Kirchenpräsidentin zu Karfreitag und Ostern 

Von der Hoffnung auf Leben

"...und lasse mir die Hoffnung auf Leben nicht nehmen": Der Weg durchs Kreuz führt ins Leben. Bild: FUNDUS

Speyer (lk). "Ostern und Karfreitag haben eine gemeinsame Botschaft", betont Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst: "In allen Schattenseiten, die zu meinem Leben gehören, in all den schlechten Nachrichten, in der manchmal so hässlichen Macht des Todes halte ich mich an den ersten Strahlen der Ostersonne fest und lasse mir die Hoffnung auf Leben nicht nehmen."

Die Kirchenpräsidentin predigt am Karfreitag in Geiselberg (9.30 Uhr) und in Schmalenberg (11 Uhr). Am Ostersonntag predigt Wüst beim Festgottesdienst in der Gedächtniskirche in Speyer (10 Uhr). Oberkirchenrätin Marianne Wagner wird an Karfreitag in Otterbach im Gottesdienst die Predigt halten (10 Uhr). Oberkirchenrat Claus Müller predigt am Ostersonntag in der Lutherkirche in Kaiserslautern (9.30 Uhr).

Die Botschaft der Kirchenpräsidentin im Wortlaut:

"… dass wir durchs Kreuz ins Leben gehen." (EG 79,4)

Die letzte Zeile dieses Passionsliedes von Christoph Fischer ist für mich wie eine Zusammenfassung des Geschehens, in das ich mit Karfreitag und Ostern hineingenommen werden: der Weg ans Kreuz, durchs Kreuz, durch das Reich des Todes in einen Ostermorgen, ins Leben. In den Bildern dieses Weges, wie ihn die Bibel beschreibt, erkenne ich viele Gedanken und Erfahrungen, die mir im Alltag von uns Menschen, im Alltag der Welt begegnen:

Der Weg ans Kreuz: Am Palmsonntag wird Jesus bejubelt und hofiert, wenig später angespuckt und ausgebuht. Wie schnell heben oder senken wir den Daumen über Menschen, verstecken uns in der Menge oder in der Anonymität sozialer Netzwerke, schauen nicht genau hin und plärren doch eine Meinung oder machen wenigstens ein Foto? Der Weg ans Kreuz erzählt etwas über Treue und Loyalität, über Toleranz und Mitgefühl.

Der Weg durchs Kreuz: Am schwarzen Freitag stirbt auf einem Hügel einer, der nichts getan hat; unter dem Kreuz sind nur wenige, die um ihn weinen. Der Krieg in der Ukraine beschäftigt uns nach wie vor, das Entsetzen über unschuldiges Leben, das in den Mühlen des Krieges zerrieben wird. Es wird immer schwerer hinzusehen und auszuhalten. Der Weg durchs Kreuz erzählt etwas über Aufmerksamkeit und Anteilnahme, über Empathie und Gemeinschaft.

Der Weg durch das Reich des Todes: Von Freitagmittag bis Sonntagmorgen lernt Jesus das Reich des Todes kennen, taucht ein in die Realität des Todes. Jeden Tag sterben Menschen. Das sagt sich leicht und hält sich manchmal kaum aus. Dann bleibt die Zeit stehen, Menschen fühlen sich wie gelähmt, verlieren das Gefühl für die Realität des Lebens, weil der Tod in ihrem Leben so mächtig ist. Der Weg durch das Reich des Todes erzählt über Schmerz und Traurigkeit, über schmerzhaft Aushaltenmüssen und verzweifelt Hoffenwollen.

Der Weg in einen Ostermorgen: Drei Frauen berichten den Jüngern, dass sie einen Toten ehren wollten, aber einen Lebendigen gefunden haben; die können es kaum glauben. Der christliche Glaube ist auf dem Rückzug, weil immer mehr Menschen immer weniger glauben können, dass die Geschichte von Jesus Christus etwas für ihr Leben, ihren Alltag austragen kann. Aber der Weg in einen Ostermorgen erzählt über Leben und Alltag, über mich und meine Familie und meine Lebenswirklichkeit.

Der Weg ins Leben: Seit Jahren leben wir unter dem Eindruck von Krisen, haben das unbestimmte Gefühl, dass nichts besser, sondern alles schlimmer wird. Das setzt der Seele zu, macht sie mürbe und müde. Die Geschichte von Karfreitag bis Ostern erzählt davon, dass Leid zum Leben gehört und dass es nicht verschwindet, wenn man es verdrängt, dass damit aber die Geschichte, meine Geschichte nicht endet.

Der Karfreitag macht Mut hinzuschauen, mich den Schattenseiten des Lebens und der eigenen Verletzlichkeit zu stellen. Und das ist möglich, weil ich weiß, dass die Geschichte weitergeht, dass der Weg durchs Kreuz ins Leben führt, dass am Ostermorgen die Sonne aufgeht, dass das Leben das letzte Wort hat. Diese Hoffnung gibt meiner Seele die Resilienz, die ich brauche, um auszuhalten und durchzuhalten. Deswegen gehören auch Karfreitag und Ostern so eng zusammen, haben eine gemeinsame Botschaft: In allen Schattenseiten, die zu meinem Leben gehören, in all den schlechten Nachrichten, in der manchmal so hässlichen und destruktiven Macht des Todes halte ich mich an den ersten Strahlen der Ostersonne fest und lasse mir die Hoffnung auf Leben nicht nehmen.

Hinweis: Mit Tischabendmahlfeiern, meditativen Andachten, Osterfeuern, Gottesdiensten in Pfälzer Mundart oder unter freiem Himmel feiern evangelische Christinnen und Christen in der Pfalz und der Saarpfalz das Osterfest. Eine exemplarische Übersicht haben wir hier (PFD-Datei 184 KB) für Sie zusammengestellt.

Weitere Informationen zu Gottesdiensten und Feiern an Ostern bei den Dekanaten und Kirchengemeinden sowie im Terminkalender auf der Homepage der Evangelischen Kirche der Pfalz: www.evkirchepfalz.de/aktuelles-und-presse/veranstaltungen.