Fußball und Ethik 

Von wegen Fairplay?! Wie werden Fußballtrikots produziert?

Nicht nur schmutzig aufgrund des Schlamms: Fußballkleidung wird oft unter ausbeuterischen Bedingungen produziert. Foto: Pixabay

Drei Viertel der Fußball-Europameisterschaft liegen noch vor uns, aber bereits jetzt steht eines fest: Egal, welche Mannschaft den Siegerpokal am 14. Juli in den Himmel recken wird – sie wird die Trikots eines großen Sportartikelherstellers tragen.

Doch gerade diese Firmen stehen immer wieder in der Kritik aufgrund der Art und Weise, wie sie beispielsweise Trikots produzieren lassen – in der Regel in Ländern Asiens. Man werfe den Firmen vor, so Pfarrer Ralf Neuschwander aus Landau, Vorsitzender des Arbeitskreises Kirche und Sport der Pfälzischen Landeskirche, dass sie Hungerlöhne zahlten und die Not der Menschen in den Produktionsländern ausnutzten. Denen bliebe in Ermangelung anderer Jobs letztlich nichts anderes übrig als unter schlechten Bedingungen für einen der großen Sportartikelhersteller zu arbeiten. „Wer im Überlebensmodus ist, der hat keine andere Wahl“, so Neuschwander. Wobei sich die Sportartikelhersteller damit nicht unterschieden von vielen anderen Firmen, die ihre Produkte in Ländern der sogenannten Dritten Welt herstellten.

Lediglich Mindeststandards eingehalten

Der Ausrüster der deutschen Nationalmannschaft (der noch weitere fünf Mannschaften bei dieser Europameisterschaft ausstattet) verweist auf seiner Homepage darauf, dass man den „Code of Conduct“ einhielte. In diesem Verhaltenskodex sind unter anderem Arbeitsplatzstandards festgelegt, die die Bereiche Gesundheit, Sicherheit, Arbeitsrechte und Umweltschutz abdeckten. Diese Standards basierten unter anderem auf dem Völkerrecht. Ralf Neuschwander sieht darin allerdings auch eine Marketing-Strategie. „Wenn wir ein Bewusstsein dafür schaffen, dass Mindeststandards entstehen, dann schaffen es große Konzerne nur schlecht, sich dem zu entziehen. Im Gegenteil, sie nehmen das werbewirksam mit auf und haben dann auch die Chance, besser im Markt dazustehen.“ Allerdings gehe es hier um Mindeststandards, da die Hersteller natürlich immer das Interesse hätten, möglichst viel zu verdienen, gibt Neuschwander zu bedenken.

Bewusstsein bei den Menschen schaffen

Der Landauer Pfarrer betont, dass er nicht nur mit dem Finger auf die großen Sportartikelhersteller zeigen möchten. „Letztlich hängen wir da alle mit drin“, sagt Neuschwander. Der Wohlstand unseres Lebens in Deutschland hänge am Ende auch davon ab, dass die Wirtschaft läuft und dafür brauche diese den Konsum. Es sei utopisch zu glauben, dass sich dieses ganze System änderte, aber „wir fangen mal klein an und schaffen ein Bewusstsein für die Problematik“, so Neuschwander. Damit können zumindest kleine Erfolge erzielt werden. Als Beispiel nennt er die Tatsache, dass mittlerweile zumindest einige Bälle der großen Hersteller nicht mehr von Kindern genäht würden.