für das Amt zu gewinnen.

Interview: Yvette Wagner